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Die Hosanna läutet seit 750 Jahren - heute ist Jubeltag

Hosanna! Am 18. Juli 1258, also auf den Tag genau vor 750 Jahren, ist die älteste Münsterglocke auf dem Münsterplatz gegossen worden. Ihr Geburtstagsfest hat die Hosanna bereits gefeiert. Trotzdem werden heute viele Freiburger aufhorchen, wenn die Hosanna um 11 Uhr ihren Jubeltag einläutet.
18.7.2008

 

Live-Glockengießen auf Münsterplatz mit über 3000 Zuschauern

1100 Grad auf dem Münsterplatz  / Ein Glockenfest aus einem Guss

Mehr als 3000 Menschen füllten am Samstagabend den Münsterplatz. Sie alle hielten den Atem an, als gegen 22.30 Uhr ein Kran den glühenden Tiegel mit 1100 Grad heißer Bronze hob und die Glockengießer aus Karlsruhe das rot wie Lava leuchtende flüssige Metall in die Glockenform füllten. Alles klappte reibungslos — lang anhaltender Applaus und das gesungene Te Deum beendeten den Glockenguss, den spektakulären Höhepunkt der Glockentage. Als erste Gratulantin für die neue Kollegin läutete im Münsterturm die 750 Jahre alte Hosanna, das Geburtstagskind.

Auch die Hosanna ist im Jahr 1258 live auf dem Münsterplatz gegossen worden — damals hat aber noch keine Großbildleinwand jeden Arbeitsschritt der Gießer für alle gut sichtbar übertragen und auch kein Kran hob die 3,4 Tonnen schwere Glockenbronze der Hosanna an. Ansonsten hat sich an der Arbeit der Glockengießer in siebeneinhalb Jahrhunderten wenig geändert: "Nur ein Experte mit Detailwissen würde Unterschiede erkennen"
, meinte am frühen Abend Kurt Kramer, der Erzbischöfliche Glockeninspektor.
Viele der Gerätschaften, die Glockengießer Albert Bachert und seine drei Mitarbeiter mitgebracht hatten, sahen denn auch aus wie einem Mittelaltermuseum entnommen. Bereits am Morgen hatten die Glockengießer mit dem Aufbau begonnen und dann am frühen Abend den Ofen angeheizt. Nach ein paar kleinen Startschwierigkeiten stieg die Temperatur. Jeweils 10 bis 15 Kilogramm schwere Barren aus Glockenbronze — 78 Prozent Kupfer, 22 Prozent Zinn — wurden zu 300 Kilogramm Glockenspeise verschmolzen. Trotz der Hitze blieben die Glockengießer — allesamt keine Männer großer Worte — ausgesprochen cool: "Ein bisschen Anspannung schadet nicht, dann werd mer ned leichtsinnig" , meinte Albert Bachert gelassen auf Karlsruherisch. Immer wieder prüfte das Bachert-Team die Konsistenz der Schmelze und entgegen der ersten Prognosen vom frühen Abend konnte die Zeremonie auf die Minute pünktlich um 22 Uhr an diesem lauen Sommerabend beginnen. Fünf Meter neben dem Ofen wartete die Form aus Lehm gebrannt. Aber dieses Mal nicht fest gemauert in der Erden, sondern von Stahlkästen zusammengehalten: "Der Druck auf die Form ist sehr groß", so Glockengießer Bachert. Der Sachverständige Kurt Kramer erklärte dem Publikum die Sache mit der Form anhand des Blumentopf-Beispiels. Wie drei unterschiedliche Große Blumentöpfe werden zunächst der gebrannte Glockenkern, die "falsche Glocke" und der Mantel übereinander gestellt. Die "falsche Glocke" aus Lehm diente quasi als Modell und wurde am Nachmittag vor dem Gießen abgeschlagen. In dem so entstandenen Hohlraum zwischen Kern und Mantel war nun Platz für die flüssige Bronze. Den Glockenguss umrahmte eine ökumenischen Liturgiefeier. Erzbischof Robert Zollitsch begrüßte besonders alle Rieselfelder auf dem Münsterplatz, schließlich soll die neue Glocke als Schöpfungsglocke bald im ökumenischen Kirchenzentrum Maria-Magdalena läuten. Oberkirchenrat Gerhard Victor von der evangelischen Landeskirche sprach die Eingangsverse von Schillers "Lied von der Glocke" , der berühmten gereimten Gebrauchsanweisung fürs Glockengießen. Einmal gelernt, nie mehr vergessen: Viele im Publikum konnten die Gedichtzeilen Wort für Wort laut mitsprechen. Dann kam der große Augenblick von Albert Bachert und seinen Gesellen, die frisch zur Hand waren und im Zeitlupentempo millimetergenau den Tiegel über der Glocke platzierten. "Es lief perfekt" , lobte der Meister sein Werk nach getaner Arbeit, "wir werden eine gute Glocke bekommen" . Die Glocke bleibt noch bis zum heutigen Montag auf dem Münsterplatz — jede Erschütterung, jede Bewegung muss in den ersten Stunden nach dem Guss vermieden werden — dann wird die Glocke in der Form nach Karlsruhe transportiert, wo sie morgen nach dem Abkühlen geöffnet und zum ersten Mal erklingen wird.
Erzbischof Robert Zollitsch freute sich am Samstagabend über den gelungenen Guss und das große Interesse der Freiburger am Geburtstag der Hosanna. "Glocken sprechen die Menschen an, weil sie vertraut sind mit ihrem Klang" , meinte Zollitsch. Schon am Nachmittag hatte es ein besonderes Highlight oben im Glockenstuhl gegeben, wo Kinder aus fünf Erdteilen in Französisch, Spanisch, Englisch, Ghanaisch, Vietnamesisch und Deutsch ihre Hoffnung auf Frieden ausdrückten und gemeinsam mit Glockeninspektor Kramer und Stadtpfarrer Claudius Stoffel die Hosanna anschlugen. Am Sonntag klangen dann nicht nur die Glocken, sondern es erklang auch Gesang: Zum Diözesantag waren mehr als 5000 Sängerinnen und Sänger nach Freiburg gekommen. Das SWR-Fernsehen sendet am Freitag, 4. Juli, ab 18.45 Uhr eine Reportage vom Glockenguss und vom Fest für die Hosanna.
Joachim Röderer, 30.6.2008

