Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Wissenschaftliche Studie
"Golfplatz - Belastung oder Nutzen für lokale Bevölkerung?"
     

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Sozio-ökonomische Auswirkungen des Golfplatzes Bad Bellingen:
Belastung oder Nutzen für die lokale Bevölkerung?
Universität Basel 2002

Beim Dorffest in St.Peter/Hochschwarzwald am 27.6.2004 - im Hintergrund der Hornhof

Clicken Sie das Foto links an. In St.Peter/Hochschwarzwald können Sie viel lernen: sozio-....

Besuchen Sie uns mal, Sie werden staunen, wie schön es hier ist und wie Sie sich hier wohlfühlen können

 

 

Studie "Belastung oder Nutzen für die lokale Bevölkerung?" im Überblick

Claudia Erismann, Corinne Minder und Marion Potschin:
Sozio-ökonomische Auswirkungen des Golfplatzes Bad Bellingen (Landkreis Lörrach):
Belastung oder Nutzen für die lokale Bevölkerung?

Materialien zur Physiogeographie, Heft 23, Basel 2002, CHF 22.--
Basler Beiträge zur Physiogeographie,
Herausgegeben von Prof. Dr. Dr. Hartmut Leser,
Departement für Geographie der Universität Basel, Ordinariat für Physiogeographie
Geografisches Institut der Uni Basel, Klingelbergstrasse 27, CH 4056 Basel,
rosmarie.gisin@unibas.ch, Tel 0041-(0)61-2673645
Kontakt: Marion.Potschin@Nottingham.ac.uk und  claudia.erismann@unibas.ch.

Erstellt wurde die Studie im Jahr 2002 von der Basler Geografin Dr. Marion Potschin, die durch ihre zahlreichen Veröffentlichungen und ihre Lehrtätigkeit in England als Wissenschaftlerin ersten Ranges auf dem Gebiet der nachhaltigen Landschaftsentwicklung bzw. Physiogeographie gilt. Die Studie ist Bestandteil ihrer Habilitation aus dem Jahr 2003.

Die Studie befragt alle drei direkt betroffenen Gruppen: Anwohner, örtliches Gewerbe und Golfer. Für die Studie wurden 230 Haushalte in Bad Bellingen-Bamlach auf ihre Haltung zum bestehenden Golfplatz befragt, wobei 121 Rückmeldungen kamen. 104 von 131 Betrieben in Bad Bellingen nahmen an der Befragung teil. Selbstkritisch haben sich auch 187 Golfer bereit erklärt, über die finanziellen Begleitumstände ihres Hobbys Auskunft zu geben.

"Als Arbeitshypothese wurde angenommen,
dass vor allem der Investor von dieser Golfanlage profitiert
und die Belastung vollumfänglich durch die lokale Bevölkerung zu tragen ist.
Diese Hypothese hat sich weitgehend bestätigt." (S. 49)

Als Ergebnis der Studie bilanziert die Studie neben gravierenden Mängeln bei der Umwelt- und Raumverträglichkeit insbesondere auch Missstände bezüglich der Sozialverträglichkeit.

  


 

Zusammenfassung der Golfplatz-Studie

Die 2002 an der Universität Basel veröffentlichte wissenschaftliche Studie zeigt, dass

"der (wirtschaftliche) Vorteil eines erfolgreichen Golfplatzes
nicht der lokalen Bevölkerung bzw. der Region zugute kommt
(die meisten Golfplätze werden nicht von lokal angesiedelten Investoren gebaut),
wohingegen die Belastung auf Kosten der lokalen Bevölkerung geht." (S.2)



A. Lokale Bevölkerung trägt Belastungen, nur Investor profitiert
"In dieser Arbeit wurde am Beispiel der Golfsportanlage Bad Bellingen aufgezeigt, auf welcher Ebene der Nutzen und auf welcher die Belastung einer solchen Anlage liegt. Als Arbeitshypothese wurde angenommen, dass vor allem der Investor von dieser Golfanlage profitiert und die Belastung vollumfäng-lich durch die lokale Bevölkerung zu tragen ist. Diese Hypothese hat sich weitgehend bestätigt."

B. Gastronomie verzeichnet keine Zunahme
Alle drei in der Studie befragten Bevölkerungsgruppen (Hotellerie, Golfer und Anwohner) äußern sich im Hinblick auf die Kommune negativ: "Die Untersuchung hat gezeigt, dass die allermeisten lokalen Beherbergungsbetriebe nicht mehr Übernachtungen verzeichnen, seit der Golfplatz eröffnet wurde."

