Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest

Todtmoos im Hochschwarzwald

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Todtmoos mit Au, Berghütte, Glashütte, Hintertodtmoos, Höfle, Lehen, Mättle, Prestenberg, Rütte, Schwarzenbach, Strick, Vordertodtmoos (hier befindet sich das Zentrum) und Weg

Hoffnungsstollen - Schaubergwek im Zellermoosweg

Ein kühles Plätzchen ist an heißen Sommertagen sehr willkommen. In Todtmoos findet sich dies "unter Tage": Mit dem im Jahr 2000 eröffneten Schaubergwerk "Hoffnungsstollen" im Zellermoosweg erinnert das Schwarzwald-Städtchen an seine Bergbauvergangenheit, die 1937 nach einer wechselhaften Geschichte ihr Ende fand. Alle damaligen Stollen mit einer Gesamtlänge von rund 300 Metern sind begehbar; der rund 155 Meter lange Eingangstollen, Hoffnungsstollen genannt, auch mit Kinderwagen und Rollstuhl. Weitere Stollen sind über Wendeltreppen erreichbar. Groß waren ab 1798 die Hoffnungen, die sich an den Abbau von Magnetkies und Nickelerz knüpften. Der Name des Stollens erinnert daran: Zwei Bauern hatten auf ihren Wiesen Erze entdeckt. Doch wie enttäuschend sich die Geschichte des Todtmooser Bergbaus entwickelte, ist auf den Tafeln am Eingang des Bergwerks nachzulesen.

Noch interessanter ist es, sie sich von einem erfahrenen Führer wie Siegbert Waßmer erzählen zu lassen und mit ihm zusammen in die Stollen vorzudringen -- warme Kleidung sollte dabei nicht vergessen werden: "Es ist konstant etwa 8 bis 9 Grad kühl hier", erzählt Waßmer. Anhand seiner Erklärungen bekommt man einen Eindruck davon,  wie mühselig der Abbau für die Bergleute gewesen sein muss. Einige der benutzten Werkzeuge sind zusammen mit Bergmannskleidung zu sehen. Ebenso eines jener kleinen Öllämpchen mit Haken, die sich Bergleute bis etwa 1900 an die Gürtel hängten. "Man nannte sie Ölfrösche, es war nicht mehr als ein besseres Kerzenlicht", berichtet Waßmer. Bis 1835 wurde in der Grube Todtmoos-Mättle Magnetkies abgebaut und in der nahe gelegenen Vitriolhütte verarbeitet. Als diese aus verschiedenen Gründen schloss, endete der Abbau. Danach wurde Nickelerz, bisher als Abfallprodukt behandelt, für die Stahlhärtung entdeckt und in kleineren Mengen geschürft. Weitere Untersuchungen ließen auf größere Nickelerzvorkommen schließen. Von 1934 bis 1937 grub man sich deshalb mit dem Hoffnungsstollen tief ins Gestein hinein. Vergeblich: "Die Messungen waren irreführend, man fand nur einzelne Erznester, deren Abbau sich nicht lohnte", erklärt Waßmer. Damit war das Ende der Grube besiegelt. Dass sie nicht vergessen wurde, ist Karl-Heinz Tartsch zu verdanken. Mit einem Schlauchboot erkundeten er und seine Mitstreiter in den 80er-Jahren die damals überfluteten Stollen. Sie brachten die Aufsäuberungsarbeiten zur Errichtung des Schaubergwerks auf den Weg.
Wer heute durch die Stollen geht, begibt sich auch auf eine geologische Reise. Gesteine, Adern und Gesteinsschichten, die durch Verschiebungen vor Millionen von Jahren entstanden sind, gilt es zu entdecken.
Öffnungszeiten: bis 31. Oktober Donnerstag, Samstag, Sonntag und feiertags jeweils von 14 bis 17 Uhr; von November bis April ist donnerstags geschlossen. Ab dem Zellermoosparkplatz fünf Minuten Fußweg zur Grube. Führungen über die Tourist-Info, Tel 07674/90600; vwww.todtmoos.de
21.78.2010, www.badische-bauern-zeitung.de

21.7.2010, Ursula Freudig, mehr auf www.badische-bauern-zeitung.de

 

Postverkehr - Gottfried Zumkeller vom Hirschen in Todtmoos-Au

  
Der Kur- und Wallfahrtsort Todtmoos liegt weit weg von den großen Verkehrsadern. Er war in früheren Zeiten nur über den Hotzenwald, das Wiesental und den St. Antonie-Pass, von Freiburg aus über das Herzogenhorn und Bernau zu erreichen. Von Süden führte nur ein Waldpfad vom Rheintal nach Todtmoos. Erst als Mitte des 19. Jahrhunderts die Straße durch das Wehratal in zweijähriger Bauzeit gebaut wurde, war Todtmoos besser zu erreichen. Der Bau der Wehratalstraße ist ein Meilenstein in der Verbindung vom Rheintal nach Todtmoos. Mit dem Bau des Lungensanatoriums Wehrawald erhöhte sich auch der Wunsch nach einer besseren Verbindung in den Kurort. Es war der Hirschenwirt Gottfried Zumkeller aus Todtmoos-Au, der mit Weitblick die Notwendigkeit einer besseren Verkehrsanbindung vom Rheintal nach Todtmoos erkannte. Er übernahm den Postverkehr in seine Regie. 1902 fuhr er zunächst dreimal täglich mit den Postkutschen von Todtmoos nach Wehr und wieder zurück. Später, als die Motorisierung aufkam, setzte er Taximeter ein, ja sogar mit kleinen Omnibussen befuhr er die Strecke, auch Lastwagen wurden durch das Wehratal eingesetzt. Der Heimatforscher, Kursekretär Rudolf Jordan, stellte fest: „Es ist das Verdienst des Hirschenwirtes Gottfried Zumkeller, dass die Postverkehrsentwicklung durch das Wehratal so frühzeitig einsetzte und dadurch der Kurort Todtmoos rechtzeitig Anschluss an die Verkehrsverbindungen des Rheintales bekommen hat.“ Zumkeller baute für seine Fahrzeuge auch die Postgarage im Häusleweg. 1924 verkaufte Zumkeller alle seine Fahrzeuge samt Postgarage an die damalige Reichspost. Der Hirschenwirt war eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Er betrieb das Gasthaus „Alter Hirschen“ und baute in Todtmoos-Au an der Wehratalstraße das Hotel „Neuer Hirschen“. Hinter dem Hotel entstand ein Freischwimmbad. Der „Neue Hirschen“ war ein gut geführtes Haus, ein rechtes Hotel. Später wurde dieses Anwesen von der deutschen Wehrmacht als Erholungsheim benutzt. Die Franzosen errichteten im „Neuen Hirschen“ nach dem Zweiten Weltkrieg ein Erholungsheim für Familien der Besatzungssoldaten. Mancher alte Todtmooser erinnert sich noch, dass er im „Neuen Hirschen“ unter Küchenmeister Friedrich immer ein gutes Essen unter der Hand bekommen konnte. Dazu wurde ein feiner französischer Wein serviert. Der Name Gottfried Zumkeller ist eng verbunden mit dem bekannten Freiburger Ausstattungsgeschäft Schafferer. Zumkellers älteste Tochter Mina heiratete 1928 den Freiburger Kaufmann Rudolf Schafferer, der in Todtmoos zur Kur weilte. Mina war eine gut aussehende, unternehmerisch begabte Frau. Rudolf Schafferer starb früh. Mina Schaffer, geborene Zumkeller, baute das Geschäft in der Freiburger Kaiser-Josefs-Straße aus. Sicher wurde „zumkellerisches“ Geld dazu verwendet. Mina Schafferer war eine Frau, die zupacken konnte, wenn nötig erledigte sie einfachste Handarbeiten. Sie konnte aber auch als Unternehmerin und Persönlichkeit das Schafferergeschäft bestens repräsentieren. Die Schafferers belieferten die Hotels und Gasthäuser in ganz Südbaden mit Küchenmaschinen. 1959 heiratete Mina Schafferer den Geschäftsführer Karl Jautz. Das Schafferergeschäft blühte, Fachleute mit immensem Fleiß und kaufmännischem Geschick waren am Werk. Die jüngste Tochter von Gottfried Zumkeller Olga, heiratete den Volkswirt Eduard Schupp, der ebenfalls in den Schaffererbetrieben tätig war. Die Schafferers stellten in ihrem Betrieb in Freiburg auch Waagen her. Der Höhenflug der Schaffererbetriebe hat Wurzeln in Todtmoos. Bis zum heutigen Tag haben die Besitzer von Schafferer die Verbindung zum Hause Gottfried Zumkeller nicht vergessen. Immer wieder kommen die Nachfahren in das Geburtshaus von Gottfried Zumkeller, des verdienstvollen Vorfahren, zurück.
Herrmann Oehler, 4.3.1009, www.suedkurier.de

