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Bioenergiedorf
St. Peter im Hochschwarzwald
 

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Blick vom Heitzmannsberg nach Süden über St.Peter zu Feldberg (links) und Schauinsland (rechts) am 7.3.2012
Blick vom Heitzmannsberg nach Süden über St.Peter zu Feldberg (links) und Schauinsland (rechts) am 7.3.2012

 

Bürger Energie St. Peter

Die Initiative "Bürger Energie St. Peter" plant, über einen Hackschnitzelkessel und eine Heißluftturbine gleichzeitig Strom und Wärme aus Holz zu erzeugen. Der Brennstoff stammt von Waldbesitzern aus der Region. Damit will die Gemeinde hoch über Freiburg 770.000 Liter Heizöl jährlich einsparen und 2650 Tonnen Kohlendioxid weniger ausstoßen. "Anfangs wollten sich nur 80 Familien an das Fernwärmenetz anschließen, jetzt sind es schon 150", sagte der Bürgermeister von St. Peter, Rudolf Schuler, bei der Übergabe des Bewilligungsbescheids durch Pfister.
1^3.1.2010, mehr auf www.st-peter-schwarzwald.de

 

 

Bürger Energie St. Peter eG: 2700 Tonnen CO2 weniger

Bürger sorgen für umweltverträgliche Energieversorgung - St. Peter ist sechzehntes Bioenergiedorf in Baden-Württemberg – CO2-Ausstoß wird um 2.700 Tonnen verringert

Allabendlich flimmern über die TV-Schirme die grausamen Bilder aus dem Golf von Mexico. Brutaler und eindringlicher kann die Abhängigkeit der Menschheit vom Brennstoff Öl als Energiespender nicht demonstriert werden. Und was die Atomkraft als Stromlieferant angeht, haben hoffentlich noch viele Menschen die Bilder von Tschernobyl vor Augen. Angesichts dieser Szenarien ist die Kunde aus St. Peter wohltuend, seinem Ruf als im Januar von der Landesregierung ausgezeichneten Bioenergiedorf mit weiteren Aktivitäten noch mehr gerecht zu werden. Bioenergiedorf darf sich eine Gemeinde unter 20.000 Einwohnern nennen, die hundert Prozent des Strombedarfs und mindestens fünfzig Prozent der benötigten Wärme selbst und umweltfreundlich erzeugt. In Sachen Stromversorgung ist St. Peter jetzt schon autark, denn drei Windräder liefern bereits sieben Millionen Kilowattstunden pro Jahr – und ein viertes kommt hinzu. Wasserkraft liefert 400.000 Kilowatt und die montierte Photovoltaik jährlich 900.000 KW. 800 Quadratmeter Solarthermie, zahlreiche Stückholzöfen und andere Heizwerke helfen zu eigener Energie. Und jetzt kommt noch ein Fernwärmeprojekt hinzu, das für St. Peter ein neues Energiezeitalter einläutet. Die „Bürger Energie St. Peter eG“ als Träger der Fernwärmeversorgung ist ein weiterer Beweis dafür, dass es gut ist, wenn „die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt zusammen kommen“ – und ein klares Zeichen gegen Reformstau und anfängliche Zurückhaltung im politischen Lager setzen. Der Bildhauer und Künstler Daniel Rösch hatte die Idee, den bereits in St. Peter bewährten alternativen Energieerzeugungen mit Wind und Sonne eine weitere hinzuzufügen. 2007 sprach er Menschen in St. Peter an, die „alle irgendwie mit Energie zu tun hatten“, um mit ihnen über eine alternative und von Öl und Gas unabhängige Wärmeversorgung zu diskutieren. Die Idee einer Fernwärmeversorgung auf der Grundlage einer Hackschnitzelheizungsanlage war bald geboren. Mit der „Planerwerkstatt Hölken + Berghof“ aus Vörstetten holten sie sich kompetente Ratgeber und Planer ins Boot. Eine Umfrage bei allen Bürgern in St. Peter ergab großes Interesse an der Versorgung mit Fernwärme und auch alle Großabnehmer wie die Gemeinde mit Schule, Hallenbad, Rathaus und Halle sowie das Erzbischöfliche Ordinariat mit Kloster, Kirche und Pfarrhaus sowie zahlreiche Hotels und Restaurants im Ortskern wollten dabei sein.  

