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Bundesstrasse B31 durch Freiburg und Dreisamtal
Presseberichte 2002
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FreiburgB31.de: Presseberichte
zum Bau der B31 ab 17.10.2002
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Mitte Oktober 2002 im Dreisamtal
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Anschlüsse der B31 Ost (2.11.)
Nicht nur die Trassenlage der neuen B 31 im Osten war jahrelang Gegenstand
juristischer und planerischer Erörterungen. Auch die Geschichte der Anschlüsse
an diese neue Straße ist ein Kapitel im noch ungeschriebenen Buch über die
Bundesstraße 31 wert. Neben den beiden heute realisierten Anschlussstellen
Kappel und Schwarzwaldstraße (so der offizielle Sprachgebrauch) wurden auch
Zufahrten an der Lindenmattenstraße und der Möslestraße geplant.
Die neue B 31 hat einen so genannten Vollanschluss am Kappler Knoten und einen
Anschluss an der Maria-Hilf-Kirche, die die neue Trasse mit der Stadt verbinden.
Die Faustformel für einen Vollanschluss heißt: "Aus allen Richtungen in alle
Richtungen". Dies ist an der Anschlussstelle Schwarzwaldstraße nur durch die
Kopfwende an der Talstraße gewährleistet. Nur durch diese Wende wird der Halb-
zum Vollanschluss. (Abgesehen davon, dass das "nur" trügerisch ist, weil aus
Platzgründen ohnehin kein Vollanschluss hätte gebaut werden können.)
In den 70er- und 80er-Jahren gab es aber noch zwei andere Zufahrten, bei
denen um Halb- oder Vollanschlüsse gerungen wurde. "Letztlich sind andere
Anschlüsse verhindert worden, weil die Trasse so nah an die Bahnlinie gelegt
wurde, dass zwischen Bahn und Straße einfach keine Rampe mehr passt", erinnert
sich Straßenplaner Kurt Scharbach, der 40 Jahre lang beim Regierungspräsidium
mit der Planung beauftragt war. Nehme man alle je diskutierten Anschlüsse
zusammen, gebe es zwischen der Brauerei Ganter und dem Kappler Knoten kaum eine
anschlussfreie Stelle. Am weitesten in der Planung voran gebracht war der
Anschluss an der Lindenmattenstraße, der die Pädagogische Hochschule und
Littenweiler besser anbinden sollte.
Aus zwei halben wurde ein voller Anschluss
Ende der 70er war dieser Anschluss für Freiburgs damaligen Baubürgermeister
Sven von Ungern-Sternberg noch ein "unabdingbares Erfordernis".
Regierungspräsident Nothelfer ließ damals gerade beim Bund prüfen, ob dieser die
Kosten voll übernehmen würde. Weitere Fürsprecher: CDU, FDP und die Freien
Wähler. "Ja, wir haben das damals so gesehen, uns aber im Laufe der Planungen
auch eindeutig gegen die Lindenmattenstraße ausgesprochen", so CDU-Stadtrat
Conrad Schroeder. 1982 lehnte der Bürgerverein Littenweiler einen Anschluss an
dieser Stelle ab. Ein Jahr später verkündete Nothelfer, dass wegen eines neuen
Urteils des Bundesverwaltungsgerichts der Bund seine Zusage für die Übernahme
der Kosten zurückziehe. Es waren letztlich aber nicht die Finanzen, die die
Sache kippten, sondern der Verlauf der Trasse. "Man hätte zumindest in diesem
Bereich von der Bahn abrücken müssen, und dafür den Gasthof "Zur Lindenmatte"
abreißen müssen und Grundstücke von Anwohnern für die Rampen gebraucht", erklärt
Rüdiger Hufbauer, Vizechef im Tiefbauamt. So wurde aus den beiden halben
Anschlüssen Lindenmatte und Kappel der Vollanschluss Kappler Knoten.
Ein Anschluss an der Möslestraße sollte vor allem den Alten Messplatz
anbinden. Damals wusste man noch nicht, wie sich die Geschichte mit dem Weggang
der Franzosen und neuen Nutzungskonzepten entwickeln würde. Die Möslestraße war
allerdings längst nicht so weit geplant wie die Lindenmatte. Geblieben sind nun
die Anschlüsse Kappel und Schwarzwaldstraße.
Um die Kopfwende an der Talstraße zu entlasten - hier hatten sich nach
Eröffnung der neuen Trasse auf der linken Spur oft Staus gebildet - wird bis
Weihnachten noch eine Linksabbiegespur von der Schwarzwald- in die Seminarstraße
gebaut. Dann muss die östliche Wiehre gar nicht mehr über die Wende angefahren
werden.
Lars Bargmann, BZ vom 2.11.2002
B31 Ost und die Zukunft von Ebnet
Als am Donnerstag, 24.10.2002, die ersten Fahrzeuge über die neue B 31 Ost
rollten, ging für die Ebneter nicht nur eine jahrelange Leidenszeit zu Ende,
sondern es wurde auch der Weg für einen neuen Anfang frei gemacht: In den
nächsten Jahren soll die bisherige Lärm- und Abgasquelle Schwarzwaldstraße
nämlich wieder zu einer Lebensader für Ebnet werden. Der Ortsteil soll nach
Wunsch der Bürgerinnen und Bürger eine maßvolle Weiterentwicklung erfahren.