Zwei Kleinwasserkraftwerke im Säge- und Hobelwerk Zumkeller

Die Gemeinde Todtmoos ist stolz auf den hohen Anteil regenerativer Energie. Im Energiemix können rund zehn Prozent des Strombedarfs von den Betreibern der sieben Kleinwasserkraftwerke auf Todtmooser Gemarkung abgedeckt werden. Einer von ihnen ist Christian Zumkeller, der in Todtmoos-Au das Familienunternehmen Zumkeller Holz in siebter Generation weiterführt. Seiner Meinung nach ist das Potenzial der Wasserkraft im Schwarzwald noch längst nicht ausgeschöpft.
Alles von Susanne Filz vom 24.1.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/todtmoos/mehr-als-ein-hobby


 

Dr. Norbert Prümm sucht Musiker für Musikerstammtisch

Nach der Vorstellung von Dr. Norbert Prümm aus Hintertodtmoos soll es zukünftig in Todtmoos einen regelmäßigen Musikerstammtisch geben. Dorthin sollen Musiker kommen, um sich auszutauschen und vielleicht auch gemeinsam etwas Neues auszuprobieren.

Wann und wo soll denn das erste Treffen, der erste Musikerstammtisch stattfinden?
Prümm: Das erste Treffen soll am Dienstag, 18. November, ab 20 Uhr im Internationalen Gästehaus Luginsland in Todtmoos-Weg stattfinden.
Welchen Kreis an Interessenten können Sie sich an diesem Musikerstammtisch vorstellen?
Prümm: Alle, die im engeren oder im weiteren Sinne sich mit Musik beschäftigen. Dazu zählen für mich sowohl Hobbymusiker als auch Profis, Dirigenten, Sänger, Komponisten, Textdichter und Liedermacher, einfach Musikinteressierte und Musikbegeisterte. Der Musiker-stammtisch soll auch nicht als reiner Männerstammtisch verstanden werden, auch Frauen sind dabei herzlich willkommen.
Wie soll denn der Stammtisch nach Ihrer Meinung ablaufen?
Prümm: Regeln sollte es zunächst mal keine geben. Es könnte aber so laufen, dass die Stammtischteilnehmer Instrumente mitbringen, eventuell auch Noten und Texte und einfach loslegen. Allein spielen, singen, mitspielen oder mitsingen.
An welche Instrumente für den Stammtisch denken Sie und welche Art von Musik schwebt Ihnen vor?
Prümm: Alles was leicht transportabel ist: Gitarre, Klarinette, Flöte, Handörgeli, Geige, Mandoline, Mundharmonika, Saxophon, Banjo, Waschbrett – mit und ohne Bauch… Eine Musikrichtung soll nicht vorgegeben werden. Eben alles, was gefällt, kann gesungen oder gespielt werden. Sei es nun Klassik oder Folklore, Jazz, Blues, Gospel Country, Gassenhauer, Schnulzen, Schlager, Evergreens…
Muss man sich für den Stammtisch anmelden?
Prümm: Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Sollten aber noch Fragen zum Musikerstammtisch bestehen, bin ich unter dem Telefonanschluss 07674/920 554 zu erreichen.
12.11.2008, www.lebensart-see.de

Gruppe "Federhut" unter Leitung von Norbert Prümm

 

Wasserkraftwerk von Ernst Maier in der Höfle-Säge

Ernst Maier betreibt in der Höfle-Säge ein modernes Kraftwerk und erklärt den Besuchern gerne die Funktionsweise der Turbinen. Der erste elektrische Strom wurde in der Höflesäge bereits 1913 erzeugt.

Die Nutzung regenerativer Energiequellen genießt in der Tourismusgemeinde Todtmoos einen hohen Stellenwert. Schon zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts besannen sich einige Bewohner des oberen Wehratales auf die Kraft der fließenden Gewässer und nutzten sie zur Stromerzeugung. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte entstanden so an den Bachläufen zahlreiche von privater Hand betriebene Wasserkraftwerke unterschiedlicher Größe. Aktuell befinden sich auf der Todtmooser Gemarkung, unter anderem in Glashütte, Schwarzenbach und Au, insgesamt sieben Anlagen dieser Art: "Der Schwarzwald ist eine uralte Wasserkraftregion", unterstreicht Ernst Maier aus Todtmoos-Rütte die Bedeutung dieser Art der Energiegewinnung. Zudem, erklärt er, sei Wasserkraft im Vergleich mit anderen regenerativen Energien sehr effektiv. Der 60-jährige Holzschnitzer selbst betreibt in der ehemaligen Höflesäge als Hobby ein wahres "Vorzeigekraftwerk". Bereits seit vier Generationen dreht sich bei Maiers alles rund um die umweltschonende Energiegewinnung quasi vor der Haustür. Als Säge- und Elektrizitätswerk wurde das Gebäude 1913 erbaut und lieferte damals den elektrischen Strom für die Ortsgemeinde Hintertodtmoos. Alle sieben Todtmooser Kleinkraftwerke zusammen erzeugen jährlich rund 900000 Kilowattstunden Strom, der in das öffentliche Netz eingespeist wird. "Energie aus Wasserkraft ist schadstofflos und erneuerbar", so Ernst Maier. Es gäbe jedoch noch immer Vorurteile gegen diese Energiegewinnung. Zum Schutz des Fischbestandes wurde im Sägebach, der als Wasserspeicher für die beiden Pelton-Turbinen dient, ein feiner Rechen eingebaut. Durch die Funktionsweise dieser Turbinen werde das Wasser mit Sauerstoff angereichert und damit steige die Qualität des Wassers und somit das Wohlbefinden der Fische, erklärt Ernst Maier.

