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Hofladen und Direktvermarktung 
im Freiburger Osten
 

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Verfasserin der Artikel dieser Seite ist Frau Monika Rombach. Die Artikel wurden erstmals
veröffentlicht in der Serie "Hofladen und Direktvermarktung" im Dreisamtäler. 
Vielen Dank an die Autorin für die Erlaubnis, die Artikel dieser interessanten Serie hier
zu veröffentlichen. Kontakt: mr@kutschfahrten-dreisamtal.de 

  

     

Baldenwegerhof in Wittental - eine Landwirtschaft zieht um

Wie oft er in den letzten Monaten täglich zwischen Zartener Rösslehof und seinem neuen Domizil Baldenwegerhof in Stegen-Wittental pendelte, zählt Bernd Hug schon lange nicht mehr. Seit ein paar Wochen wohnt er bereits im neuen Haus auf der ehemaligen Staatsdomäne, die seit 1998 zum Verkauf stand. Auch die Eltern richten sich im neuen Haus ein. Und bis Ende des Jahres treten dann die letzten Tiere den Weg in ihre neuen Stallungen an.

Ein Umzug, der es in sich hat, bis auch das letzte Huhn, der letzte Hase und der letzte Futterhalm "am rechte Ort" sind. Ausruhen ist danach nicht angesagt, denn schon am Montag, 11. September 2000, eröffnet Hug seinen neuen Hofladen auf dem Wittentäler Anwesen, in dem er direktvermarktet, was sein Stall und seine Anbauflächen hergeben. Und was erwartet seine Kundschaft dort? Ein grosser Verkaufsraum mit Erweiterung des Angebotes, das sie seit Jahren vom Rösslehof her zu schätzen weiß. (Öffnungszeiten siehe Anzeige!)

Bernd Hug übernahm 1996 den elterlichen Rösslehof in Zarten, den er mit Hilfe der Familie bereits zehn Jahre lang auf modernsten Standard gebracht hatte. Warum also eine Aussiedlung?
Das Hug’sche Projekt lief so gut an, daß der Betrieb in nur kurzer Zeit an seine Grenzen gestossen wäre. An die Grenzen der flächenmässigen Erweiterung, denn er steht in der Mitte der dichten Kernortbebauung.
Also bewarb sich Hug um den Baldenwegerhof mit einem ausgereiften Plan in der Tasche. Das Land Baden-Württemberg stimmte dem Verkauf zu, die Gemeindeverwaltung Stegen den Bauvorhaben. Ehefrau Manuela, Eltern und Schwester Gertrud stärkten dem Dreissigjährigen den Rücken, finanziell sicherte ihn das Zartener Anwesen. Verkauft wurden dort Bauplätze auf dem Gelände des ehemaligen Streichelzoos. "Was mit dem schönen Hofgebäude samt Schuppen wird, das sich weiterhin in unserem Besitz befindet, entscheiden die kommenden Monate", so der energiegeladene Dreissigjährige.

45 Hektar Anbaufläche bewirtschaftet die fleissige Landwirtsfamilie seit Zartener Zeiten und so soll es auch in Stegen weitergehen. Nur, daß Hug jetzt eine recht geschlossene Fläche um das Gut sein eigen nennen kann, was für ihn kürzere Wege und damit Zeitersparnis bedeutet als die bisherige Einzel-Parzellenbetreuung. Den Weg dazu ebnete die mit dem Ausbau der B31 verknüpfte neue Flurbereinigung über Geländetausch, -kauf und -verkauf.
Die Milchwirtschaft ist eingestellt, Bernd Hug stellte auf Ammenkuhhaltung und Fleischrinderzucht um. Das alte, umgebaute Baldenweger Ökonomiegebäude beherbergt einen Teil davon, ebenso die 30 Mastschweine und das muntere, legefreudige Hühnervolk, 350 Exemplare an der Zahl.
Als neue Einkommensquelle steht Pensionspferdehaltung auf dem Wirtschaftsplan, 15 Boxen stehen dafür auf der der Besiedlung zugewandten Seite im neugebauten Reithallenkomplex zur Verfügung. Hug zog den Bau, unterstützt durch Planer und Bauleiter Otmar Schlatterer, in Eigenarbeit hoch. Die Stallungen gegenüber beziehen die gefiederten und felltragenden Tiere des bisherigen Streichelzoos. Die Reiter erhalten genügend Platz zur Pflege ihrer Tiere und zur Unterbrigung der dafür nötigen Utensilien. Im gegenüberliegenden Sanitärtrakt warten sogar Dusche und WC’s nach schweisstreibenden Ritten. Die Vierbeiner haben die Wahl zwischen Boxen, Paddocks und Freilauf.

Der Baldenwegerhof erfreut sich reizvoller landschaftlicher Lage, der Gebäudekomplex selbst ist in viereckiger Form angelegt. Begrenzt einerseits vom alten Ökonomieteil, quer dazu ein kleines Fachwerkhaus mit besagtem Sanitäranbau. Das Häuschen selbst soll später einmal als abgeschlossene Ferienwohnung Gäste aufnehmen. Wie auch der gegenüberliegende Neubau, in dessen Obergeschoss drei Gästezimmer auf Belegung warten. Landwirt Hug und Familie, sowie dessen Eltern leben auf der gleichen Etage.
Im Erdgeschoss also der eingangs erwähnte Hofladen, der eine ganze Flucht von Räumlichkeiten bedingt. Als da wären Kühl-, Lager- und Arbeitsräume für das Warenangebot. Alle Hausgäste lädt ein geräumiger Frühstücksraum nicht nur zur Nahrungsaufnahme, sondern auch zum gemütlichen Plausch ein.

Die letzte Seite begrenzt das alte Wohnhaus des Gutes. Dessen Bausubstanz befand Hug als erhaltenswert, renovierte und vermietete fest.
Und so "ganz nebenbei" kümmerte er sich um den Anbau all seiner Sonderkulturen, die der Hofladen bereithält. Zwar stehen ihm bei Bedarf Saisonkräfte bei, dennoch bleibt nicht nur die Verantwortung tagtäglich an ihm hängen. Aussaat, Pflege, Wässern, Ernte - alles braucht seine Zeit. Genauso wie das Herrichten der Ware, der Arbeitsbereich insbesondere der Damen Hug im Hause.

Was das Brotbacken anbelangt, davon lässt sich der Hausherr ungern abhalten. Schliesslich fand er selbst das leckere Rezept dafür heraus. Und dass es sich um echt Hug’sches Brot handelt erkennt man pro Laib am eigenen Stempel "H". Bernd Hug backt nicht nur voller Stolz, er "nudelt" auch gerne und seine Teigwaren begeistern die Kundschaft durchaus.
Hugsches Beerenobst wird ebenso nachgefragt wie die reichhaltige Gemüsepalette von zarten Karotten und Bohnen über Tomaten, Gurken, Zucchini bis zu Kartoffel und Kürbis über Gartenkräuter. Mehr Frischobst, aber auch viel Saft lassen die frischgepflanzten Kirsch-, Birnen-, Apfel- und Zwetschgenbäume erwarten.
Blumen zum Selbstpflücken vom Feld gab’s bislang. Nachdem Hugs Schwester Gertrud, die gelernte Floristin festangestellt in den Betrieb intergriert ist, dürften auch hier Neuerungen zu erwarten sein.

Bauabschnitt I geht seinem Ende zu, für Bauabschnitt III ist die neue Maschinenhalle geplant. Viel Arbeit liegt bis dahin dazwischen - und schliesslich will auch Klein-Lukas noch etwas von Mama Manuela und Papa Bernd haben!
Monika Rombach

  

     

     

Häuslemaierhof in Buchenbach - Landwirtschaft ist mein Leben

Nach der Brücke biegt die Strasse im Bereich Wiesneck halbrechts ab und führt stetig steigend zum Häuslemaierhof, einem landwirtschaftlichen Betrieb von 30 Hektar Grösse. Weit über Freiburg hinaus reicht der Blick vorwärts, im Rücken schützt der Berg. Die erste schriftliche Dokumentation des Hofes datiert aus dem 30jährigen Krieg, als man das Vieh vor den Franzosen auf dem Berghaus des Maierhofes im Tal - eigentlich müsste es Maierhäusle heißen - versteckte. 1886 kam es in Familienbesitz und 1888 erblickte der erste Familiensproß, Paul Ganz, hier das Licht der Welt.

Familie war und ist wichtiger Baustein
Seinem Enkel Martin gehört heute der Betrieb mit 24 Hektar Grünland- und sechs Hektar Forstwirtschaft und der ist sich sicher:"Landwirtschaft ist mein Lebensinhalt!"
Er ist der älteste Sohn, 29 Jahre, und übernahm nach eigenen Worten "einen einigermassen passablen Hof", mit dem es sich durchaus lohnte, den Kampf im Strukturwandel aufzunehmen. Zu verdanken hat er das Mutter Margarete Ganz. Sie stand 40jährig mit sechs Kindern am Grab ihres tödlich verunglückten Mannes - und sie gab dennoch nicht auf! Die Familie hielt fest zusammen.
Martin, der zwar noch ledig, aber in festen Händen ist, studierte Agrarwirtschaft, Fachrichtung Landbau an der Fachhochschule Nürtingen und schloß 1995 mit dem "Dipl. Ing." ab.
Die Betriebsausrichtung seines Häuslemaierhofes umfasst Mutterkuhhaltung mit Vorderwälder-Kühen (Fleischvermarktung), Ferien auf dem Bauernhof einschliesslich Reitpferdehaltung für die Gäste und das Lohnunternehmen mit Schwerpunkt Rundballensilage, ein wenig Forst zusätzlich.
"Eigentlich arbeite ich als Ein-Mann-Betrieb mit mehreren Aushilfsfahrern", sagt der Jungbauer. Zur weiteren Unterstützung steht ihm die Mutter zur Seite und um die Pferde kümmern sich zwei seiner Schwestern mit.

Bauernhof unter Betriebsaspekt
Das "Einsparpotential Maschinen" sei ein wichtiger Aspekt der Betriebsphilosophie, allerdings noch vielfach zu wenig berücksichtigt. "Da lässt sich viel überbetrieblich regeln", empfiehlt er, "auf dem kurzen Dienstweg, ganz direkt."
Nicht jeder kann sich modernste Technik leisten und mittels Maschinenaustausch sei schon viel Geld gespart worden im Dreisamtal. Was er selbst an Maschinen nicht besitzt, läßt er von anderen bearbeiten. Er selbst bietet eine Rundballenpresse, eine Presswickelkombination und eine Ballenwickelmaschine im Lohndienst an. Waren es anfangs erst sechs oder sieben Kunden, so zählte er in diesem Jahr fast 80. "Und es werden jedes Jahr neue hinzukommen." Einige wandern auch ab, wenn ein Landwirt in ihrer Nähe derartiges anbietet.

Ein Mähwerk und ein Güllefaß und ein Schlepper mit Transporthänger vervollständigen den Maschinenpark. Alle kommen in Einsatz, wenn Praxistag für Berufsschüler der landwirtschaftlichen Berufsschule auf dem Häuslemaierhof ist, einmal in der Woche.
Etwa 25 Kühe hält Martin Ganz im Boxenlaufstall. Sie liegen komfortabel auf dicken Gummimatten, der Liegeberich der Kälber ist großzügig mit Stroh eingestreut. Sie dürfen hier und im Futtergang frei herumspringen. Der Laufhof vor dem Stall sorgt über die Weidesaison hinaus für Auslauf an frischer Luft und der Freßbereich für die Nahrungsaufnahme. Hier gibt’s winters Silage und sommers draussen auf der Weide Gras und Mineralleckstein. "Mehr brauchen sie nicht und ich kann mein Fleisch mit gutem Gewissen vermarkten", ist Ganz zufrieden. "So wenig als möglich Arbeit und Kosten", lautet seine Rechnung und sie geht auf.
Die Hälfte der Kälber vermarktet er direkt, läßt beim Metzger schlachten und verteilt das Fleisch selbst an die Kundschaft.