In einer Sitzung des Ortschaftsrates hatte der städtische Tiefbauamtsleiter
Martin Haag die Umgestaltung der Schwarzwaldstraße als eines der anstehenden
"Schlüsselprojekte" im Freiburger Osten bezeichnet. Es ist geplant, die Straße
auf sechs Meter - mit Pflasterstreifen links und rechts - zurückzubauen. Die
Gehwege sollen verbreitert werden, Autofahrer und Radfahrer die Straße künftig
gemeinsam nutzen.
Während diese Punkte von den meisten Ebnetern gutgeheißen werden, entzündete
sich Kritik an einem weiteren Vorschlag von Tiefbauamt und Stadtplanungsamt:
Diese hatten nämlich in den Plänen eine großflächige Aufpflasterung - über die
Schwarzwaldstraße hinweg - an zwei markanten Stellen angeregt. Damit wollen die
städtischen Verkehrs-und Stadtplaner sowohl eine Verbindung schaffen zwischen
der Steinhalde und Neubaugebiet "Ortsmitte Ebnet", das gerade erschlossen wird,
als auch den Schlossvorplatz aufwerten, wo sich verschiedene Straße treffen.
Besonders einige Anwohner wehrten sich vehement gegen die Pflastersteine vor
ihrer Haustür. Der Ortschaftsrat legte im Frühjahr das brisante Thema zuerst
einmal auf Eis. Eine Entscheidung soll erst fallen, wenn genauere Daten über die
künftige Verkehrsbelastung in Ebnet nach der Eröffnung der neuen Bundesstraße
vorliegen.
1,7 Millionen Euro für den Umbau der alten B 31
Für den ersten Bauabschnitt ist diese Frage ohnehin noch nicht von Bedeutung.
Mit dem Rückbau der Straße wird nämlich im Osten des Stadtteils begonnen. Unter
anderem sollen dort als Geschwindigkeitsbremse eine Mitteltrennung angelegt und
die Hurstbrunnenstraße an die Schwarzwaldstraße angeschlossen werden. Insgesamt
schlägt der Umbau der alten B 31 Ost in Ebnet mit 1,7 Millionen Euro zu Buche.
Finanziell abgesichert über den laufenden Doppelhaushalt ist aber lediglich der
erste Bauabschnitt. Aufgrund der aktuellen Finanzmisere der Stadt drückt sich
Tiefbauamtsleiter Haag im Hinblick auf den Baubeginn und die noch bis Mitte
Dezember laufenden Haushaltsberatungen daher äußerst vorsichtig aus: "Wenn das
Projekt auch im kommenden Haushalt enthalten ist, wollen wir mit den Arbeiten im
April beginnen."
Doch nicht allein die Schwarzwaldstraße wird im Zentrum der Erneuerung Ebnets
stehen: Neue Baugebiete sollen dafür sorgen, dass innerhalb der nächsten 15
Jahre der Stadtteil um 1000 Einwohner wächst (bisher sind es rund 2000). Einen
ersten Erfolg gibt es hier schon: Im Neubaugebiet "Ortsmitte Ebnet" (östlich des
Schlossparks) können im Sommer 2003 die ersten Häuser gebaut werden. Laut
Ortsvorsteher Hellmut Menner sind im alten Flächennutzungsplan zwei weitere
Baugebiete (südlich und nördlich der alten B 31-Ost) ausgewiesen.
Kontroverse Diskussion steht noch bevor
Doch der Blick der Ebneter geht weit darüber hinaus, wie die vom Ortschaftsrat
beschlossenen Eckpunkte zur weiteren Entwicklung Ebnets zeigen. Diese Punkte
arbeitete das Stadtplanungsamt in zwei Varianten eines so genannten Rahmenplans
mit ein. Bei einer Bürgerversammlung konnten die Ebneter schließlich weitere
Anregungen los werden. Die Anwesenden äußerten dabei den Wunsch, die Bebauung "häppchenweise"
voranzutreiben. Das Stadtplanungsamt will nun aus der "gemäßigten" Variante 1
und der "üppigeren" Variante 2 (mit maximalem Flächenverbrauch) einen Gesamtplan
schmieden und diesen dem Ortschaftsrat gegen Ende des Jahres vorlegen. Sollte
der Ortschaftsrat in diesem Jahr über den Gesamt-Rahmenplan debattieren, dann
werden wahrscheinlich vor allem zwei Dinge kontrovers diskutiert werden: die in
beiden Varianten vorgeschlagenen Sportplätze an der Landesstraße Richtung
Stegen, gegen die sich die Ebneter Landwirte aussprachen, sowie die möglichen
Baugebiete "Langmatten" und "Brühl" (südlich der Steinhalde), wo bisher oftmals
das Hochwasser des Eschbachs aufgefangen wurde.
Vereint sind die Ebneter aber im Wunsch nach einer besseren Einkaufsmöglichkeit.
Ortsvorsteher Menner macht sich allerdings keine allzu großen Hoffnungen.