"Es wird eine gute Glocke werden" 
Glockengießen ist eine spannende Sache, davon konnten sich viele Freiburger am Samstag 28.06.2008 auf dem Münsterplatz überzeugen. Die begleitenden Feierlichkeiten, ließen auch die nur an Technischem Interessierten "in sich gehen" , die Stimmung und das Wetter passten sich dem Geschehen an. Es wird eine "gute Glocke" werden und alle beim Guss Anwesenden, werden dieses Ereignis in bleibender Erinnerung behalten. Die Faszination der treffenden Worte von Erzbischof Robert Zollitsch und die Präzision des Krahnführers Sven-Heiko Hennig gaben dem Werke der Glockengießer aus Karlsruhe die nötige moralische und logistische Unterstützung. Möge die Glocke wie Schiller abschließend in seiner "Glocke" schreibt: "Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute."
BZ-Leserbrief vom 9.7.2008 von Herbert Feierabend. Freiburg

Glockengießerei Bachert Karlsruhe am 28.6.2008 am Münsterplatz - Blick nach Süden Walter Huber informiert über das Glockengießen am 28.6.2008 am Münsterplatz Freiburg
Glockengießerei Bachert Karlsruhe am 28.6.2008 am Münsterplatz - Blick nach Süden ... am Haken des riesigen Krans
 
 
Walter Huber informiert über das Glockengießen am 28.6.2008 am Münsterplatz Freiburg
... abgesetzt, und zwar exakt: der Tiegel wurde über der Glocke platziert
 
Kurt Kramer, der Erzbischöfliche Glockeninspektor. am 28.6.2008 Nacharbeiten am Tiegel auf dem Münsterplatz
 
Blick nach Südwesten über die Glocken-Arbeitsstelle zum Kaufhaus am 28.6.2008  
Auch Kurt Kramer wartet bei glühend heißen Ofen
 
Blick nach Südwesten über die Glocken-Arbeitsstelle zum Kaufhaus am 28.6.2008
 
 

750 Jahre Hosanna im Freiburger Münster
www.hosanna-750jahre.de

Glockengießerei Bachert aus Karlsruhe
www.glocken-online.de
www.c-punkt-freiburg.de

Walter Huber: Glockenbuch (in Arbeit)
JSBachstrasse 13, 91315 Höchstatt bei Nürnberg, Tel 09193/1421


 

Wanderglocke der Waldorfschule FR-Wiehre

Wanderglocke der Waldorfschule FR-Wiehre am Münsterplatz 28.6.2008  
Wanderglocke der Waldorfschule FR-Wiehre am Münsterplatz 28.6.2008    

Wanderglocke der Waldorfschule FR-Wiehre , gegossen in 2004.
Rüdiger Seefried, Freie Waldorfschule, Schwimmbadstrasse 29, 79100 Freiburg
Tel 0761/791730, ruediger_seefried@web.de

Spendenkonto Wanderglocke: 2026666, BLZ 68050101, SPK Freiburg

Die Tour der Wanderglocke um die Welt wird bestimmt von Engagierten an Schulen, Vereinen, Bürgerinitiativen und ähnlich gemeinnützig wirkenden Gemeinschaften. Wer daran interessiert ist, mit der Wanderglocke ein Projekt einzuläuten, das der Bildung und Gesundheit, dem Wohlergehen und Frieden diene, kann für eine Weile in den Besitz der Wanderglocke kommen

 

 

Glocken - Geläut des Freiburger Münsters

Website des Beratungsausschusses d. Dt. Glockenwesens. Über diese Seite kann ein Buch von Kurt Kramer über das Münstergeläut bestellt werden.
www.glocken-online.de

Vom 22. bis 27. September finden in Karlsruhe die Europäischen Glockentage 2004 statt. „Friede sei ihr erst Geläute“ – dieser Untertitel zieht sich als roter Faden durch viele Veranstaltungen. Kurt Kramer, Vorsitzender des Beratungsausschusses für das Deutsche Glockenwesen und Glockeninspektor des Erzbistums Freiburg, gibt Auskunft über Geschichte und Bedeutung der Glocke. Glocken hängen hoch im Turm, wo selten Menschen hinkommen. Einer von ihnen ist der Glockeninspekteur im Erzbistum Freiburg und Vorsitzende des Beratungsausschusses für das Deutsche Glockenwesen, Kurt Kramer. Nach seinem Wunsch wollen die Europäischen Glockentage, die alle sieben Jahre stattfinden, etwas von der Faszination der Glocke vermitteln. Glocken ziehen die Menschen seit 5.000 Jahren in ihren Bann, wie Kramer betont.
In Europa habe der Rhythmus der Glockenklänge Jahrhunderte lang die Zeiten von Gebet, Arbeit und Muße geordnet, sagt er. Das ist in einer säkularisierten Welt generell nicht mehr so, doch sind noch heute Glocken in den Werken der verschiedensten Kulturschaffenden präsent.
www.glockentage.de

 

 

 

© by freiburg-schwarzwald.de, Update 07.08.11