Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Geschichte des Dreisamtals - von Adolf Schmid
Ebnet ab 1974
 

Home >Orte >Ebnet >EbnetAb74

 

Freiburg-Ebnet ab 1974

Die wiedergegebene Chronologie ist entnommen aus:
Adolf Schmid, Ebnet im Dreisamtal, Schillinger Verlag 1999, ISBN 3-89155-247-7, DM 30.--.
Kapitel VIII. Freiburg-Ebnet, S. 237-274.
 
Wir danken Herrn Adolf Schmid für sein Entgegenkommen. (c) by Adolf Schmid

Tip des Webmasters: Erwerben Sie sich dieses vortreffliche Buch - und Sie haben 280 Seiten
Ebneter Geschichte mit zahlreichen Bildern und Dokumenten bei sich zuhause.

 

1974
1. Juli: Dr. Eugen Keidel ist Freiburgs Oberbürgermeister, nun auch der OB für Ebnet; der bisherige Ebneter Bürgermeister Willi Ruh amtiert als Ortsvorsteher an der Spitze eines Ortschaftsrates. Die Post stempelt nun „7800 Freiburg im Breisgau 41". Eröffnung der Bus-Linie 18 der Freiburger Verkehrs-AG. Hans Meßner aus Ebnet erringt den Titel des Mittelgewicht-Europa-Juniorenmeisters in Karate.

1975
Erste Kommunalwahlen nach der Eingemeindung, Ebneter Ergebnisse: CDU mit 53,5 % für den Freiburger Gemeinderat und mit 58,2 % für den Ebneter Ortschaftsrat.

1976
Ebnet hat 2104 Einwohner, 1452 katholisch, 483 evangelisch; 295 Häuser, 20 landwirtschaftliche Betriebe. – Es stirbt Altbürgermeister Josef Hummel. – Am Jahresende wird Berta Weber, geb. Haury, auf dem Ebneter Rathaus Verwaltungsbeamtin in der Amtszeit von 3 Bürgermeistern (seit 1. Dezember 1946), pensioniert.

1977
26. März: Brand in der Lagerhalle der Wachswarenfabrik von Hermann Birmelin. – Die Feuerwehr (Brandmeister Franz Kotterer) feiert 50jähriges Jubiläum. – Im Sommer wird der „Ebneter Schloßsteg" über die Dreisam nach Littenweiler fertiggestellt. Die Welchentalstraße wird ausgebaut und geteert. Im Unteren Grün wird ein neues Feuerwehrhaus gebaut. Die Fassade des Schulhauses wird neu gestrichen, mit einer Sonnenuhr (Vater und Sohn Zanger) geschmückt: TEMPUS FUGIT – HORA RUIT („Die Zeit läuft davon, die Stunde eilt dahin"). – Zweige Auflage der Ebneter Chronik von K.. J. Rößler, mit Erzählungen von Rolf Süß und einer Photodokumentation. – Ebnet hat 1750 Einwohner. – Der Musikverein erreicht bei Wertungsspielen in der Höchststufe den 1. Rang mit Auszeichnung; Dirigent ist Eduard Rossa.

1978
11. 11.: Auf einer Generalversammlung, bei der die Hälfte der 62 Mitglieder anwesend waren, löst sich der Kranken- und Sterbeverein Ebnet auf; bei nur einer Gegenstimme waren alle Anwesenden für die Auflösung des am 17. September 1865 gegründeten Vereins. Begründung: das Durchschnittsalter war über 65 Jahre; vor allem aber fand sich für den Vorsitzenden Morstadt, der aus Altersgründen sein Amt nicht mehr weiterführen wollte, kein Nachfolger. Das Vermögen des Vereins in Höhe von 4912 DM wurde dem Ebneter Vinzentiusverein übereignet, „der eine ähnliche soziale Aufgabe innerhalb unseres Stadtteils erfüllt". Als „letzte Amtshandlung" sandte Robert Morstadt das Protokoll der Sitzung an das Landesgewerbeamt; nach 113 Jahren löste sich dieser Verein, bei dem „jeder in Ebnet wohnende männliche Einwohner, sofern er im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte, mindestens 17 Jahre alt war und das 45. Lebensjahr nicht überschritten hat" Mitglied werden konnte, auf. Das soziale Netz der gesetzlichen und privaten Versicherungen hatte ihn überflüssig gemacht.

 

Lebendiger Brauch in Ebnet - Rätschebrauch
Ebnet hat es verdient, in diesem Bericht besonders herausgestellt zu werden. Gut organisiert, im Einvernehmen mit dem jeweiligen Pfarrherrn, steht jährlich eine Gruppe von Rätschebuben zur Verfügung. Wie Frau Dr. Künzig-Werner in einer Schriftenreihe für wissenschaftliche Filme feststellte, geht der Ebneter Brauch bis ins Jahr 1725 zurück, als die Gemeinde selbständige Pfarrei wurde. Dazu kommt, daß die Ebneter Familie Schirk, mit dem heute 86 Jahre alten Wagnermeister Josef Schirk, in der dritten Generation, seit 1850 die großen Rätschen baut. In vielen Häusern zu Ebnet ist so eine „Holzrätsche vus Schirke" gehütetes Familienstück, das man natürlich auch für den Dienst in der Karwoche einem Jugendlichen mal ausleiht.