Genossenschaft als Modell von „Bürger für Bürger“
Um die notwendigen wirtschaftlichen Grundlagen zu schaffen, entstand die Idee einer Genossenschaft, die nach der Devise „Bürger für Bürger“ keine Gewinnmaximierung anstrebt, sondern will, dass alle Bürger in Energiefragen auf Dauer eine gut kalkulierbare Basis für ihre Wärmeversorgung haben – und die auch noch umweltfreundlich und CO2-neutral ist. Allein 160 Privatpersonen traten der Genossenschaft bei – für 1.500 Euro einmaligem Mitgliedsbeitrag mit der Option eines Fernwärmeanschlusses oder für 500 Euro, wenn kein Anschluss z.B. wegen ungünstiger Anschlusslage möglich. Einige Landwirte nutzten diese Möglichkeit und sicherten sich so ein „Vorverkaufsrecht“ für ihr Holz, das als nachwachsender Rohstoff im Hackschnitzelheizwerk benötigt wird. Die Genossenschaft ist der zukünftige Betreiber des Heizwerkes. Ein Vorstand leitet das operative Geschäft, der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband erledigt die steuerlichen Dinge und ein Aufsichtsrat kontrolliert den Vorstand. Mitarbeiter der Gemeinde betreuen die Anlage, die via Fernwartung vom Büro Hölken + Berghoff beaufsichtigt wird. Das Heizwerk soll in den nächsten Wochen beim Bauhof in St. Peter errichtet werden. Derzeit wird in St. Peter kräftig gebuddelt. In vielen Straßen sorgen große isolierte Rohrleitungen, insgesamt 7,5 Kilometer lang, für die Wärmeversorgung. Die Nutzer müssen rund 5.000 Euro für einen Hausanschluss kalkulieren, bekommen aber z.B. für die 2.500 Euro teure Übergabestation rund 1.800 Euro Förderung. Überhaupt erhält das 5,2 Mio. teure Projekt viele Zuschüsse und eine günstige Finanzierung über die KfW-Kreditförderprogramme. Das Hackschnitzelheizwerk produziert mit modernster Technik Wärme und Strom. Insgesamt spart St. Peter ab November, dann soll die Anlage in Betrieb gehen, jährlich 800.000 Liter Heizöl ein und verringert damit den CO2-Ausstoß um 2.700 Tonnen im Jahr. Nutznießer ist auch die heimische Land- und Forstwirtschaft, die die notwendigen Hackschnitzel liefert. „Das ist Wertschöpfung in der Region“, freut sich Daniel Rösch. Mit ihm als Initiator und Aufsichtsrat gehören Eugen Hog (Schriftführer), Klaus Gremmelspacher, Konrad Schwär, Marco Weber, Markus Bohnert (Vorstand), Matthäus Weber (Aufsichtsrat), Matthias Rohrer, Roman Appenzeller (Vorstand), Werner Rombach und Thorsten Frässle zu den Gründungsmitgliedern der „Bürger Energie St. Peter eG“.

In St. Peter werden derzeit die Rohre für die im November in Betrieb gehende Fernwärmeheizung gelegt.
Fotos: Gerhard Lück

„Bürger Energie St. Peter eG“: Matthias Rohrer und Daniel Rösch (oben von links). Roman Appenzeller, Werner Rombach, Klaus Gremmelspacher, Markus Bohnert, Konrad Schwär und Maco Weber (von links).

