Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Higl
Dreisamtäler Allerlei
 

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Blick vom Attental ins Dreisamtal am 21.6.2007 nach Süden bis Oberried (links) und Neuhäuser
Blick vom Attental ins Dreisamtal am 21.6.2007 nach Süden bis Oberried (links) und Neuhäuser
 

Die Verse von Hilmar Glogau sind erschienen im Dreisamtäler
hcGlogau at gmx.de

 

 

Die schöne Wiedergängerin

Dornröschen, wie die Scheunenoma
vom Birkenhof wird gern genannt,
hat man geholt jetzt aus dem Koma,
zu neuem Leben sie instand-
gesetzt mit einem Stützkorsett
von Fuß- bis Dachboden komplett
aus Stahlbeton und Mauerstein –
dass fest sie dasteht nun und fein,
verseh’n mit allem, was heut so
verlangt an technischem Niveau,
entsprechend ihren Neufunktionen,
dem Kleingewerbe und dem Wohnen.

Ihr schlichtes Überkleid aus Brett,
das alte Hofscheunengewand,
auf dem der Denkmalschutz bestand,
mit Fenstern jetzt bestückt gar nett,
gereinigt frisch, erstrahlt wie nie
in rustikaler Nostalgie –
wie viele Leute es heut schätzen,
die Altgebäude gern besetzen,
trotz sonst moderner Ambitionen
in ausgebauten Scheunen wohnen –
vergleichbar einem Yuppie-Spiddel
in bäuerlichem Trachtenkittel.

Dornröschen, dieses neugebor’ne
Alt-Schwarzwaldmädel, voll geliftet,
so schön von hinten wie von vorne,
die Walmdachhaube neu geschiftet,
fängt nun sein zweites Leben an –
wozu man gratulieren kann
dem Prinzen, der es aufgeweckt,
viel Kraft und Liebe reingesteckt,
sowie den anderen Personen,
die so wie er woll’n bei ihr wohnen.
Viel Glück all ihnen fürderhin
mit dieser Wiedergängerin
 
Higl 12/06

 

Am Dreisamufer

Unvergleichlich glatt un sufer
ist, das muss man wirklich lassen,
das Café am Dreisamufer
mit den schönen Freiterrassen.
Großzügig gebaut hat diese
jüngst man auf die Liegewiese,
die beliebte, südbesonnte
nahe bei der Innenstadt –
wo ein jeder lagern konnte,
nehmen da ein Sonnenbad,
sich im Alltag zu verwöhnen –
ohne einen Cent zu löhnen.

Wo das ganze Ufer jetzt
mit dem Restaurant besetzt,
das Terrain privatisiert,
gänzlich kommerzialisiert,
sitzt man nun recht angenehm
hier am Tisch mit Stuhl bequem,
drinnen gar auf Polsterpfühlen
und am Beach in Liegestühlen –
beim Café au lait, beim Biere,
mit dem Blick auf Unterwiehre,
Bundesstraße, Menschen, Fluss –
wofür man bezahlen muss.

So der grüne Dreisamstrand
wurde dem Geschäftsgeviert
einverleibt und kurzerhand,
ganz im Zeitgeist, reserviert
für’s gehob’ne Publikum,
was nicht jeden Cent dreht um.
Das Café läuft wie geschmiert,
hier den Stadtrand aufpoliert –
wie des Cafetiers Bilanzen
nebst den klammen Stadtfinanzen.
Doch das Ufer bleibt versaut
bis der Stadttunnel gebaut!

Higl 3/07

 

Der Schandfleck in der Landschaft oder der Bock als Gärtner

Jetzt ist es endgültig passiert –
im Dreisamtal im Landschaftsschutz
die einst’ge Baumschule mutiert
zum Lagerplatz, wo Erd’ und Schmutz,
Beton und Asphalt deponiert
von einem, den das nicht geniert,
der als Team Grün hier groß firmiert.

’S ist unverständlich, nicht zu fassen,
wie man ihn hat gewähren lassen,
obgleich ein jeder konnte seh’n,
dass hier die Landschaft, offen, schön,
von Jahr zu Jahr ist mehr verkommen,
verbaut – dass einem wird beklommen.
Man fragt zu Recht, wie kann es sein,
dass einem, der trotz grünem Schein
im Landschaftsschutz so rumgesaut,
hier keiner auf die Finger (sc)haut –
dass weder die Gemeindeväter
noch zuständige Amtsvertreter
Einhalt gebieten diesem Treiben,
dem Landschaftsausverkauf in Scheiben.