Am Gründonnerstag beginnt der Ruf der Rätschebuben. Zu jedem Gottesdienst, auch abends zu den sog. Trauer-Metten, teilen sie sich für die verschiedenen Straßen zu Gruppen von je zwei Mann auf. Mit ihren Rätschen fangen sie an dem von der Kirche am weitest entfernten Haus an. Sie knien neben ihr Lärmgerät, an dem sie den Griff anpacken und kräftig herumdrehen. Nach ein paar Umdrehungen rufen sie den Spruch: „S erstmol in d Kirch!" oder „S zweitmol in d Mette!" Und am späten Abend des Donnerstag und am Karfreitag früh wird schon um 6 Uhr morgens „Betzit" (Angelus) gerätscht. Vor der Kirche, auf dem Platz des hochliegenden Gottesackers, treffen sich die Einzelgruppen, um dann auf den Stufen beim großen Kreuz nochmal gemeinsam zu rätschen. Den Höhepunkt des Rätschens in Ebnet bildet also das „Zsämme-rätsche" auf der Kirchhofmauer. Jeweils etwa zehn Buben knien hintereinander, die großen Holzrätschen an den Knien, die auf den Wink des Anführers hierbei besonders kräftig herumgedreht werden, so daß der gellende Rätschton, über die Dächer hinweg, laut zur Dreisam hinüber schallt. Meist haben einige Sträucher schon den nahenden Frühling angezeigt, so daß sich, mit der schmucken Kirche im Hintergrund, ein unvergeßliches Bild zeigt. Und dies nunmehr seit mehr als 250 Jahren.

Nach mehrmaliger Funktion am Donnerstag und Freitag wird es am Karsamstag etwas weniger, mit dem zur Messe und zum Beten Rätschen. Beim Gloria dürfen an diesem Tage ja die Glocken wieder läuten.
Und nach dem Gottesdienst gehen die Rätschebuben auf den Heische-Brauch. Besonders vor den Türen der Bauernhöfe drehen sie ihre Rätschen noch einmal unüberhörbar, um mit alten Heische-Sprüchen einen Ehrenlohn für ihren Einsatz zu erbitten. Im Wandel der Zeit mögen sich die Worte zum Teil geändert haben. Aber heute, wie früher, bewirken sie, daß die Ebneter Bürger „ihren Buben" gerne etwas geben, sei es Brot, Speck, Eier oder Geld.

Mit ein paar Beispielen von Heische-Sprüchen wollen wir die Erinnerung an den Brauch von Rätschen – Därren – Klappern beschließen, in der Zuversicht, daß eine Neubelebung da und dort wieder Einzug halten möge.
Ich hab e Körbli, des schreit gottserbärmli.
Gen mer e Dutzed Eier, dno halt i mi Leier.
Gen mer e Sester Nuss, dno blib i s ganz Johr duss.
Gen mer e Stuck Speck, dno blib i s ganz Johr weg.

Im benachbarten Kappel ist der Rätschebrauch eingegangen. Dort sind alt und jung aber dabei, die alten Kappler-Palmen am Palmsonntag wieder zur Kirche zu tragen.
Karl Kurrus, in: Badische Heimat 1/1980

Acht Rätscherbuben in Ebnet am Karfreitag um 12 Uhr >Ebnet3 (14.4.2006)

    

 

1978
Kammermusiker Frieder Stoll wird -Dirigent des Musikvereins Ebnet, stellt hohe Ansprüche an seine Musiker. – Die Sparkasse Freiburg eröffnet die neue Zweigstelle in Ebnet

1979
Es stirbt Wilhelm Klodt, geb. 1896, in Ebnet ansässig seit 1929; er erstellte hier am Ortsausgang nach Osten eine Tankstelle und Reparaturwerkstatt (heute ELF). – Zum 1. Januar werden 2103 Ebneter statistisch erfaßt; in den folgenden Jahren nimmt die Einwohnerzahl trotz beachtlicher Bautätigkeit wieder leicht ab.

1980
Die Kirchenrenovation von St. Hilarius ist abgeschlossen, die „erste barocke Dorfkirche des Breisgaus", das Wahrzeichen Ebnets, erstrahlt wieder in altem Glanz. – Johannes Dasch, Direktor des Freiburger Arbeitsamtes, wird 1. Vorsitzender des Musikvereins.

1981
Die „Notgemeinschaft Schwarzwaldstraße" lehnt einen „Roßkopf-Tunnel-Bau", der die B 31-Misere beenden soll, ab. – Im Verlag Schnell erscheint ein kurzer Kirchenführer zu St. Hilarius von Hermann Brommer.

1982
Am 20. Januar informieren Fachleute des Regierungspräsidiums über den Stand der Planung zu „B 31 Ost neu". In Ebnet kommt Hoffnung auf. – Bei der Freiburger Oberbürgermeisterwahl siegt Dr. Rolf Böhme/SPD mit 577 Stimmen Mehrheit vor Dr. Sven von Ungern-Sternberg/CDU. – Thomae & Partner (Vermögensberatung) verlegen ihren Firmensitz in den Wildbachweg 11 (früher „Villa MEZ", von 1949 bis 1979 Filiale der Musikhochschule Freiburg); durch die Umsetzung des Portikus und einen Anbau, durch die Anlage eines „Biogärtchens" und die Gestaltung des Parks wird ein sehr harmonisches Ensemble geschaffen, das auch die Anerkennung der Denkmalschützer enthält. – Am 2. Weihnachtsfeiertag stirbt in Kirchzarten Franz Simon, von 1956 bis 1970 Pfarrer in Ebnet St. Hilarius.

