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Branchenbuch  
Musikinstrumente in Breisgau und Hochschwarzwald
 

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Klavierbau, Instrumentenbau, Musikgeschäfte,  ...                         

Blick nach Nordosten über Hofsgrund (Bodenmattenhof rechts) ins neblige Dreisamtal am 24.10.2008
Blick nach Nordosten über Hofsgrund (Bodenmattenhof rechts) ins neblige Dreisamtal am 24.10.2008

 

Geigenbaumeister Ralf Schumann holt drei Preise beim Marschner Festival

Handwerker, Künstler, Musiker und Akupunkteur in einer Person / Sein Cello erklingt im SWR-Orchester / Klangverbesserung durch Nadeln
 
Vor sechs Jahren hat der gebürtige Viersener Ralf Schumann vom Niederrhein sein neues und wohl endgültiges privates und berufliches Zuhause im Südschwarzwald gefunden — und zwar im  vormaligen Restaurant "Kratzbürste" im oberen Münstertal. Als erfahrener Geigenbaumeister (mit Lehre im oberbayerischen Mittenwald und Meisterprüfung in Hamburg) hat der 52-Jährige mehrfach sein exzellentes handwerkliches und musikalisches Können unter Beweis gestellt — zuletzt beim inzwischen 7. Internationalen Geigenbauwettbewerb im Rahmen des 32. Marschner Festivals, das traditionsgemäß in Hinterzarten ausgetragen wird und an dem sich Ralf Schumann 2001 erstmals beteiligte und damals gleich vier Hauptpreise für den Wohlklang seiner vorgestellten Streichinstrumente bekam. Die Urkunden und Diplome von Ralf Schumann füllen schon einen ganzen Ordner. Jetzt sind drei weitere hinzu gekommen. An dem international ausgeschriebenen Geigenbau- und Klangwettbewerb konnte jeder Teilnehmer oder Bewerber bis zu drei Instrumente vorstellen, eine Violone, eine Bratsche, ein Cello — gewissermaßen die "Jahresproduktion" eines Geigenbauers. Ralf Schumann nutzte die dreifache Chance und gelangte mit allen Geräten ins Finale und zu ersten Preisen. Beim Betreten der etwa 60 Quadratmeter großen Geigenbauwerkstatt in Münstertal empfängt den Besucher ein angenehmer, leicht würziger Duft nach Holz. Überall stehen Holzstücke der unterschiedlichsten Art — einfach zum Trocknen, sagt der Meister, denn das dauert in der Regel bis zu zehn Jahre. Das heute von ihm zu verarbeitende Holz stammt noch aus "DM-Zeiten" . Inzwischen erwirbt er Hölzer (in Euro versteht sich) weitgehend aus seiner neuen Heimat, dem Schwarzwald. Hier wird Ralf Schumann bei seinen Spaziergängen unter anderem auf dem Schauinsland in tausend bis 1200 Metern Höhe fündig, wo er am Wegrand als Brennholz vorgesehene Holzscheite "beklopft" und am Klang erkennt, ob das Stück sich später einmal für eine Geige (Violone), eine Bratsche (Viola) oder gar ein Cello eignen wird. Für Geigenboden, Zargen und Hals benötigt der Meister gut gewachsenen Bergahorn, Fichtenholz eignet sich für die Decke. Für Griffbrett, Wirbel und Saitenhalter benötigt er schwarzes Ebenholz aus Afrika oder Indien. Drei bis vier Monate oder 300 bis 500 Stunden arbeitet Ralf Schumann an einem ausnahmslos handgefertigten Streichinstrument. Allerhöchste Qualitätsansprüche stellt der Meister zunächst an sich selbst, denn seine Kunden sind in der Regel Musikstudenten, Orchestermusiker und Solisten aus Theater- und Rundfunkorchestern. Seine jüngst prämierte Viola streicht ein japanischer Solist im Orchester des Norddeutschen Rundfunks Hamburg, und das in Hinterzarten prämierte Cello erklingt im SWR-Orchester Stuttgart. Etwa 50 Geigenbauer aus ganz Europa und auch aus dem asiatischen Raum hatten rund einhundert Streichinstrumente eingereicht und vorgestellt. Für die Jury beim einwöchigen Marschner Festival war es kein leichtes Unterfangen, die klangbesten herauszufiltern.  Ralf Schumann praktiziert bei seiner Geigenbauweise seit einigen Jahren eine so genannte "Akupunktur" — eine völlig neuartige Methode zur speziellen Klangeinstellung der Instrumente. Durch gezielte feine Nadelstiche an den Zubehörteilen des Instrumentes — ähnlich der am menschlichen Körper praktizierten "Akupunktur" — erreicht Ralf Schumann Veränderungen der Oberflächenspannung und damit — auch Dank eines guten analytischen Gehörs — feinste Abstimmungen des Klangbildes. Die Resultate kann er mittels eines besonderen Computerprogramms grafisch in Frequenzdiagrammen sichtbar machen. Auch andere Saiteninstrumente wie Harfe, Klavier, Gitarre, E-Gitarre oder E-Bass können, wie der Meister ergänzt, mit dieser Methode erfolgreich "behandelt" werden. Nachdem Ralf Schumann erst kürzlich eine der legendären Stradivari aus dem Jahr 1724 sehr genau in Augenschein nehmen konnte, vermutet er, dass die Akupunkturtechnik möglicherweise zur gezielten Optimierung des Klangbildes schon bei den Meistern des 17. und 18. Jahrhunderts praktiziert wurde. In Ralf Schumanns Werkstatt hängt zwar nicht der Himmel voller Geigen, aber der Musikliebhaber wie der handwerklich und künstlerisch Interessierte kommt voll auf seine Kosten beim Besichtigen der Prachtstücke in den Ausstellungsschränken. Nicht alles ist indes verkäuflich, denn als leidenschaftlicher Musiker würde er "seine eigene Geige" nie veräußern.
Manfred Lange , 27.10.2008, www.badische-zeitung.de

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