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Energiecontracting
im Breisgau und Hochschwarzwald
  

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Contracting, Energie-Contracting

Tele-Blick von der Bodenmatte am Schauinsland nach Süden zum Hochblauen ob Müllheim am 26.10.2006 Tele-Blick von der Schindelmatte am Schauinsland nach Süden zum Hochblauen ob Müllheim am 26.10.2011
 - vorne der Sittener Berg

 

Energiecontracting: Win-Win-Situation für Stromanbieter und -kunde

Dass ein Unternehmen Umsatz und Gewinn erhöhen will, ist vernünftig. Ein Stromanbieter, der nur Strom erzeugt und verkauft, wird seinen Umsatz nur erhöhen, wenn er immer mehr Strom verkauft. Dies ist nicht vernünftig angesichts der Energiekrise und dringend zu ändern. Aber wie soll ein Anbieter  mehr Geld verdienen können, wenn er weniger absetzt? Indem nicht mehr das Produkt (den Strom), sondern eine Dienstleistung (Stromeinstapen durch Contracting) verkauft. Und das geht so:
Der Stromanbieter behandelt seinen Kunden als Partner für Energieeinsparung schließt mit im einen Vertrag (bzw. Contract) wie folgt ab: 
Ich als Energieversorgungsunterehmen verpflichte mich, auf meine Kosten (und wenn gewünscht unter meiner Regie) dein Haus energetisch so zu sanieren, dass Du um 50% weniger Ausgaben für Energie hast. Mit dem durch die 50% (diesen Prozentsatz garantiere ich) eingesparten Geld kannst du einen Kredit aufnehmen und genau das refinanzieren, was in deinem Haus investiert wird.
Dieses Geschäftsmodell bezeichnet man als Energiecontracting und führt - richtig angewendet - beide Seiten in eine Win-Situation: Der Energieversorger macht mehr Umsatz und der Hauseigentümer erhält eine Komplettsanierung über die Einergieeinsparung.

Es wäre nur konsequent, wenn auch die vielen Stadtwerken endlich das Energiecontracting aufgreifen würden. Und der private Häuslebesitzer sollte umdenken: Nicht mehr das Produkt (also den Strom) kaufen, sondern die Dienstleistung ums Produkt (also das Einsparpotential) erwerben
.

 

Contracting: Begriffserklärung - so geht’s

Der Contractor soll als Versorgungspartner dem Industrieunternehmen alle Probleme im Energiebereich abnehmen. Es handelt sich dabei sowohl um Strom, Wärme, Kälte, Dampfluft und Dampf. Hierbei kann die Versorgung über stationäre oder flexible Kompaktanlagen erfolgen. Diese Anlagen werden vom Contracting - Partner während der Vertragslaufzeit betrieben und gewartet. Der Vertragspartner des Industrieunternehmens garantiert für eine gesicherte Energieversorgung zu fixierten Preisen und Leistungsumfängen. Er muss die Versorgung auch bei Störung in den Anlagen oder bei Streitigkeiten sicherstellen. Gleichzeitig kümmert er sich in der Regel um den Energieverbrauch des Unternehmens, wo üblicherweise noch erhebliche Einsparpotentiale schlummern. Bei Contracting muss nicht unbedingt der komplette Energiebedarf durch Eigenproduktion gedeckt werden. Teilbereiche können auch im liberalisierten Markt abgedeckt werden. Im Gegenzug besteht natürlich die auch die Option, Überschussmengen an einen Versorger abzugeben. Auch diesen Bereich wird im Normalfall der Contractor übernehmen. Der gesamte Bereich der Energieversorgung kann damit außer Haus gegeben werden. Gemeinhin gelten als Vorteile im Contracting:

  • Das Know-how des Vertragspartners ermöglicht eine schnelle Umsetzung kleinerer und größerer Einsparpotentiale. Normalerweise tritt auch eine Entlastung der Umweltemission ein. Die ergibt sich bereits aus der Energieeinsparung.

  • Der Kapitalbedarf des Unternehmens wird entlastet, da sich alle Investitionen auf der Kostenseite des Contractors niederschlagen. Bei Beendigung des Vertrages werden die beiden Vertragspartner gegebenenfalls eine Übernahme des Anlagenparks oder unbeweglicher Teile verhandeln.