1983
Nachfolger von Franz Reichenbach in der Berufsvertretung der Landwirte wird Bernhard Reichenbach, sein Stellvertreter ist Konrad Haury; der Verein versteht sich u. a. als Interessenvertretung, bei der im Rahmen des erhofften Neubaus der B 31 anstehenden Flurbereinigung. Allgemein wird bei dieser Übergabe der Einsatz von Franz Reichenbach in der Zeit des für die Landwirtschaft im Umland der Großstadt gravierenden Strukturwandels gelobt, seine vielfältige Arbeit, u. a. auch im Ortschaftsrat gewürdigt. Er wird Ehrenvorsitzender des BLHV Ortsvereins, den er 25 Jahre lang geführt hat. (Franz Reichenbach ist 1927 in St. Peter geboren, heiratet 1954 Maria Schweizer und wird Bauer auf dem traditionsreichen Küferhof, kommunalpolitisch tätig und in den Auseinandersetzungen um die B 31 ein stimmgewaltiger Wortführer.)

Der Bildhauer und Steinmetz Peter Gutmann schafft Kopien der „Vier Jahreszeiten" von Christian Wentzinger, die nun im Ebneter Schloßpark stehen. Umfassende Restaurierung des Schloßensembles unter Leitung von Dr. Schärf/Worms (1989 abgeschlossen). Erster „Ebneter Weihnachtsmarkt" im Schloßhof, er findet in den folgenden Jahren immer größeres Interesse.

    

 

Der Bildhauer Ulrich Kottenrodt (1906 – 1984)
12 Jahre war der Junge alt, als die Familie von Brandenburg nach Neuhäuser umzog, 1921 war ihr Haus an der Steinhalde bezugsfertig; dort wuchs der kleine Ulrich auf. Nach der Schule machte er eine Steinmetzlehre in der Münsterbauhütte, 1925 schuf er die sechs Märchengruppen in Guss-Muschelkalkstein für den Park der Villa MEZ im Wildbachweg in Ebnet: Gans, Wolf, Schwan, Lamm, Rehkitz und Bär. Das Honorar ermunterte ihn zu studieren. 1935 kam er zurück, hatte zunächst sein Atelier in Freiburg, dann schuf ein Anbau am Steinhaldenhaus gute Möglichkeiten für eine reiche künstlerische Produktion. 1971 wurde das Haus am Hang verkauft, machte Platz für eine ganz andere Bebauung – und Ulrich Kottenrodt zog mit seiner Familie nach St. Märgen; dort starb der angesehene Künstler 1984.

 

1984
Gedächtnisausstellung für den Ebneter Maler August Feyel (1881 – 1963) im Ebneter Schloß.

1985
Die Wendelin-Kapelle muß schon wieder instandgesetzt werden.

1988
Der Bildhauer C. W. Loth zieht nach Ebnet. – Hier stirbt am 22. 9. Hans Geiges, Oberbaudirektor der Stadt Freiburg als Nachfolger von J. Schlippe von 1951 bis 1967 und verantwortlich für den Wiederaufbau; in Ebnet seit 1934 wohnhaft. – Das Freiburger Verwaltungsgericht erklärt den Planfeststellungsbeschluß des Regierungspräsidiums für die neue „B 31 Ost" für rechtswidrig; es war am 4. November.

1989
Ebnet hat 2048 Einwohner, sie leben in 345 Wohngebäuden (d. g. 35 m pro Kopf). Es gibt 500 Auspendler vor allem im Dienstleistungsbereich. – Gerhard Sütterlin wird Vorsitzender des Musikvereins.

1990
Der letzte Bürgermeister der noch selbständigen Gemeinde Ebnet und (seit 1974) erste Ortsvorsteher, Willi Ruh, wird in den Ruhestand verabschiedet. Ruhs Nachfolger als Ortsvorsteher wird Diplomvolkswirt Hermann-Josef Wolf.

Am 5. November stirbt Robert Morstadt: Er ist geboren 1903 in Karlsruhe, wird Lehrer, kam 1950 nach Ebnet, ist hier auch politisch sehr aktiv für die CDU als Gemeinderat und Kreisvorsitzender, Schulamtsdirektor in Emmendingen, ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz, 1973 Ehrenbürger von Ebnet.

5. Juli: Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim hebt die Entscheidung des Freiburger Verwaltungsgerichts vom 4. November 1988 bzgl. „B 31 Ost neu" auf.

1991
Die „historische" Reithalle, von 1925 bis 1929 in Littenweiler erbaut, wird dort abgebrochen (Neunbebauung!) und im Ebneter Schloßpark wieder erstellt.