Jugendarbeit in der Landwirtschaft
Damit wäre sein Arbeitstag eigentlich ausgefüllt. Eigentlich, aber Martin Ganz hat noch andere Aufgaben. Er ist seit anderthalb Jahren Vorsitzender der Interessengemeninschaft der Dreisamtäler Jungbauern und seit Frühjahr 2000 zusätzlich Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft junger Bauern in Südbaden.

In der IG Dreisamtal fanden sich 28 Mitglieder, Landwirte zwischen 18 und 35 Jahren zusammen. Im Winterhalbjahr treffen sie sich jeden Monat zu einem Vortrag mit anschliessendem Stammtisch. Land- und forstwirtschaftliche Themen und deren Diskussion bestimmen die Veranstaltungen, Meinungsaustausch das anschliessende gemütliche Zusammensein. Ziel ist darüber hinaus die Kontaktpflege der Jungbauern untereinander und innerhalb des Bundes Badischer Landjugend, dem sie angeschlossen sind. Wobei man sich vor Ort mit Hochschwarzwälder Kollegen ebenso trifft wie mit jenen aus der Rheineben oder gemeinsam im Haus der Bauern in Freiburg.
"Wir sind diejenigen, die die nächsten dreissig Jahre die Landwirte sind", sagt Ganz. Und er weiß um die Wichtigkeit, innerhalb des Strukturwandels Ziele definieren zu können, um Zukunft zu haben. Das geht nicht ohne Innovation, das heißt Erneuerung. Und das wiederum heißt nicht, alles anders zu machen, sondern mit Bewährtem neue Wege gehen.

Ran an den Verbraucher
Die Zielsetzung der AG Jungbauern setzt die Schwerpunkte Vorträge und Diskussionen unter agrarpolitischem Aspekt im Gespräch mit Agrarpolitikern und -verantwortlichen. Ebenso sucht man hier den Kontakt mit der Bevölkerung, dem Verbraucher. Das Jahresmotto lautet "Unsere Landwirtschaft - wohin wollen wir?", aufbauend auf der Frage "Selbstverständnis der Landwirte und ihre Stellung in der Gesellschaft". Das beinhaltet, sich mit der strukturellen Problematik der Landwirtschaft zu outen, Landwirtschaft für den Verbraucher nachvollziehbar zu machen und in der Bevölkerung Bewusstsein für den Wert landwirtschaftlicher Arbeit zu schaffen. Aktionen wie "Mit Kühen in Freiburgs Fußgängerzone" und einem Kuhglockenkonzert vor dem städtischen Konzerthaus erregten bereits Aufsehen - erfolgreich.
Die jährliche Aschermittwochsfahrt der AG kommt der eigenen Wissenbereicherung zugute.
Man nimmt Einblick in die Landwirtschaft anderer Länder, 2001 heißt das Ziel Norditalien.

Die Jungbauern und der L.U.I.
Und um noch einmal auf "Innovation" zurück zu kommen, ihr hilft die Auslobung eines mit 10000 Mark dotierten Preises auf die Sprünge, der L.U.I. Das Kürzel L.U.I. steht für Landwirtschaftspreis für unternehmerische Innovation und wurde bereits zweimal für Marketing im Internet vergeben. Zwei bis drei Preisträger teilen sich den Geldpreis und der Hauptpreisträger darf sich obendrein über eine Skulptur freuen, die stets von einem neuen Künstler gearbeitet ist, aber immer einen Stein darstellt (Gefüge) aus dem eine Pflanze (Leben) sproßt. Ein eindeutiges Zeichen dafür, daß es in der Landwirtschaft keinen Stillstand, aber auch keinen allgemeingültigen Untergang gibt.
Das südbadische Projekt, das die ZG Raiffeissen und der Bund Badischer Landjugend finanzierten, ist anno 2000 erstmals auf Baden-Württemberg ausgeweitet worden.
Monika Rombach

  


Kochhäuslehof
in Stegen-Rechtenbach - Schweinezucht, Federvieh und Milchkontingent

Eine schnatternde Gänseschar wartet schon auf Klaus Rebmann, der sie allabendlich in ihren strohgestreuten Stall holt, von dessen Decke ein fahles "Nachtlicht" brennt. "Gänse sind sehr sensible Tiere", erzählt er. Deshalb verdunkelt er ihren Stall nie völlig. Und weil sie so sensibel sind, wartet er heute auch vergeblich auf ihr Eintreffen im Gänsemarsch: Ein windverwehtes Vogelnest auf der Gehegefläche erweist sich als Grund, ihm misstrauen die stattlichen Weissgefederten, zischeln es heiser an, wagen sich aber nicht daran vorbei. Klaus Rebmann ebnet den Weg und versorgt die neunzig restlichen Exemplare von den sommerlichen 250 insgesamt, die noch alle bis zum Weihnachtsfest ihr Leben lassen müssen. Klaus Rebmann ist Betriebsleiter des Kochhäuslehofes in Stegen-Rechtenbach, auf dem er in der Großfamilie mit sechs weiteren Geschwistern aufwuchs. Vor drei Jahren übergaben ihm die Eltern ihre Landwirtschaft.

150 Jahre ist der Hof alt, vom ehemaligen "Kochhäusle" bestehen nur noch die Grundmauern als Sockel für den heutigen Scheunentrakt. 1954 erstellte Großvater Pius Rebmann das jetzige Wohnhaus, das seither keine baulichen Veränderungen mehr erfuhr. Vater Karl Rebmann baute die Scheune dazu und modernisierte später die Stallungen, in denen die traditionelle Milchwirtschaft den Familienunterhalt sicherte.

Sohn Klaus ist gelernter Landwirt, "staatlich geprüfter Wirtschafter im Landbau", wie es offiziell heißt, und hat sich den Dreisamtäler Jungbauern angeschlossen. Seine Betriebsphilosophie ergab zunächst einmal Veränderungen im arbeitswirtschaftlichen Bereich. Denn: "Auch ein Landwirt möchte nicht 24 Stunden am Tag arbeiten und konsequente Organisation trägt zu mehr Freiraum bei", lautet seine Devise.

Bei den zehn Milchkühen - ihr Stall ist derzeit im Umbau begriffen - läuft die Aufzucht aus, will heißen, dass Kühe, die abgehen, nicht durch Kälber sondern durch zugekaufte Kühe ersetzt werden. Die Milchleistung der zehn deckt das Milchkontingent des Hofes bei der Breisgaumilch Freiburg.

Ein weiteres betriebliches Standbein ist die Gänsemast, sie begann vor acht Jahren auf Anregung des Hausmetzgers. Die Tiere stammen ausschliesslich aus einem grossen Aufzuchtbetrieb nähe dem nordrheinwestfälischen Schalke. Klaus Rebmann kauft die jährliche Anzahl nach Vorbestellung seiner Kundschaft im Sommer, seit vier Jahren sind dies regelmässig 250 Exemplare. Auf der Rechtenbacher Sommerau finden sie Gras im Freigehe und geniessen die Hafergaben, ab September gibts noch Kraftfutter auf Getreidebasis zusätzlich. Und um den 11. November herum geht’s den Wohlgenährten dann bis Jahresende an den stolz erhobenen Kragen.

Was sonst noch so an Federvieh nach Körnern pickt und lebenslustig quakt und gackert sind 50 Hühner und 40 Enten, nicht nur Eier- sondern ebenfalls Fleischlieferanten. Schon die Oma fuhr mit dem Fahrrad die kostbare Eierfracht zur Freiburger Kundschaft, daran hat sich ausser dem Verkehrsmittel nicht viel geändert, Karl und Sophie Rebmann beliefern treu innerstädtische Stammkunden und solche, die es werden wollen.

Öffnet Klaus Rebmann morgens die Stalltür, so dringt ihm erwartungsvolles Grunzen aus rund 160 Kehlen entgegen - die Zuchtschweine warten auf ihre - doppelte - Tagesration Futter. Denn der Landwirt hat auf einmalige Fütterung pro Tag umgestellt, aus arbeitswirtschaftlicher Sicht. Bis auf die Kleinsten verbringen die Tiere ihren Tag auf den jeweiligen Liegeplätzen in den altersmässig getrennten Mastbuchten. Bald allerdings sollen sie in Gruppenhaltung im Tiefstroh wühlen dürfen, wenn die Stallungen umgebaut sind.

Für die hofeigene Nachzucht sorgen ein junger und ein alter Eber bei den 25 Muttersauen. Zweimal pro Jahr geht’s dann rund unter der wärmenden Lampe, wenn pro Muttertier etwa zehn bis 12 Ferkel das Rotlicht ihrer Aufzuchtbucht erblicken. Etwa fünf Wochen beschränkt ein Metallgestell die Bewegungsfreiheit des Muttertieres, damit sie ihren munteren Nachwuchs nicht durch Draufliegen erdrücken kann. Dann sind die Kleinen kräftig genug um sich ihrer Haut zu wehren.
Die Mastzeit dauert ungefähr sechs Monate. Dazu teilen sich acht Schweine eine Stallbox.
Für Freihaltung sei die Fläche rund um den Hof mit zwei Hektar viel zu klein beantwortet Rebmann die Frage nach dem Freilauf.
Alles in allem bearbeitet Jungbauer Klaus die 30 Hektar seines Betriebes mit etwa 11 Hektar Grünlandwirtschaft und rund 19 Hektar Ackerbau. Der Ertrag liefert das Tierfutter, an Getreideverkauf ist daher nicht zu denken.
Ab und zu hilft Rebmann beim Landwirtschaftsamt aus, um Bodenproben zu ziehen. Und wie lautet sein Kommentar zur derzeitigen Agrarsituation?

"Der heutige Landwirt muss offen sein für Neues, noch offener als die Generationen vor ihm. Betrieblicherseits muss er abwägen, welche Nischen ihm wirtschaftlichen Erfolg bringen. Da hilft nur vielseitig zu sein auf inner- und ausserbetrieblicher Ebene!" Auch offen zu sein für die Menschen, die Interesse an der Landwirtschaft zeigen, gehört für ihn dazu. Wer also einmal das Leben eines "Glücksschweins", einer "Martinsgans" oder "Weihnachtsente" aus der Nähe betrachten will, ist bei Klaus Rebmann willkommen.

Monika Rombach - Dreisamtäler 18.1.2001, S. 6

  

     

Langenhof in St. Märzen -Schnapsbrennen 800 Meter über dem Meeresspiegel

Der Weg zum St. Märgener Langenhof streckt sich den Zwerisberg entlang und biegt im Wald links zum Kussenberg ab. Was sich bei strahlendem Herbstwetter vor mir ausbreitet ist eine filmreife Landschaft beidseits des wenig befahrenen Strässchens. Auf dem Langenhof begrüsst mich freundlich der mächtige Hofhund. Ich folge seiner wedelnden Rute um die Hausecke - dort riecht’s schon richtig "branntig".
Also bin ich hier richtig, bei Familie Schwer! Hausherr Karl Schwer hört sich die Begeisterung über die herrliche Aussicht leicht schmunzelnd an, "Schöne Aussicht und schlechtes Einkommen", antwortet er kurz und sachlich. Womit wir beim Thema wären.