"Einen Discounter werden wir wahrscheinlich auch mit 3000 Einwohnern nicht
anlocken können, es gilt daher vielmehr, den Einzelhandel in Ebnet zu stärken
und auszubauen."
km, BZ vom 26.10.2002, BZ-Serie zur B31-Ost, Nr. 5
B31 Ost -
nur Flickwerk
Verkehrspolitik beschränkt sich darauf, den Verkehr zu managen, statt ihn zu
vermeiden
In diese Reihe gehört zweifellos auch die Ortsumfahrung von Freiburg-Ebnet,
die heute in Betrieb genommen wird und die für die Menschen eine große
Entlastung und mehr Lebensqualität bedeutet. Aber sie endet dort, wo nun
wirklich keine Straße enden sollte: am Rande einer Innenstadt, in diesem Falle
der von Freiburg.
Ausgerechnet dort, wo die Menschen wohnen, kommt die Straße aus der Erde,
spuckt der Tunnel seinen Inhalt den Anwohnern vor die Füße.
Abhilfe ist bis auf weiteres nicht in Sicht. Das liegt unter anderem an den
Finanzen. Trotz Rekordniveau bei den Investitionen des Bundes in den Ausbau von
Schienen und Straßen wird das Geld nicht reichen. Vorübergehend glaubte das
Land, in der privaten Vorfinanzierung einen Ausweg gefunden zu haben - und muss
nun erkennen, dass es in einer Sackgasse steckt.
Der Bau auf Pump ist teurer, und er führt in die Blockade: Allein 16,5
Millionen Euro pro Jahr müssen bis 2018 für Zins und Tilgung der Baukosten der B
31 Ost aufgebracht werden,
das Abstottern für den Bau des Engelbergtunnels verschlingt jährlich weitere
48,8 Millionen Euro. Damit hat sich das Land im Straßenbau eines Teils seiner
Gestaltungsmöglichkeit beraubt.
...
Die Verkehrspolitiker jedweder Couleur haben sich auf ein viel zu enges
Verständnis ihrer Aufgabe beschränkt. Denn Verkehrspolitik müsste bedeuten:
Nicht durch Subventionen Transporte quer durch Europa belohnen; nicht durch
Steuerfreibeträge den Pendlerverkehr fördern.
Stattdessen durch eine Wohnungsbau- und Siedlungspolitik unnötige Wege
überflüssig machen; den Schienenverkehr ausbauen,
aber zugleich auch für Wettbewerb und so für Effizienz bei der Bahn sorgen.
Lieber aber beschränkt sich Verkehrspolitik auf das öffentlichkeitswirksame
Durchschneiden von Bändern. Zu sehen demnächst in Freiburg. Am Torso der B 31
Ost.
Franz Schmider, BZ vom 24.10.2002, ganzen Artikel
lesen
B31 Ost am 24.10.2002 dem
Verkehr übergeben
Am
24. Oktober 2002 wurde die neue B 31 Ost dem Verkehr übergeben. Bis zu 500
Bauarbeiter waren seit Winter 1996/97 im Einsatz. Für die folgenden Jahre wird
folgendes Verkehrsaufkommen geschätzt:
-
Westlich des Ganter-Knotens im Jahre 2010 täglich 67 800 Kfz (ohne die neue
Trasse wären es 62 300 gewesen)
-
Auf der Schwarzwaldstraße
westlich der Seminarstraße 22 900 Kfz (statt 49 600)
- In der Ortsdurchfahrt
Ebnet 7600 Kfz (statt 29 300)
- In der Kartäuserstraße 4400
Kfz (statt 8500)
- In der Schützenallee 2000
Kfz (statt 9200).
B31-Projektleiter Otmar Haag - am Eröffnungstag glücklich
Seit
1994 ist der nun 51-jährige Bauingenieur Otmar Haag vom Straßenbauamt Freiburg
mit der Projektleitung für die neue B 31 betraut. Gestern, als die ersten
Fahrzeuge durch den Schützenallee-Tunnel rauschten, sprach mit ihm BZ-Redakteur
Reinhard Leßner.
BZ: Ihnen fällt heute sicher ein Stein vom Herzen . . .
Haag: Das kann man wohl sagen. Und dieser Stein war tonnenschwer.
BZ: Wie lange hat Sie der Stein belastet?
Haag: Lang genug! Nachdem ich 1985 den Dienst in der
Straßenbauverwaltung angetreten hatte und nachdem ich dann bis 1993 den Bau der
B 317 in Lörrach sowie einen Tunnelbau in Schopfheim betreut hatte, wurde ich
1994 mit der Projektleitung der B 31 Ost beauftragt. Wir begannen damals mit den
Vorbereitungen für die Ausschreibung, mit ersten Arbeiten im Bereich
Kirchzarten, und im Winter '96/'97 fingen die Arbeiten auf Freiburger Gemarkung
an.
BZ: Was hat Sie damals besonders belastet?
Haag: Sicher haben mir einige technische Probleme Sorgen bereitet. Noch
mehr aber belasteten mich die Gespräche mit den Anwohnern, die immer wieder über
die unvermeidlichen Belästigungen durch die Bauarbeiten klagten.
BZ: Jetzt können Sie ja aufatmen. . .
Haag: Ja, dies ist ein großer Tag der Freude für mich. Was mich nun
besonders freut: Wir mussten keinen einzigen schweren Arbeitsunfall
registrieren. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Bedenken Sie:
In der
heißen Phase - 1998 und '99 bei den Arbeiten für den Kappler und den
Schützenallee-Tunnel - waren hier 400 Menschen gleichzeitig tätig.
BZ: Ist mit dem heutigen Tag die Arbeit an "Ihrer" B 31 Ost beendet?