 

B 31 – oder der Ärger und die Angst in Ebnet
Im Sommer 1987 ab es in Deutschland einige Tanklastwagenkatastrophen in dichtbesiedelten Wohngebieten. Die Diskussion um die B 31-Durchfahrt durch Ebnet wird dadurch zusätzlich angeheizt.

 

Willi Ruh - letzter Bürgermeister von Ebnet
Er ist 920 in Ebnet geboren, kam nach Krieg und Gefangenschaft verwundet nach Hause, wurde 1948 Ebneter Ratschreiber. 1966 löste er Bürgermeister Anton Haury im Amt ab, blieb im Amt bis zur Eingemeindung Ebnet nach Freiburg 1974; war also der letzte Bürgermeister der selbständigen Gemeinde. Es wurde vielfach bestätigt, daß Ebnet als finanziell sehr gesunde Gemeinde nach Freiburg eingegliedert worden sei. Willi Ruh blieb in der Verwaltung, nun als Ebneter Ortsvorsteher. Er hat sich vor allem auch um die Ebneter Vereine, besonders den Musikverein, verdient gemacht. 1990 wurde er als Ortsvorsteher in den Ruhestand verabschiedet.

    

 

Ebneter Schloß - Revitalisierung eines Baudenkmals

Blick nach Nordwesten zum Ebneter Schloss an Pfingsten 2005

Blick nach Nordwesten zum Ebneter Schloss an Pfingsten 2005

„Der Eigentümer des Schlosses, Nikolaus von Gayling, stellt den Künstlern den Gartensaal (oder die anderen Gebäude des Schloßareals) für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung. Wegen der großen Nachfrage nach einer Auftrittsmöglichkeit können freilich nicht alle Wünsche erfüllt werden. Die auftretenden Künstler sind zugleich die Veranstalter, das heißt: sie werden nicht engagiert, sondern treten in eigener Verantwortung und auf eigenes finanzielles Risiko auf. Ein Honorar („Gage") wird für die Veranstaltung nicht gezahlt, es entstehen den auftretenden Künstlern aber auch keine Kosten, für die sie andernorts in der Regel aufzukommen hätten, beispielsweise für Saalmiete, Heizung, Plakatierung, Drucken von Eintrittskarten und Programmzettel, Personal für Kartenverkauf, Reinigung des Saales, Stimmen des Flügels usw. Diese Kosten werden vollständig vom Schloßherrn getragen, und der aus dem Verkauf der Eintrittskarten erzielte Erlös wird ohne Abzüge den Künstlern überlassen. Die Höhe des Eintrittspreises bestimmen die Künstler selbst, und sie entscheiden auch darüber, ob bestimmten Besuchergruppen (Rentnern, Schülern, Studenten u.a.) Preisermäßigungen zu gewähren sind. Bei der Preiskalkulation ist zu bedenken, daß der Gartensaal maximal 50 Sitzplätze aufweist.

Zusammenfassend ist zu sagen: So, wie jeder Raum mit der geistigen Substanz der Zwecke beseelt ist, denen er dient, so ist es umgekehrt erst die entsprechende Aura eines Raumes, die den Künsten das zu ihrer Entfaltung notwendige ästhetische Fluidum verleiht. Dank der durch Nikolaus und Karen von Gayling bewirkten Revitalisierung des Ebneter Schlosses haben die Musik, die Literatur und die weiteren Künste hier in Ebnet seit Jahren einen solchen Raum gefunden. Dafür danken wir ihnen. Möge dem Ebneter Schloßgeist auch weiterhin ein gutes Geschick beschieden sein." (Wohlfarth, 80/81)

    

 

1991
22. Dezember: Das „Jahrhunderthochwasser" bringt die Überflutung für weite Gebiete der Gemarkung. Das „Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz Freiburg" versucht neue Methoden, die „schnell fließende" Dreisam zu bändigen. Am rechten Dreisamdamm gleich hinter Ebnet findet der Wanderer diese Informationstafel:

Ebneter Sohlrampe
"Länge: 50 m, Breite: 22 m, Höhenunterschied: 2,25 m.
Bemessungshochwasser: HO 100 = 190 m 3/8.
Erbaut: September/Oktober 1993.
Beim Jahrhunderthochwasser am 22. Dezember 1991 wurde das Wehr der ehemaligen Runzgenossenschaft Ebnet weitgehend zerstört. Da die Wehrfunktion seit langem aufgegeben war, konnte ein neues Bauwerk in Form einer „Rauhen Rampe" in das Flußbett der Dreisam eingebaut werden. – Nach dem Vorbild einer natürlichen Wildbach-Gefäll-Strecke wird der Höhenunterschied im Flußbett durch einen Rampenaufbau aus Schwarzwaldgranitblöcken ausgeglichen.
Es wurden insgesamt 6000 to Steine eingebaut. Durch diese Bauweise werden die ökologischen Nachteile eines Wehrbauwerkes beseitigt. Fische und Kleinlebewesen können die Dreisam an dieser Stelle wieder frei durchwandern."

