Gedichte 13 von Adolf Alois Steiner
Schweizer Schriftsteller in Littenweiler
 

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Erhaben über Raum und Zeit - 1977

Mög dir verscheuchen jeder helle Morgen,
hoff' ich, auch die allerkleinsten Sorgen!
Mach' es wie die Sonnenuhr,
zähl die heitern Stunden nur!

Bleib` erhaben über Raum und Zeit
und immer voller Freund- und Herzlichkeit!

 

Erstrebenswert - 1978

"Ruhm, gleich den Grossen dieser Welt
oder die dem Achat gleich seltene
Liebe, Geheimnis der Tiefe, was
findest du, Ephebe, des Strebens werter?

 

Lieben und leiden - 1978

Körper in Haut wie Samt und Seide - beneide!
Körper, erfüllet von geballtem Triebe - liebe!
Körper, in dem edle Seele, hehre - verehre!
Für Körper mit Seele voll Trieben und wie Seide - leide!

 

Sommerzeit? - 1981

"Sommerzeit" - zum Greifen nah.
In zehn Tagen bist du da.
Und ich zieh` wie jedermann
erneut die Winterstiefel an;

denn kein Frühling will mit Brausen
hinein in uns`re Lande sausen.
All jenen, die ihn sehr erwarten,
wirft nassen Schnee er in den Garten.

Stellen kann man wohl die Uhr,
doch zwingen niemals die Natur.

 

Kraft und Schönheit - 1984

Wenn ich dein Bildnis tief betrachte,
das strahlend dich in Schönheit zeigt,
sich meine Seele dazu neigt,
dass sie dein Inn'res fühlend achte.

Ein Schöpfer schenkte dir dein Schönsein.
Was du gemacht auf ihrem Grund -
verschenkend dich als edlen Fund -
dafür gibt es nur ein Dankbarsein.

Die schönen Menschen, die auch denken,
die strahlen, dass sich viel erhellt
in unsrer oftmals düstern Welt -,
und haben Gaben sie zu lenken.

Die Zukunft lässt sich nur gestalten,
wenn inn`re Kraft und äuss`re Schönheit
voll Harmonie in Einigkeit
gemeinsam stetig wirkend walten.

 

Philosophie über die Sinne - 1984

Du hast zwei Augen im Gesicht;
die sind zum Sehen da.
Gleich viel Augen hab auch ich
zum Sehen wer und was und wo und wann.

Du hast zum Hören gute Ohren
auf deines Kopfes beiden Seiten.
Die meinen sind den deinen ähnlich;
sie hören alle beide.

Du hast zum Riechen deine Nase,
und sie stets ganz klar stets vorn.
Die meine kann auch riechen.
Ob sie`s besser tut, das weiss ich nicht.

Du schmeckst mit deiner Zunge viel und gern.
Meine Zunge liebt das Leckre auch.
Zwei Zungen fühlen mehr als ein`.
Zungen sollten eine Einheit sein.

Du kannst mit Händen, Füssen, Haut und Haar
viel von dieser Welt ertasten.
Mein Körper ist im Fühlen reich
und voll Erfahrung so wie du.

Ob bekannt, ob unbekannt
steckt auch ein sechster Sinn
in deinem wie in meinem Wesen.
Tief zu loten wär` Gewinn.

Mensch ist nur, der seine Sinne
in der Fülle ihrer Allgewalt
braucht, sich selber zu erkennen
und die andern sinnlich tief zu lieben.

Männer schuf ein Schöpfer und auch Frauen
mit vollen Sinnen ausgestattet.
Mir schien`s ein krasser Fehler,
die Sinn` in freiem Geben nicht zu nutzen.

Es wandeln Zeiten sich und das Begegnen.
Die Sinne nur, die bleiben fest und treu.
Wer dies weiss und seine Sinne schärft,
bleibt trotz Zeitenwandeln sinnlich treu.