Der Normalfall beim Contracting sind lange Vertragslaufzeiten von 10 bis 15 Jahren. Das entspricht in den meisten Fällen nicht der Interessenlage des Unternehmens. Bei mobilen Versorgungseinheiten („Energie am Haken") ergibt sich die Möglichkeit einer kürzeren Laufzeit im Rahmen von zwei bis drei Jahren. In die Erwägung ziehen können Contracting alle Unternehmen, deren Energiekosten eine Mio. DM überschreiten. Als klassische Beispiele gelten die Papierindustrie, Textilwirtschaft, Chemie oder Kunststoffherstellung bzw. – der allgemeine Maschinenbau und die Holzindustrie.

Contracting-Beispiel: Flexible Lösung mit modernen Kompaktanlagen
Versorgungsvertrag für Wärme mit einem Heizwerk (Leistung 8 MW): Der Contractor erbringt Projektentwicklung und Planung, erstellt auf eigene Kosten eine kompakte Energiezentrale und hält dies betriebsfertig einschließlich Überwachung und Brennstoffbeschaffung.

  • Investition: Der Contractor übernimmt die Gesamtinvestition einschließlich Einbindung/Infrastruktur und ersetzt die überalterten Dampfkessel durch moderne Kompaktzentralen aus dem eigenen Pool 1,40 Mio. DM.

  • Einsparungen: Der Betrieb erhält einen sicheren Gesamtwärmepreis von 48 DM/MWh und daraus sofortige wirtschaftliche Vorteile gegenüber dem Ist-Zustand ohne Eigeninvestition von 12 DM/MWh.

  • Refinanzierung: Der Contractor finanziert ihre Gesamtaufwendungen aus dem Grundpreis der Wärmeversorgung 0,32 Mio. DM/a.

  • Vertrag: Der Abschluss kann jährlich den Bedarfsverhältnissen angepasst werden; dies sichert der Contractor durch Rückgriff aus seinen Pool an portablen Anlagen.

Contracting: Lange Wege - Zeitaufwand für einen Vertragsabschluß
Der Zeitaufwand für einen Vertragsabschluss für eine Versorgung über das Contracting ist nicht zu unterschätzen. Die aufgeführten Zeiträume sind Schätzungen und gelten nicht für Notfallversorgungen. Immerhin sind sie eine Richtschnur für betriebsinterne Kalkulationen. Vorausgesetzt wird im Zeitrahmen eine qualifizierte Ausschreibung:

  • Festlegung von Zielen und Vorgehensweise, Konzeptentwicklung und -fixierung: 6 bis 12 Monate;

  • Betreiberauschreibung, Angebotsvergleich und Vorauswahl beim Unternehmen: weitere 6 bis 12 Monate; anschließend

  •  Vertragsverhandlungen von 2 bis 6 Monaten.

Damit ist unter 1,5 Jahren an eine Umsetzungsphase nicht zu denken. Dieser Zeitraum lässt sich durch eine sogenannte „Partnerschaftliche Projektentwicklung" verkürzen. Hier rechnen die Contractinganbieter mit einem Zeitraum zwischen vier Monaten und einem Jahr, bis es zur Umsetzung der Maßnahmen kommt.

 

Energie am Haken - Flexible Energieversorgung durch Energiecontracting

Dr. Ulrich Kaier - Energiecontracting Heidelberg

Die Vorteile sind rasch aufgezählt: Flexibilität, Schnelligkeit, verringerter Kapitaldienst, Minimierung von Risiken. Diese Merkmale stehen immer in den bunten Prospekten der Contracting-Anbieter. In der Industrie hat sich diese Form der Energieversorgung aber noch nicht so recht durchsetzen können. Der Grund: Die Contractoren setzen bei ihren Abschlüssen eher auf lange Laufzeiten von zehn bis 15 Jahren. Nur in dieser Zeit machen sich stationäre Installationen auch bezahlt. An langer Bindung ist aber den Verantwortlichen in der Industrie selten gelegen. Sie verlangen kurze Vertragslaufzeiten und anpassungsfähige Lieferanten, wenn diese Versorgungsart in Erwägung gezogen wird. Vertragsabschlüsse in der Contracting-Branche ein Geduldsspiel sind. Wenn nicht gerade ein Notfall vorliegt, dann vergehen bis zu einem Vertragsabschluss gerne sechs Monate. Vertrauensbildung, sagt Dr. Ulrich Kaier im Interview mit Energy Today, ist eine der wichtigste Voraussetzungen, um mit diesem Geschäft im Mittelstand Erfolg zu haben.