    

 

1991
Prof. Dr. Franz Enz feiert seinen 60. Geburtstag mit seiner Ebneter Pfarrgemeinde St. Hilarius: Er ist in Radolfzell geboren, 1955 zum Priester geweiht worden, wurde Rektor des Knabenheims „Mariahof" in Hüfingen, Professor an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg – zog ein ins Pfarrhaus Ebnet, übernahm dort auch die Seelsorge, nachdem der Gemeinde kein Pfarrer mehr zugewiesen werden konnte. Nach seiner Emeritierung an der PH ist Dr. Enz „hauptamtlich" Pfarrer in Ebnet.

1992 
Lyonel Feininger und der Ebneter Kirchturm
1991 veranstaltete das Museum für Neue Kunst in Freiburg eine viele beachtete Ausstellung mit Werken von Lyonel Feininger (1871 – 1956). Ein Jahr später bekam das Museum von verschiedenen Firmen gesponsert ein Werk Feiningers geschenkt: „Kirchturm hinter Bäumen" aus dem Jahr 1907 (Inv. Nr. MNK 92/29), ein Ölbild auf Leinwand. Das Museum informiert hierzu: „Das Bild Kirchturm hinter Bäumen zählt zu dem Frühwerk des später in beruhigten tektonischen Flächen gestaltenden Künstlers. Mit kräftigen breiten Pinselstrichen gibt Feininger eine auf wenige Motive reduzierte Landschaft wieder. Pastoser Farbauftrag wechselt mit freiem Blick auf den Grund. Der schnelle, heftige Malvorgang und die Auflösung der Form in durch die Breite des Pinsels bestimmte Farbflächen verleihen dem Gemälde Dynamik. Der Versuch, die Brechungen des Lichts in farbigen Werten wiederzugeben, erinnert an den französischen Impressionismus". Steht hier die Ebneter Barockkirche im Mittelpunkt des Interesses? Es spricht vieles dafür. Oder das Ensemble um die Kirche in Schluchsee? Dort hat Feininger 1907 seinen Urlaub verbracht. – Es lohnt ein Besuch im Museum für Neue Kunst; der Ebnet-Freund wird sich leicht „überzeugen" lassen.

19. Februar: TV-Live-Sendung aus Freiburg-Ebnet: „B 31 – Straße der Leiden". – am 14. September bekommen die „Vier Jahreszeiten" von J. Chr. Wentzinger ihren neuen Standort im „Wentzingerhaus" in Freiburg. – Die „Dreisamspatzen" Doris Bauer-Rombach und Gottfried Menner, die seit 1962 – von Lehrer Beha veranlaßt und ermuntert, gemeinsam auftreten, veröffentlichen ihre erste Kassette.

1993
14. Mai: Der SC Freiburg hat den Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga geschafft, was in und um das SC-Stadion (das zu einem kleinen Teil noch auf altem Ebneter Gelände liegt) herum passiert, belebt auch die Diskussion in Ebnet.

1994
„Renaturierung": Der Welchenbach, der seit Mitte der 60er Jahre nicht mehr entlang der Steinhalde nach Westen fließen durfte, sondern beim „Welchentalkreuz" in ein südwärts orientiertes Betonbett gezwungen wurde (vgl. folgendes Photo), mußte weiterhin nach Süden fließen, aber wurde befreit von seinem Betonkorsett, bekam wieder einen einigermaßen natürlichen Lauf.

September 1995
Josef Schirk/Ebnet 102 Jahre alt
(vgl. Adolf Schmid, Josef Schirk/Ebnet 102 Jahre alt. In: Freiburger Almanach 1996. Und: Josef Schirk: Ein vitaler Hochbetagter, In: Mitteilungsblatt der Ortsverwaltung Freiburg-Ebnet. Sonderausgabe September 1995).

1995
Unter großer Anteilnahme vieler Ebneter feiert Anton Volk seinen 80. Geburtstag. Als jüngster von neun Geschwistern wird Anton Volk geboren. Seine Biographie ist beispielhaft: Schon als Schüler ist er Hirtenbub „im Schloß", erlebt dort u. a. den 80. Geburtstag des Familienchefs (1927), wundert sich, daß als militärische Gratulanten Dragoner aus dem schwäbischen Ludwigsburg kommen („entmilitarisierte" Zone entlang des Rheins!). Anton Volk wird Soldat, erlebt Weihnachten 1941 in Rußland, schmückt dort eine Föhre als Weihnachtsbaum (behält später diese Tradition bewußt bei), kommt zum Einsatz an der Westfront und in Gefangenschaft in Nordfrankreich mit der Nummer 726 (sept vingt six – prägt sich für immer ein!), arbeitet in einer Zeche im Pas de Calais; nach etlichen Jahren wird er wieder tätig für die „gnädige Frau" im Schloß, die ihrerseits für Volks Kinder Strümpfe strickt.

Die alte „Papiermühle" im Schloßpark wird restauriert und von Musikfirmen belegt; die Freiburger Musikforum GmbH bietet in ihrer „Musikwerkstatt" Musikproduktionen aller Art, ediert Fachzeitschriften (Orgel international, Zeitschrift für Orgelbau und Orgelmusik).

1995
Anton Zähringer wird ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz: Geboren 1916 in Ebnet, Lehre als Blechner und Installateur, ausgezeichnet für sein Gesellenstück. 1936 Umschulung bei Dornier/Friedrichshafen als Flugzeugflaschner; Kriegsteilnehmer. Anschließend Prüfung als Meister und Werkstattlehrer, „technischer Lehrer" zunächst neben der praktischen Berufstätigkeit her, dann hauptberuflich bis zum Ruhestand 1980. Seit 1959 im Gemeinderat Ebnet, ab 1974 bis 1994 im Ortschaftsrat, auch stellvertretender Ortsvorsteher.