Seit einiger Zeit ist das Höfle-Kraftwerk Teil des Todtmooser Energiepfades, der Einrichtungen in der Gemeinde zur Nutzung umweltfreundlicher Energien miteinander verbindet: "Erneuerbare Energie muss man im Zusammenhang sehen", so Ernst Maier zum Sinn und Zweck des informativen Energiepfades, zu dem auch die Biomasseheizanlage beim Kurhaus gehört. Bei den regelmäßig angebotenen Führungen sei das Interesse vor allem bei den Feriengästen groß, freut sich der 60-Jährige. Er geht sogar noch einen Schritt weiter. Diese Anstrengungen zur Nutzung erneuerbarer Energie müsse von Seiten der Gemeinde im Tourismusbereich noch besser vermarktet werden. Als positives Beispiel hierfür nennt Maier die Tourismusgemeinde Oberstdorf im Allgäu. Deshalb haben Ernst Maier und sein Sohn Jürgen auch schon neue Pläne. Durch den Bau einer neuen Druckleitung vom Sägebach durch die Rabenschlucht soll zum einen die Kapazität des Kraftwerks gesteigert werden. Zusätzlich wird ein Stromkabel in der Schlucht verlegt. So soll es in naher Zukunft möglich sein, die wild-romantische Schlucht zwischen Höfle und Strick als besondere touristische Attraktion nachts zu beleuchten. Außerdem soll ein neuer Hydrant zur Verbesserung des Brandschutzes beitragen: "Möglichst viele sollen von dieser Maßnahme einen Vorteil haben", so der engagierte Kraftwerkbetreiber Meier.
Andreas Böhm, 28.9.2008, www.suedkurier.de

Ernst Maier, Holzbildhauer, Graf-Dürckheim-Weg 13 a , 79682 Todtmoos-Rütte, Tel 07674-8552
Maier betreibt in der ehemaligen Höflesäge ein Wasserkraftwerk

Pilgerweg Freiburg - Oberried - Feldberg - Bernau - Todtmoos

Im 15. Jahrhundert pilgerten viele Menschen von Freiburg nach Todtmoos zur Wallfahrtskirche "Zu unserer lieben Frau" — ein historischer Weg, der lange in Vergessenheit geraten war. Leserinnen und Leser der Badischen Zeitung Haben ihn jetzt als krönenden Abschluss des Sommerferienwanderprogramms unter Leitung von BZ-Regionalverlagsleiter Hans Loritz wieder aktiviert.

Grund für die Pilgerwanderungen im 15. Jahrhundert war die seinerzeit grassierende Volksseuche Pest, die vielen Kranken den Tod brachte. 1429 waren es vierzig ausgesuchte Bürger, begleitet von 13 Priestern, die den damals für die meisten ohne moderne Wanderausstattung doch sehr beschwerlichen Fußweg auf sich nahmen. 1472 folgte eine große Wallfahrt von Freiburg aus mit rund 500 Personen. Die BZ-Wandergruppe hatte sich zum Start im Freiburger Münster getroffen, wo die Teilnehmer von Pfarrer Alfons Ruf in netter Form während der Frühmesse verabschiedet wurden. Zuerst führte der Weg vorbei an Oberneuhäuser bei Kirchzarten — wo einst beim Pfisterhof ein Karmeliterkloster stand — nach Oberried. Hier erfuhren die Teilnehmer vom Wirken und der Lebensweise des Ordens der Wilhelmiten, die einst in St. Wilhelm und Oberried ansässig waren. Nach der Mitagspause führte der Weg weiter nach St. Wilhelm und über den Napf zum Feldberg, wo übernachtet wurde. Nach dem Bezug der Zimmer in der Burgstube und im Hotel Feldberger Hof waren beim Abendessen alle stolz auf die 30 Kilometer, die sie bis dahin hinter sich gebracht hatten. Und am nächsten Morgen ging’s bei Sonnenschein hinauf zur Grafenmatt und vorbei am Herzogenhorn hinab nach Bernau. Vor dem Abstieg genossen alle die Rundsicht zurück zum Feldberg und den umliegenden Schwarzwaldbergen.
In Bernau wurde im Kurpark eine Mittagspause eingelegt, um so gestärkt die letzte Etappe auf dem Weg der Besinnung nach Todtmoos zurückzulegen. In der Wallfahrtskirche in Todtmoos wurden die Teilnehmer von dem Pauliner-Pater David herzlich begrüßt, der sich für die Idee, diesen historischen Weg wieder zu begehen, begeisterte und den Pilgern dankte. Nach zwei erlebnisreichen Tagen hieß es wieder Abschied nehmen in der Hoffnung, dass die Badische Zeitung auch im nächsten Jahr solche Themenwanderungen anbietet.

Hans Loritz, 26.9.2008, BZ

 

Dr. Ludwig Kühner war ein echter Glücksfall für Todtmoos
 
Mit unermüdlichem Einsatz machte sich der passionierte Heimatforscher um das Dorf und die ganze Region verdient / Vielseitige Interessen und Talente

Dass es heute möglich ist, wichtige Episoden aus der Todtmooser Ortsgeschichte zu erfahren, ist auch der unermüdlichen Arbeit des Todtmooser Heimatforschers Dr. Ludwig Kühner (1914 — 2003) zu verdanken. Alte Pfarrbücher, Wallfahrtsbüchlein und Akten im Generallandesarchiv hat der in Riegel als Pfarrersohn geborene jahrelang gründlich studiert. Die Ergebnisse sind in fünf Heften für die Mitglieder des Fördervereines veröffentlicht worden. Drei davon sind besonders hervor zu heben. Erstens das aus der Geschichte von Todtmoos und seinem Heimatmuseum, zweitens das mit Beiträgen zur Geschichte des Landkreises Waldshut, in dem vor allem das prächtige Todtmooser Pfarrhaus behandelt wird, und drittens der Sonderdruck "Die frühere Todtmooser Renaissance Kirche von 1628" . Kühner forschte auch über den Heimatforscher Josef Ruf (1896) und veröffentlichte im Jahr 1997sein Büchlein "Todtmoos, das Heiligtum der Hauensteiner". Das Wirken des Freiburger Münsterbaumeister Paul Booz, der aus Todtmoos stammte, würdigte er ebenso wie dessen literarisches Werk, "Kloster St. Blasien" . Das Hauptverdienst des fleißigen Lungenfacharztes aber ist die Gründung des Fördereins Heimatmuseum und Geschichte und damit die Schaffung eines Heimatmuseums im Jahre 1983. Schon die Suche nach einem Haus, das als Museum eingerichtet werden konnte, machte Mühe und benötigte Verhandlungsgeschick. Dr. Ludwig Kühner hing mit ganzem Herzen an der Verwirklichung dieses Projektes. Kein Gang war ihm zu viel. Mehrere Häuser in Todtmoos wurden in Betracht gezogen, manches harte Wort und manche Absage musste er einstecken. Mit viel Sorgfalt trug er die Exponate zusammen, die heute wertvolle Stücke in der Ausstellung sind. Seine überragenden Geschichtskenntnisse, sein Kunstsinn, seine Fähigkeit eine klare Konzeption zu erarbeiten, kamen beim Aufbau des Museums voll zum Tragen.
Bei seinen Geschichtsforschungen halfen ihm seine sprachlichen Kenntnisse. Latein war für den Schüler eines altsprachlichen Gymnasiums kein Problem. Als es darum ging,  auf dem Friedhof das seit 1919 erhaltene "Russen-Grab" zu erforschen, war Dr. Kühner in seinem Element. Als Wehrmachtsarzt hatte er den Russlandfeldzug erlebte und dabei die russische Sprache erlernt. Die Erforschung des Todtmooser Heilklimas betrieb er mit viel Engagement. Zusammen mit dem Physiotherapeuten Lothar Berchtold hat er die Bewegungstherapie begründet. Der Todtmooser Wandertest mit Stoppuhr, Pulsmessen und einem selbst konstruierten Messgerät zur Wattmessung und die Erstellung der kühnerischen Watttabelle zeugen vom erfinderischen Geist des Todtmooser Arztes. In zahlreichen Selbstversuchen prüfte er die Leistungsfähigkeit des Herzens. In Todtmoos wurden von Dr. Ludwig Kühner und Lothar Berchtold die Terrainkurwege eingerichtet und betrieben. Seine Informationen und Erkenntnisse gab er an die Klimaforscher weiter und warb so für das heilende Todtmooser Klima.
Ludwig Kühner war dem Schwarzwaldverein sehr verbunden. Auf seine Initiative hin entstand der Wanderweg "Begegnung und Besinnung" , der mit zahlreichen Stationen zwischen der Todtmooser Kirche und Bernau eingerichtet wurde. Er selbst hat mit einer frohen Wanderschar die erste Begehung dieses Weges vorgenommen. Begegnung und Besinnung waren Lebensinhalte für Ludwig Kühner. Fast 20 Jahre war er in der evangelischen Gemeinde Todtmoos als Gemeindeältester tätig. Auch als anerkannten Lungenfacharzt schätzten ihn die Todtmooser. In Todtmoos übernahm er 1956 die Leitung des "Kursanatoriums Sonne" der Familie Fürsatz. Als die Klinik Wehrawald einen Oberarzt suchte, holte ihn der bekannte Chirurg Dr. Good an seine Klinik. Bürgermeister Wolfgang Heuschmid und Ludwig Kühner waren ein erfinderisches Paar. Heuschmid schätzte die immense Arbeit des Heimatforschers, die dieser für Todtmoos leistete. Im November 1989 wurde Dr. Ludwig Kühner ob seiner großen Verdienste für Todtmoos die Ehrenmedaille von Todtmoos durch Bürgermeister Wolfgang Heuschmid in einer Feierstunde überreicht.
Hermann Oehler, 20.9.2008, BZ

