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Erzeugergemeinschaften landwirtschaftlicher Produkte
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Blick ostwärts am 25.7.2010 zur Annakapelle bei den Linden: Ebnet, Dreisamtal, Getreide, Schwarzwaldberge - einfach schön
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Vielfältige Beteiligungsformen an landwirtschaftlichen Betrieben

Eine Idee greift um sich: Landwirtschaftliche Betriebe aus der Region Freiburg bieten Beteiligungen an und verzinsen das Kapital der Investoren auf Wunsch mit Naturalien. Eingeschlossen im Ertrag ist die Gewissheit, in der Region Produziertes auf dem Tisch zu haben und die regionalen Wirtschaftskreisläufe zu stärken. Vielfältig sind die Beteiligungsformen und die Zeit, solche Papiere zu emittieren, ist gerade günstig.

"Unter dem Eindruck der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise ist das Interesse groß", sagt Horst Ritter, Mitgründer und Mitgesellschafter der Müllheimer Demeter-Gärtnerei Piluweri. Von daher hat dieses Mal rascher funktioniert, was bei der Unternehmensgründung 1995 schon einmal geklappt hat. "Es kommt natürlich dazu, dass wir nun am Markt etabliert sind. Aber dass wir die nun benötigte Summe in nur vier Monaten zusammen bekommen würden, haben wir nicht erwartet", sagt Ritter. Vor 15 Jahren hat der Gärtner zusammen mit seinen Berufskollegen Matthias Ludwig, Michael Pickel und Richard Specht begonnen, in Müllheim-Hügelheim nach den Kriterien des Demeterverbandes für biologisch-dynamische Wirtschaftsbetriebe Gemüse anzubauen. Damals finanzierten die vier mit privatem Fremdkapital den Kauf von Flächen. 25 der damaligen Investoren sind nach wie vor als stille Gesellschafter beteiligt. Nun wurden 40 weitere Miteigentümer gewonnen. Überwiegend sind es Kunden. Gezeichnet wurden Anteile im Wert von insgesamt 300 000 Euro, womit rund ein Drittel der aktuellen Investition abgedeckt ist. Dieses Kapital, Zuschüsse sowie ein Darlehen der Volksbank Müllheim fließen in ein neues, größeres Betriebsgebäude, in eine Photovoltaikanlage und in Folienhäuser, um die Anbaufläche für Tomaten, Paprika und Kräuter ausdehnen zu können. Derzeit kultiviert die mehrfach prämierte Gärtnerei auf einer Fläche von 30 Hektar rund 70 verschiedene Salat- und Gemüsesorten sowie Erdbeeren und vermarktet die Hälfte ihre Erzeugnisse in der Region zwischen Freiburg und Lörrach über Wochenmärkte und einen Abo-Lieferservice direkt an Verbraucher. Die andere Hälfte wird über Restaurantküchen sowie über den Naturkosteinzel- und -großhandel abgesetzt. Wer sein Beteiligungskapital monetär verzinsen lassen will, erzielt derzeit netto zwei Prozent, wer sich für Gemüse entscheidet, bekommt 2,5 Prozent. Das ist mehr als ein Tagesgeldkonto derzeit einbringt. Einsteigen können Anleger mit mindestens 1000 Euro. Die höchste Einzelbeteiligung beträgt laut Horst Ritter 70 000 Euro. Unter den Investoren ist Reinhard Jacoby aus Freiburg. Viele Gründe motivieren ihn: "Durch die ökologische Wirtschaftsweise trägt die Gärtnerei Piluweri zum Arten- und Gewässerschutz bei, als Arbeitgeber sorgt sie für Beschäftigung und ihre Produkte sind von guter Qualität." Abgesehen davon habe er das Vertrauen in den Kapitalmarkt und in die Qualität von Finanzberatern verloren. "Man bekommt irgendwas verkauft, wobei der Berater eine hohe Provision erhält", ist Jacobys Erfahrung.

Auf solches Vertrauen hofft auch Bernd Hug, Inhaber des Baldenweger Hofs in Stegen. Vor elf Jahren hat der Landwirt die einstige Staatsdomäne erworben und in einen vielseitigen Direktvermarktungsbetrieb umgewandelt, der jeden Tag von durchschnittlich 160 bis 180 Kunden angelaufen wird. Hug benötigt mehr Platz für seine Rinder und will das Futterlager erweitern. Ein Drittel der Investitionssumme von 300 000 Euro will er über die Ausgabe von Genussscheinen gewinnen. Die Mindestbeteiligungssumme beträgt 500 Euro, die Emission startete jüngst. Anteilseigner können mit einer jährlichen Ausschüttung von sechs Prozent rechnen, die in Form eines Einkaufsgutscheins ausgegeben wird. Wer sich für die monetäre Dividende entscheidet, erhält zwei Prozent.

Die Bohrerhof-GmbH mit Sitz in Hartheim-Feldkirch gab 2009 ebenfalls Genussrechtsbeteiligungen mit einem Emissionsvolumen von 1,5 Millionen Euro heraus und hat bislang 30 Anleger von ihrem Konzept überzeugt, wobei deren Kapital nicht an ein bestimmtes Vorhaben gebunden ist. Die GmbH garantiert eine 7,5-prozentige jährliche Ausschüttung, gleichgültig, ob ein Beteiligter Produkte kauft, im Zeltrestaurant einkehrt oder Geld überwiesen haben will. "Dieses Finanzierungsinstrument erhöht die Kundenbindung und erleichtert die Kreditaufnahme bei Banken, weil die Beteiligungen als Eigenkapital gewertet werden", erklärt Bruno Bohrer den Vorteil solcher Finanzkonstruktionen.

Mit einer dritten Form der Agrarbeteiligung hat auch die 2006 gegründete Regionalwert AG mit Sitz in Eichstetten Einlagen von Privatanlegern im Wert von rund einer Millionen Euro eingesammelt. Mit dem Kapital ihrer Anleger kauft die AG Betriebe, die keine Nachfolger haben, und verpachtet sie an qualifizierte Landwirte, außerdem fördert sie Investitionen in bestehende Betriebe, die nach ökologischen Kriterien wirtschaften.
Silvia Faller, 24.8.2010

© www.freiburg-schwarzwald.de, Kontakt,, Update 23.01.11