 

Kabarett

Arizona-Kabarett - 1955

Schmal die Gasse, düst- und lüstern.
Hinter Fenstern ohne Scheiben
spinnt geheimnisvolles Flüstern.
Winklig führt das Gässchen seinen Lauf,
und nach dreizehn Dutzend Schritten
hört es sackgleich unten auf.

Vor der letzten Haustür steht ein Mann,
angetan mit goldbedresstem Kleid;
lächelt, lockt und weist die Gäste an.
Lieblich knicksend sagt er auch zu mir:
"Gleich beginnt`s, mein Herr, heut nackt wie nie!"
Zehn Uhr war`s; er stand seit sieben hier.

Schief in einer Ecke find ich Platz.
Lass mir die Karte zeigen:
Franken vier für einen Kaffesatz.
Trug; Kann ich meinen Augen trauen?
Rundherum im raucherfüllten Raum
nicht als Frauen, Frauen, Frauen...

Gierig blickend prüfen sie -und geil
streichen und schwarwänzeln sie vorbei.
Preise lispelnd bieten sie sich feil.
Kellner eilen, Starlets singen.
Jim schlägt Jazz; die Geigen seufzen.
Lichter flimmern; Neger swingen.

Dann um Mitternacht der grosse Akt:
Nymphen-Dirnen-Tanz im Rhumbatakt
von sechs Frauen siebenachtelnackt.
Nachts darauf im Traume wieder:
Arizona-Kabarett Paris.
Tänze, dubiose Lieder.

Kiss-Room, Kaffee, rote Lichter,
Dirnen, Sex-apel-Gerüche,
abgelebte Frau`ngesichter.
Place Pigalle und Cartes americaines,
Clochards, Neger, Leuchtreklame.
Ein Uhr: Letzte Metropolitaine.
Letzte Metro -etro -tro - ro -oh -oh!

 

Auf den Hund gekommen - 1981

Es raunt in aller Leute Munde,
dass die verdammten Viecherhunde -
selbst die braven, die nicht beissen -
pflegen aufs Trottoir zu scheissen.

Lustwandelst abends du am Rhein,
trittst du in den Scheissdreck rein.
Dieweil am Schuh es fürchtig stinkt,
die Laune dir zum Nullpunkt sinkt.

Und siehst du - nur ein bisschen später -
erneut so einen herrenlosen Köter,
der zum Losen seinen Schwanz anhebt,
es in dir ganz fürchtig bebt.

Einem Rohrspatz gleich schimpft es aus dir
von wegen blödem Viech und Tier.
Und du erfindst auch Tierbuchnamen
für viele Herren sowie Damen,

die in keinster Weise sich bemühen,
ihre Viecher zu erziehen.
Doch wie du murrend weitergehst,
von neuem du im Drecke stehst.

Drum die Moral von der Geschicht:
Geh, mein Freund, doch niemals nicht
zur Abendstunde promenieren,
wo die Hunde gern hofieren,

denn es ist der Hunde Losung Los
zu riechen anders als famos.
Und vor Aeger, weil die Schuhe stinken,
siehst du nicht mal die Sterne blinken.

Und das ist doch wahrlich jammerschade
an des Rheines Promenade.

 

Huhn und Hahn - 1976

Ein Huhn, das ist ein grosser Segen;
denn es ist da zum Eierlegen.
Doch muss es picken viel und rackern,
nach Würmern scharren und auch gackern
bis mal ein Ei geboren ist,
das einer dann zum Frühstück (fr)isst.

Undankbar ist Eierkriegen;
denn wenn wir schön im Neste liegen,
da freu`n sich nur die Menschenkinder,
bewundernd eines Huhnes Hintern",
sagt` eines Tages sich ein Huhn.
Beschloss darauf, gleich was zu tun.

Weil es dem Huhne nicht gefällt,
einsam zu leben in der Welt,
da geht es - wie gesagt, getan -
gleich auf die Suche nach dem Hahn.
Erkennend ihn am Federschmuck,
da gackerts: "Pick mich, tret mich, mach mal ruck -zuck -zuck!"

