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"Sel Zwergli" und mehr Alemannisches
von Martin Schley
  

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Geschichten auf Alemannisch vom Martin Schley

Rechtenbach Ende Aiugust 2002

So schön kann das Alemannenland sein::
Blick vom Thomasberghof nach Südwesten übers Rechtenbach Ende August 2002 - hinten rechts die Häuser von Stegen und dem Dreisamtal

Martin Schley, bekannt als „Hausmeister Hämmerle“ und Kult-Rapper „D‘ Staumacher“, hat viele Kurzgeschichten geschrieben, von denen einige - zumeist in der Badischen Zeitung erschienene -Geschichten hier zusammengefasst sind. Diese beziehen sich auf das aktuelle Zeitgeschehen oder auch nicht - sind also zeitlos gültig.

S Lebe

Im e Haus wohne e Mann un e Frau. Uf eimol zuckt de Mann zämme, weil alles wackelt. Was isch au des? Ja sag emol! Er geht d Drepp nuf in zweide Stock. Do zieht d Frau grad s schönschd Fitness-Programm ab: Jogge, Kniebeuge, Klimmzüg. Er kriegt sich nimmi: "Spinnsch denn Du? Des haldet doch des Haus nit us! Mach halblang, dass uns d Budi nit no über m Kopf zämmekeit!" Sie gibt em zrück, er soll do gfälligschd jetz nit so e Lade mache: "Was meinsch, wemmer 4 Kinder hädde un die däde umenanderrenne, des müsst s Hus au ushalde, so isch s baut."

Geht er wieder nunder. D Stimmung entspannt sich. Sie losst sich obe e Bad ei. Er macht sich s unde im Sessel bequem. Wie sie sich im warme Wasser wohlig räkelt, dud s uf eimol e Schlag - s haut sie in de Badwann vom eine Eck in s ander. Ihre isch klar: Do isch grad so e Saukaib mit seim Karre gege s Hauseck dotzt. Sie spitzt d Ohrwatschel un wardet, dass sie d Audodür hört. Oder ihre Mann, wo sellem Kaibedepp mordsmäßig ahängt. Stattdem komme Schridd uf s Bad zu, d Dür geht uf un scho steht er vor ere: "Was de jetz brocht hesch, des haut im Fass de Bode nus! Jetz längt s!" Un sie sagt: "Menschenskinder! Was meinsch, wie s mich grad in de Badwann umenanderghaue het! Merksch nix? Do isch doch dusse ebber gege s Eck vom Hus grast!"

Er rennt nab. Nus. Um s Haus rum. Nix. Um d Nochberhäuser schleiche au d Leut. Drinne dreht er s Radio a. Sie kommt grad d Drepp nunder. Un beidi höre mitenander was s gwese isch: "E Erdbebe". D Frau un de Mann hen sich aguckt.

1.3.2003, Lueginsland auf www.bzol.de

 

Wenigschdens - De SC het gwonne

Nach dem Abstieg aus der Bundesliga in die 2. Liga hatte der Fußballclub SC Freiburg sogar verloren. Angst macht sich breit. Und nun kam das erlösende siegreiche Spiel. Desweiteren steht die Bundestagswahl am 22.9.2002 vor der Tür.

Stadion des CS Freiburg: Hellgrüne Überdachungen 1998

 

 

 

 SC-Stadion aus der Luft mit Kartaus und Roßkopf

De SC het gwonne. D Welt faschd in Ordnung. Bloß no so Kleinigkeide. Was hemmer afangs unser neus €-Geld gern in de Händ ghet. Un jetz zeigt sich, dass e Huffe Leut allergisch druf reagiere. Stell der des vor - hen bei de Herstellung e baar nit dra denke welle, dass mer der schnugglig glitzrig Bimbes jo sogar in Schweißfinger nimmt! Ou ou, an was mer immer alles denke sott!

D CDU denkt im Draum nit dra, mit Christe, Gwerkschaftler un Sozialischde zämme gege d NPD z sei. Siehsch wenigschdens, wo sie steht: Weng einsam! Isch im Kohl sei Sitzfleisch no lang nit us de Schädel ghoggd. Ich hätt mer jo bloß e Zeiche gwünscht, dass sie s Nazi-Deutschland langsam uf- gschafft hen. Leut vo heut mache dodezu halt gern Action (Ägdschn). Aber Westerwelle vo wege Neue Generation! Kenn zum Glück jungi Leut, wo sich engagiere für ihr Überzeugung. Nit bloß weil s populär isch. Trotzdem Spaß un Show - wenn s zämme stimmt. Plakat un Seel sin nit immer eins. Bisch midde im Alldag. Müschdsch s schaffe, im richdige Augeblick s Maul ufzmache. Manchi wotte audomadisch heilig sei, weil sie zu de Grüne ghöre. Un wieviel SED = PDS git s no? Wieso isch de Gysi ab, usgrechend wemmer n brucht hätt? Könnt de Kanzler Schröder nit klipp un klar sage, dass er sei Gosch z voll gnomme het - vo wege "erhebliche Senkung der Arbeitslosenzahle".