Wer noch nicht weiß, wovon ich spreche,
doch mal gen Burg am Wald spazier’
von Höfen her, schau auf die Fläche
gleich nach der Bundesstraße hier –
ein Schandfleck, den mit hohen Hecken
man notdürftig sucht zu verstecken.
Es wächst da, wie man unschwer sieht,
in freier Landschaft wild heran
ein hässliches Gewerb’gebiet
mit Lärm, Gestank – und Lastverkehr,
der auf dem Feldweg braust daher.

Den Frevel man verhindern kann,
wenn man hier endlich wendet an
die Landschaftsschutzverordnung klar,
die ignoriert wurd’ all die Jahr’.
Heut’ dringend darum mein Appell
an die, die in der Pflicht hier steh’n:
Macht dem ein Ende jetzt ganz schnell!
Das darf hier nicht so weiter geh’n.                                    
Wenn diese „Baumschul’“ Beispiel macht –
dann, liebes Dreisamtal – Gut’ Nacht!
Higl 5/07

 

Die Birkenhof-Metamorphose

Der Birkenhof – wie jeder sieht,
der durch die Reihenhäuser zieht,
ist eine einz’ge Großbaustelle,
erlebt eine Erneuerungswelle.
Als Kind des vorigen Jahrhunderts
nach fünfunddreißig Jahren nun
ist er gealtert – wen verwundert’s? –
gibt’s an den Häusern viel zu tun,
dass ihren Wohnwert man erhält.
Für Handwerker ein weites Feld,
die rumwuseln allüberall
hier in den Häusern mit Krawall.

Am Anfang kam es nur drauf an,
wie man sich unterscheiden kann
vom Nachbarn, der aus gleichem Haus
schaut nebenan zum Fenster raus.
Weil jeder „’s Eige zeige“ schätzt,
hat man sein Haus, war man auf Zack,
klar von den andern abgesetzt,
gezeigt den eigenen Geschmack
mit schmucker Haustür, Eingangsleuchte,
mit Vordach gegen Regenfeuchte.
Doch jetzt geht es ums Renovieren,
den Altbau rundherum Sanieren.

Was reihenweis auf freiem Feld
dereinst vom Bauträger erstellt,
wird nunmehr einzeln mit viel Geld
nach heutigen Standards fit gemacht
und ausgebaut zu neuer Pracht.
Die Wände werden dick gedämmt,
die windigen Fenster ausgetauscht,
damit der Wärmefluss gehemmt,
die Heizkosten nicht aufgebauscht.

Und mancher, der nicht klamm, nicht zag,
sich leistet gar ein neues Dach –
das alte schmeisst zum Sondermüll,
weil Eternit er nicht mehr will.
Zum Dach wächst raus manch’ neue Gaube,
statt Loggia ein Wintergarten,
so wie im Garten manche Laube,
Anbauten, Schuppen aller Arten.

Und wenn man ist beim Umbau grade,
gibt’s eine farbige Fassade –
hier Maiengrün, da Nordisch Rot,
auch Gelb und Blau, schrill anzuschau’n.
An Farben hat es keine Not –
nur weg vom schlichten Schwarz-Weiß-Braun.
So wird’s, die Siedlung rauf und runter,
von Jahr zu Jahr hier immer bunter.
Dank der verschiedenen Geschmäcker
verwandeln sich die Birkenäcker
vom uniformen Reihendorf
in einen Ort knallbunt, amorph.

Und mit dem Wandel in die Reih’n
zieh’n  wieder Jungfamilien ein,
die frisch, fromm, fröhlich mit viel Kindern
die Überalterung verhindern,
beleben unser Wohngebiet –
worauf ich sing ein Lobeslied.

Higl 9/07                                      

 

Antes statt Pepsi!

Es geistert rum in Freiburg-Stadt
der Plan von einer Bildkunsthalle,
die jetzt – weil man das Geld nicht hat,
will einer bau’n privat – für alle.
Die Stadt ein Grundstück hält bereit
vorm Schwabentor, mehr lang als breit,
auf dem ein hiesiger Architekt
hotz-blitz entworfen ein Projekt.
Nur sind das städt’sche Parlament
sowie das Kunst-Establishment
zu überzeugen noch davon,
dass dies die richtige Version.

Mein Vorschlag – sollt’ es dazu kommen:
Denkt an ein Kunstwerk, ein bekanntes,
was einst geschmückt das Stadttheater –
der Riesenkopffüßler vom Antes,
der irgendwo liegt rum, vollkommen
vergessen und mit schwerem Kater.
Könnt’ man ihn nicht reaktivieren,
in die Fassade integrieren?

Und reicht die Wandhöhe nicht aus
bei der geplanten Kiste hier,
baut doch ein schönes großes Haus
als Initial für das Quartier,
was zur Erneuerung sowieso
steht an auf höherem Niveau
als jene Tanke von ARAL,
die PEPSI-Schandmauer zumal.