Haag: Noch nicht ganz. In den nächsten drei oder vier Monaten stehen noch
Arbeiten an der Schwarzwaldstraße zwischen der Gresser- und der Flaunserstraße
an. An Kanälen, an Leitungen.
BZ: Und dann werden Sie die Verantwortung für dieses Großprojekt
vermissen. . .
Haag: Nein. Ich soll ja im nächsten Jahr den Job als stellvertretender
Leiter des Straßenbauamtes Freiburg antreten. Und darauf freue ich mich.
BZ vom 25.10.2002
B 31 Ost - Eine Straße gegen
Freiburg
Vorgestern brachte ein Spediteur die ersten 2000 Exemplare des von Hans-Otto Mühleisen
initiierten und herausgegebenen Buches "B 31 Ost - Eine Straße gegen
Freiburg" (Jos Fritz Verlag, Freiburg) in die Jos Fritz Buchhandlung.
Gestern stellten die drei Autoren Mühleisen, Helmut Thoma und Reiner Ehret
dieses Werk der Öffentlichkeit vor, genau zwei Tage vor der Eröffnung der
neuen B 31 Ost. Das Buch dokumentiert den Widerstand gegen die neue Trasse, lässt
Zeitzeugen zu Wort kommen, zeigt die Geschichte des jahrelangen juristischen
Streits und befasst sich auch mit dem Stadttunnel, an dessen Bau der gemeinderätliche
Beschluss für die neue Straße geknüpft war.
"Wenn die Sache nicht so traurig wäre, könnte man über die ein oder
andere Passage herzlich lachen", meinte der Politikprofessor Mühleisen,
der keinen Zweifel daran ließ, dass er den Bau der neuen Straße als großen
politischen Fehler deutet. Das Buch sei aber kein Bericht von alten Schlachten,
sondern ein zukunftsgerichtetes Werk, das helfen solle, künftig bessere Politik
zu machen: "Das ganze Straßenbauprojekt war von Anfang an voller
Fehlinformationen." Eine solche (ein Anschluss an den Ganter-Knoten oder an
die Maria-Hilf-Kapelle sei doch dasselbe habe ihn ein Beamter des Regierungspräsidiums
bei einem ersten Anruf versichert) habe auch ihn in den Widerstand gedrängt und
die Kette der fehlerhafter oder nicht gegebener Informationen würde sich bis
heute durchziehen.
So habe etwa der damalige Freiburger Baubürgermeister und heutige
Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg "zwei Wochen vor der
entscheidenden Gemeinderatssitzung behauptet, es gäbe eine definitive Zusage
des Bundes für den Bau des Stadttunnels.
Co-Autor Reiner Ehret, Vorsitzender
des Landesnaturschutzverbandes Baden Württemberg, behauptete vor rund 50
Interessierten, dass ein seinerzeit erstelltes ökologisches Gutachten wegen
seiner Analysen bis heute vom Regierungspräsidium unter Verschluss gehalten
werde.
...
barg, BZ vom 23.10.2002, ganzer Artikel
Kosten des Baus der B31
Ost
Was die neue B 31 kostet, weiß noch niemand so genau. Denn die
Schlussabrechnung wird erst im Jahr 2018 vorliegen. Grund: Der größte Teil der
Straße wird privat vorfinanziert und ratenweise abbezahlt. Von der
Zinsentwicklung hängt ab, was Bund und Land tatsächlich ausgeben müssen.
Sicher ist nur, dass das Bauwerk teurer wird als ursprünglich geplant. Die
offiziellen Schätzungen liegen derzeit bei knapp 300 Millionen Euro.
Zeit ist Geld, und das gilt auch für die neue B 31. Im April 1998 musste das
federführende Regierungspräsidium bekannt geben, dass die Transitstrecke ein
Jahr später fertig wird. Schuld daran sei ein auswärtiges Ingenieurbüro,
dessen Planunterlagen unvollständig und fehlerhaft gewesen seien und deshalb überarbeitet
werden mussten. Damals korrigierte die Behörde den Termin für die Einweihung
auf Ende 2001. Eine Prognose, die im Juli 2000 erneut revidiert wurde. Einige
Ausschreibungen seien nicht korrekt gewesen, teilte ein Behördensprecher mit.
Das Baukonsortium klagte über überraschende Vorgaben, etwa von der
Stadtverwaltung zum Verkehr, und machte "Behinderungskosten" geltend.
Dazu kamen laufend technische Veränderungen, wie sie bei solchen Großbaustellen
nicht ungewöhnlich sind. Fertigstellung sollte nun spätestens Mitte 2002 sein
- auch diese Vorgabe ließ sich bekanntlich nicht einhalten.
Die zweijährige Bauverzögerung erhöht auf jeden Fall die Kosten für die B
31. Allein, genaue Angaben lassen sich laut Regierungspräsidium dazu nicht
machen. Es war im November 2000, als Regierungspräsident Sven von
Ungern-Sternberg bei einer Begehung des Schützenalleetunnels mit Journalisten
eher beiläufig zum ersten Mal andeutete, dass das Projekt 45 Millionen Euro
teurer wird als kalkuliert. Statt 205 Millionen Euro, wie drei Jahre zuvor
hochgerechnet, lagen die angenommenen Kosten nun bei fast 300 Millionen Euro.