Wenn i eins nit leide kann, na selli Under-de Debbig-Fegerei! Sell hab i satt. Aber wenigstens het de SC gwonne.
Martin Schley, 14.9.2002

  

 

Sell Zwergli

zwei kleine Zwergli bewachen den großen Kürbis am 31.8.2002  ... zwei Zwergli am Kürbis?

Jetz baß uf, sagt de Mann zu de Frau, fahrt mit de Hand in Hosesack un angelt do drinne nach ebbis. Langsam, ganz langsam zieht er sei Hand wieder nus un sagt: Siehsch! D Frau sieht d Hand vom Mann un denkt, was soll jetz des? Der het sei Hand in Hosesack gsteckt, gheimnisvoll du un sie grad wieder nuszoge. Nix wie Theater.
De Mann hebt de Frau d Hand vor d Nas un sagt: Des isch s klei klitzeklei Zwergli, wo vo eim Hosesack zum andre wandert. Meinsch immer zerschd, do isch doch gar nix.
Un wenn de d Lupe holsch, na siehsch s.
S hockt reglos do.
Des isch jo klar, s muss erschd mol wisse, wo s isch.
S könnt sei, seller, wo s uf em Finger hocke het, quetscht s un verdruckt s, s klei klitzeklei Zwergli.
Un wie de Mann sich selber uf d Finger guckt, fahrt er uf eimol zämme: Oh jeh, jetz isch s nimmi do, s klei klitzeklei Zwergli! S het sich devo gmacht. Na ja, wenigschdens hab i s nit verdruckt.
Besser, s hockt bei ebber anderm im Hosesack.
De Mann guckt d Frau a.
Sie guckt zrück.
D Frau fahrt mit de Hand in Hosesack un angelt do drinne nach ebbis. Langsam, ganz langsam zieht sie d Hand wieder nus un sagt zu em: Siehsch! Un lacht.
Un er lacht au.
Un s bassiert no oft, dass eins vo beide uf eimol mit de Hand in Hosesack fahrt un gheimnisvoll dud.
Ja, ja, sell Zwergli ...

Martin Schley, BZ vom 17.8.2002, www.bzol.de

  


Lebe abghoggd

Zrückdenke macht als heut no Angschd. Isch under de Mitschüler einer gwese, wo zu mer gsagt het: "Wenn der no mol dei saudumm Gosch ufmachsch, na schneid i der dei Zung rus!" Un i hab gwisst, der macht s. Morgens hab i so du, wie wenn i däd in d Schul geh. Heimlich de Kellerschlüssel eigschdeckt. Mi zerschd do unde eigschlosse. Bin jo als Kind nit gern do nunder. Do hen Stromzähler gsurrt, Wasserleidunge grauscht, d Drepp knarrt. Un mi het s Gwisse bloogd. I hab de Schulranze do unde debonierd un nix wie ab in d Stadt; mer so e Zauberkäppli gwünscht, wo mi däd unsichtbar mache. Zu de selb Zeit wie immer bin i wieder deheimgwese. Später als Lehrling hab i dürfe de Hof fege. D Stift us em zweite Lehrjohr hen der ihri Zigareddekippe higschmisse. Weil: "Sie hen sie au ufzfege ghet!" Veschber hole. Zeddel nach Buchstabe sordiere. Uf s Klo, rauche, de Feierobend abwarde. Fallt mer grad seller Klassekamerad ei, wo, wenn Hausufgabe agschdande sin, nus isch uf de AB. Wenn d Oma nach em grufe het, isch er hinder de verriegeld Dür uf de Schüssel ghoggd un het so du, wie wenn er für e furchbar harte Stinker exdra drugge müßt. Dodebei het er Micky-Maus-Heftli glese.

20.7.2002

  

 

Au ja!

Sell wär schön, wenn eifach eine käm un sage däd: "Du, deini ganze finanzielle Problem kannsch vergesse. I hilf der!" Hesch di scho e baarmol verwischt, beim devo Dräume. Jetz hocksch in de Beiz, d Dür geht uf un er kummt nei un sagt s au glei: "Leut, wisse ner, i hab so viel Geld. Was soll i au mit dene ganze Milliarde, die vermehre sich jo in eim fort, do sorge mer d Bänker defür. Also muss i s Geld nushaue. Des muss weg. Leut, wenn er Geld bruche, sage s eifach, wieviel!"

