Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Kamelberg
zwischen Kappel und Kirchzarten im Dreisamtal

   

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Blick nach Südwesten am 1.Mai 2009 auf Fischbach, Kamelberg (Oben Mitte) und Erzwäscherei (oben rechts)
Blick über gelben Löwenzahn nach Südwesten am 1.Mai 2009 auf Fischbach, Kamelberg (Mitte), Erzwäscherei (oben rechts)

Blick nach Süden zum Kamelberg-Kamel am 26.12.2005

Blick vom Kybfelsen nach Nordosten über Kappel, Kamelberg, Neuhäuser auf Kirchzarten bis Buchenbach (oben rechts)

 Blick vom Kappler Eck am Hörchersberg nach Südosten über Kappel zum Kamelberg am 6.3.2006
Logisch: Auf dem Kamelberg steht ein Kamel.
Der Kamelberg heißt so, seit das im Jahr 2002 von Thomas Rees gefertigte Kamel hier seinen endgültigen Platz gefunden hat.
Luftbild vom Kybfelsen nach Nordosten über Kappel, Kamelberg, Neuhäuser auf Kirchzarten bis Buchenbach (oben rechts)
   
Blick vom Kappler Eck am Hörchersberg nach Südosten über Kappel zum Kamelberg am 6.3.2006
 

 

Eine Geschichte vom Berg

Es war Weihnachten 1999, als „Lothar“ mit mehr als 200 Stundenkilometern über das Land jagte. Ein Unwetter mit fatalen Folgen. Dort wo einst dunkler Wald stand, lagen die Bäume in wildem Durcheinander. Knapp 2 Jahre später war der Wald wieder aufgeräumt. Nur Reste, die keiner wollte, krumm, verwachsen, gebrochen und geschunden blieben zurück. Die einzigen, die daran Freude hatten, waren Pilze, Käfer und sonstiges Getier.

Als Petra Tritschler, die Tochter von Rita und Otto Faller vom Pfeiferberg, anrief und fragte, ob ich oben auf dem Berg vielleicht eine Krippe bauen könnte, vielleicht mit Schaufensterpuppen mit Holzköpfen und lebenden Tieren oder sonst irgendwie - ?? Na ja, so kurz vor Weihnachten, so ganz ohne Plan dachte ich….  Ein Tag später standen wir zusammen auf der Wiese am Pfeiferberg. Es war kalt, windig und fast dunkel, abseits vom geschäftigen Leben und mit toller Aussicht ins Dreisamtal. An einem besonderen Ort, wie vielleicht vor 2000 Jahren in einem anderen Land. In meinen Gedanken entstand ein Szenario. Eine Hütte als Zuflucht zwischen den Eichen am Waldrand. Darüber ein weit sichtbarer leuchtender Stern, auf der Wiese ein Feuer, um das sich archaisch wirkende vom harten Leben gezeichneten Gestalten versammeln und Ochse und Esel an der Krippe. Die nächsten Tage waren wir zu dritt im Wald unterwegs, der alte Deutz-Schlepper, Otto und ich. Die Maria war ein bocksbeiniges, unförmiges Stück Holz, sogar als Brennholz zu schlecht. Otto hatte Sie vor zwei Jahren schon über die Böschung entsorgt. Nach anfänglichem Unverständnis zog er Sie wieder mühsam herauf. Sie wurde die erste Figur, hatte von Natur aus Bauch und Brüste (für manch einen gleich zu groß), erhielt ein Gesicht und war mit anderen Augen betrachtet sogar anmutig und schön. Die Auferstehung der Erben Lothars  geschah in wenigen Tagen. Es entstand die heilige Familie, Hirten, Kamel, Reiter und Stern. Aus dem einzigen Stück frischem Holz (Linde) entstand das Jesuskind, das in einen entwurzelten Baumstumpf gebettet wurde. Weihnachten 2002 wurde für mich eine neue Erfahrung, Weihnachten zu erleben. Da die Figuren auf der Wiese nicht dauerhaft bleiben konnten, brachten wir sie an ihren Ursprungsort zurück: auf eine Bergkuppe die vom Sturm entwaldet wurde und zwischenzeitlich als Kamelberg bekannt ist. Einige der Gestalten sind inzwischen im Kreislauf der Natur verschwunden. Das Kamel mit Reiter ist grau und hager geworden und der Wald entsteht nach der Zerstörung in einer erstaunlichen Vielfalt neu.