Gerhard Lück, 15.7.2010, www.dreisamtaeler.de

 

 

Spatenstich für zukunftsweisendes Fernwärmeprojekt

Spatenstich für ein neues Kapitel der Energiewirtschaft in St. Peter (von links): Bürgermeister Rudolf Schuler, Planer Arnold Berghoff, Landtagsabgeordneter Klaus Schüle, Regierungspräsident Julian Würtenberger und Markus Bohnert, Vorstand der Bürgerenergiegenossenschaft Foto: privat

Das Fernwärmeprojekt in St. Peter nimmt Gestalt an. Umleitungen und Absperrungen prägen dieser Tage das sonst so beschauliche Ortsbild von St. Peter. Fernwärmeleitungen für 160 Genossenschaftsmitglieder – darunter die Gemeindeverwaltung mit Schule, Rathaus und Haus der Gemeinschaft und das Erzbischöfliche Ordinariat mit dem Klosterareal und der Barockkirche, Pfarrheim und Kindergarten – werden bis Oktober dieses Jahres in die Strassen eingebaut. Rund 7,5 Kilometer Fernwärmerohre und 160 Hausanschlüsse werden installiert; die Heizzentrale wird mit modernster Holzhackschnitzeltechnik Wärme und Strom produzieren. Den Spatenstich zur Heizzentrale nutzte die von Bürgern aus St. Peter gegründete Genossenschaft zum Festakt, bei dem sie Glückwünsche von Regierungspräsident Julian Würtenberger und vom Landtagsabgeordneten Klaus Schüle entgegennehmen konnte. Anwesend war auch ein Vertreter des Wirtschaftsministeriums, Bürgermeister Rudolf Schuler , einige Vertretern der politischen Parteien und viele Bürgerinnen und Bürger aus St. Peter und umliegenden Gemeinden.
Bürgermeister Rudolf Schuler dankte der Bürgerinitiative, die mittlerweile als eingetragene Genossenschaft firmiert, für ihre Arbeit. Mit diesem Projekt sei man in einem neuen Energiezeitalter angekommen. Man spare 800 000 Liter Heizöl ein und verringere dadurch den Co2 – Ausstoß um 2700 Tonnen pro Jahr. Vor allem die unermüdlichen Vorstände Markus Bohnert und Roman Appenzeller hätten die Arbeit zusammen mit den Gründungsmitgliedern in zweieinhalb Jahren vorangetrieben. Schuler wies darauf hin, dass auch die Gemeindeverwaltung durch ein frühes "Ja" zum Anschluss ihrer Gebäude das Projekt berechenbar gemacht habe. Mit dieser Zusage im Rücken konnte auch die Sparkasse dazu bewegt werden die notwendigen Kredite bereitzustellen. Auch der Sparkassenvorsand Brachs war unter den Gästen. Schuler dankte allen Genossen, die sich für die Sache durch Eintritt in die Genossenschaft stark machten. Er würdigte die vielfältigen positiven Auswirkungen dieses Vorhabens auf die heimische Land- und Forstwirtschaft, welche die Lieferung des Rohstoffs Holz in Form von HolzHackschnitzel übernehmen werden, damit die Wertschöpfung in der Region bleibe. Auch das Auftragsvolumen von 5,2 Milionen Euro für die Fernwärmeleitungen, die Heizzentrale, die Heizkessel und Installationsarbeiten wurden wo möglich an heimische Firmen vergeben.