 

Gasthaus Sternen in Schwarzenbach besonders behindertenfreundlich

Das "Gasthaus Sternen" in Todtmoos-Schwarzenbach wurde dieser Tage überraschend mit einer Urkunde und der Plakette: "unbehindert miteinander" , für guten Service für Menschen mit Behinderungen ausgezeichnet. Diese Auszeichnung, mitgetragen von der Diakonie, dem Deutschen Hotel- und Gasstättenverband (Dehoga), dem Einzelhandelsverband und der Lebenshilfe, entspringt der Arbeit der "Aktion Mensch" . Die Leiterin des "Hauses der Diakonie" in Wehr-Öflingen, Ulla Krug, und Diakoniemitarbeiterin Cornelia Bangert sowie zwei Bewohnerinnen vom "Haus der Diakonie" , Gisela Frenk und Helga Lindemer, überreichten bei einem Besuch die Auszeichnung an Monika Schnabel vom "Gasthaus Sternen" . Sozusagen verdeckt und vor allem ohne Ankündigung getestet wurde das "Gasthaus Sternen" von einiger Zeit von Mitarbeitern der Diakonie in Begleitung von Menschen mit Behinderung. Dem sehr guten Ergebnis folgte nun diese Auszeichnung.
5.8.2008, BZ

 

Zwei Schwarzwälder Originale und ein Foto, das um die Welt ging
 



 

Zwei Schwarzwälder Originale und ein Foto, das um die Welt ging
Daniel und Theodor Schmid führten in Todtmoos-Strick ein arbeitsreiches und bescheiden Leben
Zwei Männer, die mehr dachten und sahen als redeten.

Repro: Hermann Oehler

 


Daniel und Theodor Schmid führten in Todtmoos-Strick ein arbeitsreiches und bescheiden Leben / Zwei Männ, die mehr dachten und sahen als redeten

  Das Bild der beiden Brüder Daniel und Theodor Schmid aus Todtmoos-Strick ging um die halbe Welt. Selbst in den USA wurde die Fotografie von Karl Seufert vor dem Zweiten Weltkrieg in einem großen Journal veröffentlicht. Karl Seufert war ein Fotograf mit hohem technischem Können und ein Künstler. Die beiden Brüder Daniel und Theodor waren schwarzwälder Originale, geprägt von der Landschaft mit den dunklen Wäldern, von kargen Böden und einem harten arbeitsreichen Arbeitstag, die mehr sahen und dachten als redeten. Beide wohnten ihr Leben lang in Todtmoos-Strick in einem mehr als 300 Jahre alten Schwarzwaldhaus am Ausgang des Ortsteiles. Ihren Heimatort haben sie kaum verlassen. Nur zum Feldberg führte sie im Sommer ihr Weg. Dort, auf dem höchsten Schwarzwaldberg, blieben sie acht Tage, um sich als Holzmacher zu verdingen. Daniel, der ältere der beiden Brüder, 1858 geboren, starb 1937. Er hatte auf dem Bild die Pfeife im Mund. Im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Theodor ziert ein schwarzer, wohlgepflegter Bart sein markantes Gesicht . Noch heute heißt sein Heimathaus "s’Daniele". Theodor, Jahrgang 1861, starb 1941. Er hatte einen langen schlohweißen Bart und war wohl der lebhaftere der Beiden. Er galt als Meister auf der Mundharmonika und spielte Volkslieder. In jungen Jahren soll er auch ab und zu nach den "Wiiber-Völkern" geschielt haben. Aber beim "Schielen" ist es wohl nicht geblieben, darüber berichteten Otto und Oktavine Maier. Als eine Strickerin schwanger war, suchte er sie auf und sagte: "Du weisch, des Kind isch nit vo mir" .
Beide Brüder waren rechte Schmid-Nachfahren, fleißig, zielstrebig und hatten ihr eigenes Köpfchen. Das Schmid-Geschlecht stammt aus Treblitz-Schönau im Erzgebirge, verließ um 1670 das österreichisch-ungarische Kaiserreich, um im Schwarzwald auf Geheiß des Kaisers zu roden. Daniel und Theodor blieben unverheiratet, ebenso wie ihre jüngere Schwester, die Marianne.

Ihr Alltag begann bereits früh morgens um 5 Uhr, selbst im Winter standen sie zu dieser Zeit auf. Draußen war es noch stockdunkel. Beim Schein der Petroleumlampe zogen sie sich an. Das elektrische Licht kam erst 1923 nach Todtmoos-Strick und Todtmoos-Weg. Am Kachelofen warteten sie, bis es draußen hell wurde. Das Frühstück bestand aus "Brägel, angeröstete Kartoffel, und Milch. Das Brot wurde in Brocken in die Milch "gedunkt" . Im Sommer wurde nach dem Frühstück das Vieh im Stall versorgt, dann wurde der Rucksack gepackt und los ging’s mit Axt und anderen notwendigem Gerät auf der Schulter. Im Schweiße ihres Angesichtes haben Daniel und Theodor große Flächen des Waldes gerodet. Von der großherzoglichen Forstbehörde in Karlsruhe hatten sie die Erlaubnis bekommen, den "Plätzliwald" auf der Stricker Höhe zu roden. Dort stand ein Hektar Hochwald, der binnen zwölf Jahren gerodet werden sollte. Nach sieben Jahren aber war der Hochwald geschlagen und die Wurzeln waren beseitigt. Es war die Zeit, als die Vieh- und Milchwirtschaft immer mehr an Bedeutung im Todtmooser Tal gewann. Mittags marschierten sie heim zur Marianne. Die kleine Schwester hatte das Mittagessen bereitet. Sauerkraut, Speck und Kartoffeln, die natürlich selbst gepflanzt wurden. Oft aber wurde auch den ganzen Tag über im Wald gearbeitet. Spät abends, wenn die langen Schatten sich über die Wiesen ausbreiteten, wurde der Heimweg angetreten. Nun musste der Stall gemacht werden. Das bedeutete: Melken, ausmisten, Heu oder Öhmd von der Tenne holen, das Vieh füttern und Hecksel schneiden. Gerade im Winter musste jeden Tag Kurzfutter mit dem Hecksel, einer einfachen Maschine, geschnitten werden. Es war ein erfülltes Tagewerk, das die Brüder zu verrichten hatten. Im Winter wurde vor dem Haus Schnee "geschoren" . In den schneereichen Wintern war das oft harte Arbeit. Mit Schneeräumen waren die Beiden oft tagelang beschäftigt. Hektik war ihnen fremd. Krank waren sie kaum. Sie wurden für die damalige Zeit "steinalt" . Daniel 79 Jahre, obwohl die lange Pfeife bei ihm nur selten ausging. Theodor wurde gar 80 Jahre alt und auch die wortkarge Schwester Marianne erreichte ein hohes Alter.
Hermann Oehler, 14.4.2008, www.badische-zeitung.de

 

 