C. Gewerbe am Ort ohne Aufschwung
"Die Stichprobe auf dem Golfplatz ergab, dass die meisten Golfer/innen kein oder nur sehr wenig Geld in Bad Bellingen ausgeben, wenn sie zum Golfspielen dorthin kommen."

D. Verkehrsbelastung nimmt zu
"Die Belastung der Anlage liegt voll und ganz im Ortsteil Bad Bellingen-Bamlach. Dort hat der Verkehr massiv zugenommen und die Anwohner/innen des Golfplatzes fühlen sich in ihren Freizeitaktivitäten bereits eingeschränkt."
"Die festgestellte negative Grundhaltung der Anwohner/innen gegenüber dem Golfplatz hat vor allem mit der Verkehrsbelastung zu tun." (S.54)

E. Freier Zugang zum Golfplatzgelände nicht möglich
Der in der Umweltverträglichkeitsstudie geforderte freie Zugang läßt sich in der Realität nicht halten - überall Schilder 'Betreten verboten. Vorsicht Lebensgefahr'. "40% der Befragten fühlen sich bei ihrer Naherholung bereits jetzt schon eingeschränkt und die Nutzungsintensität des Geländes ist zurückgegangen." (S. 54)
"Am massivsten ist die Einschränkung der Nutzung des Geländes als 'Freiraum für Kinder'". (S. 23).

F. Sozialverträglichkeit fehlt
"Darüber hinaus liegt beim Golfplatz Bad Bellingen keine 'Sozialverträglichkeit' vor (soziale Solidarität bzw. gesellschaftliche Ausgewogenheit) vor." (S.15)

G. Nur der Golfplatzbetreiber verdient
"Da der Golfplatz nicht dem regionalen Golfclub gehört (wie dies sonst üblich ist), verdient vor allem der Investor an den Tageskarten (Greenfees), die Gastspieler/innen aus der Region bezahlen." (S.49)

H. Ergebnisse der Studie auf St.Peter übertragbar?

  • Die Golfplätze liegen jeweils in unmittelbarer Ortsrandlage.
  • Sind beide Gemeinden von vergleichbarer Größe? Bellingen 1745 qkm offene Fläche (2002 qkm gesamt minus 257 qkm Waldfläche). St.Peter 1962 qkm offene Fläche (3593 qkm minus 1631 qkm Waldfläche).
  • Während in Bellingen z.T. sumpfiges Gelände für den Golfplatz verwendet wurde, würde in St. Peter der Landwirtschaft voll genutztes und rares (weil ebenes und fruchtbares) Wiesengelände weggenommen?
  • "Das Bewässerungskonzept funktioniert nicht" (S.56) in der Rheinebene, wie soll man es dann auf den windigen Schwarzwaldhöhen bei St. Peter in den Griff bekommen?
  • St.Peter verfügt über viel Wald und Gelände in Steillage, während ebenes Wiesengelände äußerst knapp ist (nur in Richtung Lindenberg, Oberibental, auf der Platte und eben am Horn bzw. Hornhof vorhanden).

Die Übertragbarkeit der Studie ist eingehend zu prüfen.
30.6.2004

  

 

Ergebnisse der Golfplatz-Studie: Zitate

Aufschwung der lokalen Wirtschaft - wie versprochen - nicht eingetreten
"Die ausgehende Arbeitshypothese, dass der Nutzen bzw. Profit des Golfplatzes Bad Bellingen beim Investor bzw. Betreiber der Anlage liegt und nicht bei der lokalen Bevölkerung, hat sich bestätigt. Der vom Investor im Vorfeld der Bewilligung für den Bau des Golfplatzes versprochene wirtschaftliche Aufschwung für die lokale Bevölkerung ist nicht eingetreten." (S. 53)

Baubewilligung durch Versprechungen
"Die Entstehungsgeschichte des Golfplatzes Bad Bellingen ist ein gutes Beispiel für viele weitere Golfplatzentwicklungen. Ein Investor möchte einen Golfplatz bauen, sucht sich eine schöne Gegend, verhandelt mit Landeigentümer/innen und der Gemeinde. Um das Projekt ausserhalb der Bauzone bewilligt zu bekommen, muss ein öffentliches Interesse bestehen. Dieses entsteht, wenn Versprechungen wie "Wirtschaftlicher Aufschwung für die Gemeinde" und "neue Arbeitsplätze" ihre Wirkung zeigen. An diese Versprechungen werden Hoffnungen geknüpft, ..." (S. 55)