Das Motto meiner ersten Krippe war ``die Vergänglichkeit´´. Noch über Jahre hinweg ist das immer noch auf dem Kamelberg erlebbar. Für mich manchmal wunderschön, manchmal aber auch ein bisschen schmerzhaft. Nach 2002 und 2004 gibt es zum dritten Mal eine Krippe auf dem Pfeiferberg Weihnachten 2006 unter dem Motto ``Begegnung´´. Die Maria und das Kind sind noch die Alten. Der Josef war nicht mehr gut genug, wurde deshalb ausgetauscht und dient nur noch als Fundament für das Podest von Musiker und Diakon. ``Begegnung´´, nicht nur weil sich dort viele Menschen wieder oder neu begegnen, es ist eine Begegnung mit der Natur, mit Wind und Wetter, mit Hängebauchschweinen, Esel und mit neuen Skulpturen. Skulpturen, die sich am Feuer und an der Krippe zu treffen scheinen. Skulpturen, die nicht so krippentypisch sind und zum Nachdenken anregen sollen. Mit Gestalten, die bereits während der Entstehungszeit  schon zum Problem wurden. Was soll der geflügelte, nachdenkliche Teufel, der mit dem Schwanz die Sterne wegschlägt? Und ihm gegenüber, vom Feuer getrennt ein Engel, der sich auf ein Schwert stützt? Und dann noch ein so unheiliges Tier wie das Nashorn, das die Heiligen Drei Könige zur Krippe trägt?! Passt das zu einer Krippe, zu Weihnachten und unserer heilen Welt?          

     
     
Tele-Blick von Ebnet nach Süden über Hörchersberg zu Kamelberg (links) und Rappeneck (oben) am 10.11.2008    
Tele-Blick von Ebnet nach Süden über Hörchersberg zu Kamelberg (links) und Rappeneck (oben) am 10.11.2008    

Zwei Wochen „Begegnung“ mit ein paar tausend Besuchern waren für mich ein schönes Erlebnis. Der verstoßene Engel hatte viele Freunde gefunden und unter manchem Christbaum kam ein Nashorn. Wenn die Tanne vorne in der Kurve nicht morsch geworden wäre, gäbe es keinen Engel, und wenn der Tulpenbaum in einem Garten nicht zu groß geworden wäre, gäbe es keinen Teufel. Und zum Nashorn gibt es eine andere Geschichte ….  Alles Zufall?
…und draußen heult der Wind .....
Thomas Rees, 12.3.2007, MITEINANDER 3/2007

 

Auf dem Kamelberg im Winter 2006/2007
  
Tele-Blick vom Kamelberg nach Norden auf Ebnet und Roßkopf am 22.12.2006
Blick nach Westen über Sternepeters Berghäusle zum Kamelberg am 22.12.2006 Blick vom Kamelberg nach Norden am 22.12.2006
 
Tele-Blick vom Kamelberg nach Norden auf Ebnet und Roßkopf am 22.12.2006
 
Blick vom Kamelberg nach Osten ins Kirchzartener Becken am 22.12.2006 Blick nach Norden auf dem Kamelberg am 22.12.2006
Blick vom Kamelberg nach Osten ins Kirchzartener Becken am 22.12.2006 Blick nach Norden auf dem Kamelberg am 22.12.2006  
Blick vom Kamelberg nach Norden über Kappel und Ebnet zum Roßkopf am 22.12.2006 Blick übers Kamel auf dem Kamelberg gen Schauinsland am 22.12.2006 Blick vom Kamelberg nach Nordosten über Fischbach ins Dreisamtal bis Stegen am 22.12.2006
Blick vom Kamelberg nach Norden über Kappel und Ebnet zum Roßkopf am 22.12.2006 Blick übers Kamel auf dem Kamelberg gen Schauinsland am 22.12.2006 Blick vom Kamelberg nach Nordosten über Fischbach ins Dreisamtal bis Stegen am 22.12.2006



 

Schutzhütte auf dem Kamelberg - verbannt

Blick in die Krippe auf dem Gipfel des Kamelbergs am 19.12.2005
(1) Blick nach Nordwesten auf dem Kamelberg zur Schutzhütte am 22.12.2006 (2) Brand in der Schutzhütte
 
 
(3)Blick in die Krippe auf dem Gipfel des Kamelbergs am 19.12.2005
  

Anfangs diente die Schutzhütte (1) auf dem Gipfel des Kamelbergs als ebensolche, dann als Spielhütte für Kinder. Später auch als Hütte für eine Weihnachtskrippe (3). Im Herbst 2006 plötzlich brannte es nachts an zwei Stellen auf dem Kamelberg - und am nächsten Morgen war die Hütte stark demoliert (2), Skulpturen in Asche umgewandelt und der große Baum angebrannt. Wirklich traurig. Fragt sich nur, gegen wen sich solch eine Zerstörungswut wohl richtet?