Und seitdem ist das Eierlegen
auch für das Huhn ein grosser Segen;
denn nach ein paarmal Ruck-zuck-zucke,
da wird die Henne zu der Glucke.
Und aus dem Dutzend Eierlein,
da kriechen gelbe Kückelein.

Es freu`n das Huhn sich und der Hahn,
an dem, was rausgekrochen kam.
Es freut Frau Hinz, es freut Herrn Kunz,
und lachend meint die Jungfer Stunz:
"Wer einfach so das Kinderkriegen,
liess ich mich gern vom Hahn besiegen!"

 

 

Ominöser Aphorismus - 1980/2002

Es wurden die Weiber aus dem "Ave" verbannt.
Doch trutzig im Ländle halten viel noch Stand.
 

Zweimal zwei Mark - 1979

Guten Tag, ich bin Frau Qual
und komm aus Oppenthal.
Das ist meine Nichte, Fräulein Heiter."
"Guten Tag; ich bin der Reiseleiter."
"Ach fein, ich hätt` da gleich `ne grosse Bitte.
Im Bus sitz ich am liebsten in der Mitte."

"Tun sie bei uns grad wie zu Haus
und suchen sie den Platz sich aus!"
"Herr Reiseleiter, mit meiner Nichte
da ist es so `ne G`schichte:
Nach einer Fahrt von einer Stunde
sprudelt das im Magen aus dem Munde."

"Sei`ns ohne Sorgen mir, Frau Qual;
ich hab` da was für jeden Fall.
Stets hab` bei mir ich Dramamin;
da schwindet jede Sorge hin."
Volk gezählt und nett begrüsst -
der Wagen auf die Piste schiesst.

"Ach, Herr Reiseleiter, was können wir da machen?
In Zürich liegen halt noch meine Wandersachen."
"Oh, Frau Qual, nur keine Sorgen.
Ich garantier`, sie haben`s morgen."
"Verzeihn sie, ach, mein Herr Chauffeur,
jetzt gab`s mit der Nichte doch Malheur."

Und wie am Wegrand all verduften,
putzt man den Bus, lässt ihn verluften.
Nach halber Stunde geht`s dann weiter.
Kötzlig isch`s dem Reiseleiter.
"Herr Reiseleiter, `s ist vertrackt:
Ich hab` den Pass in Koffer packt."

Chauffeur packt aus,Chauffeur packt ein.
Vom G`sichte weicht der Sonnenschein.
"Herr Reiseleiter, böse G`schicht:
Jetzt fand ich meinen Pass doch nicht."
"Ach Tant`, ich legt doch wunschgemäss
den Pass in meine Beautycaisse."

Gen` acht steigt man im Hotel ab,
verteilt die Schlüssel schnell im Trab.
Das Zimmer von der Qual und Heiter
liegt in der Näh` der Feuerleiter.
"Ach, was fange ich nur an,
wenn nachts ins Zimmer steigt ein Mann?

Ich, ich könnte wohl mich arrangieren,
doch vor der Nicht` würd`s mich genieren.
Denken sie, Herr Reiseleiter:
Noch Jungfrau ist das Fräulein Heiter."
"Oh, allerwerteste Frau Qual,
das ist doch gar kein heikler Fall.

Kommt ein Mann euch zu Gesichte,
so überlassen`s ihn der Nichte.
Und wir zwei spielen in der "Bar de France"
ein hübsches Stündchen Patience."
Aufschreit des Nachts das Fräulein Heiter,
eilt wie ein Blitz zum Reiseleiter:

"Kommen sie und helfen mir!
In uns`rem Bade ist ein Tier."
Der Reiseleiter - fast im Schock -
eilt blüttlings unterm Morgenrock ,
doch hilfsbereit wie stets und immer,
in Quals und Heiters Badezimmer

und tötet dort - ihr sehr zur Minne -
in der Badewann` die Spinne.
"Herr Reiseleiter, es hat geraten mir der Arzt:
Essen sie das Brot nur schwarz.
Und es ass schon meine Mutter
niemals je ein Stücklein Butter.