Alemannische Dialekte in Todtmoos untersucht

In Interviews kommen die Wissenschaftler den verschiedenen Aussprachen und deren Verbreitung auf die Spur

Sprache ist allgegenwärtig aber dabei doch so individuell, dass sie immer wieder Anlass zur wissenschaftlichen Untersuchungen und Erforschungen gibt. Das wissen auch die beiden Doktoranden der Uni Freiburg, Sandra Hansen und Philipp Stoeckle, die sich derzeit mit dem Projekt, "Regionaldialekte im alemannischen Dreiländereck" beschäftigen. Während Sandra Hansen ihr Hauptaugenmerk auf die Phonetik, also auf die Aussprache und Verwendung einzelner Wörter und Sätze legt, beschäftigt sich ihr Kollege Philipp Stoeckle mehr mit den Sprachräumen und deren Abgrenzung voneinander.
In insgesamt 37 Orten werden Interviews geführt, um genügend Material für ihre wissenschaftliche Auswertung zu bekommen. Die Doktorarbeiten sollen in etwa zwei Jahren abgeschlossen sein. Die Grenzen des Untersuchungsraumes liegen nördlich bei Herbolzheim und südlich bei Waldshut. Zu den Untersuchungsorten gehören auch drei grenznahe Orte im Elsass und zwei in unmittelbarer Nähe zur Schweiz. Dieser Tage nun wurden die ersten Interviews in Todtmoos geführt, weitere werden in den nächsten Wochen folgen.
In Todmoos stellte sich für diese Studie Schreinermeister Frieder Maier den Fragen der Wissenschaftler. Die Probanden wurden und werden nach eng gesteckten Kriterien ausgesucht, damit die jeweiligen Ergebnisse vergleichbar sind. Das Alter der Befragten muss zum Beispiel zwischen 25 und 35 Jahren und 60 und 70 Jahren liegen. Mehr oder weniger aus allen Orten des Regierungspräsidiums Freiburg hatte man aus jedem Ort nur einen, möglichst den ältesten Einwohner, interviewt. Interessant fanden die beiden jungen Wissenschaftler auch die ihnen zugetragene Information dass der in Todtmoos-Schwarzenbach 1886 geborene und später als Professor in Schopfheim tätige Albert Kaiser seine Doktorarbeit 1910 an der Uni Freiburg schrieb mit dem Titel " Lautlehre der Mundart von Todtmoos-Schwarzenbach" . Dr. phil. Albert Kaiser starb übrigens im Jahr 1949 in Bretten.
Hans-Dieter Folles , 16.1.2008, BZ

 

Drei Vereine freuen sich über jährlichen Sparkassen-Zuwendungen

Ein warmer Geldregen in Form der jährlichen Zuwendung der Sparkasse Hochrhein für gemeinnützige Zwecke ging am Freitagnachmittag auf drei Todtmooser Vereine nieder. Der Gesamtbetrag von 3200 Euro wurde rückwirkend für das Geschäftsjahr 2006 auf den Kulturkreis Todtmoos (1200 Euro), den Schwarzwaldverein, Ortsgruppe Todtmoos (1000 Euro), und den Förderverein Heimatmuseum und Geschichte (1000 Euro) aufgeteilt.

"Ich denke, dass Deutschland ein Stück ärmer wäre, wenn Menschen wie Sie diese Arbeit nicht machen würden" , würdigte Roland Supper, Direktor der Gesamtsparkasse Hochrhein, im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Todtmooser Rathaus. Die Vertreter der Vereine gaben ihrer Freude Ausdruck und erläuterten, nachdem sie den Scheck aus den Händen von Roland Supper entgegengenommen hatten, welche Projekt mit dem Geld verwirklicht werden sollen. So will der Schwarzwaldverein die Wehraquelle unterhalb des Schwarzen Stocks mit einer Stein- oder Keramiktafel kenntlich machen. Mit Blick auf den Schluchtensteig und den Wehratal-Erlebnispfad bedeute diese Investition eine Rückführung des Geldes an die Allgemeinheit" , erklärte Ortsgruppenvorsitzender Hans-Dieter Folles. Der Förderkreis Heimatmuseum möchte den Kellerraum des Rathauses für die Unterbringung von Exponaten ausbauen und möblieren. Außerdem sollen im Heimatmuseum digitalisierte Ansichtskarten die Gäste über die historische Entwicklung der Gemeinde Todtmoos informieren: "Es ist wichtig, die Menschen vertraut zu machen mit der Region, in die sie kommen" , sagte Klaus Lange, Vorsitzender des Förderkreises Heimatmuseum.
Susanne Haller, Vorsitzende des Kulturkreises Todtmoos, stellte in ihrer Dankesrede kein bestimmtes Projekt vor, da das Programm 2008 noch nicht feststehe. Stattdessen wies sie auf die geplante enge Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Gemeinde Wehr und mit dem Reha-Zentrum Todtmoos hin und überreichte Roland Supper den Programm-Flyer des Kulturkreises für das laufende Vereinsjahr, damit dieser sich ein Bild von den Aktivitäten des Vereins machen könne. Darüber, wer in den Genuss der Sparkassen-Förderung kommen würde, hatten Bürgermeister Herbert Kiefer und Wilhelm Hottinger, Leiter der Sparkassen-Geschäftsstelle Todtmoos, zuvor gemeinsam beraten und der Sparkasse die entsprechenden Vorschläge dann unterbreitet. Der Gemeinderat hatte die Zuwendungen in seiner öffentlichen Sitzung am 30. Oktober einstimmig akzeptiert.
22.11.2007

 


 

Skihalle: Wieso wird ein kreatives Projekt so verunglimpft?

Der politische Druck, der offenbar ausgeübt worden ist, scheint mir ganz unverhältnismäßig zu sein. Ein Vorschlag zu einer kreativen Denkpause wäre für alle Beteiligten sehr viel leichter annehmbar gewesen. Jetzt wird die Lage in der BZ so dargestellt, als ob der Skiclub einen dummen Vorschlag gemacht hätte ("Idiotie oder Traum" ). Dabei handelt es sich um ein Projekt, das Todtmoos nachhaltig eine Konsolidierung im touristischen Bereich gewähren kann. Wieso wird ein kreatives Projekt derart verunglimpft?

Nachvollziehbar wäre es, wenn ein Gutachten in Auftrag gegeben würde, in dem allen ökologischen und wirtschaftlichen Bedenken Rechnung getragen würde, alternative Lösungsvorschläge erarbeitet und die Vor- und Nachteile sorgfältig gewichtet würden. Kommunal-, Kreis-, Landespolitiker/-innen und Bürger/-innen hätten damit eine Diskussions- und Entscheidungsgrundlage, die den Todtmooser Gegebenheiten Rechnung tragen würden. Wozu diese voreilige Ablehnung, warum wurde der Skiclub in der Sitzung am Dienstag gleich gedrängt, den Plan zurückzunehmen? Warum bekamen die Todtmooser Politiker/-innen für ihre positive Grundsatzentscheidung nicht mehr Gehör? Viele Fragen stellen sich dem Betrachter bei diesem Trauerspiel, wo ein Projekt, noch bevor es keimen konnte und die Todtmooser nach ihrer Meinung befragt wurden, in Grund und Boden gestampft wird.
BZ-Leserbrief vom 18.8.2007 von Pieter Loomans, Todtmoos

 