 

Kamelberg am 1. Mai 2006

Blick vom Pfeiferbergsattel kommend nach Norden zum Kamelberg am 1.5.2006 Blick nach Südwesten über den Kappbauernhof zum Kamelberg am 1.5.2006
Blick vom Pfeiferbergsattel kommend nach Norden zum Kamelberg am 1.5.2006 Blick nach Südwesten über den Kappbauernhof zum Kamelberg am 1.5.2006  
Blick nach Osten ins Kirchzarten Becken vom Kamelberg am 1. Mai 2006
  Blick nach Osten ins Kirchzarten Becken vom Kamelberg am 1. Mai 2006  
Blick über Neuhäuser (Schütterlehof rotes Dach) ins Dreisamtal am 1.5.2006
Blick über Neuhäuser (Schütterlehof rotes Dach) ins Dreisamtal am 1.5.2006    

 

 

Weihnachtskrippe am Kamelberg zwischen Neuhäuser und Kappel

Fischbach: Blick nach Süden zu Bläsichristen (rechts), Kappbauer (oben) und Sternenpeterhof (links) am 25.2.2005 Beim Buswartehäusle beginnt der Serpentinenweg zum Kamelberg Kurz vor dem Kamelberggipfel - links die Krippe und rechts das Kamel
Blick nach Süden über Fischbach hoch zum seit Lothar baumlosen Kamelberg
 
Beim Buswartehäusle beginnt der Serpentinenweg hoch zum Kamelberg
 
Kurz vor dem Kamelberggipfel - links die Krippe und rechts das Kamel
 
Blick in die Krippe auf dem Gipfel des Kamelbergs am 19.12.2005 Blick nach Norden zum Kamel am 19.12.2005 - links die Windräder vom Roßkopf Blick vom Kamelberg nach Osten zu Hinterwaldkopf (rechts) und Kirchzarten
Blick in die Krippe auf dem Gipfel des Kamelbergs am 19.12.2005
  
Blick nach Norden zum Kamel am 19.12.2005 - links die Windräder vom Roßkopf
 
Blick vom Geier nach Osten zu Hinterwaldkopf (rechts) und Kirchzarten am 19.12.2005
 
Blick nach Süden zum Kamelberg-Kamel am 26.12.2005 Blick vom Geier auf dem Kamelberg nach Osten zu Hinterwaldkopf (rechts) und Kirchzarten am 26.12.2005
... Ansprache am Kamelberg
 
   
Blick nach Süden zum Kamelberg-Kamel am 26.12.2005 - oben das Rappeneck
 
Blick vom Geier nach Osten zu Hinterwaldkopf (rechts) und Kirchzarten am 26.12.2005

Der 523 m hohe Kamelberg liegt zwischen Neuhäuser-Fischbach (im Osten) und Kappel (im Westen) bzw. zwischen der ehemaligen Erzgrube Kappel-Ziegelmatte und dem Herchersattel bzw. dem 557 m hohen Pfeiferberg. Viele Wege führen vom Tal ca 1 km hoch zum Kamelberg: Von Kappel nach Osten durch den Wald, von der Erzgrube über Sternpeters Berghäusle, von Fischbach über Schuhmacherhäusle. Oder Sie fahren mit dem Pkw von Kappel auf der Neuhäuserstrasse nach Osten, biegen beim Schütterlehof rechts ab in Richtung Pfeiferberg, parken und gehen weiter zu Fuß über den Langbauernhof hoch zum Schuhmacherhäusle. Hier wohnt Otto Faller, der das 500 m entfernte Buswartehäusle der "Linie Otto Faller" gebaut hat.

Auf dem Kamelberg herrscht eine unheimliche Stimmung, es gibt viel zu entdecken: Die vom Sturm Lothar geknickten Bäume, die Krippe unter einem Dach aus Tannenreisig, die zahlreichen hölzernen Skulpturen überall auf der Bergkuppe, dazu der einmalige Blick rundum: zu Schauinsland und Molzhofsiedlung, nach Kappel, Ebnet, Neuhäuser, Kirchzarten, ins Dreisamtal und zum Hinterwaldkopf.