1996
8. Juni: In Ebnet stirbt der älteste Einwohner (geb. am 15. September 1893), Altbürgermeister Anton Schirk. – Es stirbt Robert Moser, u. a. war er 40 Jahre lang VdK-Vorsitzender. – Der Freiburger Bachchor erhält in Ebnet einen eigenen Probesaal, ein reiner Holzbau – benannt nach Theodor Egel, dem Gründer des Freiburger Chores. Architekt: Manfred Schärf. – Helmut Nenner übernimmt von Gerhard Sütterlin den Vorsitz im Musikverein.

1997
5. November: Bürgermeister Hansjörg Seeh übergibt symbolisch die Schlüssel für das neue Feuerwehrgerätehaus an Oberbrandmeister Franz Kotterer, zugleich auch stellvertretender Ortsvorsteher in Ebnet. – Ein großzügig ausgebautes Pfarrheim ermöglicht viele neue Aktivitäten. – Baubeginn an der neuen Trasse der B 31 Ost, von der Ebneter Bevölkerung und in der Schwarzwaldstraße an der alten B 31-Strecke mit Genugtuung aufgenommen, in Littenweiler mit vielfältigem Protest begleitet.

Die Mitglieder des Ebneter Ortschaftsrates spenden 6000 DM für eine Kanone, um das alte Brauchtum des „Salutschießens" an Feiertagen und besonderen Anlässen nicht aussterben zu lassen. – Im Verlag Schnell erscheint „Das Barockschloß Ebnet" von Paul René Zander.

1997
Am 27. Juni feiert die Firma Thomae & Partner in Ebnet das 30jährige Firmenjubiläum. – „Der Traum von der Freiheit – Die Revolution von 1848/49": In diesem von Jürgen Stumpfhaus gedrehten Film wirken auch Darsteller aus Ebnet mit.

1998
11. Januar: Diamantene Hochzeit von Maria und Wilhelm Bauer, bis 1954 Betreiber der „Schloßgärtnerei" und allgemein geachtete Ebneter Mitbürger.

Einstimmig ist der Beschluß im Ortschaftsrat, daran festzuhalten, daß der „Roßplatz" nicht bebaut werden darf.

9. April: Gründonnerstag: Im „Kalenderblatt" des ARD-Fernsehens treten die Ebneter „Rätschebuben" auf.

Im Mai eröffnet Hermann Blattmann in der Ortsmitte die neue „Sickingen-Stube", um mit dem Namen auch wieder die alte Ebneter Tradition bewußt zu machen.

Werner Fahrner, seit 1971 verantwortlicher Wassermeister im Wasserwerk Ebnet, tritt in den Ruhestand. Seine Aufgabe war die Kontrolle von 11 Brunnen und Sammlern, von Pumpen und Meßanlagen und die Überwachung des Wasserschutzgebietes. Das Ebneter Rathaus wird saniert, auch im Innenbereich modernisiert (Leitung: Gerhard Roth, Hochbauamt); ebenfalls Bauunterhaltungsarbeiten am Schulgebäude und an der Dreisamhalle.

11. Mai: Joachim Hagl vom Radsportverein Ebnet wird Mountainbike-Landesmeister – einer der vielen Erfolge der Ebneter Radsportler.

Der VdK Ebnet feiert den 50. Geburtstag; Adolf Biechele ist Vorsitzender dieses Sozialverbandes, der in Ebnet 50 Mitglieder zählt.

Die Möbelfirma „Pochardt und Höhne" feiert 40jähriges Firmenjubiläum.

Im Alter von 77 Jahren stirbt Josef Hecht, großer Meister im Bobsport mit vielen Titeln.

13. Oktober: Am „Tag des offenen Denkmals" strömen wieder Tausende nach Ebnet ins Sickingen-Schloß und in die Gesamtanlage, wo die einstige „Papiermühle" inzwischen zu einem hochmodernen Musikstudio umgebaut, auch die „historische" Reithalle wieder hergerichtet ist, der Bachchor sein Probenhaus hat und die „Vier Jahreszeiten" von Christian Wentzinger in gelungenen Kopien von Peter Guttmann zu bewundern sind. Eine besondere Überraschung bot sich an der „Papiermühle", wo die Außenanlagen und vor allem das Wasserrad wieder in gutem Denkmalstil restauriert wurden, fachmännisch beraten durch Dr. H. M. Schärf/Worms. Und ein besonderer Clou: Der Film „Schwarzwälder Kirsch" wurde vorgeführt – ein „Heimatfilm" aus den 50er Jahren, gedreht in Schloß Ebnet und im Schwarzwald – mit Willy Fritsch als Seigneur im Sickingen-Schloß.

Bebauungsplan Sägemühle. Intensive Bebauung auf dem Gelände der früheren Wachskerzenfabrik Birmelin.

18. Oktober: OB Dr. Rolf Böhme wird wiedergewählt; in Ebnet erhält der SPD-Kandidat 59,2 % der Stimmen; sein Einsatz für die neue B 31 zeigt Wirkung.