Hat`s in Käs` und Marmeladen
wirklich keine fetten Maden?"
"Oh, Frau Qual, nur keine Not.
Ich besorge schwarzes Brot.
Und statt Käs` und Marmelade
gibt es heisse Schokolade."

"Stimmt`s? Geh`n heute wir in eine Gruft?
Die Nicht` verträgt nicht dumpfe Luft."
"Ich lasse alle Obsorg walten
und werd` die Fenster offen halten."
Ja, so sägte alles froh und heiter
am letzten Nerv vom Reiseleiter.

Mal war die Tour zu lang, mal viel zu kurz.
Frau Qual war auch verstopft, ganz ohne Furz.
Vom Reiseleiter, diesem netten,
kriegte sich Abführtabletten.
Bei einer Pause in der Stille
verlor die Heiter ihre Brille.

Und zu später Abendstunde
ging der Chauffeur auf die Runde.
Trotz Frau Qual und Fräulein Heiter
blieb heiter stets der Reiseleiter.
Und sieben Tage voller Plagen
ertrug er ohne jedes Klagen.

Und für all die unbemerkten Leiden
haben am Schluss die lieben Beiden
den Reiseleiter hoch beglückt
und zweimal zwei Mark in d`Hand gedrückt.
 

Blasphemie? - 1982/ 1997

Wenn zwei Lämmer wohlgestalten
eine fromme Hochzeit halten,
finden ein sich zu dem Feste
arme wie auch reiche Gäste.

Denn: Selig, wer geladen ist
und bei der Hochzeit trinkt und isst!

Wenn zwei Körper und die Seelen
vor der Reife sich vermählen,
feiert fern vom Sündensumpfe
Unschuld herrlichste Triumphe.
/ Refrain: Denn... /

Nach Gesetz der Mutter Erden
aus den Lämmern Schafe werden.
Schäferstunden auf der Weide -
eitel Wonne, eitel Freude!
/ Refrain /

Rückt die Brunftzeit in die Nähe,
Zeit, dass man jetzt Samen säe.
Widder springt nun auf die Aue
und macht sein Weib zur schwangern Fraue.
/ Refrain /

Wahr: Man kann es nicht verhindern -
nicht bei Lämmern, nicht bei Kindern -
dass die Körper sich mal regen,
einend sich im Samensegen.
/ Refrain /

Jeder nehme seine Gabe,
dass er köstlich sich erlabe
an der Männer Wundersamen
vor des grossen Festes Amen.
/ Refrain /

Ich erdachte mir noch nie
eine solche Blasphemie.
Doch ich konnt`s nun nicht verkneifen,
heut` mich einmal zu vergreifen
an der Labsal Schwarzer Messen,
diesem delikat verdammten Essen.

Denn: Selig sind ja alle Gäste,
die kamen zum Begattungsfeste
und von der Lämmer Ei und Samen -
die es nicht gibt - doch etwas nahmen.
Mit Mythen - wundersam erfunden -
wird alles Unheil überwunden.

Aus Mythen wächst heraus Magie,
schön zelebriert als Liturgie:
Schöne alte Blasphemie!

 

Verrückt - 1982

Alles ist verrückt, verrückt die ganze Welt, denn alles was noch hält, ist längst total verrückt.

Lasst verrückt uns sein. Verrückt regiert die Welt, dass sie zusammenhält. Verrückt, das muss man sein.

Du und ich verrückt, der Papst und Reagan auch, und selbst ein Haschisch-Rauch, der dich so hoch entzückt.

Wenn du nicht verrückt bist, lebst auf dieser Welt nur für das schnöde Geld, und das ist grosser Mist.