I glaub s het keine gä, wo nit mit em gschwätzt het. Un immer wieder het er s verzehld, dass em s Geld au so ebbis vo scheißegal isch. Un am End hab i ne gfrogt: "Sag emol, sin des jetz Sprüch oder meinsch des ernst?" "Hä nai, e Mann e Wort!" "Gut, mache mer Nägel mit Köpf, so e halbs Milliönli", sag i, "sell wär' s". "Kei Problem! Morge komm i un unterschreib de Scheck."

Mer sin verabredet. Hocke do no weng. Un er verzehld un verzehld. Vom Lebe, vo de Liebi, vo Unglück, vo gezeugte Kinder un vo Jesus, wo gsagt hätt: Ihr sollt in Fülle leben. I hab im Grund nit viel gsagt, bin perblex gwese. S isch ziemlich spät wore. Bis na d Wirti komme isch, Kassiere.

Jetz stellt sich rus, dass unser Milliardär kei Geld het. Un dass er au nit weiß, wie er jetz heimkommt. Na hab i mei Geldbeutel zückt un em wenigstens e Taxi spendiert.
Martin Schley, 22.6.2002

  

Z viel

De ganz Dag hesch gwardet, dass sie zu de Dür neikummt. Jetz freusch di, dass sie do isch. Wottsch ebbis von ere wisse. Un aber sie vo der gar nix. Oh je!

Gehsch in d Beiz. Hocksch na. S kummt keiner. Hocksch un hocksch. Wenn ufschdeh dädsch un geh - nit einer däd s merke. Au oh je!

Schdehn sie uf em Plätzli zämme. Gehsch hi, willsch mit ne schwätze. Die dun, wie wenn de Lufd wärsch. Scho wieder oh je!

Uf de Stroß fallt er über di her un sagt der, was für e Glück, dass er di drifft, un labert uf di nei. Labert un labert. Du hesch dem nix z verzehle. Immer no oh je! Wo d nakummsch basst s nit. Alles bloß oh je!

Un kummsch am Spiegel verbei. Ebbis bewegt sich. Gucksch in e Gsichd. Komisch. An wer erinnert di sell Mensch? Blinzelsch. Sell blinzelt au. Het s mit der z du? Längsch der an d Nas. Im Spiegel sell macht s au. Gucksch der uf d Finger: Im Spiegel selli Finger un deini sin eins. Des basst! Jetz in deine eigne Ladsche feschd uf em Bode in Dag nei! Kei oh je meh. Sell wär z viel.

Martin Schley, 25.Mai 2002

  



So. Richdig!

Das ganze Land feiert im Frühjahr 2002 das Ereignis "50 Jahre Baden-Württemberg".

Fuffzig Johr Badner un Schwobe zämme. Ob des geht? Ha, so verschiede simmer jetz au nit. Mir im Badische hen eh scho au e Hang zum alles richdig mache. Wemmer nit s Gfühl hen, mer mache s richdig, mache mer viel lieber scho mol gar nit. Un jetzt erschd d Schwobe! Hundertfuffzigprozendig ganz gnau wirglich richdig.

Dass eins eifach lebe däd un Sinn wär Spass dra ha - hesch des scho gseh? He nai! Wenn scho was machsch, na bittschön nach Gebrauchsanweisung! Hesch mit de Muddermilch neikriegt deherzbädde wie mer s macht. Un so macht mer s. Weil mer s macht. Wie mer s immer scho gmacht het. Un jetzt macht mer aber nit immer bloß des, wo mer immer scho gmacht het. Nai, mer denkt sich als au wieder ebbis Neus us. Un wemmer sich ebbis Neus usdenkt, immer glei mit Gebrauchsanweisung. Dass wenn de mit ebbis Neuem deherkummsch immer glei au waisch wie mer s macht. Dass s richdig isch. Sunsch wär s - äh - ja, wie könnd i des erkläre?

Also zum Beischbiel de Sportclub isch jo ziemlich exdrem badisch. Bei dene gibt s no Leut, wo meine, s hätt viel Sinn eifach so z spiele. Schdell der des vor! Renne rum, kicke, bloß us Spaß. Un? Wo schdehn sie uf de Tabell? Siehsch! Des däde Schwobe ihrer Lebdag nit. Wenn kicke willsch, musch wisse, dass de Ball in s Tor vun de andre nei ghört. Schäbbre muss es im Kaschde. Na isch Fußball. Tor un Punkt.

Bade isch wenn so willsch vum Schwob her gseh Entwicklungsland. Do kummt er her zum Glotzauge mache un de Kopf schüddle un zum sich erhole von de gschäfdig schwäbisch Weld. Na het er wieder gseh wie s geht, wenn er nit alles selber macht. Un geht na wieder heim, de Schwob. So isch des. Richdig!

Martin Schley, 27.April 2002

  

 

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