 

Viel diskutierte Bebauung am Steinhalden-Hang
Bis Anfang der 60er Jahre standen nur wenige Häuser am Hang der hinteren Steinhalde (Gewann „hinterer Rebberg"): Nach Kottenrodt (1921) hatten die Familien Prof. Baumgarten, Schröder und Schwing ihre Einfamilienhäuser an der sonnenreichen Hanglage gebaut.

1957 begann Dipl.-Ing. Klaus Humpert, der spätere Stadtbaumeister Freiburgs, „sehr weit oben" am Hang zu roden und zu sprengen, um so einen geeigneten Bauplatz zu schaffen; 1960 konnte die Familie einziehen. 1963 baute auch Dipl.-Ing. Heinrich Liedtke, weiter westwärts, nach oberhalb des Hauses Kottenrodt. 1972 plante eine renommierte Architektengruppe das Terrassenhaus (Dorgerloh u. a.) unterhalb Haus Humpert; im selben Jahr wurde das alte Haus Kottenrodt abgerissen und der Bauplatz für einen weiteren Terrassenkomplex freigemacht (1974).

Inzwischen erfolgte auch die weitere Bebauung auf der ebenen Talseite entlang der Steinhalde; die Straße wurde asphaltiert, kanalisiert, der Welchentalbach umgeleitet. Die weitere „Verdichtung" der Hang-Bebauung in der Steinhalde führte dann 1997/98 zu großen Diskussionen, ob hier noch „landschaftsgerecht" gebaut wird. Es ging dabei u. a. um den „Solarbau" gegenüber der Blechnerei Gottfried Drescher (wo zunächst ein altes Haus abgerissen wurde), um die wuchtigen Erweiterungen ostwärts und unterhalb der alten Villa Baumgarten, um die mächtige Bebauung auf dem letzten Hangstück vor dem Welchentalkreuz, wo zuvor das idyllische „Märchenhäuschen" (Witkop) abgeräumt wurde.

 

1999
1. Januar: 11 europäische Staaten vereinheitlichen ihre Währung, künftig Euro statt DM. – 18. Januar: In der Steinhalde 131 wird die Arbeit im neuen Betriebsgebäude der „Thomae & Partner KG" aufgenommen. – Der Ortschaftsrat befaßt sich im Januar mit einem in der ganzen Region heiß diskutierten Thema: Weiterer Ausbau des Stadions des Bundesligavereins SC Freiburg – oder Neubau im Westen Freiburgs, wo die Verkehrsprobleme sicher viel einfacher zu bewältigen wären. Über das Für und Wider des Ausbaus für das SC Stadion soll hier nicht berichtet werden (eine Mehrheit stimmte zu, „wenn die Verkehrssituation entscheidend entschärft wird"); es war aber auch bedeutsam zu erfahren, weshalb hier eigentlich Ebneter Interessen tangiert sind: weil nämlich ein Teil des Dreisamstadions auf alter Ebneter Gemarkung liegt, so wie auch ein Großteil des 1934 am 9. August eröffneten Strandbads an der Schwarzwaldstraße; Ebnet erstreckte sich westwärts bis auf die Höhe der Jugendherberge (sh. Grenzstein am Dreisamweg!)

19. Januar: Die Moslems aus Ebnet und feiern im katholischen Pfarrheim in Ebnet das „Fest des Fastenbrechens" am Ende des heiligen Monats Ramadan; die Mondsichel war am Abendhimmel erstmals nach Neumond wieder mit bloßem Auge sichtbar. Bei dieser Feier werden Glückwünsche und Geschenke ausgetauscht. (Dieses Treffen findet in Ebnet bereits im dritten Jahr statt.)

22. Januar: Die „BZ" meldet die neuesten Meßergebnisse für Ruß, Benzol und Stickoxide in der Freiburger Luft: Die Meßstelle Ebnet liefert die Rekordbilanz von 16,5 Mikrogramm beim „Rußwert" (Ganter-Knoten: 1,8; Siegesdenkmal: 8,8 Mikrogramm). Für Stickstoffoxide wird in Ebnet der Spitzenwert von 173 Mikrogramm ermittelt. Das Regierungspräsidium stellt fest, die Meßstelle in Freiburg-Ebnet „gehört zu den am stärksten belasteten Punkten im Lande".

1. Februar: Ortschaftsratssitzung unter Vorsitz von Ortsvorsteher Hermann-Josef Wolf. Es entwickelt sich eine angeregte Diskussion, wie Ebnet das „Gedenken" an den 1. Juli 1974 mit der Eingemeindung nach Freiburg gestalten solle. Zwei Ortschaftsräte sind dabei, die vor 25 Jahren noch die damaligen Vorgänge erlebt und mitverantwortet haben: Gottfried Drescher und Fritz Kaiser. Von allen, die das Wort ergriffen, wird betont, daß „damals" gegen den eindeutigen Willen der Ebneter entschieden wurde. Der Gemeinderat habe letztlich zugestimmt, weil so doch noch einige Vergünstigungen zu erwarten waren: Dreisamsteg,. Feuerwehrgarage, Busanschluß – vor allem eine weitgehende Ortschaftsverwaltung. Keine Übereinstimmung gab es im Gremium in der Frage, ob in einer Kooperation mit den Dreisamtalgemeinden Ebnets Chancen in den vergangenen Jahren besser gewahrt worden wären; die klare Mehrheit bestätigte, daß Ebnet in der Regie des Freiburger Rathauses eine gute Entwicklung genommen habe – vor allem in der Lösung des Problems Nr. 1 durch den Neubau der B 31-Trasse. Vom Oberbürgermeister werden zum 1. Februar 1999 Gedanken zur Entwicklung Ebnet nach dem historischen Straßenbau erwartet.