Solltest du normal sein,
hast du eine Meise,
und das ist doch Scheisse
hier in dem Verein.

Jeder Mensch, der spinnt,
weil jeder auf der Welt,
die noch zusammenhält
nach Bess`rem ewig sinnt.

Ferdi, Yoschi, Andrã´, alle
sind total verrückt
und küssen hochbeglückt
selbst rabenschwarzen Schnee.

Alles ist verückt,
verrückt die ganze Welt,
denn alles was noch hält,
ist längst total verrückt.

Ganz verückt
und zerstückt,
Mein und Dein,
Abel, Kain.
Leben wir
immer hier
ganz verrückt,
das entzückt
ganz verrückt...

 

Viel zu vielen fehlt das Herz - 1982

Raucht vor Glut dir deine Stirn,
siehst du um dich nur noch Wände,
machte man dein Herz zu Firn,
zittern Körper dir und Hände,

/ Lächle mit verzerrtem Munde,
halt geheim die blut`ge Wunde,
ernst nimmt man dich nur im Scherz.
Viel zu vielen fehlt das Herz,
viel zu vielen fehlt das Herz! /
 

Stopft man dir mit Kot den Mund,
rutscht der Berg dir unter Füssen,
beisset dich dein eigner Hund,
will dich niemand nochmals küssen,
/ Refrain /

Bist du mehr als nur allein,
bleibst du Spielball der Gelüste,
sargt man dich lebendig ist
wie deine eigne Marmorbüste,
/ Refrain /

Fordert man dich allezeit,
wird das Leben dir zur Scheisse,
glaubst nicht mehr an Seligkeit,
auch nicht mehr an Liebe, heisse,
/ Refrain /

Nimmt man dir dein Hab und Gut,
knüpft man auf dich an dem Galgen,
fliesst herab dein Herzensblut,
fressen eilig dich die Falken,
/ Grins doch mit verzerrtem Munde...
Refrain weiter. /

Fährt die Seele dein zum Himmel auf
oder nimmt der Teufel sie zu eigen,
hauche deinen letzten Schnauf,
mach` ein spöttisch Neigen:
Sag: "Ihr könnt mich alle mal,
mir ist alles Rauch und Schall.

Was ich brauch, ist nur die Liebe,
was ich brauch, ist nur die Liebe!
Das ist Wahrheit, nicht nur Scherz.
Viel zu vielen fehlt das Herz,
viel zu vielen fehlt das Herz!

Verrückte Paarungen - 1986

Es fand ein Einhorn und ein Schwein
sich eines Tags zur Hochzeit ein.
Von wegen keuscher Eitelkeit
wars für die Heirat höchste Zeit.
Beiden wurd schon bald ein Schweinhorn
in ihrem lustgen Stall geborn.

Zur Hochzeit sang man schöne Lieder
der Wanze in des Schwans Gefieder.
Drauf wurd aus dieser Alliance
geboren eine geile Schwanze.
Zwei triebens schon seit vielen Jahren,
nicht bedenkend die Gefahren.

Als des Bibers und des Rindes Kind
gabs - kaum vermählt - einen Biberrind.
Es stach die Biene in der Hochzeitsnacht
ihren Esel in den Schwanz, was Schmerzen macht.
Ein Bienesel drauf wurd bald gestellt
als neu Geschöpf auf diese Welt.

Am Traualtar hat sich ein Leopard
mit einer Igelfrau gepaart.
Der Igeloparden sieben Stück
erfüllte drauf ihr Eheglück.
Der Uhu und das Känguruh
entschlossen sich zur Eh im Nu.

Zur Welt kam drauf im Wochenflitter
das Känguruhu, dieser Zwitter.
Nur kurzen Flört mal auf dem See
erlaubten sie sich vor der Eh:
Die Möve und die fette Ente.
Kind Mövente stand am Ende.