Idiotie und Traum - Keine Skihalle

Wer vorankommen will, muss das Unmögliche denken. Aber er muss auch zwischen Idiotie und Traum zu unterscheiden wissen. Das Regierungspräsidium hat dies dem Skiclub Todtmoos in bemerkenswerter Deutlichkeit klar gemacht. In Todtmoos, das ist jetzt klar, wird es keine Skihalle geben. Das ist gut so, denn eine solche Halle hätte den Bilderbuch-Schwarzwald in dieser Region nachhaltig gestört, wenn nicht gar zerstört. Sie wäre auch ökonomisch unsinnig gewesen: Um sie auszulasten, hätte man Unsummen in eine bessere Verkehrsanbindung der Gemeinde und in Parkraum investieren müssen — Geld, mit dem die Allgemeinheit eine verrückte Geschäftsidee einiger weniger subventioniert hätte. Doch so klar und richtig das staatliche Nein an dieser Stelle ist, so wenig löst es die Herausforderung vor der im Schwarzwald nicht nicht nur Todtmoos steht. Zu finden sind Angebote, die Touristen anziehen, ohne die Landschaft zu zerstören und die auch dann attraktiv sind, wenn Schneemangel im Winter und Regen im Sommer ansonsten die Urlaubsfreude vermiesen. Auf sich allein gestellt, kommt da keine Gemeinde weit. Gefragt ist ein Gesamtkunstwerk mit Großprojekten (Europa-Park, Erlebnisbäder) an den Verkehrsachsen und Ruheinseln, Wellness- und Fitnessangeboten sowie guter Gastronomie in der Idylle. Auch wenn man nie genug gute Ideen haben kann, vieles gibt es bereits. Das sollte man weiterentwickeln und nicht mit Idiotien zerstören.
Thomas Hauser, 27.7.2007

Skihalle: 650-Meter-Röhre am Hausberg wird nicht gebaut
Es war ein hartes Stück Arbeit, dem Skiclub die geplante Skihalle in Todtmoos auszureden. Doch schließlich ließen sich die Initiatoren vom Regierungspräsidium Freiburg und Landratsamt Waldshut gestern überzeugen: Sie haben keine Chance, ihren Traum zu verwirklichen. Die Skihalle am Todtmooser Hausberg Hochkopf sollte 650 Meter lang und 35 Meter breit werden. Jetzt haben die Initiatoren vom Skiclub Todtmoos klein bei gegeben: Sie wollen das Projekt nicht weiterverfolgen. Zwei Stunden brauchten der Erste Landesbeamte des Landkreises Waldshut, Jörg Gantzer, und Reinhold Schwarz vom Freiburger Regierungspräsidium, um sie zu überzeugen, dass ihr Vorhaben nicht genehmigungsfähig ist. Die Halle war bei Umweltschützern auf heftige Kritik gestoßen und hatte bereits den Landtag beschäftigt. Bereits am vergangenen Dienstag waren Vertreter des Wirtschafts- und Umweltministeriums sowie der betroffenen Behörden zum Ergebnis gelangt, dass das Vorhaben keine Chance hat. Ähnlich wie bei der in Sasbachwalden in der Ortenau geplanten Skihalle, die Anfang 2004 am Widerstand des Umweltministeriums und des Freiburger Regierungspräsidiums scheiterte, wurde dies auch für Todtmoos vorwiegend mit Natur- und Umweltschutz begründet. Mit ihren Ausmaßen wäre die in einem Wasserschutzgebiet geplante Skiröhre ein zu massiver Eingriff in eine weitgehend unberührte Landschaft im Naturpark Südschwarzwald. Beim Bau würden außerdem Biotopflächen zerstört. Das Projekt liefe einem naturverträglichen Tourismus zuwider und könnte auch aus verkehrstechnischen Gründen nicht genehmigt werden: Der Standort sei schlecht zu erschließen. Nicht zuletzt wurde die Rentabilität in Frage gestellt. Nach aller Erfahrung sei ein solcher Ganzjahresbetrieb auf ein dicht besiedeltes Einzugsgebiet angewiesen. Auch der Regionalverband Hochrhein-Bodensee meldete deutliche Zweifel an. Der Todtmooser Gemeinderat hatte sich in einem Grundsatzbeschluss dafür ausgesprochen, die Skihallen-Pläne weiterzuverfolgen. "Wir wollten verhindern, dass dabei vergeblich Geld investiert wird" , sagte Reinhold Schwarz gestern. Regierungspräsident Sven von Ungern Sternberg, Regionalverbandsvorsitzender Bernhard Wütz und Landrat Tilman Bollacher begrüßten "vor dem Hintergrund der negativen Erfahrungen in Sasbachwalden" , dass sich Land und Region in Sachen Skihalle frühzeitig festgelegt haben. Infrastrukturmaßnahmen seien zur Steigerung der Attraktivität im Südschwarzwald zwar notwendig. Hierzu gehöre jedoch keine Skihalle.
Stefan Sahli , 27.7.2007, www.badische-zeitung.de

Badische Zeitung Freiburg


 

Klinik Wehrawald gesprengt: Asbest-Dosis eher unerheblich

Am 23. Juni, 5. und 21. Juli sowie am 29. September 2006 stiegen während der vier Sprengungen der ehemaligen Klinik Wehrawald in Todtmoos große Baustaubwolken in die Luft — asbestbelastete Staubwolken, wie man inzwischen weiß. Wie groß war die gesundheitliche Gefahr, der Schaulustige, Patienten und Anwohner ausgesetzt waren? Unsere Mitarbeiterin Susanne Filz sprach mit der Umweltmedizinerin Barbara Dohmen aus Murg über die Risiken.

BZ: Frau Dohmen, welche gesundheitlichen Folgen hat es, wenn man kurzzeitig asbestbelastetem Baustaub ausgesetzt ist?
Dohmen: Über kurzzeitige Auswirkungen wissen wir eigentlich wenig. Eine akute Wirkung kurzfristiger hoher Belastung könnte sich in einer unmittelbar darauf ausbrechenden Entzündung des Atemtraktes zeigen.

BZ: Wie hoch schätzen Sie das Risiko ein, dem die Menschen während der Sprengungen ausgesetzt waren?
Dohmen: Es kommt darauf an, wie hoch die eingeatmete Konzentration war. Ich glaube nicht, dass sich das im Nachhinein noch feststellen lässt. Die Arbeitsmedizin geht davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit, Lungenkrebs zu bekommen, dann besteht, wenn eine Dosis von mehr als 100 Fasern pro Kubikmeter hochgerechnet auf 25 "Faserjahre" auf einen Menschen einwirkt, das wären also 25 Millionen Fasern pro Jahr. Demnach ist es höchst unwahrscheinlich, dass sich ein Zuschauer der Sprengungen Sorgen machen muss.

BZ: Muss man bei den Auswirkungen unterscheiden zwischen gesunden und kranken Menschen, zwischen Erwachsenen und Kindern?
Dohmen: Ja. Kinder und chronisch Lungenkranke haben eine viel höhere Empfänglichkeit für spezielle Schadstoffe wie Asbest. Doch die im vorliegenden Fall infrage kommende Dosis halte ich für eher unerheblich. Dennoch bin ich der Meinung, dass als präventive Maßnahme eine Abdeckung des Schuttberges nach Erkennen des Gefahrenpotenzials sofort hätte erfolgen müssen.

BZ: Was bringen für Betroffene ärztliche Untersuchungen? Lassen sich die Vergiftung und das Ausmaß der Vergiftung bestimmen?
Dohmen: Da die Halbwertzeit von Asbest im Lungengewebe mindestens 30 bis 40 Jahre beträgt, wäre eine Untersuchung aus der Flüssigkeit der Lungenbläschen theoretisch auch jetzt noch möglich. Dies wäre allerdings mit einem erheblichen persönlichen und finanziellen Aufwand verbunden. Zum Beispiel müsste ein bronchoskopischer Eingriff mit Gewebsentnahme erfolgen.

BZ: Welche vorbeugenden Maßnahmen sollte man ergreifen?
Dohmen: Die körperliche und seelische Gesundheit hochhalten. Mit Angst weiterzuleben wäre die schlechteste aller denkbaren Reaktionen.