Erfolgskontrolle findet nicht statt
"Es bestehen bislang kaum Instrumente/Richtlinien, die die Golfplatzbetreiber zwingen, die im Antrag bzw. im Laufe des Verfahrens geäusserten "Versprechungen" (wie Arbeitsplätze, Spielberechtigung der Öffentlichkeit, keine Anfahrt durch bestimmte Wohngebiete etc.), um das "Öffentliche Interesse" zu erbringen, beizubehalten. Hier besteht Handlungsbedarf auf wissenschaftlicher als auch auf politischer Ebene." (S. 58)

Freier Zugang zum Gelände nicht gewährleistet
"Die UVS (Umweltverträglichkeitsstudie Regioplan 1995) sagt hierzu, dass das Gelände frei zugänglich bleibe. Dies mag theoretisch stimmen, aber die Realität präsentiert sich anders. Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, dass diese Aussage einzig für Golfer/innen gültig ist, nicht aber für andere Naherholungssuchende. Vor allem Kinder in der Nachbarschaft des Golfplatzes, der teilweise direkt an Privatgärten grenzt, sind stark betroffen, das diese das Gelände als Spiel- und Freizeitraum nun gar nicht mehr benutzen können." (S. 54)

Golfplatzinvestor Wolters ist der Hauptprofiteur
"Da der Golfplatz nicht dem regionalen Golfclub gehört (wie dies sonst üblich ist), verdient vor allem der Investor an den Tageskarten (Greenfees), die Gastspieler/innen aus der Region bezahlen". (S. 50)

Hotels und Gaststätten am Ort haben kaum Vorteile vom Golfplatz
"Die Untersuchung hat gezeigt, dass die allermeisten lokalen Beherbergungsbetriebe nicht mehr Übernachtungen verzeichnen, seit der Golfplatz eröffnet wurde. Die Stichprobe auf dem Golfplatz ergab, dass die meisten Golfer/innen kein oder nur sehr wenig Geld in Bad Bellingen ausgeben, wenn sie zum Golfspielen dorthin kommen." (S. 49)

Kontrolle der Versprechungen bleibt aus
"Ob dann diese Vorgaben und Versprechungen auch eingehalten werden, wird nur in den seltensten Fällen kontrolliert. Das geplante Golfhotel als Touristenmagnet und Arbeitsplatzanbieter in Bad Bellingen wurde nie erstellt, die Verkehrsbelastung ist wesentlich grösser als erwartet, das Bewässerungskonzept funktioniert nicht, die freie Zugänglichkeit des Geländes ist nur in der Theorie möglich (unterschiedliche Klientel)." (S. 56)

Land für wenige reserviert - früher für alle offen
"Die Vermutung, dass mit diesem Golfplatz und den geplanten Erweiterungen eine grosse Landfläche für wenige Menschen reserviert und die lokale Bevölkerung ausgeschlossen wird, hat sich bestätigt."
(S. 50)

Naherholungsmöglichkeiten der Anwohner eingeschränkt
"Die Erhebung zur Nutzung des Geländes vor resp. nach dem Bau des Golfplatzes zeigt deutlich, dass die Anwohner/innen das Gelände jetzt weniger nutzen als vor dem Bau der Anlage und dass eine Einschränkung ihrer Naherholungsmöglichkeiten besteht". (S. 50)

Planung regional und ganzheitlich notwendig, nicht nur lokal und projektbezogen
"Mit dieser Landschaftsveränderung modifiziert sich auch die traditionelle Lebensweise der oft ländlichen Bevölkerung: Landwirte verpachten oder verkaufen ihre Äcker und Wiesen, weil die Pacht mehr Einnahmen bringt als das Bewirtschaften der Fläche (gemäss Aussagen von Betroffenen). Diese Entwicklung, die nicht a priori als negativ bewertet werden kann, sollte aber bei den Planungsvorhaben mit berücksichtigt werden. Und das funktioniert nur, wenn die Planung regional und ganzheitlich erfolgt und nicht nur lokal und projektbezogen wie bis anhin." (S. 55)

Reversibilität der Landschaftsänderung
"Was passiert mit den Golfplätzen, wenn sie vom Betreiber aufgegeben werden? Sind Landschaftsflächen wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuführen? Wer wäre dafür (finanziell) verantwortlich?" (S. 57)

Spekulation der Bodenpreise
"Das Gelände für das ehemalige Hotelprojekt auf dem Golfplatz Bad Bellingen ist von der Landwirtschaftszone bereits in Bebauungszone umgewidmet worden. Es stellt sich die Frage, ob Golfplätze - wie in Brandenburg gezeigt - bewusst als Bodenspekulationsobjekte eingesetzt werden." (S. 58)

Trendsportart für Wenige
"Golf ist eine Trendsportart, und ein Golfplatz wird nur dann betrieben, wenn der Investor Geld damit verdient. ... Auch darf die Tatsache, dass es hier wenige öffentliche Golfplätze gibt, nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich beim Golf nach wie vor um einen 'Elitesport für Wenige' handelt. Der Bedarf für Golfplätze bzw. die Anzahl der potentiellen Golfspieler wurde und wird weiterhin klar überschätzt." (S.15).