Die private Finanzierung kostet reichlich Zinsen
Relativ klar ist, was der 1,4 Kilometer lange östliche Teil der B 31-Ost bis
Buchenbach kostet: 10,5 Millionen Euro. Hinzu kommt die Umgehungsstraße bei
Kirchzarten (Landesstraße 126) für etwa 7,5 Millionen Euro. Diese beiden
Projekte werden ganz normal über den Bundes- und Landeshaushalt abgewickelt.
Anders die 5,7 Kilometer lange Strecke zwischen der Maria-Hilf-Kirche am
Portal des Schützenalleetunnels und dem Krummbach auf Kirchzartener Gemarkung.
Weil die öffentlichen Kassen leer waren (und sind) wurde dieser Teil privat
vorfinanziert - sonst wären die Bagger, wenn überhaupt, noch später
angerollt. Für dieses Modell fallen Zinsen für die Zwischenfinanzierung während
der Bauzeit an. Sie werden alle drei Monate nach den marktüblichen
Referenzzinsen festgelegt. Einfach ausgedrückt, handelt es sich dabei um jene Sätze,
zu denen sich auch Banken untereinander Geld leihen. Die Abrechnungssumme aus
Bau- und Zwischenfinanzierungskosten muss ein Jahr nach Bauabnahme zu 15
Jahresraten an das Firmenkonsortium zurück bezahlt werden - die Zinsen dafür
werden jährlich festgelegt. Da niemand vorhersagen kann, wo die Zinsen in den nächsten Jahren stehen,
ist eine Vorhersage der tatsächlichen Kosten der B 31 unmöglich. Das
Landesverkehrsministerium kalkuliert die Bau- und Refinanzierungskosten auf 238
Millionen Euro.
Das Geld kommt aus vielen Töpfen
Vorleistungen, die der Bund schon erbracht hat, schlagen mit weiteren zehn
Millionen Euro zu Buche, 16 Millionen Euro wurden für den Grunderwerb
ausgegeben, das Land steuert zwei Millionen Euro bei, und die
Versorgungsbetriebe der Stadt investierten zehn Millionen Euro. Macht unterm
Strich rund 276 Millionen Euro. Addiert mit den Aufwendungen für die Projekte
bei Kirchzarten kostet die B 31 nach derzeitigen Berechnungen
294 Millionen
Euro. Das entspricht exakt 315 mittleren Lastwagen, gefüllt mit Ein-Euro-Münzen.
Uwe Mauch,
BZ vom 23.10.2002, BZ-Serie zur B31 Ost, Nr 3
Frauen und Männer, die sich im Widerstand engagierten, erinnern sich
Es dauerte mehr als 25 Jahre, bis aus dem ersten Gemeinderatsbeschluss für die "Mösletrasse"
der B 31 Ost eine befahrbare Straße wurde - und mindestens genau so alt ist der
Widerstand gegen dieses Projekt, das die Stadt auch politisch gespalten hat. Er
wurde erbittert, manchmal verzweifelt geführt. Für die BZ haben Frauen und
Männer, die sich in diesem Widerstand engagierten, Bilanz gezogen.
Ellen Koppitsch hat im Oktober 1996 mit Stefan Auchter von Greenpeace die
Baumbesetzung im Konrad-Guenther-Park organisiert:
"Mein Herz hat geblutet am 29. Oktober 96 - und das nicht nur, weil ich an
diesem Tag 28 Jahre alt wurde. Ich habe mich damals mit Reiner Ehret, Helmut
Thoma und Walter Witzel aus dem Park tragen lassen, die heulenden Leute vor der
Absperrung werde ich nie vergessen. Schon lange war uns klar, dass wir den Bau
der B 31 Ost Neu verhindern wollten. Wir, das waren die Aktiven der Umwelt- und
Projektwerkstatt. Auch ein Name für die Gruppe wurde gefunden. Unser
Lieblingsfeind war OB Böhme, also hießen wir BÖHMische Dörfer GmBh -
Gemeinschaft mit Baumhäusern. Am 20. Oktober 1996 um 5 Uhr früh kamen 50 junge
Leute in den Konrad-Guenther-Park, errichteten Baumhäuser aus Holz und Planen,
am Boden wurden Küche und Infozelt aufgebaut. Zehn Tage lang währte die
friedliche Besetzung des Parks, immer mehr Leute kamen. Doch um 4 Uhr morgens am
29. Oktober nahm die Idylle ein jähes Ende: Über 1000 Polizisten waren
herangekarrt worden, um eine Kette um den Park zu bilden und 200
DemonstrantInnen zu räumen. Das schlimmste war jedoch, dass am selben Tag der
Park abgeholzt und zu Sägespänen wurde - obwohl der Baubeginn erst Monate später
anstand."