BZ: Falls Spätschäden entstünden: Gibt es für Betroffene die Möglichkeit, Schmerzensgeld einzuklagen?
Dohmen: Da die Spätschäden erst nach Jahrzehnten auftreten würden und der Beweis so gut wie nicht zu erbringen wäre, würde ich solchen Ansprüchen keine Chance einräumen.
26.6.2007, BZ


 

 

Internationales Gästehaus Luginsland in Weg - Spanische Gäste

Im ehemaligen Mutter-und-Kind-Heim "Luginsland" in Todtmoos-Weg ist wieder Leben: Als "Internationales Gästehaus Luginsland" unter Leitung von Helmut Bevensee vor wenigen Tagen eröffnet, beherbergt das Haus bereits die zweite Jugendgruppe. Bevensee und die neuen Eigner des Todtmooser Traditionshauses setzen in erster Linie auf Schüler- und Jugendgruppen aus Spanien sowie Familien und Vereine und rechnen mit bis zu 12 000 Übernachtungen im ersten Jahr.

Schüler und Jugendliche sind die Zielgruppen, die Bevensee und seine spanischen Partner der Firma "euroturismo" mit dem neuen Luginsland ansprechen wollen — und gleichzeitig ein Klientel, für das sie bereits seit Jahren Reisen in den Schwarzwald anbieten. Denn der Einstieg des 49-jährigen Bevensee in das touristische Geschäft erfolgte mehr zufällig: 1998 "vermittelte" er den Musikverein eines Bekannten aus Valencia zu einem Aufenthalt nach Bernau. In der Folge organisierte Bevensee für weitere Musikvereine Reisen in den Schwarzwald, suchte für sie Auftrittsmöglichkeiten und betreute sie mit einem umfangreichen Programm. Zunächst ehrenamtlich tätig erfolgte 2004 mit der von ihm gegründeten Agentur "Management Euro-Tourismus" der Sprung in die Selbstständigkeit. Zuerst in Bernau ansässig und nun in Todtmoos ist Bevensee der "Mann vor Ort" für spanische Busunternehmen — und das Geschäft brummt.

"Angefangen haben wir 2004 mit rund 350 spanischen Gästen. Im vergangenen Jahr waren es an die 2000" , so Bevensee. Nicht nur Kinder- und Jugendliche vermittelt er, längst betreut er auch Rentnergruppen und "normale" Touristen. Viele der von ihm betreuten Gruppen werden in Hotels untergebracht, die Jugendgruppen zumeist in Jugendherbergen. Die Größe der Gruppen ist ein Problem für den umtriebigen Euro-Tourismus-Geschäftsführer. 50 bis über 100 Reiseteilnehmer kommen da zusammen und die sprengen den Rahmen jeder Jugendherberge. Von daher war die Unterbringung solcher Gruppen seit jeher "sehr kompliziert" — und ein Grund für Bevensee und seine spanischen Partner, eine eigene Bleibe im Schwarzwald zu suchen. In Todtmoos mit dem Luginsland, das nach der Insolvenz des Kinderkurheims von der Eigentümerin der Immobilie, der Bayrischen Hypo-Vereinsbank nur schwer an den Mann zu bringen war, wurde man schließlich fündig. Anfang März dieses Jahres wechselte das Haus den Besitzer und ging nun, nach weiteren Investitionen von über 100 000 Euro, "in Betrieb" ."Das Luginsland wird im Segment zwischen Jugendherberge und Jugendhotel angesiedelt" , so Bevensee, der neben Jugendgruppen auch verstärkt auf Vereine und Familien als Gästegruppen setzt. Angenommen wird das Angebot bereits jetzt: "Allein in diesem Jahr haben bereits 2000 Gäste fest gebucht" , meint er und hofft auf noch einige mehr — nicht nur aus Spanien. Doch Bevensee setzt auch weiterhin stark auf spanische Gäste, denn denen, so weiß er, habe es der Schwarzwald, der "Selva Negra" , angetan: "Die Landschaft, das Klima, das Grün der Wiesen und Wälder und ganz besonders die klaren Bäche und Flüsse sind eine Welt, die sie nicht kennen" , sagt er. "Außerdem haben die Spanier auch die Freundlichkeit der Schwarzwälder schätzen gelernt."
Stefan Sahli , 21.6.2007, BZ

 

 

 

Josefskapelle auf Felsvorsprung im Ortsteil Strick
 
Bürger aus Strick errichteten die Kapelle 1828, nachdem sie heil aus den napoleonischen Kriegen in die Heimat zurückgekehrt waren

"Droben steht die Kapelle und schauet still ins Tal hinab", so dichtete der schwäbische Schriftsteller Ludwig Uhland über die Wurmlinger Kapelle bei Tübingen. Zutreffend ist das auch für die Josefskapelle in Todtmooser Ortsteil Strick. Von einem Felsvorsprung grüßt sie mit ihren weißen Wänden, dem dunklen Schindeldach und dem schlanken Turm hinunter ins Tal. Für manch einen Autofahrer auf der Landesstraße nach Freiburg ist das der Grund kurz anzuhalten.

Die Josefskapelle ist wohl die schönste und älteste im Todtmooser Kapellenkranz. 1828 wurde sie von Stricker Bürgern gebaut. Ihre Namen sind urkundlich erhalten: Josef und Mathä Schmidt, Raimund Maier, Baptist Keller und Peter Wasmer. Was mag diese Stricker Männer bewogen haben, eine Kapelle zu bauen? Schon vor 1828 hatten die Stricker eine kleine Holzkapelle, diese war an die Hinterwand des Gasthauses gebaut worden und verfiel im Laufe der Jahre. Es wird angenommen, dass die Stricker aus Dankbarkeit für eine Rückkehr aus den napoleonischen Kriegen die Kapelle errichteten. Es ist unbestritten, dass Todtmooser Einwohner mit Napoleon in die Kriege ziehen mussten. Geschichtlich nachzuweisen ist, dass Pioniere aus Ulm und Kehl Brücken über die Beresina bauten, die einbrachen und hunderte von napoleonischen Krieger ertranken. Auf diesen Feldzügen verstarben auch Todtmooser: Maier Fidel aus Hintertodtmoos ist am 14. Januar 1810 im Militärspital zu Madrid, Schmidt Benedikt am 18. Juni 1814 bei Zweibrücken und Wasmer Friedrich aus Vordertodtmoos im Jahre 1813 in Russland gestorben.

Der Innenraum der Josefskapelle ist sehr atmosphärisch. Eine auffallende Besonderheit ist die barocke Madonna. Sie soll, so erzählen alte Todtmooser, von einem in Höfle lebenden Holzschnitzer geschaffen worden sein. Diese Madonna lag viele Jahre vergessen auf dem Dachboden der Kapelle. Dort entdeckte sie Wallfahrtspfarrer Karl Schnorr. Der kunstverständige Geistliche erkannte, welch wertvolles Schnitzwerk er gefunden hatte und ließ die Figur restaurieren. Dieses Kunstwerk erfreut nun die Besucher in dem kleinen Gotteshaus. Von der Stirnseite über dem Altar grüßt eine Bronzetafel des Lindauer Künstlers Veith. In der Form eines Kreuzes sind Stationen aus dem Leben Christi in Bronze dargestellt. Eine Holzplastik des Todtmooser Holzbildhauers Gerald Kaiser versinnbildlicht die moderne Arbeitswelt mit Fabrikgebäude und dem Heiligen Josef dem Arbeiter. Schließlich zeigt ein altes Gemälde Josef, den Schutzpatron der Kapelle.

Noch viele Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg war der Josefstag in der Stricker Kapelle ein besonderer Feiertag. Am Namenstag des Heiligen, 19. März, trafen sich viele Bewohner zum Nachmittagsgottesdienst. Nach dem Kirchgang ging man in die gemütliche Wirtsstube des Rößle, wo die "Strübli" , ein in Fett gebrutzeltes Gebäck, genossen wurden.