Umsatzsteigerungen lassen auf sich warten
"Bei der Frage nach dem Nutzen der lokalen Infrastruktur durch die Golfer/innen wurde deutlich, dass mehr als die Hälfte der Befragten kein Geld in Bad Bellingen ausgibt, mit Ausnahme auf dem Golfplatz selbst." (S. 52)

Übernachungszahlen am Ort kaum verändert
"Bei der Befragung der Hotellerie und Parahotellerie zeigte sich, dass der grösste Teil der Beherbergungsbetriebe (72 %) seit der Eröffnung des Golfplatzes 1997 keine Veränderung der Buchungen feststellen. Nur 30 % gaben an, dass sie ab und zu auch Golfer/innen unter ihren Gästen haben." (S. 52)

Verkehrsaufkommen belästigt den grössten Teil der Bevölkerung
"81 % der Anwohner/innen stellen grundsätzlich ein erhöhtes Verkehrsaufkommen fest, das sich vor allem auf die Wochenenden und Feiertag konzentriert ... Bis zum jetzigen Zeitpunkt besteht offenbar kein Verkehrskonzept, mit dem dieses Problem wirkungsvoll angegangen werden könnte, obwohl es den grössten Teil der Bevölkerung in Bamlach betrifft und beeinträchtigt." (S. 50).

  

 

Beiträge zur Golfplatz-Studie im Download

Mit freundlicher Genehmigung der Autoren stehen Ihnen folgende Beiträge zum Download bereit:

Druck auf die Landschaft - Die Landschaftsökologin Marion Potschin zur Diskussion um neue Golfplätze
Der Sonntag, Freiburg i.Br., 15.6.2003
druckaufdielandschaft.pdf,  500 KB

Zunehmender Landschaftsverbrauch in Deutschland - Eine Betrachtung am Beispiel der Golfplatzerweiterung im Landkreis Lörrach
Von Marion Potschin und Michael Thater,
Naturschutz und Landschaftsplanung, 35(7) 2003
landschaftsverbrauch.pdf, 304 KB

Improving the quality of environmental assessments using the concept of natural capital: a case study from southern Germany
By M.B. Potschin and R.H. Haynes-Young,
Landscape and Urban Planning, 63(2003) 93-108
publishedL-UP.pdf, 321 KB)

Diese Beiträge sind Bestandteil der Habilitation an der Universität Basel.

  

 

Habilitationsschrift von Dr. Marion Potschin in Jahr 2003

Nachhaltige Landschaftsentwicklung. Methodologische und methodische Ansätze
Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Basel
Universität Basel, Prof. Dr. Hartmut Leser
www.physiogeo.unibas.ch/homepages/potschin.htm  

Die folgenden auf dieser Website zitierten und als Download bereitgestellten Arbeiten sind Teil dieser Habilitation:

  • Potschin, M. & M. Thater: Landschaftsplanung komplex und nicht immer einfach – Oder: wie viele Golfplätze braucht eine Region? (akzeptiert 4.11 2002) Naturschutz und Landschaftsplanung, mehr
  • Erismann, C., Minder, C. & M. Potschin (2002): Nationaler Nutzen – lokale Belastung. Die sozio-ökonomischen Auswirkungen des Golfplatzprojektes Bad Bellingen.
    Basel, Materialien zur Physiogeographie, Heft 23: 62 S. mehr
  • M.B. Potschin and R.H. Haynes-Young: Improving the quality of environmental assessments using the concept of natural capital: a case study from southern Germany
    Landscape and Urban Planning, 63(2003) 93-108, mehr

Kontakt:
PD Dr Marion Potschin
Deputy Director
Centre for Environmental Management
School of Geography, University of Nottingham
Nottingham NG7 2RD, England
Tel +44/115/846 7398, Fax: +44/115/951 5249
Marion.Potschin@Nottingham.ac.uk
www.nottingham.ac.uk/geography/

Aktuell arbeiten Prof. Roy Haines-Young und Dr. Marion Potschin an zwei Projekten zum Landschaftscharakter. Mehr dazu finden Sie auf:
www.countryside-quality-counts.org.uk

  

 

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