Milch- und Waldwirtschaft ernähren die achtköpfige Familie, einschliesslich der Großmutter, auf dem insgesamt 50 Hektar grossen Hof. Im Stall und auf der Weide stehen 30 Milchkühe und ebenso viel Jungvieh. Vater Karl, Mutter Monika und ihre fünf Kinder zwischen 8 und 19 Jahren geniessen einerseits die Selbstständigkeit. "Aber das Einkommen dürfte schon höher sein, gerade in dieser Höhenlage!" meint Karl Schwer. Mehr ist über die unterschiedlichen Waagschalen Arbeitseinsatz gegenüber Verdienst nicht heraus zu kriegen, ein schweigsamer Schwarzwälder eben. Aber nett!
Schon Großvater Fridolin Schwer habe Schnaps gebrannt, dann Vater August und seit "drizzeh, vierzeh Johr" der Sohn, der den Hof vor 25 Jahren übernahm.
Die Art, wie der Brenner mir von seiner Arbeit erzählt, verrät, daß hier das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden ist: Der Hausherr brennt mit Begeisterung und verdient etwas mit dem Brennrecht.

Während der Unterhaltung blubbert der grosse Brennofen, in dessen geräumigem Bauch rund 100 Liter Apfelmost erhitzt werden. Unten im Kessel lodert das Feuer, Karl Schwer hat "rechte" Holzscheite nachgeschoben. Nun muss auch er warten, bis das Füllgut auf rund 78 Grad Celcius erhitzt ist, denn dann erst trennt sich der Alkohol von der Flüssigkeit.

Das Brennjahr dauert vom 1. Oktober bis 30. September. In dieser Zeit darf Schwer 300 Liter Weingeist brennen. "Das meiste davon in den Wintermonaten", sagte er. Aber jetzt hat er noch einen Rest von 15,6 Litern, den er bis zur kommenden Woche nicht verfallen lassen will. Also stehen Apfelmost, Birnen- und Zwetschenmaische in Wartestellung in dem kleinen Brennschuppen.
Je nach Obstart ergeben 100 Liter Maische etwa 4-5 Liter Alkohol, die Steuer pro Liter kostet 20 Mark. Der Ablieferungsschnaps wird an die Deutschen Edelbrannt-GmbH, der Bundesmonopolverwaltung, abgegeben. Der Überbrand ist steuerfrei und damit Schwer’s Gewinn.
"Jetze", sagt er und das heißt so viel wie, "jetzt beginnt der Vorlauf!" Und siehe da, aus dem Edelmetallrohr am Ende des Kühlturmes fliesst glasklare Flüssigkeit in ein Auffanggefäß. Kurz mal nachgemessen ergibt sich ein Alkoholgehalt von 75 Prozent. Die ersten 1,5 bis 2 Liter haben den Namen Anlauf. Ein wenig wird der Alkoholgehalt noch steigen während des Ablaufens.

Zwischen sechs Uhr morgens und 20 Uhr abends darf gebrannt werden, hält sich der Brenner nicht daran, so muss er mit harten Strafen rechnen. Denn Brennereien kann der Zoll kontrollieren - natürlich unangemeldet!
Ob er denn eigenes Obst habe in der Höhenlage von rund 800 Metern über dem Meeresspiegel? "Ja", antwortet er in seiner gelassenen Art. Unterhalb des Hofes Richtung Kussenhof weitet sich eine Senke, dort stehen die Obstbäume windgeschützt und warm. Sie überstanden die Stürme "Wiebke", "Vivian" und "Lothar" darum besser als der Schwer’sche Wald. "Anno ’90 waren’s 500 Festmeter Verlust, diesmal 200 Meter", erzählt der Landwirt. "Aber `90 waren die Holzpreise um einiges besser!" setzt er dazu. Seines wartet im Ibentäler Nasslager auf Abnehmer.

Mittlerweile ist der Mittellauf im Fliessen. "Das werden viellleicht 4 bis 5 Liter", erfahre ich "und der Rest ist dann der Nachlauf."
Diesen Nachlauf kann man beim nächsten Kessel wieder verwenden als Beimischung, man kann aber auch aus purem Nachlauf Feinbrand herstellen.
Die Langenhofkundschaft setzt sich aus Stammkunden und Wanderkunden, solche, die halt gerade mal vorbeiwandern, zusammen. "Wenn Frauen keinen Schnaps mögen, dann kriegn sie einen Likör" stellt der Hausherr sachlich fest. Vor dreieinhalb Jahren habe er mit der Likörherstellung begonnen. "Sehr gut!" darf ich meinerseits nach einem Versucherle bestätigen.

Mirabellen, Zwetschen, Äpfel, Birnen und Kirschen verarbeitet der Langenhofbauer. Was "nicht voll gebracht wird mit Obst, wird im Winter mit Korn aufgefüllt" erzählt er weiter. Das heisst, daß das Brennkontingent durch Brennen von Weizen ausgenutzt wird. Die Geschmacksrichtungen der Liköre richten sich nach dem Obstaufkommen des Jahres.
In Edelstahlbehältern lagert Karl Schwer seine Schnäpse, weil die nicht kaputt gehen können wie Glasguttere (gläserne Ballonflaschen). Die Lagerzeit erstreckt sich nach Geschmack ( und Verbrauch) über "acht Woche bis so ei Johr uugfähr!" Abgefüllt wird bei Bedarf - und in sehr hübsche Glasflaschen.
Ab und zu spendet Karl Schwer auch mal Schnaps, beispielsweise zu Ereignissen der Tourist Information St. Märgen. "De Löffler het gfroget bi de Buure und mir hen au ebbis gei!" winkt er fast genierlich ab.

Beim Abschied erfahre ich noch, daß selbst die Kirschsteine der Schwers reissenden Absatz finden! Wieso? - Weil das Anfertigen von Kirschsteinsäckchen wieder in Mode gekommen ist. Kirschsteinsäckchen hatte man im Schwarzwald schon lange vor der Gummi-Wärmflasche. Sie wurden im Kachelofen erwärmt und heilten Kummer, Verspannungen und Bauchwehbäuchle. Und die ganz besonders gut, denn das Knispern der Holzkerne während des Abkühlens machten schläfrig und verwandelten sich beim Einschlafen in märchenhafte Träume ...
Monika Rombach, Der Dreisamtäler

  

     

     

     

Laubishof in Burg am Wald - 25 Sorten Nudeln

300 Jahre hat der Laubishof in Burg am Wald auf seinem betagten Buckel. Sein Stallgebäude ist baufällig, doch das landwirtschaftliche Leben des Hofes pulsiert jung und dynamisch. Direktvermarktung sichert das Familieneinkommen der Familie Geiser. Dabei hat die Nudel dem Ei den Rang abgelaufen.
Und das liegt an Dorothea Geiser, zweitjüngstem Sproß der sieben Karlin-Kinder der einstigen Hofbesitzer. Die Hauswirtschafterin mit zusätzlicher Ausbildung der zweijährigen landwirtschaftlichen Winterschule pachtete 1992 den Laubishof von ihrer Mutter, der Vater verstarb schon 1988 mit 58 Jahren. Wie alle Karlinkinder zeigt sie einen sehr starken Willen, etwas Eigenes aufzubauen.

Mit "Eiertouren" allein, wie sie die verwitwete Mutter tätigte, da die Viehwirtschaft zu mühsam für die beiden Frauen wurde, war sie nicht mehr zufrieden. Nach der Heirat 1994 mit Ralf Geiser, Winzer aus dem Kaiserstuhl, begann die Umstrukturierung einschließlich Generationenwechsel.
"Hühner und Schweine waren schon immer auf dem Hof", sagt Dorothea, die Schwein als Dosenwurst im Hoflädele anbietet. Auch Eier werden weiterhin verkauft, montags, dienstags und donnerstags rollt das Auto die Kundenstrassen ab. Die geschlachteten Eierlieferanten finden ihre Käufer an den Markttagen, freitags in Kirchzarten, mittwochvormittag in Freiburg-Stühlinger, mittwochnachmittags in der Wiehre und noch einmal samstags im Stühlinger. "Zwei Jahre hat es gedauert, bis sich die angebotenen Suppenhühner durchsetzten", die vor lauter Hähnle kein Mensch mehr zu kennen schien. Absoluter Renner sind Dorotheas Nudelprodukte. Mehr als 25 Sorten bietet sie an. Ideenliefertant waren die vielen Brucheier der Eiertouren.

Im Produktionsraum steht eine kleine Nudelmaschine, "damit kann ich herstellen, was die Leute wollen!" Quer durch die heimische Kräuterküche, mit Pilzen und Rotwein, mit mediterranen und orientalischen Gewürzen parfümiert sie Spiral- und Fadennudeln, Spätzle und Spaghetti, dicke und dünne Röhren, fein oder stark Gekräuseltes aus Gries- und Getreidenudelteig. Selbst Schokoladennudeln trocknen hier auf den hölzernen Nudeltrockenständern. Ein Rezept aus der holländischen Küche, das ihr Feriengäste verrieten. Man serviere die süssen Braunen mit Apfelmus oder Vanillesauce!
Die Kinder Torben (2 Jahre) und Tamara (4 Jahre) wissen ganz genau, daß die resolute Mama samstags nicht gestört werden darf, da ist Nudeltag und der dauert mindestens sechs, sieben Stunden!
Vater Ralf hat gerade drei Wochen Schnapsbrennen hinter sich, täglich von 6-20 Uhr. Die Ernte der Streuobstwiesen verwandelt sich dabei in Hochprozentiges und findet Absatz im Hofladen. Dort kann der Kunde sich mit allem Gemüse versorgen, "das schnell und unproblematisch im Garten wächst!", lacht die Hofbesitzerin. Kartoffeln kauft sie beim Erzeuger dazu, und wenn sie weiß, woher Gurken- oder Bohnenüberschuss aus anderen Gärten stammen, so wird auch das feilgeboten. Goldgelber Apfelsaft lockt zusätzlich nach der heftigen Ernte 2000. Neubau der Stallungen ist angesagt, auf die maroden alten wartet der Abriss, neue entstehen danach. Die fertigen Pläne liegen zur amtlichen Ansicht vor. Dorotheas Nudeln erhalten hier genug Raum um ein noch besseres Sortiment zu bekommen. Zwei Ferienwohnungen sollen entstehen und mit überschüssigen Räumen will Familie Geiser jungen Handwerkern helfen, selbstständig zu werden. Für die eigenen Pferde bleibt ebenfalls ein trockenes Plätzchen vorbehalten, " die sind meine Gesundheitstherapie für Körper und Seele", weiss die Dorothea Geiser, für die der Tag um fünf Uhr früh beginnt. Sie baut Stress beim Reiten ab, Ralf Geiser beim sportlichen Radfahren.
Trotzdem bleibt genug Zeit für die Kinder Tamara (4 Jahre) und Torben (2), die in den Genuss kommen, mit beiden Eltern um sich herum aufzuwachsen und dennoch sehr zur Selbstständigkeit angehalten werden. "Mischdkrazerle" sind sie nicht, die Hühner des Laubishofes, tausend bis 2500 an der Zahl, je nach Jahreszeit. Sie leben Käfigen: "Ich stehe zur Käfighaltung!", die Halterin sagt’s mit Nachdruck. Weil es die sauberste Hühnerhaltung sei, keine Erkrankungen anfallen und ihre Hühner nur ein Jahr leben. Dann legten sie ohnehin nicht mehr so fleißig und seien zart im Fleisch. "Die Käfige sind für drei bis vier Hühner berechnet, aber nur ein bis zwei kommen bei uns hinein. Sie haben mehr Platz als manche Bio-Kuh in Stallhaltung ohne Freilauf, wo die Liegefläche für elf ausreicht, aber 14 Exemplare untergebracht sind!"
Gefüttert wird maschinell, der Mist in den Käfigen fällt durch die Roste in den "Bunker" und den leeren Geisers einmal jährlich. Die Eier verlesen sie von Hand, nach dem Durchleuchten werden sie nach Gewichtsklassen sortiert und verpackt.
Der Hofladen mit Selbstbedienung hat eigentlich rund um die Uhr geöffnet und die Käufer, stellt die Bäuerin zufrieden fest, seien ehrlich und aufmerksam.
Monika Rombach
, Januar 2001