 

Haltestelle der Linie Otto Faller

Beim Buswartehäusle beginnt der Serpentinenweg zum Kamelberg Wartehäuschen mit Wächter von Thomas Rees am 22.12.2006 Blick übers Wartehäuschen nach Norden über Fischbach bis Stegen am 22.12.2006
Beim Buswartehäusle beginnt der Serpentinenweg hoch zum Kamelberg
  am 19.12.2005
Wartehäuschen mit Wächter von Thomas Rees am 22.12.2006
 
Blick übers Wartehäuschen nach Norden über Fischbach bis Stegen am 22.12.2006
  

Wandert man von Kappel zum Pfeiferberg, dann steht man oberhalb der .. plötzlich an einer Haltestelle - komplett mit Wegweiser, Wartehäuschen, Bank und einem dicken hölzernen Wächter als "Kunst am Bau" bzw. Wächter. Doch wo ist der Bus, wo die Straßenbahn? Nichts dergleichen. Hier war Otto Faller vom Schuhmacherhäusle mit Witz und Ironie am Werk

 


 

Archaische Wesen am magischen Ort

Tatort Schwarzwald. Er geht mit der Säge durch die Natur und schafft skurrile Skulpturen aus Bruchholz. Thomas Rees hat neues Leben in einen vom Sturm verwüsteten Forst gebracht.
Viel Zeit hat er nicht gebraucht, um das Jesuskindlein zu erschaffen, nicht mehr als fünf Minuten. Thomas Rees nahm seine Motorsäge, fräste ein paar Ecken und Kanten in ein Stück Holz – und das Kind war geboren. Nun liegt es in seinem Körbchen, Maria schaut müde herab, während der eisige Wind über den Kamelberg fegt. Eine stumme Szene, geschaffen aus einfachsten Materialien: ein hölzernes Kind, die Muttergottes mit Kartoffelsack auf dem Kopf, das Dach der Krippe aus dürren Ästen. Und doch scheint es ein magischer Ort zu sein hier droben, wo der Himmel fast bedrohlich nah rückt.
Es war Weihnachten 1999, als „Lothar“ mit mehr als 200 Stundenkilometern über das Land jagte. Ein Unwetter mit fatalen Folgen. Im Schwarzwald knickten die Bäume um. Dort, wo einst finstere Wälder waren, lagen die Stämme wie Mikadostäbchen übereinander. Auch über Kappel, einen Stadtteil von Freiburg, raste „Lothar“ und zog in den Wald eine breite Schneise. Als Thomas Rees am zweiten Weihnachtsfeiertag aufs Dach seines Hauses stieg, um die Ziegel wieder zu befestigen, stellte er fest, dass der dichte Forst verschwunden und der Berg plötzlich licht, hell und nackt war. Nur vier einsame Kiefern hatten den Sturm überlebt. Diese vier stehen noch immer auf dem Kamelberg, dürr und verloren ragen sie in die Höhe, während inzwischen eine wundersame Gesellschaft die Lichtung belagert. Neben der heiligen Familie wacht ein grimmiger Kerl mit krummer Nase. Dort drüben eine Jeanne d’Arc mit Haaren, die abstehen wie die Schlangen auf dem Haupt der Medusa. Ein Geier gafft aus den Brombeerbüschen heraus. Hier ein Einhorn, etwas abseits ein Dinosaurier. Und hockt dort nicht jemand? Ein müder Krieger? Ein Wesen aus einer anderen Zeit? Thomas Rees hat dieses geheimnisvolle, stille Szenario geschaffen – mit der kreischenden Motorsäge. Nach dem Sturm ist er immer wieder hinaufgestiegen und hat sich einen der vielen Baumstümpfe oder eine herausgerissene Wurzel vorgeknöpft. Eigentlich ist Thomas Rees Techniker von Beruf und verdient sein Geld bei der Telekom. „Ich lebe in zwei Welten“, sagt er. Sobald er einen abgeknickten Stamm sieht, eine Wurzel oder einen zerbrochenen oder verwachsenen Ast, begibt sich seine Phantasie auf eine wilde Reise. Dann sieht er plötzlich Tiere, Gesichter, fremde Wesen und Urviecher. Jedes Stück Holz erzählt ihm eine andere Geschichte, in den morschen oder krummen Ästen scheinen Geister und Wesen zu stecken, die von Rees befreit werden wollen. Meistens setzt er mit der Säge nur einige gezielte Schnitte, und schon schält sich das Motiv aus dem Holz heraus. „Man kann auch aus einer geraden Form etwas ganz Wildes machen“, sagt er, „aber es ist schöner, wenn die Form schon vorgegeben ist.” Manchmal arbeitet Rees auch mit Stemmeisen und Hammer – Werkzeuge, die doch eigentlich fürs Grobe sind. Aber Rees weiß sie so geschickt einzusetzen, dass Gesichter plötzlich zarte Fältchen bekommen oder Vögel ein feines Gefieder. Er nutzt die Struktur des Materials. Löcher, die Misteln im Holz hinterlassen haben, wirken wie weiches Fell, Rinde wie runzlige Haut …

Adrienne Braun,
Dezember-Ausgabe von natur+kosmos

 

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© by www.freiburg-schwarzwald.de,  Update 05.05.09