ET: Herr Kaier, "die ersten Prozente verschwinden allein beim Hingucken." Dies haben Sie einmal über die Situation des Energieverbrauchs in der deutschen Wirtschaft festgestellt. Das war allerdings zu Zeiten, als die Liberalisierung der Energiemärkte noch in weiter Ferne schien. Will denn die Industrie zu Zeiten günstiger Preise überhaupt noch Energieverbrauch vermeiden oder konzentriert sie sich allein auf die finanziellen Einsparmöglichkeiten?
Dr. Ulrich Kaier: Die Industrie steht unter dem zunehmenden Zwang, nur auf die Wirtschaftlichkeit zu sehen. Dabei geraten volkswirtschaftliche Ziele, wie der rationelle Umgang mit Energie oder gar die CO2-Minderung, unter die Räder. Umso faszinierender ist es aber, wenn diese drei Faktoren, die oft miteinander kollidieren, unter einen Hut zu bekommen sind. Kosten senken ist das primäre Ziel. Man will bei der Kostensenkung aber auch noch rationellen Umgang mit der Energie erreichen und die Umwelt entlasten. Das führt in der Praxis recht häufig zu Interessenskonflikten. Aber es ist die Chance da, im Contracting-Modell diese drei Dinge zu vereinen; wir haben das jetzt beeindruckend oft belegt.

ET: Tatsache ist, dass in den letzten Monaten Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) reihenweise abgeschaltet wurden.
Kaier: Das ist richtig. Aber KWK ist für den Contractor auch nur eines von vielen Instrumenten...
ET: Die anderen heißen?
Kaier: Alle Maßnahmen zur Energiekostensenkung. Da ist das Einsparen durch Technik in der Erzeugung durch kleine und große Maßnahmen der Modernisierung und der betrieblichen Optimierung. Wir nutzen zum Beispiel die Wärmerückgewinnung, die Kombination von Prozessen. Die Kraft-Wärme-Kopplung ist damit nur ein Baustein von vielen. Die Umsetzung wird aber natürlich nicht leichter, weil der Baustein KWK de facto momentan ausfällt.
ET: Ohne die Bonus-Reglung bleibt die KWK in der Industrie so gut wie ohne Chancen.
Kaier: Wir haben dies in den Gremien, zum Beispiel beim VIK, immer wieder festgestellt und betont. Deswegen gibt es gegenwärtig keinen Zubau, im Gegenteil, der Bestand bröckelt sogar. Dreizehn Prozent des deutschen Stroms kamen im letzten Jahr aus der KWK. Jetzt werden pro Jahr etwa 2.000 MW abgebaut. Wenn die Politik keine Initiative ergreift, dann wird die Kraft-Wärme-Kopplung in fünf bis sieben Jahren vielfach aus der Industrie, aber ich glaube auch aus der kommunalen Energieerzeugung, verschwunden sein. Die politischen Mittel sind dabei überschaubar. Die Quote scheint die geeigneteste Lösung zu bieten.
Positiv in dieser Richtung sind die politischen Erklärungen der letzten Monate, mit einer Quotenregelung die KWK verdoppeln zu wollen und damit die CO2-Minderungspotentiale der KWK zu bewerten und zu sichern.
ET: Ihr eigentliches Geschäft ist das Contracting. Hier sind die Verträge auf lange Laufzeiten von 15 bis 20 Jahren ausgelegt. Wird hier eine Kalkulation bei den sich stetig verändernden Energiepreisen nicht schwierig?
Kaier: Ja, aber vor allem kann der industrielle Contractingpartner keine langfristigen Verträge akzeptieren. Er wird nur kurzfristige Verträge abschließen, die überschaubar bleiben. Dabei handelt es sich um ein, zwei oder drei Jahre. Nur für diesen Zeitraum können Verträge verbindlich sein. Deswegen müssen die Verträge, ganz anders als beim kommunalen Contracting, zwingend Flexibilität für den Industriebetrieb ermöglichen. Sie müssen anpassbar und auflösbar sein – und das manchmal sogar im Jahresrhythmus.
ET: Die Firma SEC Heidelberg, die Sie vertreten, scheint hier ein Solitär unter den Contractinganbietern zu sein, weil Sie ganz bewusst den Kontakt zur Industrie suchen. Der Wettbewerb ist viel stärker auf kommunale Verträge fixiert.
Kaier: Wir haben uns bereits bei der Gründung im Jahr 1997 auf die mittelständische europäische Industrie ausgerichtet. Wer bei diesen Kunden Erfolg haben will, der muss Flexibilität anbieten. Darauf haben wir unsere Produktlinie abgestimmt, die sich als kompakte Technik präsentiert, die man an den Haken nehmen kann.
Diese Überlegungen haben sich in transportabler Container-Technik manifestiert. Das ist pragmatisch und preiswert und keine deutsche vergoldete Ausführung. Daraus hat sich bis heute ein Park von mehr als 150 Anlagen entwickelt. Mit dieser Technik können wir alle Energiebedarfssituationen, also Strom, Wärme, Kälte, Druckluft und oft auch Wasser preiswert lösen. Diese Anlagen weisen die gleiche Technik auf, über die bei einer stationären Bauweise verfügt werden kann, sind aber eben flexibel im Standort.
"Mieten statt Kaufen" und "Contracting statt Eigenlösung" sind die Schlagworte der Zukunft.
ET: Ist die SEC mit dieser Energie am Haken in der Lage, auch kurzfristigen Bedarf zu decken?
Kaier: Wir können das nicht nur provisorisch, sondern mit höchster Effizienz, wie sich das ingenieur-technisch gehört – nur eben nicht einbetoniert; sondern auf den Tieflader gebracht und bei Bedarf auch wieder abtransportiert. Wir können mit der SEC-Technik fast alle Bedarfsfälle der mittelständischen Industrie abdecken. Damit lassen sich beispielsweise in der Papierindustrie auch Versorgungsfälle bis an 100 t/h höchst rationell decken.
ET: Wie sieht denn der klassische Kunde aus?
Kaier: Es handelt sich um mittlere Unternehmen, die überwiegend mehr als 200 Mitarbeiter haben, aber selten mehr als 4.000. Der Bedarf liegt bei mehr als 1 MWel und mehr als zwei oder 3 MWth. Nur selten tritt ein Bedarfsfall von mehr als 100 MW auf. Damit fallen zum Beispiel Unternehmen der Großchemie nicht unter unsere Bedarfsträger. Von den Branchen sind wir in Deutschland in der Papierindustrie angesiedelt, in der Textilwirtschaft, bei der Lebensmittelherstellung, größeren Maschinenbaubetrieben, der Pharmazie, der Steine- und Erden-Industrie, den wenigen Porzellanfabriken. Damit sind alle mittelgroßen Unternehmen eine geeignete Klientel, die in Deutschland in einer Anzahl von 3.000 Stück produzieren.
Et: Mit wie vielen stehen sie in Verbindung?
Kaier: Davon haben wir gegenwärtig etwa 130 unter Vertrag, manche mit einem Teilspektrum und manche mit Vollversorgung. Meist fängt die Verbindung klein an und entwickelt sich in Stufen. Wir erreichen bei fast allen einen Ausbau der Leistungen.
Von den genannten 3.000 Betrieben wiederum halten wir etwa die Hälfte für erreichbar. Die Hälfte deswegen, weil diese potenziellen Kunde entschieden haben, dass die Auslagerung der Energieversorgung durch einen Contractor vorstellbar und strategisch im Grundsatz gewollt ist.