Helmut Thoma, Stadtrat der Grünen:
"Ich verstehe die Freude entlang der Schwarzwaldstraße - darüber sollte aber
nicht vergessen werden, dass die B 31 Ost Freiburg gespalten hat wie kein
zweites Thema in den letzten 50 Jahren. Wenn ich an die Ereignisse in den
Neunziger Jahren zurückdenke, kommen Wut und Trauer wieder hoch. Denn es war ein
windiger Vergleich, der den Bau der neuen B 31 Ost ermöglichte - unter
Begleitumständen, die eines Rechtsstaates unwürdig sind. Das Gerede von der
gerichtlichen Bestätigung durch alle Instanzen gehört also ins Märchenbuch. Auch
mit der vielzitierten demokratischen Legitimation ist es nicht so weit her: In
allen Gemeinderatsbeschlüssen war stets vom unmittelbar anschließenden Bau des
Stadttunnels die Rede. Spätestens seit den jüngsten Äußerungen aus dem
Regierungspräsidium ist klar, dass dies wohl auf Jahrzehnte ein frommer Wunsch
bleiben wird. Es war ein schwerer politischer wie handwerklicher Fehler des
Machers Böhme, B 31 Ost und Stadttunnel zu entkoppeln, und es ist allzu billig,
dies den Straßenbaugegnern anlasten zu wollen.
Uwe Pörksen, Professor für Germanistik: "Wir haben uns vor 17 Jahren vom
Autozeitalter verabschiedet und dadurch 150 bis 200 Stunden im Jahr, also einen
Arbeitsmonat, gewonnen, indem wir nicht gefesselt in einer rollenden Kutsche,
nach vorne, hinten, links und rechts linsend sitzen mussten, sondern lesen und
Tee trinken, die Landschaft anschauen, herumgehen und uns entspannt unterhalten
konnten. Die überwiegende Mehrheit wünscht sich kein so angenehmes Leben.
Mehrheitsentscheidungen sind zu akzeptieren und wir tun es auch. Wenn der Ausbau
der B 31 Ost den Ebnetern das Leben versüßt, soll es mich freuen. Vielen macht
er es unangenehmer. So schieben wir das Paradies mit Zuckererbsen lieber vor uns
her und hängen am Alten."
Reiner Ehret, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen die B 31 Ost:
"Dieser Strassentorso ist eine kapitale Fehlplanung. Vierspurig mitten durch
eine Stadt, mitten durch Wohngebiete zu bauen, ist ein schlechter Witz -
übrigens einmalig in ganz Deutschland. Die Gemeinderäte erlagen der Böhmeschen
Täuschung, der Stadttunnel würde "zeitlich nahtlos" an die B 31 Ost gebaut und
haben nur deshalb, noch dazu mit sehr knapper Mehrheit, dem Bau der B 31 Ost
zugestimmt. Der Ex-Kläger-Anwalt Siegfried de Witt hat zusammen mit der Stadt
und dem Regierungspräsidium gegen den Willen seiner Mandanten einen Vergleich
ausgeheckt, der die abschließende rechtliche Klärung der Bestandskraft des
vorher vom Bundesverwaltungsgericht Berlin verworfenen
Planfeststellungsbeschlusses vor dem VGH Mannheim verhinderte. Ergo: Die
verkehrstechnische Fehlplanung ist weder demokratisch zu Stande gekommen noch
ist sie durch richterlichen Beschluss abgesegnet worden."
Maria Viethen, Sprecherin der Fraktion der Grünen im Gemeinderat:
"Noch nach all den Jahren reagiere ich enttäuscht und wütend auf diese epochale
Fehlentscheidung. Das war ein Schritt zurück in die verkehrspolitische
Steinzeit. Und das ganze für Unsummen von Steuergeldern! Damit hätten sich
sinnvolle Investitionen für den ÖPNV oder den Gütertransport auf der Schiene
finanzieren lassen - vertan. Der Vergleich kam durch enormen Druck auf die
Kläger zustande. Sogar hochrangige Vertreter der Stadtverwaltung haben Kläger zu
Hause und am Arbeitsplatz aufgesucht und "bearbeitet". Zum Schluss war die Sache
längst zu einer Prestige-Frage für die politischen Entscheidungsträger in Stadt
und Land geworden, die kläglich versagt haben. "
Rolf Disch, Architekt und Sprecher der "Arbeitsgruppe Stadt", die als
Alternative den "Dreisamtunnel" vorschlug:
"Die Diskussion wird mit Fertigstellung der "Mösletrasse" leider nicht beendet
sein, weil das Problem nicht gelöst, sondern nur verschoben wurde. Da nur die
halbe Strecke geplant und realisiert wurde, wird nun die Situation eintreten,
vor der viele gewarnt haben: der bisherige Verkehrsstau in Ebnet wird
stadt-einwärts in die Innenstadt verlagert. Um diese halbe Lösung zu verhindern,
hat die Arbeitsgruppe Stadt im Frühjahr 1982 mit dem "Dreisamtunnel" die
komplette Unterfahrung Freiburgs ins Gespräch gebracht. Um ihre Planungen für
die Mösletrasse zu retten wurde vom Regierungspräsidium als Alternative der
"Stadttunnel" angeboten, der aber vom Verfahren abgekoppelt wurde. Nun können
wir nur noch hoffen, dass dieser Stadttunnel realisiert wird. Wann werden wir
begreifen, dass Verkehrsprobleme nicht mit immer mehr Straßenbau bewältigt
werden können?"
Peter Kühn, von 1976 bis 1996 Sprecher der Bürgeriniative für eine
umweltfreundliche Verkehrsplanung Freiburg: "Eine Bilanz? Ich habe nur den
französischen Politiker Charles Maurice de Talleyrand zu zitieren, der sagte:
C'est plus qu'un crime, c'est une faute. Auf Deutsch: Das ist mehr als ein
Verbrechen, das ist eine Dummheit."