Die Kapelle wurde in den vergangenen Jahrzehnten sehr gepflegt. An den beiden Seitenwänden wurden farbenfrohe Glasfenster eingebaut. Große Verdienste für die geglückte Ausgestaltung des Innenraums gebührt Wallfahrtspfarrer Schnorr. Für die aufwendige und schmuckvolle Pflege der Stricker Kapelle sorgt seit über 25 Jahren Erna Schmidt. Früher kümmerten sich Katharina Schmidt und Liesel Schmidt vom Rößle um die Kapelle. Jeden Morgen um 11 Uhr und abends um 19 Uhr tönt das Glöcklein aus dem Turm hinunter ins Tal, mahnend dieses Zeugnis der Ortsgeschichte weiterhin zu pflegen. Das tun die Todtmooser, das Schindeldach soll erneuert werden.
Hermann Oehler , 7.4.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Altes Rathaus von Todtmoos wird am 16.9.2006 wiedereröffnet

Die Sanierung des Todtmooser Rathauses neigt sich dem Ende zu. Am 16. September soll das Gebäude feierlich wiedereröffnet werden. Das 1902 erbaute Gebäude verkörpert ein Stück Ortsgeschichte. Unser Mitarbeiter Hermann Oehler hat recherchiert und erinnert sich.

Als die Entscheidung zum Umbau des Todtmooser Rathauses fiel, haben Bürgermeister Herbert Kiefer und des Gemeinderates das "alte" Rathaus in seiner Grundkonzeption und seinem Äußeren in der Originalform erhalten. Das Denkmalamt hat darüber gewacht, dass das "alte" Rathaus in die Kategorie denkmalgeschützt eingestuft wurde. Es wurde von dem Lörracher Architekten Karl Scheidt geplant und gebaut. In seinem Äußeren sind typische Merkmale der Zeit um die Jahrhundertwende enthalten. Der Beginn des Industriezeitalters, der Aufbruch in dem damaligen Deutschen Reich findet in der Aufwändigkeit des Gebäudes ihren Niederschlag. Zur Bauzeit wuchs das Großherzogtums Baden, es war eine "Blütezeit" . Mein Vater, der das Kaiserreich, die Weimarer Republik und Hitlers Reich erlebt hatte, erzählte oft seinem geschichtsinteressierten Sohn: "Um 1900 lebten die Menschen am zufriedensten. Ein Brötchen kostete sechs Reichpfennig, eine Knackwurst 12 Pfennig und ein Glas Bier 20 Pfennig." Es war eine wirtschaftlich günstige Zeit, in Todtmoos ein längst fälliges neues Rathaus zu bauen.

Der Maienwirt — der Maien ist das älteste Gasthaus in Todtmoos— Otto Thoma schenkte der Gemeinde den Bauplatz. Übrigens war der Maienwirt ein naher Verwandter des Bernauer Malers Hans Thoma, der wiederholt bei seinem Todtmooser Vetter im Maien einkehrte. Es wurde damals viel im Auftrag der großherzoglichen Regierung gebaut. Überall entstanden im Großherzogtum Baden großartige Gebäude, so auch das Todtmooser Rathaus, ein Verwaltungsort für die neu geschaffene Bürgermeisterei Todtmoos mit den Ortsgemeinden Todtmoos-Au, Todtmoos-Glashütte, Hintertodtmoos, Todtmoos-Schwarzenbach, Vorder-Todtmoos und Todtmoos-Weg. Das Rathaus war baulicher Ausdruck einer Aufbruchstimmung im zweiten Reich. Der Kostenvoranschlag betrug 80 000 Reichsmark und musste größtenteils von der Bürgermeisterei aufgebracht werden. Die Großherzogliche Regierung steuerte einen Beitrag zu den Baukosten hinzu. Der Großherzog Friedrich I. und seine Gattin Luise waren wiederholt in dem um die Jahrhundertwende aufstrebenden Kurort. Im damaligen Kurhaus wurde das Heilbad auf den Namen der Großherzogin Luise getauft, es war das "Luisenbad" . Alte Todtmooser erzählten mir, "eigentlich war das Todtmooser Rathaus für Maulburg geplant" . Maulburg lehnte jedoch die Planung ab, die Todtmooser übernahmen von Karl Scheidt den Plan. Der Baukörper wirkt in seinen Dimensionen "mächtig" . Ursprünglich war vor dem Haupteingang ein "protziger" Vorbau mit einer Terrasse auf verzierten kräftigen Säulen gestützt. Er wurde bei dem Umbau in den 60er-Jahren abgerissen. Der verwendete Baustein war roter Buntsandstein. Auffallend sind die Fenster, im Untergeschoss dreigliedrig, nach oben hin abgerundet. Sie geben dem Haus einen besonderen Charakter. Gott sei Dank blieb beim jetzigen Umbau die besondere Charakteristik der Fensterfront erhalten.

Das Rathaus spiegelt eine 100-jährige Ortsgeschichte. In seinen Räumen entwickelte sich das Leben der Todtmooser Bevölkerung. Von hier aus wurde der Ort verwaltet. Josef Schmidt, Bürgermeister von 1902 bis 1933 aus Todtmoos-Strick, "der Bürgi" , und Ratschreiber Nikolaus Trötschler bestimmten das Geschehen. Wehr awald und neue Fremdenverkehrseinrichtungen entstanden. Todtmoos wurde Kurort. Im linken Flügel des Rathauses befand sich die Apotheke von Edwin Degen. Über viele Jahre wirkte dort Hertha Trötschler, geborene Jakobi aus Schopfheim, als Apothekerin. Nach dem Bau einer neuen Apotheke durch Friedrich Fuchs zog in diese Räume der Polizeiposten Todtmoos ein.  Im oberen Stockwerk hatte die Volksbank ihr Domizil, im Raum daneben befand sich die Gemeindekasse. Auch die Kurverwaltung, besetzt von zwei Mitarbeitern, war dort noch untergebracht. Später wurden diese Räume als Wohnung für den Bürgermeister genutzt. Im rechten Flügel befand sich zeitweilig der Leseraum der Kurverwaltung. Ein Raum stand der Krankenstation der katholischen Krankenschwestern zur Verfügung. Im oberen Stockwerk praktizierte der Todtmooser Arzt Dr. Gebhardt, später Dr. Folda, seine Wohnung befand sich ebenfalls in diesem Bereich. So manche Todtmooser Familie fand im Rathaus eine schöne Wohnung. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Flüchtlinge aus dem Osten kamen, wuchs die Schülerzahl an der Vorder-Todtmooser Volksschule. Gab es im alten Schulhaus, gerade nach dem Zweiten Weltkrieg, für die wachsenden Schülerzahlen keinen Platz mehr, wurde das der Kurverwaltung zur Verfügung stehende Lesezimmer kurzerhand in ein Klassenzimmer umfunktioniert. Die Bänke standen dann bis an die große Schreibtafel.
Das war dem Herrn Kreisschulrat zu viel. Er schrieb dem damaligen Bürgermeister Hermann Josef Dewald einen saftigen Brief, in dem er auf die unhaltbaren Zustände aufmerksam machte. Geknarre, Gequietsche und ein überfüllter Klassenraum würden das Unterrichten nahezu unmöglich machen. In diesem Gebäudeteil befand sich auch eine Schulküche für die Todtmooser Mädchen, die nach ihrer Volksschulzeit die "Fortbildungsschule" besuchen mussten. Manche Todtmooserin hat dort unter Berufschullehrerin Sofie Lang erste Kocherfahrungen gewonnen. Das "alte" Todtmooser Rathaus war im Laufe seiner 100-jährigen Geschichte ein wichtiges Mehrzweckhaus, das zum Wohle der Todtmooser genutzt wurde.

30.8.2006, www.badische-zeitung.de

 
 

© by Freiburg-Schwarzwald.de, Update 21.07.10