Der schwule Rabe reich an Trieben
liebte sehr das liebe Lieben.
Für Strichervögel gab der Rabe
schliesslich hin die letzte Habe.
Da war er wirklich rabenstier,
als er sah ein Beuteltier;

versprach - so er es wiedersähe -
liebvoll krächzend ihm die Ehe.
Als am Hubertustag das Beuteltier ein Schuss
nicht traf, fasste schnell es den Entschluss:
Mag die Eh auch seltsam sein;
zu zweit ist besser als allein.

Wenn ich den Raben wieder sehe,
dann erproben wir die Ehe.
Bald kam der Rabe angeflogen
und krächzte völlig unverlogen:
"Hältst du deinen Beutel offen,
dann ist unser Glück geloffen!"

Und sieh: Es macht das Beutelweibchen
weit unten auf sein Unterleibchen.
Drauf goss - ohne Dompfaffs Segen -
der Rabe rein ein Tröpfchenregen.
Wen wunderts, nach der Monde vier,
wie rauskriecht ein Rabeuteltier?

Hubertus - sehend all dies Walten -
konnt lachend kaum den Bauch sich halten:
Was - nach dem Jagen in der Sauna -
erzähl`n sich Jäger ob der Fauna?
Ich glaub, da dürfte ihr Latein
bitterbös am Ende sein...

 

Papa Schill und der Mandrill - 1985

Er war schon weiss an allen Haaren:
Papa Schill mit neunzig Jahren.
Und er war - erwartet End -
endlich nun auch impotent.
Da kaufte sich der Papa Schill
einen männlichen Mandrill.

Und es pflegte der Mandrill
zur grossen Freud des alten Schill
mit gelindestem Genieren
lustvoll geil zu onanieren.

 

Das Spielen ist das halbe Leben - 1985

Spielen lässt sich mannigfalt:
Spiel mit dir und spiel mir,
spiel mal Sex mit drei und vier,
spiel mit Jung und spiel mit Alt!

Spielen lässt sich mannigfalt.
Spielen, das ist wundervoll:
Spiel im Traume Saxophon,
spiel zum Trotze, spiel zum Hohn,
spiel in Dur und spiel in Moll!
Spielen, das ist wundervoll.

Spielen kannst du vielerlei:
Spiele Schach, spiel mit dem Ball,
spiele Krieg im Weltenall,
spiel als Zaubrer mit dem Ei!
Spielen kannst du vielerlei.

Spielen lässt sich überall:
Spiel beim Werken, spiel im Bett,
spiel auch auf dem Nagelbrett,
spiel selbst in der Leichenhall !

Spielen lässt sich überall.
Spielen darfst du jederzeit:
Spiel um ein Uhr, spiel um acht,
spiel am Tag und in der Nacht,
spiel noch in der Ewigkeit!
Spielen darfst du jederzeit.

Spielen ist der schönste Wahn:
Spielend fühlst du dich mal gross,
spielend wirst du nackt und bloss.
Doch spielend zeigt sich nur als Mann,
der spielend auch verlieren kann,
sonst wär sein Spiel nur eitler Wahn.

 

Gebete

Mein und unser Gott - 1997

Mein und unser Gott,
der du unter uns weilst,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich bleibe unter uns,
den langen Weg aller Dinge
lass und erkennen und deine
Schöpfungsmacht in ihnen.

Unser tägliches Brot gib uns heute.
Vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Führe uns alle mit dir zu den Wegen
der ganzen und unteilbaren Liebe
und lass uns alle ohne Unterlass
mit allen unsern Kräften dich suchen!
Amen.


Gebet eines Ruheständlers - 1997

Bewahr mich Gott vor Stock und Krücken
und im Gebisse vor den Lücken,
behalte grad mir meinen Rücken
und an dem Schönen mein Entzücken,
behüt mich vor den Zipperlein
und im Gehirn vor Blödelein,

lass nie mich in die Hosen pissen
und den Rollstuhl gern vermissen,
schleudre ins Gesicht mir keinen Tick
und belasse mir mein Mannesglück!

  

 

 

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