Klaus-Peter Gussfeld, Verkehrsreferent des Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg:
"Die Straßenbaubefürworter haben gewonnen - Umwelt und Natur haben verloren. Aus
Sicht des BUND war der Bürgerwiderstand gerechtfertigt, denn kleinere
Verbesserungen wurden erreicht; innovative Lösungen für die Verkehrsprobleme im
Freiburger Osten hingegen wurden und werden durch die milliardenschwere B 31 Ost
verhindert. Mit der "Lösung" des einen Problems hat sich Freiburg viele neue
Probleme geschaffen. Jetzt heißt es gemeinsam zu handeln: Mit einem Stadttunnel
gegen neue Staus in der Wiehre und entlang der Dreisam; mit einer Lkw-Maut auch
auf der B 31 gegen Transitterror durch internationale Lastwagenkolonnen; mit
einer effektiven Verkehrsberuhigung der alten Straßen für mehr Lebensqualität
der Bürgerinnen und Bürger."
Gertraud Ils, heute 93 Jahre alt, ehemalige SPD-Stadträtin und entschiedene
Gegnerin der B 31 Ost:
"1975 wurde ich in den Gemeinderat gewählt. Damit begann mein Kampf gegen die B
31 Ost neu. Die Freiburger Jungsozialisten, hochmotivierte, kenntnisreiche
Männer und Frauen aus der 68er-Generation, hatten mich im Wahlkampf kräftig
unterstützt. Unser Konzept: Vorfahrt dem öffentlichen Nahverkehr vor dem
motorisierten Individualverkehr. Wir waren gegen eine überregionale, ja
internationale Fernstraße durch Freiburg und schlugen eine Umfahrung von Ebnet
für den freiburgbezogenen Ziel- und Quellverkehr sowie die Nordumgehung durch
den Rosskopftunnel für den Fernlast- und Fernverkehr vor. Doch die Stadtspitze
akzeptierte mit gewissen Auflagen eine Bundesfernstraße durch ihren Stadtkörper.
Mein Fazit: Meine Menschenkenntnis hat bedeutend zugenommen. Ich bin nach wie
vor überzeugt, dass die Straße ein schwerer Fehler ist. Ein Trost: Unsere
detaillierten Vorschläge zum ÖPNV sind umgesetzt, Radwege sind gebaut worden.
Die Stadt kann stolz darauf sein. Meine Hoffnung: Dass die Autoindustrie
schnellstens Autos und Lastwagen für schadstoffarmen Treibstoff baut, ehe der
Kampf ums Öl uns alle umbringt."
Gernot Erler, Kreisvorsitzender und Bundestagsabgeordneter der SPD: "Ich
möchte die alten Schlachten nicht noch mal schlagen, schließlich sind die Würfel
schon lange gefallen. Doch ich habe damals gesagt, es sei ein historischer
Fehler, eine europäische Fernverkehrsstraße mitten durch Freiburg zu bauen und
die Stadt zu teilen - das sehe ich auch heute noch so. Auch wenn die Straße
viele entlastet mag, ohne Stadttunnel belastet sie auch viele. Ich war immer ein
Anhänger der Nordumgehung und der kleinen Umfahrung Ebnet."
BZ vom 19.10.2002
Fünf Planungsvarianten zum
Bau der B31 Ost
Am
24. Oktober ist es soweit: Die B 31 Ost wird dem Verkehr übergeben. Auf der so
genannten "Mösletrasse" werden die Fahrzeuge durch zwei Tunnels zum
Ganterknoten geführt. Dort ergießen sie sich in die Innenstadt, oder sie
steuern über die Dreisamuferstraßen den Autobahnzubringer Mitte an. Für die
Gegner ein Schreckensszenario, gegen das sie in den vergangenen 25 Jahren gekämpft
und eine Alternative nach der anderen gesetzt haben. Es gab deren mindestens fünf
- keine kam zum Zug. Und doch soll hier an sie erinnert werden.
Am 1. Februar 1984 legte der Gemeinderat mit 31 zu 15 Stimmen in einem
Grundsatzbeschluss die Trasse der B 31 Ost fest, wie sie nun in wenigen Tagen
befahren wird: Es ist die so genannte "Mösletrasse" entlang der Höllentalbahn,
damals schon verbunden mit dem Bau des "Stadttunnels" als
unterirdischer Verlängerung zwischen Ganterknoten und Kronenbrücke. Es war
Rolf Böhme als frisch gebackener OB, der 1983 erstmals den Begriff
"Stadttunnel" öffentlich benutzte - und sich an die Spitze derer
setzte, die sich eine Ost-West-Trasse durch Freiburg, wenn überhaupt, nur überwiegend
unterirdisch vorstellen konnten.
Begonnen hatte die Diskussion jedoch mit einem anderen Tunnel, mit dem die
Vorstellung der Varianten beginnen soll:
1. Die Nordumgehung mit dem Rosskopftunnel. Erste Entwürfe für eine
Umfahrung Freiburgs im Norden gab's im Tiefbauamt schon 1973. Damals war die
Trasse von Gundelfingen durch den Berg nach Kirchzarten noch als Beginn der
"Schwarzwaldautobahn" gedacht, die ja die Autobahn Karlsruhe-Basel mit
der Bodenseeautobahn bei Donaueschingen verbinden sollte. Das Ende dieses von
vielen bekämpften Projekts kam 1979, als sich zuerst Lothar Späth und dann
auch Bundesverkehrsminister Volker Hauff nicht zuletzt aus Kostengründen davon
verabschiedeten und den Ausbau der B 31 Richtung Donaueschingen auf vier (und
inzwischen eher auf drei) Spuren einleiteten.