Für ihn sei es eine großartige Sache, dass St. Peter im Januar in der Landeshauptstadt von Wirtschaftsminister Pfister bereits als Bioenergiedorf ausgezeichnet wurde. Der Spatenstich nun sei nun ein Meilenstein hin zu einer unabhängigen und umweltverträglichen Energieversorgung der Gemeinde und ihrer Bürger." In der Rede des Regierungspräsidenten wurde dann deutlich, welchen Stellenwert das Thema Energiepolitik für ihn selbst hat. Er wies auf die KFW- Kreditförderprogramme für Privatleute und Kommunen hinwies, welches die Bundesregierung aufgelegt habe, um vor allem das Energiesparen durch Dämmen von Bauten zu unterstützen. Würütenberger betonte die Bedeutung des Projekts für die Land- und Forstwirtschaft, die in der Lage seien, die heimische Bevölkerung unabhängig zu machen vom Gas- und Ölhahn ferner Länder. Außerdem könnte das Geld welches sonst in die arabischen Staaten fließe, in unserer Region verbleiben. Würtenberger bemühte auch das Bild vom Strom aus der Steckdose. Er sprach sich gegen die Risiken der Atomkraft aus und lobte die Pläne für das neue Windrad in St. Peter, mit dem nochmals 3300 Haushalte mit Öko-Strom versorgt würden. Gleichwohl verschwieg er sein Unbehagen nicht, welches ihm der Anblick der Berge mit Windrädern bereite. Um so erfreulicher sei es, dass das Heizkraftwerk und das geplante Blockheizkraftwerk zur Stromerzeugung diene und das ohne negativen Nebenwirkungen. Außerdem wies er darauf hin, dass dieses Projekt für St. Peter weit über die Grenzen hinaus werbe. An den Bürgermeister und den Vorstand der Bürgerenergie-Genossenschaft Markus Bohnert gewandt sagte er: "Die Gemeinde wird überrannt werden von Interessenten, Bürgerinitiativen und Bürgern, die sich dieses Projekt ansehen wollen. Bereits für Herbst hat sich eine Delegation aus dem Landtag angekündigt. Er bat nachdrücklich darum, das Wissen um die Projektierung und Durchsetzung weiterzugeben, damit auch er seinem Ziel näher komme, bis 2020 100 Bioenergiedörfer fördern zu können. Schließlich dankte er den Gründungsmitgliedern, die dieses heraus ragende Projekt ins Leben gerufen haben. Das Bürgerengagement sei die einmalige Sache, die man sich in St. Peter "ins Schaufenster stellen müsse".
Der Landtagsabgeordnete Schüle erinnerte an die Gewerbeschau 2009, als ihm dieses Projekt vorgestellt wurde und er schon damals spürte: " Das wird was, da haben sich Bürger gefunden, die für eine Idee eintreten und was bewirken wollen abseits von Partei und Fraktionszwängen." Schüle rechtfertigte eine Laufzeitverlängerung von AKWs. Er sprach sich für die Kernkraft als Brückentechnologie aus und stellte sich hinter das Vorhaben der Landesregierung, die Gewinne einer längeren Laufzeit abzuschöpfen und sie direkt den erneuerbaren Energien zugute kommen lassen. Der Vorstand der Bürgerenergie Markus Bohnert führte dann in seiner Rede aus, wie es zu dieser Bürgerenergiegenossenschaft kam. Daniel Rösch rief in Energiefragen kompetente Mitbürger auf, sich an einen Tisch zu setzen, um über ein Heizkraftwerk nachzudenken.  
23.6.2010

 

St.Peter erhält Förderbescheid als Bioenergiedorf

Mit einer landesweiten Werbekampagne für regenerative Energien will die Landesregierung die Umsetzung ihres Energiekonzepts 2020 vorantreiben. Insbesondere bei der Windkraft hinke das Land noch hinterher, sagte Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP). Er übergab am Montag einen Förderbescheid als Bioenergiedorf an die Gemeinde St. Peter im Schwarzwald.
Die "Bürger Energie St. Peter" plant, über einen Hackschnitzelkessel und eine Heißluft-Turbine gleichzeitig Strom und Wärme aus Holz zu erzeugen. Das Holz stammt aus der Region. Pro Jahr sollen dadurch rund 770 000 Liter Heizöl gespart und 2650 Tonnen Kohlendioxid weniger ausgestoßen werden. St. Peter ist in Baden-Württemberg nach Angaben von Pfister die 16. Gemeinde, die sich autark mit Energie aus regenerativen Quellen versorgt, beziehungsweise sich auf den Weg dahin gemacht hat. "Die Bioenergiedörfer zeigen beispielhaft, wie sich das von der Landesregierung beschlossene Energiekonzept 2020 von der Theorie in die Praxis umsetzen lässt", sagte Pfister. Mittelfristig seien 100 Bioenergiedörfer im Land ein realistisches Ziel. Die Landesregierung fördert Vorhaben, bei denen die Wärmeversorgung von Gemeinden, Städten sowie Orts- und Stadtteilen überwiegend durch Bioenergie, auch in Kombination mit anderen erneuerbaren Energien, gedeckt wird. Die Zuschüsse betragen bis zu 20 Prozent.
13.1.2010, www.suedkurier.de

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