  

 

 

     

Lebensader Bauernmarkt

Einmal im Jahr ist Bauernmarkt, zumindest in der Dreisammetropole Kirchzarten. Erfolg wie beide Jahre zuvor, wünschen sich Beschicker und Veranstalter des Dreisamtäler Bauernmarktes auch zu seiner 3. Auflage am Samstag, 22. Juli 2000. Was die Landwirtschaft zwischen Berg und Tal zu bieten hat, findet sich hier versammelt. Mit Blick auf Handwerkstradition und Brauchtum, veranstaltet von Kur- und Verkehrsverein Kirchzarten/Dreisamtal in Zusammenarbeit mit der Touristischen Gemeinschaft Dreisamtal.^

Angebot und Nachfrage
Palettenweise Waren wird man hier vergeblich suchen, da hier nicht "vom Band" geliefert wird.
Angebot und Preis regeln die Nachfrage, heißt es. Und wer auf Qualität achtet, zahlt angesichts diesen Angebotes den Preis gern! Denn wirklich Gutes kann nicht teuer sein! Das wissen alle, die schon ein- oder zweimal dabei waren.
Und es kann sich wirklich sehen und schmecken lassen, was mehr als zwanzig Landwirte aus Kirchzarten, Buchenbach, Stegen und Oberried hier präsentieren: Brote, Butter, Eier, Nudeln, Marmeladen, Käse, Honig, Alkoholerzeugnisse, Kräuteressig, und -öl, Hefezöpfe, Linzertorten, Pfefferminztee und Dosenwurst oder solche im Glas, Speck und Ringelblumensalbe, Forellen und Rindersalami, Fruchtmolke und süsse Stückchen und noch vieles mehr. Bunte, verlockende Vielfalt, einschliesslich Lammfellen und Holzspielzeug, Kränzen und Heutrockenerzeugnissen, mit Sorgfalt angebaut oder gezüchtet, liebevoll hergestellt und freundlich angeboten. Ein Markt, der alle Beteiligten Freude macht, Handwerk und Trachtenbrauchtum einschliesslich.^
Wenn Bürgermeister von Oppen Samstagmorgen um 9 Uhr den Markt des Jahres 2000 eröffnet, wird auch er es mit Freude, aus Achtung vor unser aller Natur tun. Und mit dem Wissen, das Direktvermarktung keineswegs nur touristische Attraktion bedeutet.

Der Hintergrund - ein Blick in die Statistik
Wer Feld und Wald bestellt wurde einst Bauer genannt und bestimmte, was sein Hof erwirtschaftet. Im Jahre 1950 konnten zehn Mitbürger von einem Bauern mit Nahrungsmitteln versorgt werden und gaben dafür 43 Prozent ihres Einkommens aus. Heute spricht man vom Landwirt, der laut Statistik bis zu 124 Menschen ernähren kann, die dafür 13 Prozent ihres Einkommens aufbringen müssen, und wird bestimmt von Mehrwertsteuer, Agenda und Co. Die Steuereinnahmen steigen kräftig, auch der Brot- und Käseverbrauch, Urlaub auf dem Bauernhof erfreut sich weiter wachsender Beliebtheit - aber jeden Tag geben derzeit zehn deutsche Landwirtschaften ihren Betrieb auf! Die Abgabenlast der Landwirtschaft stieg von 12,3 (1950) auf 36,2 (!) Prozent heute. Da bestimmen Landschaftsstruktur und Hofgrösse, wer ohne Zuerwerb auskommen kann. ^

Überleben mit Nischen-Einkommen
Mit "Globalisierung und Liberalisierung der Märkte" europaweit steigt der landwirtschaftliche Bedarf an Zusatzeinkommensquellen. Von Nahrungsmittelproduktion mit Direktvermarktung über Fremdenbetten bis zum bäuerlichen Party-Service und Heu-Hotel. Einfallsreichtum ist gefragt. Auch Bauernmärkte spriessen auf dieser nachdenkenswerten Basis. Vielleicht aber wäre es einfacher, auch in der Landwirtschaft die "Meisterstunde" als Berechnungsgrundlage einzuführen. Einfach so, zur Relativierung von Arbeitsaufwand zu Ertrag gesehen? ^
Monika Rombach

  

 

 

Melcherhof in Unteribental - Gelebte Leidenschaft

"Wir müssen nicht, aber wir wollen!", unter dieser Prämisse entschieden sich Alois und Imme Herr für ökologische Landwirtschaft. Dass sie sehr arbeitsintensiv und auch teurer ist, als die herkömmliche, war nicht entscheidend. Aber: "Wenn ich den Tisch für die Familie decke, weiss ich, es ist alles aus eigener Hand und vom eigenen Hof erwirtschaftet. Dann habe ich das Gefühl, ich sitze mitten im Paradies!" spricht die Mutter von fünf Kindern und ihre Augen funkeln vor Begeisterung. Daran möchte sie auch andere teilhaben lassen.

Mit Begeisterung ans Werk

Als der Melcherhof im Unteribental zur Pacht stand, zögerte die Familie nicht, zuzupacken. Stück für Stück verwirklichen sie, was der gebürtige Landwirtssohn aus dem Elztal weder am heimischen Hof hätte erreichen können, noch seine Frau, die "Städterin aus Buxtehude" ist.
Eine Holztafel klärt den Ankommenden auf, was ihn auf dem Melcherhof erwartet; Hofkäserei, Direktvermarktung und Kutschfahrten.
Eingangs ein altes Backhaus, das ist der Hofladen. Sauber und heimelig, versehen mit einem immensen Angebot, insbesondere an Milchprodukten von A wie Aprikosenjoghurt über Molke und pikante Weich- und Frischkäse bis Sahne und Schmand. Was die Grünlandwirtschaft nicht selbst abwirft, kaufen Herrs bei anderen ökologischen Betrieben dazu. Die Kontrollen sind innerhalb des Bio-Verbandes äusserst streng, so daß der Zukauf risikolos ist. Gemüse liefert eine kleine Biogärtnerei in Bollschweil, Klaus Jung Apfelsaft und Cidre, auch die Teigwaren stellt Imme Herr nicht selbst her, die wirschaftskontrolldienstlichen Auflagen dafür sind enorm.

Lebensmittel = Mittel zum Leben

Hofeigene, hausgemachte Lebensmittel stehen zum Verkauf . "Haben Sie sich schon Gedanken über das Wort Lebensmittel, die Mittel zum Leben, gemacht? "fragt mich die Bäuerin. Sie setzt das Wort auseinander wie einen Fremdsprachenbegriff. "Ist es ja auch, weil das natürliche Gleichgewicht aus den Fugen geraten ist und die Inhaltsstoffe unserer Nahrungsmittel viel zu verfremdet und gar nicht mehr nachvollziehbar sind!"
Ursprünglichkeit bewahren, das begrüssen die Melcherhofkunden und dafür zahlen sie auch gerne den Preis. Dafür bürstet die Vermarktungsmanagerin und Landwirtin aus Leidenschaft ihre Käseleibe täglich mit einer rührenden, liebevollen Sorgfalt, die beinahe der Pflege eines Säuglings gleichkommt. Faszination Milchwirtschaft, das begann bei ihr mit einem Einkochkessel unter dem Motto "Versuch und Irrtum" und ist heute nach vielen Seminaren "gelebte Leidenschaft".

Natürliche Kreisläufe

Neben Essbarem hält die diplomierte Agraringenieurin Imme Herr auch Keramik aus St. Peter parat. Diese Gefässe entsprechen der Natur der Lebensmittel und somit jenen biologischen Kreisläufen, die die stets für Neues aufgeschlossene Familie Herr in ihrer Arbeitsweise immer wieder zu ergänzen und schliessen sucht. Die 18 Braunvieh-Milchkühe liefern die Milch, auch für den Käse. Deshalb fressen sie Heu aus der Heutrocknungsanlage, die eine Häckselfeuerung betreibt. Silagefutter beeinträchtigt den Milch- und Milchproduktegeschmack! Ökopellets und Schrot runden den Speiseplan ab.
"Unser Kalb- und Rindfleisch ist schmackhaft und zart und schnurrt in der Pfanne nicht zusammen". Gleiches gilt für die hofeigenen Schafe, die die Steilhänge beweiden. Auf natürlich gedüngten Koppeln, versteht sich. Wo Natur aufgenommen wird, wird sie auch wieder abgegeben, ganz natürlich. Und dieser Mist und diese Gülle brauchen keine Stickstoffanreicherung.

Mehl aus eigener Mühle

Auf den so gedüngten Flächen wächst das Getreide, Dinkel, Roggen und Weizen, das als duftendes Holzofenbrot über die Hofladentheke wechselt. Geschrotet wird es in der restaurierten Mühle des Hofes, die zu den Ladenzeiten nun immer zur Besichtigung geöffnet ist.

Land-Leben

Hinter dem Lädele buddeln Kleinste im Sand, Grössere reiten mit roten Bäckchen auf einem der Herr’schen Schwarzwälder Füchse. Zwei andere bereitet Hausherr Alois gerade für eine Kutschfahrt vor, die er macht, wenn er gerade einmal Zeit dazu findet.
Für die eigenen Kinder sei ein Hof ideales Umfeld zum Aufwachsen, sie seien auch nicht getrennt vom elterlichen Arbeitsplatz, ist für Alois Herr äusserst wichtig.
Auch Patienten der Friedrich Husemannklinik fühlen sich auf dem Melcherhof wohl. Dort sind sie in ihrer Entlassvorbereitung gerngesehene Helfer in Haushalt, Käserei und Stall. Auch Praktikanten der Walddorfschule schätzen Familie und Hof, kommen oft als Berufspraktikanten für drei Monate zurück:"Aber nur, wenn sie ihre Ausbildung ernst nehmen", sonst schickt sie die bodenständige Chefin postwendend heim.

Auf Schulklassen wartet auf Anfrage "Unterricht am Objekt". Daran studierten auch die beiden Kleinen, die müde, aber höchst zufrieden an Mamas prall gefüllten Einkaufstaschen hängend dem Auto zustreben: "Da wird der Einkauf zum Familienausflug und nicht mehr zum Horrortrip!" und die Augen der ungenannt bleiben Wollenden blitzen kampflustig.