Doch damit war die Nordumgehung noch längst nicht erledigt, schließlich war
das Ja des Freiburger Gemeinderats von 1976 für die "Mösletrasse"
der B 31 Ost, wie es damals hieß, untrennbar mit der Nordumgehung verbunden.
Dort sollte der Durchgangsverkehr, sollten vor allem die damals etwa 5000 Lkws
um Freiburg herumgeführt werden. Doch es mehrten sich die Stimmen, die die
Entlastungsfunktion des Roßkopftunnels mit gutachterlich errechneten 15 Prozent
als zu gering und die Kosten mit etwa 850 Millionen als viel zu hoch
kritisierten.
Um die Nordumgehung zu retten, schlug das Regierungspräsidium (RP) 1982 eine
zweispurige Lösung für etwa 400 Millionen vor. Doch 1984 sah das RP selbst
wesentlich mehr Vorteile im "Stadttunnel", und so war es zuletzt nur
noch die Freiburger SPD, die noch im Januar 1984 bei einer Delegiertenkonferenz
mit Dreiviertelmehrheit die Nordumgehung nebst "kleiner Umfahrung" von
Ebnet fordert, wo "ihr" OB Rolf Böhme schon einige Zeit lang die
Kombination B 31 Ost/Stadttunnel verfocht.
2. Der Dreisamtunnel. Im April 1982 legte eine "Arbeitsgruppe
Stadt" einen Vorschlag für die "Stadtunterfahrung B 31 neu" vor:
Vor Ebnet, aber außerhalb des Wasserschutzgebiets sollte der Verkehr in einen
vierspurigen Tunnel geleitet werden, der sechs Kilometer der Dreisam folgt und
an der Ochsenbrücke in den Zubringer Mitte mündet. Geplante Anschlüsse:
Kappler Straße, Sandfang, Kronenbrücke. Sprecher der Gruppe war der Architekt
Rolf Disch, der "umfassende Vorteile" für dieses Vorhaben
reklamierte, darunter nicht zuletzt die Neugestaltung der Dreisamlandschaft, für
ihn auch ein Thema einer möglichen Bundesgartenschau. Geschätzte Kosten des
Dreisamtunnels: etwa 300 Millionen. "Reine Utopie", "städtebaulich
und technisch-praktisch nicht durchführbar" - schon nach wenigen Tagen
schmetterte Regierungspräsident Nothelfer das Projekt ab. Auch OB Eugen Keidel
sprach von "unrealistischen Planspielen", die nur jahrelange Verzögerungen
brächten zu Lasten der Anwohner. Ein Argument, dass nach dem Grundsatzbeschluss
von 1976 für die "Mösletrasse" auch alle anderen Vorschläge traf.
Immerhin beauftragte der Gemeinderat im August 1982 die Verwaltung,
"eine Gesamttunnellösung zu untersuchen". Sie fiel erwartungsgemäß
negativ aus: 900 Millionen Kosten, Grundwasserrisiken, 15 Jahre Bauzeit, während
die Kombination B 31 Ost/Stadttunnel für 440 Millionen zu haben sei. Die
"Arbeitsgruppe Stadt" sprach von "scheinwissenschaftlich aufgeblähter
Argumentation", die Bürgerinitiative gegen die B 31 Ost von abgekartetem
Spiel, doch der Dreisamtunnel war erledigt.
3. Der Schwarzwaldstraßentunnel. Es waren die Grünen, die Anfang 1984 mit
diesem Vorschlag überraschten. Eine gewisse Kehrtwende, denn zuvor hatte die
noch junge Umweltpartei konsequent flächendeckende Verkehrsberuhigung, Lärmschutz
und Ausbau des ÖPNV gefordert. Nun also doch ein Tunnel zwischen der
Stadtgrenze Ebnet und der Kronenbrücke, also unter der Schwarzwaldstraße und
den Dreisamuferstraßen, aber immerhin nur "weitgehend zweispurig".
Der BUND begrüßte den Vorschlag, der im Osten noch die "kleine
Umfahrung" Ebnet beinhaltete. In Unterflurtechnik sei das Projekt nur 300
Millionen teuer. Später dachten die Grünen auch daran, die Ortsdurchfahrt
Ebnet zu untertunneln.
4. Die B 31 Ost mit Nordumgehung (siehe unter "Nordumgehung")
5. Der alleinige Bau der B 31 Ost bis Ende Schützenallee. Diese
Variante führte OB Rolf Böhme noch im Januar 1984 als eine von insgesamt
sechsen auf. Doch hatte Böhme schon als OB-Kandidat festgestellt, dass es nicht
zu verantworten sei, den Verkehr am Ganter-Knoten sich selbst zu überlassen und
eine "heillose Verkehrssituation heraufzubeschwören". So warb Böhme
für die Kombination B 31 Ost/Stadttunnel, wie sie dann der Gemeinderat am 1.
Februar 1984 auch beschloss.
Bernd Serger, BZ vom 17.10.2002, www.bzol.de
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update 05.11.02
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