ET: Die Industrie kann auch selbst Einsparungsmaßnahmen im Energiesektor vornehmen. Sie versprechen aber, dass SEC in jedem Fall mehr erreichen kann, als die Industrie durch eigene Eingriffe. Woran liegt es?
Kaier: Wir verfügen über alle Mittel, die zur Energieeinsparung beitragen oder die Kosten senken, und wir betreiben dieses Geschäft professionell. Das ist sicher von Vorteil gegenüber einem Industriebetrieb, der derartige Mittel nur gelegentlich nutzt. Wir übernehmen auch ein Investment, das sich erst in vier oder fünf Jahren amortisiert, aus eigenen Mitteln. Das ist unser Geschäft. Die Industrie wird ein derartiges Investment im Zweifelsfall eher nicht eingehen. Investitionen in einem Randbereich wie der Energieversorgung, die sich nicht in zwei Jahren als lohnend erweisen, bleiben sehr oft in der Schublade.
ET: Für den Contractor ist es das beste, wenn der Unternehmer die komplette Energieversorgung aus den Händen gibt?
Kaier: Das ist unser Ziel. Dafür werden Schnittstellen definiert, bis zu denen das Unternehmen die Energieversorgung in unsere Hände übergibt. Dieses Auslagern bedeutet auch, vorhandene Anlagen zur Energieerzeugung an uns zu übergeben oder zu verpachten. Das dazugehörende Personal wird ebenfalls von uns übernommen. Gleichzeitig steigen wir in bestehende Verträge ein.
Am Ende bedeutet dies für den Unternehmer, zu sagen: Ihr seid meine Energieversorger. Wir treten dann als Contractor mit dem Ziel an, Energiekosten zu senken. Unsere Aufgabe ist es nicht, Anlagen zu verkaufen. Deswegen übernehmen wir bestehende Anlagen, erneuern sie, ergänzen sie oder bauen sie aus. In unseren Entscheidungen sind wir vollkommen frei, was die Planungsleistungen, und die Anlagentechnik oder den Brennstoff betrifft.
ET: Sie haben auch einmal festgestellt: "Verrottet, veraltet, kaputt. Das ist der Zustand der Anlagen in der Industrie." Hat sich an diesem Status seit ihrem Statement vor einigen Jahren etwas geändert?
Kaier: Die Lage wird eher noch bedrohlicher. Wenn Ersatzinvestitionen stattfinden, dann wird es auf das Unumgängliche beschränkt. Alles, was sich erst über eine Zeitachse rechnet, hat keine Chance. Deswegen fällt alles volkswirtschaftliche oder ökologisch sinnvolle durch das Raster. Diese kurzfristige Sichtweise, die die Industrie eingenommen hat, ist ein Teufelskreis.
Nicht einmal 10 Prozent der genannten Industrieunternehmen haben heute eine Energieversorgung, die up-to-date ist. Kein Industrieunternehmen hat mehr Geld, um sich des Nebenbetriebes Energie anzunehmen, es sei denn, es droht ein Einbruch in der Versorgung.
ET: Wie sieht es mit dem Energiemanagement auf Ebene der Verbrauchsstellen innerhalb der Industrie aus? Hat sich hier ein professioneller Umgang durchgesetzt?
Kaier: Auch hier ist dringender Handlungsbedarf entstanden. 