Öffnungszeiten des Hofladens: Dienstag : 17-19 Uhr, Freitag : 15-19 Uhr

Geheimrezept für "Original Melcherhof Käsefüsse"
Aus 250 Gramm Dinkelvollkornmehl aus der Zentrofanmühle, 100 g kalter Butter, mindestens 100g Bergkäse, gerieben, ca. 100ml Schmand, eventuell etwas Milch oder Joghurt einen Mürbeteig kneten, mit Paprika, gemahlenem Kümmel,Curry und Salz abschmecken und ein halbe Stunde kalt stellen. Den Teig ausrollen, ausstechen mit Fuß-Form und auf ein gefettetes Backblech legen. Mit Buttermilch oder verquirltem Eigelb bestreichen, nach Belieben mit grobem Salz, Kümmel, Sesam, Sonnenblumenkernen bestreuen. Ca. 20 Minuten bei ca. 180 Grad backen. Familie Herr wünscht guten Appetit!
Monika Rombach

Zum Hofladen

  

 

 

Salzhof in Stegen-Eschbach

Das Sonnenlicht taucht Hänge und Flächen in sein morgendliches Farbspiel. Von der gegenüberliegenden Höhe grüßt die Lindenbergkapelle zur Terasse des Eschbacher Salzhofes. Dort trinkt Michael Ripberger und Karen Feucht Kaffee, bevor es weitergeht mit der Landarbeit. Die beiden jüngsten Kinder spielen auf dem sonnigen Küchenvorplatz, hinter dem Stall wartet eine ansehnliche Ziegenherde - gefüttert und frischgemolken - in nachbarlichem Einvernehmen mit Muli und Esel auf den Weidegang. Die perfekte Szenerie von "Leben, wo andere Urlaub machen".
Die Betreiber des Salzhofes und dortigen Ziegenbetriebes geniessen die kurze Verschnaufpause, bevor das landwirtschaftliche Geschäft weitergeht. Und das heisst Herstellung exklusiver Ziegen-Produkte, die ab Hof und auf mehreren Märkten des Umlandes bis Freiburg und in Fachgeschäften erhältlich sind: Spitzenprodukte nach streng ökologischem Reglement. Ohne dessen - streng kontrollierte Richtlinien - geht hier vom Ankauf der Zuchtziegen über Aufzucht, Fütterung, Melken bis zum Endprodukt gar nichts.

"Wir haben uns als Fachfremde - (Karen Feucht ist Hebamme von Beruf und Michael Ripberger war im Forst tätig) - mit unserem Tun einen Wunsch erfüllt. Unsere Kinder wachsen in gewünscht natürlichem Umfeld auf. Wir finden mit diesem Nischenbetrieb unseren Spaß, unsere Arbeit und unser Einkommen, was die Kinder einmal machen, können wir heute nicht abschätzen!"
Auf Schweizer Almen erlernte Karen Feucht ihr Käserei-Handwerk, auf dem Salzhof spezialisierte sie sich weiter. So gut, dass vor wenigen Tagen die Nachricht ins Haus flatterte, sie sei Goldmedaillen-Siegerin im international ausgeschriebenen DLG-Käse-Wettbewerb mit Schwerpunkt Ziege/Schaf. Unter 86 Teilnehmern, von denen 18 eine Goldmedaille erhielten, errang sie die beste Benotung und damit Höchstbewertung. Das Produkt: Ein Ziegenmilch-Frischkäse von ganz besonderer Art. Nicht nur Ziegen-, auch Kuhmilchkäse finden Salzhofkunden im reichen Sortiment, von mild bis rezent.
Ebenso Ziegenfleisch und -salami. Mit "geräuchertem Ziegenschinken" ist in Zusammenarbeit mit der Metzgerei Rombach, St. Peter, eine aussergewöhnliche Novität gelungen. Dass dieser bei der Grösse der Ziegenherde nur begrenzt abzugeben ist, versteht sich von selbst.

Die täglichen Anforderungen auf dem hoch über Stegens Ortsteil Eschbach gelegenen Anwesen sind nicht gering, gehört das Gebiet doch zu den aufwendig zu bewirtschaftenden Steilhanglagen. Der Einsatz von Maschinen ist nur bedingt möglich, die Arbeit daher sehr zeitintensiv. "Wir haben mit Idealen begonnen", schaut Karen Feucht zurück, "und stolpern hin und wieder über betriebswirtschaftliche Probleme".
"Wirtschaftlich wäre hier nur Bewaldung " stellt Michael Ripberger realistsisch fest und weiß, wie provokant das klingt. Provokant ja, falsch nein. Denn er weiß um "die Welten", die zwischen einfacher Produktion und hochwertiger Weiterverarbeitung liegen. "Weil ich aber nicht Bauer mit langer Hoftradition bin, sehe ich manches "mehr von aussen", bin auch eher aufgeschlossen für ungewöhnliche Lösungen. Und spinnt seinen Faden weiter: "Warum soll ein Grundbesitzer nicht Down-hill-Strecken zur Verfügung stellen, gegen Bezahlung natürlich?" ER sei offen, heutige Denkstrukturen zu verlassen: "Nachfrage ist da, Landwirt verdient, Landschaft bleibt offen!" Auch Waldkindergärten, Schulexkursionsflächen und ähnliches wäre denkbar.
Mit Hangneigung (Steillagen), Flächenausstattung (Betriebsgrössen durchschnittlich um 20 Hektar, andernorts sind 100-Hektar-Höfe "Kleinbetriebe") und Bodenqualität (mittelmässig) zählt die hiesige Region zu den benachteiligten Gebieten.

"Jede Landschaft ist Ausdruck der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen", sagt er und wartet auf die fehlenden konstruktiven Vorschläge der landwirtschaftlichen Berufsvertretung, "denn zu subventionieren, was sich nicht rechnet, sei bewusste Schönmalerei!"
Denn auf Dauer wird die Gesellschaft nicht bereit sein, die strukturbedingten Mehraufwendungen zu subventionieren. Die Offenhaltung und Pflege betriebswirtschaftlich defizitärer Hangflächen ist nur durch die Vielzahl kleiner Nebenerwerbslandwirte möglich, die nicht rechnen müssen. Diese für die Gesellschaft günstige Lösung auf Kosten eben dieser Landwirte wird in absehbarer Zeit teilweise oder sogar weitgehend verloren gehen.
"Will ich Kulturlandschaft - wie sie der Südschwarzwald bietet - muss ich bezahlen", mahnt er die politische Ebene an. Den Preis dafür bestimmt der Weltmarktwettbewerb. "Defizitär und unwirtschaftlich" bezeichnet Ripberger finanzielle Unterstützungen unter blosser Berücksichtigung der Deckungsbeitragskalkulationen unter Nichtberücksichtigung der Infrastruktur des bäuerlichen Betriebes. Und verlangt nach "halbwegs vernünftigen Förderungen aus öffentlichen Mitteln". Der heutige Landwirt ist Produzent von Landschaft, dessen Produktion bezahlt werden müsse.

Er kann sich Lösungs-Kombinationsmöglichkeiten vorstellen. Beispielsweise nach Art der Wiesentäler Weidegenossenschaft: Der Versuch, auf überbetrieblicher Ebene Weidegemeinschaften zu bilden, die effektiver und kostengünstiger arbeiten. Und die mit öffentlichen Geldern bezahlt werden. Sie fordern weniger Arbeit des einzelnen, dienen aber ebenso der Landschaftsoffenhaltung, bei Rind-, Schaf- und Ziegenanteil sogar gegen Verbuschung.

Maschineneinsätze mit Spezialgerät für Problemflächen wären ein weiterer Überlegungspunkt, da gemeinhin "die Vollerwerbslandwirte die schlechtesten Maschinen fahren".
Nur Löcherstopfen, darin sieht er keine Chance, nicht nur "weil der Milchpreis weiter sinken wird, sondern "weil in unserer Grünlandregion nicht das gesamte produzierte Fleisch und die Milch regional vermarktet werden können. "Und jetzt muß ich schleunigst die Ziegen auf die Weide lassen!" bricht er abrupt sein Gedankenpuzzle ab, um in die beschaulich unbeschauliche Realität zurückzukehren.
Monika Rombach

  

     

Steiertbartlehof in Oberried - Beispiel einer Direktvermarktung

Landwirtschaft heute, wie anders ist sie geworden! Idyllisch nach wie vor für Erholungssuchende. Brauchtumsbegeisterte stöbern in ihrem Urtum. Und die Landwirte selbst? Sie schwanken zwischen der rühmlichen Unabhängigkeit selbstständigen Arbeitens und Bestimmens, das doch so unendlich viele wirtschaftspolitische Hürden und Grenzen beinhaltet. Was nicht heissen soll, dass landwirtschaftliches Dasein nur stetigen Frust zur täglichen Hand-Arbeit mit maschineller Unterstützung bedeuten muss.

Innovation hat sich als Schlagwort inzwischen in Stall, Weide, Feld und unter das schützende Dach der Schwarzwaldhöfe eingenistet. Dass der Landwirt heute bereits mit dem Kleincomputer zwischen seinem Vieh steht und die Bäuerin sich als "Fachfrau für Gästebetreuung" oder Meisterin der Direktvermarktung spezialisiert, ist beinahe schon Alltag.
Die rot-grüne Bundespolitik trifft dabei nicht den Geschmack unserer Ministerin für den ländlichen Raum, Gerda Staiblin. Angesichts der Steuer- und Sparbeschlüsse des Bundes mit jährlich fehlenden Einkommen in Höhe von 300 Millionen Mark und nochmaligen 200 Millionen Mark durch die Agenda 2000. Die Ökosteuer, sagt sie, treffe Pendler im ländlichen Raum besonders hart.

Landespolitische Massnahmen dagegen zeitigten weit mehr Erfolg, wenn sie auch die Einkommensverluste der Landwirtschaft nur milderten und nicht ausgleichen könnten.
"Ländlicher Raum hat Zukunft", behauptet Staiblin daher überzeugt.
Seit 1995 standen 740 Millionen Mark Fördermittel bereit, mit denen ein Investitionsvolumen von 5 Milliarden initiitert worden sei. Umgerechnet ergebe dies 9700 neue Arbeitsplätze und die Sicherung einer weit höheren Zahl an vorhandenen. Das Förderprogramm 2000 beträgt 120 Millionen Mark. Berufliche Qualifizierungs-, Umschulungs- und Weiterbildungsangebote rundeten das Paket ab.
Als heutige "Standbeine" der Landwirtschaft gelten die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe, Einkommenserwirtschaftung aus Produktion und am Markt, Ausgleichszahlungen für die von der Landwirtschaft erbrachten Umweltleistungen, auch hinsichtlich des Erhaltes der Kulturlandschaft, unternehmerisches Handeln, flexibles Reagieren auf Veränderungen und Bedürfnisse in der Gesellschaft: Strukturwandel also in der Landwirtschaft! Beispielsweise die

DIREKTVERMARKTUNG via Bauern- oder Hofladen

Es müssen nicht einmal feste Läden sein, oft wird ab Lagerraum, im Gartenhäusle oder auch an der Tür verkauft. Mit oder ohne feste Verkaufszeiten. Ihr Angebot richtet sich hauptsächlich nach der Saison und enthält heimische Produkte aus Feld und Garten. Dadurch kann der Einkauf zum Erlebnis werden, mit Blick in die Arbeitsweise, den Stall, das Backhaus, die Hofmühle und dergleichen.
Der Dreisamtäler besucht derzeit ländliche Betriebe seines Verbreitungsgebietes, die sich betriebswirtschaftlich zu mehr entschlossen, als der herkömmlichen Hofbewirtschaftung.

