Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Winter 2006/2006
Klima, Wetter und Klimaveränderungen
  

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Winterwetter 2006/2007 - Klimaveränderungen im Südschwarzwald?

Blick nach Osten zur Talvogtei Kirchzarten am 19.1.2007 bei 15 Grad PLUS
Blick nach Osten zur Talvogtei Kirchzarten am 19.1.2007 bei 15 Grad PLUS

Blick nach Nordosten zum Sandfang: Kirchblüten am 22.11.2006 Coralie und Laureen am 2.12.2006 am Ebneter Weg: Musik zum Advent Kinderwagen, Bobbycar, Fahrradanhänger und Schaukel am 15.1.2007
(1) Blick nach Nordosten zum Sandfang: Kirschblüten am 22.11.2006
 
Coralie und Laureen am 2.12.2006 am Ebneter Weg in Littenweiler: Musik zum Advent bei 12 Grad PLUS - mehr Kinderwagen, Bobbycar, Fahrradanhänger und Schaukel am 15.1.2007 um 13 Uhr bei 14 Grad plus
Blick nach Westen zum Colombi-Schlößchen am 21.2.2007 bei 15 Grad PLUS und blühenden Bäumen   Blick nach Norden über den vereisten Ibenbach zum Schlegelhansenhof am 11.1.2009
Blick nach Westen zum Colombi-Schlößchen am 21.2.2007 bei 15 Grad PLUS und blühenden Bäumen   Blick nach Norden über den vereisten Ibenbach zum Schlegelhansenhof am 11.1.2009

 

Verkehrte Tierwelt durch milde Temperaturen im Hochschwarzwald? 
 
Hubertus Knoblauch vom Naturschutzzentrum Südschwarzwald kommentiert den bisherigen Winter mit: "Das ist Herr Darwin in Reinkultur" / Tiere passen sich an

Hochschwarzwald. Für den Alltag der Bewohner der Wälderstadtregion sind die Auswirkungen dieses recht milden Winters 2006/ 2007 überschaubar: Rodel und Skier bleiben vorerst im Keller, die ganz dicken Wollpullover im Schrank. Schneeberge aufhäufen, von Räumfahrzeugen zugeschaufelte Autos suchen und Schneemänner bauen entfällt gänzlich. Doch wie sieht es aus für unsere heimische Tierwelt? Ist es schlimm, wenn die Winterschläfer keine Ruhe finden? Die in der einen oder anderen Schwarzwälder Familie "heimische" Schildkröte ebenso wie Murmeltier, Haselmaus, Hamster, Siebenschläfer, Igel, Spitzmaus, Fledermaus und Fichtenkreuzschnabel haben zu futterreichen also warmen Zeiten genügend Reserven angespeckt, um die futterarmen kalten Jahreszeiten per "Winterschlaf" zu überbrücken. Das winterliche Schlafverhalten der Tiere ist unterschiedlich — so spricht man von Winterstarre, Winterruhe oder Teilwinterschlaf. Kalte und kurze Tage sind Bedingung für jede Form der Schlaferei. Für Winterschläfer, die im Haus gehalten werden — das klassische Beispiel ist die Schildkröte — sind die Außentemperaturen einerlei: Der Winter lässt sich ganz einfach imitieren indem man die Heizung drosselt oder dem Rat von Wolfgang Tröndle, der in Neustadt eine Zoohandlung betreibt, folgt: "Ein trockener und kühler Keller für die Schildkröte, der wäre schon ideal. Vor allem für die älteren Tiere." Und wenn trotz winterschlafgerechten Quartiers die Schildkröte mit wachen Augen durch den Keller schaut ? Ganz einfach: Wacht die Schildkröte auf, will sie futtern und dann entweder weiterschlafen oder eben nicht. "Für Jungtiere kann der Winterschlaf sogar riskant sein" , warnt Tröndle. "Sie haben möglicherweise noch nicht genug Reserven angefuttert, würden verhungern." Natürlich habe ein solch milder Winter Folgen, sagt die Neustädter Tierärztin Gisela Schwarte. Nur eben keine solch katastrophalen wie wir Menschen es vielleicht "gerne" lesen würden. Katzen etwa werden früher rollig. Aber auch das sei kein erstmaliges und ganz besonderes Winter 2006/2007 Phänomen, denn, so die Tierärztin: "Maikatzen hat es schon immer gegeben." Dem größten Teil der Tierwelt gehe es gut. Es gibt noch genug Futter. So sei es auch nicht unbedingt nötig, die Vögel zu füttern. Wenn nun doch noch ein strammer Winter durchs Ländle zieht ? Das kann gefährlich sein, wenn schon Nachwuchs da ist, sagt Gisela Schwarte. "Aber ich sorge mich eher um die Bäume, die schon ausschlagen und die bei einem lang anhaltenden Frost kaputt gehen würden." Die Frage sei doch vielmehr, überlegt die engagierte Tierärztin, ob der Mensch zufrieden sei. So hoffe man doch etwa im Forst oder aber für den heimischen Garten auf eisige Kälte und Schnee: Der "klimatischen Schädlingsbekämpfung" wegen.