  • Früher verfügten die Unternehmen über ordentlich geführte Fachabteilungen. Das ist heute nicht mehr der Fall. Die Abteilungen sind reduziert auf das notwendigste der Betriebsführung.

  • Zum Zweiten stellen sich die Industriebetreibe nicht einheitlich dar, wie es von außen den Eindruck macht. Es handelt sich um heterogene Gebilde von Profit-Centern, neben denen keine Energieabteilung mehr sitzt, weil die auch niemand bezahlen will.

  • Zum Dritten kann man die Chancen, die sich durch die Liberalisierung bieten, nur ausschöpfen, wenn man ein kontinuierliches Energiemanagement betreibt. Das bedeutet kontinuierliches Prüfen von Lastverläufen und Optimieren aller Beschaffungsfragen etc. Dieses Management kann das Unternehmen nicht mehr übernehmen, weil es nicht über die entsprechenden Abteilungen verfügt. Hier besteht eine große Möglichkeit für den Contractor, dieses Management professionell mit einzubringen.

ET: Müssen Sie dazu nicht auch in die betrieblichen Abläufe eingreifen?
Kaier: Das ist oft schwierig, aber eben auch unumgänglich. Das Energiemanagement darf nicht am Transformator halt machen. Es muss zwingend hineingucken in die Prozesstechnik und in die betrieblichen Abläufe. Wir müssen traditionelle Verhaltensweisen hinterfragen und benötigen deswegen gewisse Grundkenntnisse der Branche, wenn wir auch nie vollkommene Fachleute werden. Deswegen kann mit der Textilbranche nur jemand reden, der diese kennt. Sonst findet er keine Akzeptanz.
ET: Sie streben in der Zusammenarbeit mit dem Unternehmen einen permanenten Optimierungsprozess an?