Der Steiertbartlehof in Oberried

war sein erstes Ziel. Landwirtschaftsmeister August und Martha Riesterer, Meisterin für Direktvermarktung, betreiben ihn. Unterstützt von Sohn Michael, staatlich geprüfter Wirtschafter des Landbaues, und dessen Ehefrau Gabi, seit 14 Tagen frischgebackene Meisterin der Direktvermarktung. Traditionelle Milchwirtschaft auf 60 Hektar Land und Wald ernähren die "meisterhafte" Familie bis heute. Aber nicht nur; die parkähnliche Anlage des Hofes im ebenen Gebiet zwischen Kirchzarten und Oberried-Kernort neben der L126 prädestiniert ihn für den Tourismus. Aus einstmals "Zimmer mit Frühstück" wurden gesuchte Ferienwohnungen: Ferien auf dem Bauernhof. Hier atmen Städter aus ganz Deutschland auf. Senioren geniessen gerne Spätsommer und Herbst, Gestresste die Ruhe, die sich auf einsamen Rad- und Wanderwegen finden lässt.
Ein ideales Terrain für Familien mit Kindern: Kulturlandschaft pur, Ausflugsziele satt. Im nahen innerdeutschen Umkreis und nicht allzu weit entfernt nach Frankreich, Schweiz und Österreich. Freibad und Steinwasen-Erlebnispark vor der Tür, Europapark Rust einen Katzensprung entfernt, wie auch Naturschutzgebiete Taubergiessen oder Vogelpark Steinen.

Kinder lieben den Auslauf, der stetiger elterlicher Obhut entbehren darf. Sie erfahren spielend, daß die Milch nicht aus dem Tetrapack stammt und Kälbchen hier schwarz-weiss gefleckt statt in werbewirksamem Lila zur Welt kommen. Die Stallhasen wissen wie Hofhund und -katzen die kleinen Hände zu schätzen, die sie immer wieder streicheln. Schaukel, Sandkasten und ein Minipark an Plastikschleppern und Co regen an, der landwirtschaftlichen Tätigkeit nachzueifern.

Doch nicht nur jüngste Feriengäste tummeln sich hier, auch der Nachwuchs jener Kundschaft, die den Bauernladen des Steiertbartlehofes entdecken. Zu Anfang vor rund 8 Jahren waren es überwiegend "Fremde" und darunter "bestimmte Berufsgruppen", die sich der "Naturwelle" anschlossen. "Heute zeigen sich auch viele Einheimische von unseren Produkten überzeug", freut sich Martha Riesterer. Ob Einheimische oder Fremde, jene, die per Rad- oder Wanderweg Oberried-Kirchzarten vorbeikommen oder Hausgäste - für sie alle gilt: "Wir verkaufen nicht nur Ware, wir liefern Eindruck in die Arbeit vom Anfangs- bis zum Endprodukt und ein gewisses Lebensgefühl mit!"
Den prall gefüllten Einkaufskorb neben sich, nutzt so manche Hausfrau und Mutter ein baumbeschattetes Bankplätzchen als Verschnaufpause des Alltages, mit oder ohne Handarbeit im Anschlag.
Seine Kundenansprüche erfüllt Riesterers Hofladen mittlerweile mit einer stimmigen Produktpalette aus Eigenproduktion und dank 12 landwirtschaftlicher Zuliefererbetriebe. "Das unterstützt unseren Betrieb, aber auch die Landwirtschaft anderer Betriebe."

Knackiges Gemüse und Obst vom sonnenverwöhnten Kaiserstuhl, das das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, erwartet den Käufer schon vor dem kleinen Verkaufsladen. Was einst als Garage geplant war, beinhaltet das Sortiment, "was der Kunde sucht", also möglichst viel Auswahl an wirklich frischen, qualitativen Produkten. An der Ladentheke sind die hauseigenen Backwaren der Verkaufsrenner. Holzofenbrot als Spezialität des Hauses, Brotsorten aus hellen und Mischteigen mit oder ohne Walnuß oder sonstige "Körnle" duften um die Wette. Daneben lockere Butter-Hefezöpfe und Weckle. Letztere krönen dreimal wöchentlich den Frühstückstisch der Hausgäste, an den verkaufsfreien Tagen werden sie beim Bäcker besorgt.
Denn: "Drei Tage ist unser Bauernladen geöffnet, den Rest der Woche benötigen wir zur Produktion", erklärt die Hofbäuerin. Zwei (hochgelobte!) Azubis und drei ebenfalls fleissige Frauen, die stundenweise im Verkauf arbeiten, unterstützen die Familie, die mit ihren drei Betriebszweigen in vollem Einsatz steht. "Eine Einkommenskombination, die sehr zeitaufwendig ist, aber ideal für Gast und Käufer! Und unsere Azubis profitieren vom Kontakt mit so viel verschiedenen Menschen." 27 an der zahl bildete Martha Riesterer seit 1976 auf dem Steiertbartlehof aus.
Eier und Geflügel aus Burg am Wald, Honig aus dem Dietenbach von Heinz Gentner, Nudeln vom Oberrieder Altenvogtshof, Weine vom Tuniberg, Kaiserstuhl und Markgräflerland, Apfelsaft vom Kirchzartener Markenhof und Ibentäler Junghof, Dosenwurst, Speck und Schinken von Heinz Wiestler aus Ebnet, Frischwurst von Peter Reichenbach, der das gesamte Schlachtvieh des Steiertbartlehofes verarbeitet.
Vom Hof selbst stammen Milch, Joghurt, Butter, Rahm Buttermilch und Frischmilchkäsle nach Hofsgrunder Art. Der Weichkäse stammt vom Breitnauer Konradenhof, der Hartkäse aus Glottertal.

Ihren Bauerngarten hat Gabi Riesterer nach Kundebedarf umgestellt. Beerenobst ist hier der Hit, das sie in Hülle und Fülle erntet. Ein Teil wird gleich verarbeitet, der andere eingefroren und nach Bedarf als Marmelade, Konfiture oder Gelee zum Verkauf verarbeitet.
Hygiene ist oberstes Gebot und Jahr für Jahr Besuchszweck des Wirtschaftskontrolldienstes. Auch die Vorbesprechungen führten Riesterers mit dieser Einrichtung, bevor sie sich an den Ausbau ihres Bauernladens machten.
Einmal monatlich beteiligt sich der Steiertbartlehof sommers am Bauernmarkt in Oberried: In 2000 am 7. Juli, 4. August und 1. September, jeweils von 15 bis 17 Uhr, wechselweise im Kurpark bei der Klosteranlage in Oberried oder direkt vor dem Kloster (Beschilderung beachten!). Der grosse Dreisamtäler Bauernmarkt, auf dem seine Produkte ebenfalls ausliegen, findet in diesem Jahr am 22. Juli von 9-13 Uhr in der Fußgängerzone Kirchzartens statt.
Auf dem Steiertbartlehof wird aber nicht nur mitgenommen, hier kann auch abgegeben werden. Grasschnitt beispielsweise, den führt Michael Riesterer in

Die Biogasanlage

Sie ist erst ein Jahr alt und der Jungbauer, staatlich geprüfter Wirtschafter des Landbaues, ihr dortiger Urheber. Das Prinzip dieser regenerativen Energie lautet: Der Mist der 50 Hof-Kühe wird in Strom und Wärmeenergie umgewandelt.
Täglich wandern Flüssig- und Festmist, auch eigener Kompost, saisonal bedingt frischer Grün- und Pflanzenschnitt, Silomais und - völlig legal, weil von pflanzlicher Grundlage - Fritierfett aus Gastronomieküchen - aus der Vorgrube in den geschlossenen Fermenter, wo alles bei einer Temperatur von ca. 37 Grad Celsius gärt. Dieses Substrat wird dabei regelmässig gewälzt. Erst das ausgefaulte Substrat wird ins Endlager gedrückt. Was im Riesterischen Fall ein ummanteltes Silo ist, die Ummantelung dient als Isolation. Hier läuft die im Fermenter begonnene Menthangasbildung erheblich langsamer ab. Sie spannt die abdeckende Membran des Endlagers und wird zum Maschinenraum über einen Gasspeicher abgeleitet. Hier wiederum geschieht die Umwandlung von Methan in Strom und Wärme.

In elf Monaten betrug die Ausbeute 43000 Kubikmeter, was einer Jahresleistung von 90000 Kilowattstunden erwarten lässt.
Damit decken Riesterers den Jahresstrombedarf ihres Betriebes von rund 45000 kw/h; die entstandene Wärme heizen die Wärmeplatten des Fermenters auf und von April bis September das hauseigene Brauchwasser, was einer Ersparnis von 30-50 Ster Holz gleichkommt. Das Aggregat verzeichnet eine Tageshöchstleistung von 22 kw/h. 1300 Mark betrug bislang die monatliche Normal-Stromrechnung, der ein monatlicher Kredit von 900 Mark gegenüberstehen. Zu den ersparten 400 Mark zählen Einnahmen aus dem Verkauf des überschüssig produzierten Stromes an die Energie- und Wasserversorgung Kirchzarten (EWK) und die Brennstoffeinsparung.
Ausserdem steigt der Düngewert der entgasten Gülle mit nur noch 3 Prozent Trockensubstanz. (Und das spart so manchen Sack Stickstoffdünger!) Dadurch gelangt die Gülle viel leichter an die Pflanze und beinhaltet - vor allem für empfindliche Nasen - weit weniger Geruchsintensität.
Dass die Biosgasanlage auch noch die Pufferfunktion in jenen Zeiten übernimmt, in denen die Gülle nicht ausgebracht werden kann, ist ein zusätzliches Plus.
"Seine" Biogasanlage erläutert Michael Riesterer gerne Hausgästen oder Fremdgruppen gegen Entgelt. Führungen, auch für Schulklassen, können angefragt werden unter Telefon 07661-1462 oder Fax - 1425.

Öffnungszeiten des Hofladens
dienstags und donnerstags 15 bis 18 Uhr, freitags 9-12 und 15-18 Uhr

Schrotweckle nach Art des Steierbartlehofes

  • 400 g grobes Roggenschrot, 400 g feines Weizenschrot, 200 g Weizenmehl Typ 1050, 400 g lauwarmes Wasser, 20 g Salz, 30 g Hefe, 250 g Joghurt
  • Hefe in Wasser auflösen, Schrot hinzugeben und etwa eine halbe Stunde einweichen. Dann mit den weiteren Zutaten einen Teig kneten. Noch einmal 30-40 Minuten gehen lassen. Weckle (Brötchen) formen und auf eingefettetes Backblech oder Backpapier legen. Mit Wasser bestreichen, einschneiden und je nach Geschmack mit Sesam, Mohn oder Sonnenblumenkernen bestreuen. Im vorgeheizten Ofen 30 Minuten auf 200-220 Grad (Umluftherd entsprechend 30 Minuten bei 200 Grad) backen. 
  • Guten Appetit!

Monika Rombach

  

     

Thadäushof in Kirchzarten

Simone (ca. 3 ½ Jahre jung) greift auf Anhieb die richtigen Kartoffeln aus der grünen Kiste, da kennt sie sich aus! Schliesslich begleitet sie ihre Mama jede Woche zum Einkauf auf den Kirchzartener Thaddäushof. Und wenn Mama das Rad heimwärts nach Stegen strampelt, sitzt Simone im Anhänger, umgeben von Stofftaschen und Körben voller Bio-Genüsse.
"Seit zehn Jahren ernähren wir uns vollwertig. Das kostet zwar mehr, dafür leben wir gesund und verzichten lieber auf ständig neue Klamotten" ist Frau Herkendorf eingestellt. Ursula Trost , die ebenfalls zielstrebig ihre Einkaufstasche füllt, pflichtet ihr bei, sie stellte schon zwanzig Jahre zuvor auf derartige Lebensweise um. Beide geniessen sie den Einkauf hier:"Kein Streß, frische Luft, freundliche Leute, man kann nachfragen ohne abgefertigt zu werden und die Produkterzeugung sogar mitverfolgen!"