Arge Bedenken in Sachen Klimawandel teilt Johann Ganter vom Bürkleshof in Titisee mit allen Gesprächspartnern. Doch auch wenn die Klimakurve nach oben steige, böte der milde Winter 2006/ 2007 keinen Grund zum Jammern und zum Extra-Sorgen machen. "Solche Winter hat es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gegeben. Die Tierwelt, die passt sich an." Zur Anpassung gehört aber, das sehen Kenner der Natur wie Landwirte und Tierärzte ganz bodenständig, dass einzelne schwache Tiere oder ganze Populationen einen heftigen Kälteeinbruch nicht überleben. "Am Samstag sind hier in Titisee schon die Bienen geflogen" , sagt Ganter und räumt den Bienen keine großen Chancen ein. Das Gejammer darüber, dass es keinen Schnee hat kommentiert Ganter mit einem überzeugenden: "Man soll die Natur net vergewaltigen!" Und das Gerede, dass dieser Winter ganz etwas besonders sei, mag Ganter nicht mehr hören. "1955, da war es noch wärmer!" Und 1961 erinnert sich Ganter, da war der Februar so mild, dass man den Frühjahrsroggen, dessen Zeit eigentlich erst Ende März gekommen ist, gesät hat. Wagt Ganter eine Wetterprognose? Nein. Nur so viel: Erfahrungsgemäß ist noch alles drin. 1956 war es zunächst sehr mild, berichtet Ganter. Dann rutschten Mitte Februar die Temperaturen in den zweistelligen Minusbereich. "Tagelang hatten wir zwischen minus 28 und minus 32 Grad ! Dazu einen Ostwind, dass die Wände gewackelt haben und in der Stube alles gefroren ist. Es war ein Jahrhundertwinter. Ohne Schnee."

Harald Nüssle ist Vorsitzender der NABU-Ortsgruppe Grafenhausen und Kenner der Hochschwarzwälder Natur-Szene. "Ich habe vor wenigen Tagen das Winterquartier der Fledermäuse inspiziert. Die schlafen. Auch die Biber und die Igel. In der Feldbergregion ist es so wahnsinnig warm nun doch wieder nicht." Berichtet Nüssle. Säugetiere wie die Eichhörnle, die einen Teilwinterschlaf machen, die seien allerdings schon aktiv. Und auch die Vogelwelt ist schon munter. So konnte man schon Riesenschwärme von Fichtenkreuzschnäbeln beobachten. "Die haben ihre Balzzeit einen guten Monat vorverlegt. Sollte es doch noch anhaltend kalt werden, kann im Extremfall eine ganze Population sterben."  Nüssle hat von vielen älteren Menschen gehört, dass es solch milde Winter immer mal wieder gegeben hat. Klar, das sei richtig. Aber ein solch warmer Winter, der sei bisher nicht verzeichnet worden. Nüssle lässt den Menschen nicht aus der Verantwortung: "Wir dürfen keine Scheuklappen aufsetzen, wenn es um die Frage geht, wer für Erderwärmung, für den Klimawandel mitverantwortlich ist" , mahnt Nüssle. Hubertus Knoblauch vom Naturschutzzentrum Südschwarzwald kommentiert diesen Winter mit einem "Das ist Herr Darwin in Reinkultur" und berichtet sodann das Neueste in Sachen Winterschlaf: "Man hat jetzt erst festgestellt, dass auch Hirsche so eine Art Standby-Schlaf halten. Sie fahren alle Funktionen runter, dürfen dann keinesfalls gestört werden!" Zu früh seien die Rotschwänzchen, ein harter Wintereinbruch wäre also riskant. Doch alles in allem , so fasst Knoblauch zusammen: "Geht die Welt nicht unter, die Tiere haben die letzten 10 000 Jahre überlebt, die passen sich an."
Gabi Thiele, 23.1.2007, www.badische-zeitung.de

 

Kirschblüten an der Dreisam Ende November

Der "Endlos-Spätsommer" treibt in Freiburg seltsame Blüten - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. So haben an einer einer japanischen Zierkirsche an der Dreisam die Knospen ausgeschlagen. Und im Botanischen Garten in Herdern blüht eine Magnolie, die BZ-Leser Konrad Lenz fotografiert hat. "Wir standen alle davor und haben gestaunt", berichtet Professor Thomas Speck, der Direktor des Botanischen Gartens. Für diese besondere Laune der Natur gibt es natürlich auch eine Erklärung: "Das liegt an dem extrem warmen Herbst" , so der Experte. Allerdings sei die Blüte zur falschen Zeit für die Magnolie im Großen und Ganzen unkritisch: Die Blume könnte sogar, wenn sie abgeblüht ist, noch einen zweiten Frühling erleben. Das liegt daran, dass es bislang noch keinen Frost gab. Schlimmer sei es dagegen für die Pflanzen, wenn es erst einmal ganz kalt ist, dann zwischendurch sehr warm und dann wieder kalt, so Professor Speck. Nicht ungewöhnlich sind auch die zartlila Blüten an der japanischen Zierkirsche. Diese Bäume sind ohnehin "Frühblüher". Denn einzelne Sorten zeigen sich — auch bei normaler Witterung — oft schon in Januar und Februar mit Blütenpracht: "Die Bäume sind so beliebt, weil sie auch im Schnee blühen."
BZ vom 21.11.2006

 

© by freiburg-schwarzwald.de, Update 29.11.10