Kaier: Wir können heute keinen langlaufenden Vertrag mehr abschließen. Contracting bedeutet in der ersten Phase eine Vertrauensbildung zum Unternehmen. Diese Konzeptionsphase dauert ein halbes Jahr. Danach fangen die beiden Partner Contracting in der Regel in Teilbereichen an. Nach dieser dringlichen Phase folgt erst der kontinuierliche Optimierungsvorgang, der eigentlich nie endet. Es finden sich immer neue Potenziale, es gibt permanente Änderungen im Betrieb und die Marktbedingungen verschieben sich. Das Unternehmen lebt, die Technik lebt.
Wir gehen jetzt mit unseren Kunden zu monatlichen Besprechungen und Aktualisierung der Zielsetzung über, weil die Bewegung in den Betrieben und im Markt zu groß ist.
ET: Mit welchem Versprechen können Sie auf einen Neukunden zugehen? Wo liegen die Erfahrungswerte?
Kaier: Wir wissen aus den mehr als 100 Verträgen: Eine Kostensenkung von zehn Prozent erreichen wir immer. Das können wir durchaus behaupten, ohne dass wir dies vorab im Detail belegen können. Das Finden dieser Beweise ist bereits ein halbjähriger Vorgang, der das Vertrauen der Partner zu einander bildet. Wir haben unter den ersten 100 Kunden lediglich zwei gehabt, bei denen Einsparungen von zehn Prozent nicht mehr möglich waren. 20 Prozent erreichen wir oft und 30 Prozent manchmal, aber dies auch noch verblüffend häufig. Den bisherigen Rekord bilden fast 40 Prozent. Hier sind wir aber bereits dabei, ihn zu überbieten.
ET: Das sind zunächst einmal kecke Versprechungen.
Kaier: Nach diesen akquisatorischen Aussagen müssen wir dies natürlich auch belegen. Das machen wir aus eigener Kraft. Der Industriebetrieb verpflichtet sich lediglich uns die Kosten zu erstatten, wenn er Maßnahmen ohne vertragliche Bindung mit uns umsetzt. Nach dieser mehrmonatigen Konzeptphase steigen wir mit dem Kunden und seinen Fachabteilungen in die Diskussion über das Wollen zum Energiesparen ein und konkretisieren die Wege dahin.
Das ist ein mühseliger Prozess, weil wir das Vertrauen unserer Gesprächpartner finden müssen. Zudem ist das Contracting teilweise noch etwas exotisch angehaucht. Dieses Vertrauen bildet sich nur in Wochen. Oder Monaten.
ET: Bis der Tieflader mit dem Energie-Container kommt sind also rund neun Monate verstrichen.
Kaier: So ist es, außer es liegt ein Notfall vor, der sofortige Maßnahmen erzwingt. In vielen Fällen verbinden wir das Schließen dieser Lücken mit Gesprächen über das Contracting. Es entstehen also zwei verschiedene Handlungsebenen, weil man das Contracting in Verhandlungen mit dem Kunden nicht überhasten darf.
ET: Nun gelten Eigentums-, Verfügungs- und Zutrittsfragen als besonders kritisch beim Contracting. Inwieweit ist denn eine Energieversorgung des Unternehmens auch im Streitfalle abgesichert.
Kaier: Im Vertrag steht zweifelsfrei, dass die sichere Versorgung Pflicht des Contractors ist. Die wird auch nicht tangiert von eventuellem Streit oder Diskussionsfällen. Die sichere Versorgung hat Priorität bei allen Verträgen. Das schließt auch die Reaktionsstrategien bei Störfällen ein. Wir schaffen eine bombensichere Versorgung des Unternehmens, besser als sie zuvor war.
Was unsere ortsfesten Investitionen betrifft, so brauchen wir ein Sicherungselement. Es handelt sich um Werte von mehreren 100.000 DM bis zu mehr als 10 Mio. DM in seltenen Fällen. Wir bekommen zur Sicherung unserer Werte oft keine Bürgschaft des Unternehmens. Wir brauchen deswegen zumindest eine persönliche Dienstbarkeit, die auch im Grundbuch eingetragen ist, damit unser Eigentum gesichert ist. Bedarfsänderungen sind in aller Regel im Vertrag vorgesehen. Deswegen wird der Vertrag gegebenenfalls angepasst..
ET: ... auch nach unten ....
Kaier: ... auch nach unten. Das kann im Extremfall auch null bedeuten. Damit verpflichten wir uns auch, die beweglichen Investitionen wieder zu entfernen oder aber auch dem Kunden zu verkaufen. Im Fall der Wegnahme verlangen wir lediglich eine Erstattung des Zeitwertes der ortsfesten Investitionens-Anteile, die es auch immer gibt.
ET: Nun gilt das Contracting auch im Rahmen des Umweltschutzes als geeignete Maßnahme, um Verbesserungen zu erzielen In welchem Rahmen bewegt SEC sich dort?
Kaier: Die erreichbaren Werte sind dort noch drastisch höher als bei der Kosteneinsparung. Wir erreichen mindestens 20 Prozent, in manchen Fällen aber auch mehr als 50 Prozent CO2-Verminderung bzw. Entlastung der Umwelt. Das geht relativ einfach, denn das Bemühen um Kostensenken ist in aller Regel doch ein Bemühen um Verbrauchssenkung. Damit kommt ein Minderausstoß von CO2 automatisch und kostenlos hinzu.

Interview aus "Energy Today", September 2000, S. 10 -16

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