Was Rainer Bank natürlich freut, auch seine Freundin, die heute aushilft, weil dessen Eltern Oskar und Elsa Bank auswärts weilen. "Meine Eltern sind sehr aufgeschlossen", beantwortet er meine Frage nach der Entwicklung des ehemals landwirtschaftlichen Zuerwerbsbetriebes mit eigener Müllerei zum Bioland-Betrieb ( und verschweigt bescheiden die eigene Aufgeschlossenheit).^
Unter Regie der Eltern siedelte um1962 der einst innerorts beengt stehende Hof vor die Tore Kirchzartens aus, der damals von Milchviehhaltung und Schweinemast lebte. Er ist heute neben der L 126 zu finden (Freiburg, Richtung Oberried, Abzweigung Kirchzarten, kurz darauf links über die Höllental-Bahngleise und nochmals links abbiegen).^

Rainer Bank genoß seine Ausbildung zum staatlich geprüften Agrarbetriebswirt auf einem Biohof; genoß sie wirklich, denn die Arbeit dort machte Spaß und Sinn. Der wiederum bewirkte, daß die Eltern 1990/91 ihren Betrieb auf organisch-biologische Wirtschaftsweise umstellten. Rückkehr zur Natur also. Weg mit dem Einsatz chemischer Substanzen, allen voran Stickstoff.
Schonendere Bodenbearbeitung machte sich in der Betriebstechnik bemerkbar, dort gesellten sich Hackstriegel, Stoppelgrubber und Spatenrollegge zum Bestand. Die Schaffung eines Güllelagerraumes war die logische Folge der Ausweisung des Dreisamtales zum Wasserschutzgebiet. Grünlandbewirtschaftung, Milchviehhaltung und Rinderzucht sind heute die Basis des Thaddäushofes. Mit der Umstellungsphase nahm der Ab-Hof-Dirketverkauf seinen Beginn.^
Frische Milch gibt es hier, sie wird auch als Rohmilch, neuerdings Bio-Milch, an die Breisgau-Milch abgegeben wird ( für die ökologische Faller-Produktserie). Auch hofeigenes Getreide und ebensolche Getreidemehle, die verpackt im schmucken Verkaufsraum fein säuberlich aufgereiht stehen. Erntefrisches Feldgemüse (Salat, Möhren, Blumenkohl, Kohlrabi, Bohnen, Erbsen, Zwiebeln, verschiednee Kohlarten) duftet verlockend aus wohlgeordneten grünen Kisten. Und natürlich die Kartoffelvielfalt! Mehlig, festkochend, dazwischen, wie es der Köchin/dem Koch beliebt. Daneben findet der Kunde Obst, Eier, Milchprodukte, Bauernbrot, Säfte, Weine und derlei mehr - alles aus geprüften Biobetrieben. Aber dazugekauft, "weil der Kunde von heute an Vielfalt gewöhnt ist und nicht in mehreren Läden einkaufen will", diese Erfahrung hat Rainer Bank gemacht, der den elterlichen Betrieb 1995 pachtete. "Wurstwaren aus einer Bio-Metzgerei sowie ökologisch produzierte Handelsware erhöhen die Laden-Attraktivität", fügt er hinzu.

Seine - grossenteils vegetarisch orientierten - Kunden kommen mittlerweile aus dem ganzen Freiburger Raum, sogar aus dem Elsaß und der Schweiz.^
Die nahezu 30 Hektar Ackerland bewirtschaften Banks peinlich genau nach den Biorichtlinien. Da wird ausschliesslich mit Stallmist und Gülle gedüngt. Lediglich vulkanisches Gesteinsmehl verstärkt die Wirksamkeit, vor allem zum richtigen Ausbringungszeitpunkt. Hier wachsen Viehfutter und Verkaufsprodukte. Auf den fast ebenso grossen Dauergrünlandflächen weiden die Tiere. Die heute 38 Milchkühe, deren Jahresleistung durchschnittlich bei 5500 Liter liegt, stehen winters im Anbindestall und kommen sommers auf die Weide. Wie auch die bis zu 35köpfige Rindernachzucht, die sich vom erstem bis dritten Lebensjahr zwischen Laufstall - also im Stall nicht angebunden - und Ganztagsweide tummelt. ^

Schonender Anbau reguliert Unkrautwachstum; beispielsweise durch die Wahl der Fruchtfolge sommers und winters samt Zwischenfruchten und Herbstbegrünung. Mais- und Kartoffeläcker pflegt die Maschinenhacke, das Feldgemüse wird grösstenteils mit der Handhacke sauber gehalten.^
Ganz schön viel Arbeit also, die sich da auf sehr wenige Schultern verteilt, die der drei Banks nämlich. "Saisonale Arbeitsspitzen werden überbetrieblich gemeistert", erfahre ich. Was heisst, dass bei Bedarf ein paar Helfer zugezogen werden.
Und alle Jahre wieder prüft der Bio-Verband: Da kontrolliert er den ökologischen Erzeugerkreislauf. Auch ein Aspekt, den Banks Kundschaft schätzt, weil sie dann weiterhin besten Gewissens einkaufen kann.

Öffnungszeiten des Hofladens: Dienstag 10 - 13 Uhr, Freitag 10 - 17 Uhr, Samstag 10 - 13 Uhr
Monika Rombach

  

 

 

Wanglerhof in Buchenbach -Silbermedaillen-Schnaps aus der Wangler Mühle

Schon Großvater August brannte Schnaps in der (funktionstüchtigen!) Mühle am rauschenden, kleinen Mühlebach, erinnert sich Philipp Mayer nur zu gut. Heute ist er der Besitzer des 299 Jahre alten Wanglerhofes auf der Gemarkung Buchenbach. Ein 40 Hektar umfassender Betrieb, dessen Mühle auf der gegenüberliegenden Strassenseite plaziert ist.
Georg Kiefer ist hier an den Brenntagen anzutreffen. Er wohnt in Ebringen und hat dort eine Brennerei gleicher Grösse, "mit modernerem Kessel", spricht er das Geschäft in der Wangler Mühle an, wo der alte Kessel weniger Volumen fasst und dafür etwas mehr Handarbeit erfordert.
Seit 10 Jahren brennt Kiefer in Buchenbach. Er ist "zum Wanglerhof verwandt" und anfangs galt sein Einsatz dazu, die Brennerei zu erhalten. Das wachsende Interesse der Feriengäste des Hofes gab erst später den Ausschlag, die Brennerei auszubauen. Und das insbesondere qualitativ. Und wer Qualität erzeugt, misst sich gelegentlich gern mit Gleichgesinnten.

Darum gehört die Brennerei Wangler-Mühle dem Verband der Badischen Klein- und Obstbrenner an. Und nahm zum zweitenmal an der alle zwei Jahre stattfindenden Schnaps-Prämierung teil. Für ihr Schwarzwälder Kirschwasser, Obstler und Mirabellenschnaps erhielten Philipp Wangler und Georg Kiefer am 5. Oktober in Offenburg nun die Silbermedaille. Da mischt sich schon Stolz in die Freude!
Wer die Mühle zum erstenmal betritt, muss singen, lautet der Brauch. (Wer sie nach eingehender Schnapsprobe verlässt, tut es dann vermutlich von ganz alleine!) Dann darf geschaut werden: Der Brennkessel bestimmt den holzgebauten Raum, seitlich davon lagert in Reichweite der Tagesbedarf an Holzscheiten, um den Kessel auf Temperatur zu bringen. Ein paar Probiergläser, das Messegerät zur Alkoholbestimmung, ein Stuhl, machen die Einrichtung aus.

Georg Kiefer ist heute seit 6 Uhr in seinem Element und begutachtet gerade den zweiten Brannt. Ein prüfender Probeschluck, dann bestätigt seine Miene, daß die Arbeit nicht umsonst war.
Die Schnapsqualität richtet sich natürlich nicht nur nach der des brennmeisterlichen Könnens, verrät er, sie orientiere sich am jährlichen Obstbestand und der Qualität der Früchte. Kirschen, Mirabellen, Birnen, Zwetschgen sind die Hauptlieferanten für das Hochprozentige; Obst vom Hof, aber auch angeliefertes. In diesem Jahr muss wohl alles zusammengepasst haben, sonst wäre kein Silber der Mühe Lohn!
Apropos Mühe, die muss nicht nur in der Mühle aufgewendet werden. Philipp Mayer ist für die Landwirtschaft zuständig, "30 Milchkühe plus eigener Nachzucht, hauptsächlich Schwarzbunte. Dazu überwiegend Grünlandbewirtschaftung, ein wenig Ackerbau und etwas Wald", zählt er auf. Genug, um von morgens bis abends dafür tätig sein zu müssen!

Ehefrau Anni Mayers Tätigkeit umfasst den Bereich Ferienwohnungen. Die Gäste sind im "Libding" und in der "Bachchuchi" untergebracht. Der alte Backofen steht noch und wird zwei- bis dreimal pro Jahr angefeuert. "Dann isch Flammkuechedag", erzählt der Hausherr. Bestimmte Gäste, darunter ein Hobbykoch, nehmen dafür gerne Rauch, Mehl- und Holzstaub in Kauf, um die knusprige Spezialität frisch aus dem zweieinhalb Meter langen Ofen zum Hoffest zu geniessen.
Das Kinderprogramm orientiert sich indes an anderen Werten, Tierfüttern und Mitmachen lautet hier die Devise, die Kinderaugen zum Strahlen bringt und gestressten Eltern Musestunden verschafft. Gefüttert und gestreichelt werden dürfen auf dem Wanglerhof nicht nur Kühe, Kälber und Katzen. Auch Schafe, Schweine und das bunte Federvieh begeistern sich mehr oder weniger daran. Vor allem aber die Ponys, die geputzt und gestriegelt und natürlich auch geritten werden dürfen.
Als hervorragendes Spielelement eignet sich das Bachwasser "und wenn’s draussen regnet, geht’s hinein in die Scheune zum Heuhopsen", wissen die kleinen Gäste. "Aber nur, wenn`s der Bauer nicht sieht", fügen sie verschwörerisch hinzu.

Gemütlich sieht’s aus und heimelig, kommt man durch die Einfahrt auf den Hof mit seinem weit herunter gezogenen Dach zu. Viele bunte Blumen hellen dunkles Holz auf, ein mächtiger Maiszopf schwingt vor der Eingangstür. Oben neben der Scheuneneinfahrt hängt neben dem grossen Christuskreuz eine mächtige Glocke.
Es ist gerade Mittagszeit - die Hofglocke verkündet es heute noch. Nicht mehr handgezogen, sondern elektrisch und zuverlässig zweimal am Tag. "Anfangs waren wir noch genug Leute" sinnt Philipp Mayer zurück, als Eltern, Kinder, Magd und Knecht miteinander schafften, " da war immer jemand da zum Läuten! Als die Kinder groß waren, Magd und Knecht fehlten, stellte der Vater des heutigen Hofbesitzers auf elektrisches Läuten um".
Noch einmal kommt Mayer auf ein erfreuliches Thema der Brennerei zu sprechen. ." Die Obstkontrolle findet heute nicht mehr so widerwärtig statt wie früher", sagt er. "Früher hat der Zuständige eine Amtsmiene aufgesetzt, als wollte er dich fressen" fügt er hinzu und daß man alleine bei dessen Anblick das Gefühl bekam, als hätte man schwarz gebrannt. Heute meldet man spätestens bis 5 Tage zuvor das Brennen an und wer dann kontrollieren komm, behandelt einem normal, berät und klärt im Bedarfsfall auf, anerkennt er "die Vermenschlichung des Amtsschimmels".
Monika Rombach

  

 

 

 

Wolfsteigehof in St. Peter - Wo BSE nicht Thema Nr.1 ist.