Es steht an diesem heiklen Ort
die Stadt seit ehedem im Wort,
dass sie hier aufwerte die Wiehre,
Geld und Gehirnschmalz investiere –
wo der Verkehr, der gottverdammte,
bewirkt, dass das Quartier verslumte.
Denn leider vor St. Nimmerlein
der Stadttunnel wird nimmer sein!

Higl 12/07

Picasso an der Tanke?

Seit langem tut sich Freiburg schwer,
weil eine Kunsthalle soll her,
die die Kulturszene belebt,
den Ruf der Stadt hier deutlich hebt –
doch leider fehlt – der Stadt ist mau,
das Geld für einen solchen Bau.
Auch ob des Standorts, adäquat,
wusst’ man bisher sich keinen Rat.

Nun plötzlich gibt’s – ganz schnell soll’s geh’n,
von einem Stifter, Kunstmäzen
privatim ein Ersatzprojekt –
und auch ein Bauplatz wurd’ entdeckt,
durchaus kein völlig unbekannter,
vorm Schwabentor, beim Brauhaus Ganter,
an städtebaulich heikler Stelle –
mang Biergarten, ARAL-Tankstelle.

Es ist ein Grundstück, lang und schmal,
vom Umfeld nicht grad optimal
für eine Kunst- und Bildungsstätte,
die gern man eingebunden hätte
in Freiburgs kulturelle Meile
statt zwischen Bier- und Sprit-Zapfsäule,
umtost vom Transit-Fernverkehr,
der durch die ganze Stadt fährt quer.

Besprochen wurd’ die Hallen-Kiste
an diesem Standort, reichlich triste,
ganz ohne den Gemeinderat –
der zweifelt an der Guten Tat,
verlangt – dass man nicht wird geneppt,
ein Gutachten, Gesamtkonzept,
eh’ man hier zustimmt und sagt Danke
für den Picasso an der Tanke.

 Higl 12/07        

Das Golf-Mal

Dass man ihn wahrnimmt und beacht’,
gar einen Bogen um ihn macht,
der Golfclub setzt ein weit’res Mal 
jetzt in das schöne Dreisamtal -
auf jenen Hochpunkt an der Brücke, 
wo’s jeder direkt hat im Blicke,
der, herkommend da von der Stadt,
im Tal sich zu ergeh’n vorhat.

Ein Mal aus Feldstein, eine Wand,
gut sichtbar überm eb’nen Land - 
Ehrfurcht erheischend, hoch und breit, 
mit Schriftzug auf der Vorderseit’-    
damit es mitkriegt jedes Kind,
dass hier die Golf-Region beginnt,
des Golfers hoheitlich’ Gebiet,
was jeder andre besser mied’.

Mensch will hier , grad wie bei den Tieren,
eindeutig sein Revier markieren.
So wird die Landschaft wohl am Ende
hier vollends zum Privatgelände.
Higl 7/03

 

Das Golf-Reservat

Allerhand, was da passiert
vor der Stadt, wo man spaziert
aus dem dichten Häuserkral
in das off’ne Dreisamtal –
auf dem Weg dort zwischen Wiesen
Naherholung zu genießen
beim Flanieren, Radeln, Joggen,
unterm Baum im Schatten hocken.

Nicht nur, dass die Bundesstraße
jetzt auf neu gebauter Trasse
’s Tal zerschneidet und verlärmt,
optisch ungemein belastet –
dass der Fußgänger verhärmt
auf den Restflächen rumhastet –
nein, es wird ihm, wie man hört,
nun in Zukunft auch verwehrt
jene schöne Promenade
längs dem
Golfplatz – wirklich schade,
wo die Golfer, ausgesprochen
scheue Menschen, scheint’s, ma-lochen.

Weil sie sich gestört wohl fühlen
von den Nichtgolfern, den vielen,
die zu ihnen rüberschielen
in ihr Golfclub-Ambiente,
haben sie durch prominente
Mitglieder in ihren Reihen
jetzt beim Umbau von dem Tal
es erreicht, dass einen neuen
Weg man anlegt, traversal,
weg von ihrem Areal –
und – was allen hier gebührt,
für den Club wird reserviert.

Wär’ der neue Weg auch recht,
müsst’ man doch für den, der möcht’,
auch den angestammten alten
noch als Fußweg offen halten.

Eh’ die Menschen sich da keilen,
könnten sie sich so verteilen.
Hier, wer schnell das Tal durcheilt
auf dem Weg stadtein, stadtaus –
dort, wer gern in Ruh’ verweilt,
vor den Radlern nimmt Reißaus –
und die Golfer weiterhin
out nicht wären sondern in !   
                  

Higl, 7.2000, www.dreisamtaeler.de

 

    © Freiburg-Schwarzwald.de, Kontakt, Update 06.12.08