"Hallo Fleischkunden..." flattert alle Jahre wieder die Postkarte ins Haus der Stammkundschaft. Sie erinnert spätsommers an die rechtzeitige Absprache der Zerlegetermine zwischen Ende Oktober und Anfang Dezember auf dem St. Petermer Wolfsteigehof im oberen Ibental.

Max und Gabriele Schwär vermarkten hier Jungrinder aus Mutterkuhhaltung. Ein Wirtschaftszweig aus der Notlage heraus geboren. Damals, als die Altbäuerin, die für die Butterherstellung der Milchviehwirtschaft zuständig war, plötzlich erkrankte und sich die Frage der Milchverwertung stellte. Kälber kaufte man, die in den Genuß der Milch kamen und später geschlachtet und selbstvermarktet wurden.
Max Schwär übernahm den elterlichen Hof 1982, mit Land- und Forstwirtschaft runde 77 Hektar, baute die Stallungen zu einem Tretmiststall um und richtete gleichzeitig Kühl- und Schlachtraum ein.
22 Mutterkühe bevölkern derzeit samt Bullen den Stall. In Reih und Glied stehen sie nur zur Fütterzeit, wenn sich duftende Heuberge vor ihnen aufbauen. Die übrige Zeit teilen sich Vorderwälder und Deutsch-Angus-Kühe freilaufend die behagliche Strohunterlage. Im Januar und Februar kommen die Kälber zur Welt, statt dem Summen einer Melkanlage vernimmt der Betrachter dann das genüssliche Saugen am Euter und erfreut sich am Herumtollen der munteren Schar im "Schlupfstall", in den nur die Kleinen schlüpfen können. Fällt abends das frische Stroh vom Heuboden, so "saust die ganze Meute hinüber und spielt darin Verstecken", lacht die Bäuerin.

Im Mai wird "ausgefahren", das Vieh bezieht sein halbjährige Sommerweide auf den Hängen rings um den Hof. "Neben der ausschließlichen Ernährung von Muttermilch und Gras ist gerade dieser Auslauf wichtig zur Bildung des muskulösen Fleisches, das unsere Kunden so schätzen", weiß der Hofbesitze. Glückliche Kälber und glückliche Kunden also?
"Wir sind sehr zufrieden und die Qualität spricht für sich. Wir wissen, wo unser Fleisch her kommt, das Fleisch surrt in der Pfanne nicht zusammen und ich kann es unbedenklich zur Kinderernährung nehmen", sagt Sibylle Reiter, die gerade vorbeischaut.

Ein Freiburger Ehepaar hat an diesem Samstagmorgen seinen anderthalbstündigen "Zerlegetermin". Die Jungrinder werden montags geschlachtet wird und das Fleisch hängt bis zum Wochenende im Kühlraum ab. Nach dem Abhängen werden die Schlachthälften gewogen, damit ist das Fleisch verkauft. Die haushaltsübliche Abnahmemenge ist meist ein Viertel Rind, wobei sich manche Kunden dieses mit Bekannten nochmals teilen.
Zur weiteren Prozedur stellt Familie Schwär lediglich die Räumlichkeiten zur Verfügung und organisiert die Termine. Im Schlachtraum zerlegt der Metzgermeister das Fleisch nach Kundenwunsch. Er berät, welches Stück sich wofür eignet und richtet die Protionen. Der Kunde selbst verpackt dies an Ort und Stelle, lädt es ein und braucht es zu Hause nur noch in Tiefkühltruhe oder Gefrierschrank einräumen.
"Ein sehr transparentes Verfahren", lobt das Ehepaar, das seit 13 Jahren seinen Rindfleischbedarf bei Schwärs deckt. Und mit ihr, der Biologin, entspannt sich ein interessantes Gespräch über das derzeitige landwirtschaftliche Thema Nummer eins, BSE, insbesondere den BSE-Erreger. Von dem man weiß, daß es ein körpereigenes Eiweiß sein soll, von dem man aber nicht weiß, in welcher Kombination es zum Ausbruch der Nervenkrankheit führt. Da bleiben viele Fragen offen!
Max Schwär bearbeitete seine Grünlandflächen schon immer extensiv, seit ein paar Jahren ist sein betrieb anerkannter und kontrollierter Ökobetrieb. Er verwendet keine synthetischen Stickstoff-Dünger, keine Spritzmittel und kein Kraftfutter. Das wird regelmässig durch das Kontrollverfahren überprüft. Ein weiterer Öko-Betrieb, Karl Heizmann vom Wittentäler Andresenhof, beteiligt sich schon mehr als zehn Jahre an der gemeinsamen Vermarktung. Zwei kleinere Nebenerwerbsbetriebe aus St. Peter, Rudolf Dold vom Doldenhof und Thomas Kürner vom Brettlehof, haben sich ebenfalls angeschlossen.

Zum Bezahlen in der hellen, geräumigen Hofküche, (die unser Bild noch zu Großmutters Zeiten als Rauchchuchi zeigt), gehören die Tasse Kaffee, ein Stück Kuchen und ein Gespräch. "Wir nehmen uns bewusst Zeit für unsere Abnehmer, beantworten ihre Fragen und legen Wert auf persönlichen Kontakt", erzählt Gabriele Schwär, die auch die Kundenkartei führt und pflegt. "Über 95 Prozent sind natürlich Stammkunden aus dem Freiburger raum und dem Dreisamtal. Es gibt sogar Fahrgemeinschaften, die unser Schwarzwälder Rindfleisch bis nach Stuttgart, Nürnberg und Köln holen. Das sind Feriengäste unserer Ferienwohnungen, die manchmal ihre ganze Verwandtschaft versorgen", bestätigt sie nicht ohne Stolz.
Als zusätzliche Bereicherung des Speisezettels der Kundschaft wird Mitte bis Ende September das Fleisch von 85 Puten angeboten, die die Sommermonate über auf dem Hof großgezogen werden.
Nicht neu, aber in Erweiterung begriffen, ist die Brennerei des Hofes. Ab kommendem Jahr sollen das 300 Liter Weingeist-Brennrecht mit Stein- und Kernobst von Dreisamtäler Streuobstwiesen und denen des Hofbestandes erfüllt werden. Natürlich nicht nur zum Eigenverbrauch und für die Feriengäste, die in zwei Ferienwohnungen, einer sogar im "Obergeschoß" der Hofkapelle, untergebracht sind.

Zwei Haflinger-Pferde zum Reiten vervollständigen mit einigen Kleintieren zum Streicheln den Tierbestand, dessen Hege und Pflege den größten Teil des bäuerlichen Alltages auf dem Wolfsteigehof in Anspruch nimmt. Da die Vermarktung für dieses Jahr abgeschlossen ist, können sich Interessenten für das kommende Jahr unter Telefon 07660-255 informieren; interessierte Besucher sind übrigens auch jederzeit willkommen.
Monika Rombach

  

 

     

Zukunft der süddeutschen Landwirtschaft - "Geld für erbrachte Leistung ist keine Subvention!"

Wie sieht die Zukunft der süddeutschen Landwirtschaft aus? fragte Klaus Schüle, Landtagskandidat der CDU. Rede und Antwort standen er und der landwirtschaftliche Sprecher im Bundestag, Heinrich-Wilhelm Ronsöhr den geladenen Verantwortlichen aus dem regionalen Landwirtschaftsbereich in Oberried.

Deutlich und bestimmt, aber nicht rosig, fiel die Oppositions-Antwort auf die rot-grünen Landwirtschaftsperspektiven aus, an deren heftiger Diskussion sich die Gastgeberin des Treffpunktes Steiertbartlehof in Oberried, Martha Riesterer, Vorsitzende der Landfrauen und Kreistagsmitglied, Werner Repple, Vizepräsident des BLHV, Peter Epp, Referatsleiter der Abteilung Landwirtschaft im Regierungspräsidium Freiburg, BLHV-Kreisvorsitzender Franz Spiegelhalter, sein Stellvertreter Erich Jautz, gleichfalls CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender und CDU-Vorsitzender Franz Sommer, Hofsgrund, beteiligten.

"Wo Landschaft schön ist, wird es land-wirtschaftlich problematisch", belegte Ronsöhr umgehend mit Fakten.
Die südbadische Landwirtschaft stehe gegenüber der gesamtdeutschen im Abseits, Tendenz weiter sinkend. Wo in der nord- und ostdeutschen Landwirtschaft " nach Leistung bezahlt" wird, werde süddeutsche dagegen "subventioniert". "Die süddeutschen Landwirte müssen aus der Defensive heraus", appellierte das Bundestagsmitglied wiederholt.
Es gehe nicht an, daß Landwirte, die die sensible Kulturlandschaft Südschwarzwald schufen und pflegen als Bittsteller dastünden. Und es gehe erst recht nicht an, daß Naturschützer als Gestalter dieser schönen Landschaften aufträten, die Landwirtschaft also den Lastesel für den Naturschutz spiele. "Das ist Wettbewerbsverzerrung!"

Traditionelle Milchvieh- und Grünlandbewirtschaftung ermöglichten die Kulturlandschaft Südschwarzwald. Eine abwechslungsreiche Landschaft mit kleinen landwirtschaftlichen Strukturen (und dadurch bedingten höheren Lasten) und großem Erholungswert.
Da dürfe Agardieselbesteuerung (Erhöhung um 36 Pfennig!) nicht den Wettbewerb im Vergleich zum französischen Landwirt in Gefahr bringen.
Die ebenfalls grössere Rentenlast durch kleine Betriebsstrukturen bedürfe einer breiteren Sozialversicherungsreform.
Bessere Rahmenbedingungen, politische Verlässlichkeit und die Stärkung des Landwirtes als autonom entscheidenden Unternehmer, lauten die Forderungen Schüles. Auch hinsichtlich Milchquotenbesteuerung und Verbraucherthema Nr. 1, BSE. Mit Nachdruck müsse hier der Landwirtschaft zur Klärung der Sachlage verholfen werden; durch ein striktes Importverbot für Rinder aus Frankreich und Großbritannien und die sofortige Einführung des BSE-Schnelltestes für Rinder ab zwei Jahren und keine weitere Tiermehldiskussion.

Baden-Württemberg habe saubere Produkte und zeige mit seiner Ettikettierungspflicht Vorreiterrolle und Verantwortung. Er verlangt Transparenz in der Problematik, damit das Verbrauchervertrauen nicht erschüttert werde.
"Aufklärung tut not" pflichtete Martha Riesterer bei. Dem Verbraucher klar zu machen, daß intensive Landwirtschaft Geld kostet und gute landwirtschaftliche Produkte nicht zu Supermarktpreisen zu haben sind. Sensibilisierte Verbraucher seien auch bereit, einen angemessenen Preis zu zahlen.
Aber dafür müssten die Landwirte verstärkte Öffentlichkeitsarbeit leisten, über Veranstaltungen auf ihre Situation, ihre Anliegen und Zielsetzungen aufmerksam machen. Doch viele seine durch die Agrarpolitik derart verunsichert, daß sie sich eher resigniert zurückzögen.
Der Weg also ist, wie in vielen Bereichen, auch hier bereits das Ziel! Vorausgesetzt, es bleibt allerorten nicht nur bei Wahlversprechen.
Monika Rombach

 

    

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