2. Februar: Bertl E. Humpert wurde für ihr Engagement für die Pädagogische Hochschule in FR-Littenweiler zur Ehrensenatorin ernannt.

11. Februar: Am „Schmutzige Dunschdig" feiert die Narrenzunft der Feurigen Salamander ein kleines Jubiläum: 4 x 11 Jahre! Der Beitrag der Zunft (seit 18 Jahren unter Walter Hätti) bestimmt die „Fasent" in Ebnet in der Tradition guten Brauchtums. – Mitte Februar erlebt ganz Europa große Kälte und Schnee, die Langläufer haben auch in Ebnet wieder ihre Loipe. Dann folgt wieder nach raschem Wetterumschwung Hochwassergefahr; der Ebneter Dreisampegel erreicht aber „nur" 1,87 Meter.

1. März: Aussprache im Ortschaftsrat zum Thema „Rückbau der B 31 zwischen Zarten und Ebnet" und die damit verbundenen Probleme der Flurbereinigung und der Grundstückszuteilung und Nutzung durch die landwirtschaftlichen Betriebe. 5 der 12 Ortschaftsräte waren wegen Befangenheit ausgeschlossen; mit 6 zu 1 wurde einer Vorlage von Flurbereinigung und dem städtischen Planungsamt zugestimmt. Die Priorität der Landwirtschaft im Osten Ebnets mit den Aufgaben der Landschaftspflege und der Rücksicht auf das kostbare Gut des Wasserreservoirs wird deutlich gemacht.

18. März: Offizielle Würdigung der Verdienste von Franz Kotterer als Kommandant der Ebneter Feuerwehr (aktiv seit 1943). Als neuen Abteilungskommandanten wählte die Generalversammlung den 48jährigen Konrad Haury, Hättichhof.

    

 

Die Ebneter Glocken – 300 Jahre alt!
Zu den kostbaren Besonderheiten Ebnets zählen sich die drei Glocken der Hilarius-Kirche:
– sie sind gleichaltrig, stammen nämlich alle drei aus dem Jahre 1699,
– sie sind einheitlich, weil der Glockengießer sie in einem Akord sehr gut harmonisiert hat, 
   ihr Zusammenspiel ganz stimmig ist und in einem charaktervollen Wohlklang eine feine Ausgewogenheit vermittelt,
– sie sind noch immer am angestammten Standort, im Ebneter Glockenstuhl, für den sie gegossen wurden.

Diese drei Glocken sind Stiftungen der Familie Sickingen, von Ferdinand Hartmann Sickingen, den wir auch kennen als den Förderer des Ebneter Kirchenbaus von 1720 – 25, und seiner Frau Maria Gräfin von Pappenheim; zwei Jahre nach ihrer Hochzeit (1697) haben sie den Ebnetern dieses einmalige Präsent gemacht.

Das Material für den Glockenguß besorgte der Glockengießer Ignaz Joseph Thouvenet, ein Lothringer, aus Breisach. Gegossen wurden die drei Glocken in Ebnet, gleich neben dem Pfarrhof, auf dem Gut des Mathias Hettich (Brommer, 14). Der Meister hat es verdient, daß er seinen Namen mit einer Umschrift für alle Zeiten festhalten durfte: „Diese drei Glocken sind gegossen worden durch mich Ignatium Josephum Thouvenel aus Lothringen in dem Jahre 1699 – Ebnet".

Die Dekoration der größten der drei Glocken (in As’, 91 cm Durchmesser) ist sehr reichhaltig. Sie trägt die Namen der Stifter in einem schönen Blattornamentrahmen und mit dem Hymnentext „Sit nomen Domini benedictum" (Der Name des Herrn sei gepriesen) und dem Sickingischen Allianzwappen. Die weiteren plastischen Figurenbilder lassen sich deuten als Gottesmutter im Strahlenkranz, die Bischöfe Hilarius und Remigius als Ebneter Kirchenpatrone, die Märtyrerin Aurelia, eine Anna Selbdritt und der hl. Sebastian. Das Salbeiornament, wie es als Barockmotiv üblich ist, zeigt die Bedeutung und Qualität der dekorativen Kunst auch als Glockenzier. – Die mittlere Glocke (b’, 82 cm Durchmesser) und die kleinste (c’, 74 cm) sind nicht so reich geschmückt.

Als Ende des 19. Jahrhunderts die Ebneter noch eine vierte und natürlich größere Glocke haben wollten, winkte die erzbischöfliche Baubehörde energisch ab; die Tragfähigkeit von Turm und Glockenstuhl sollte man eben doch nicht überschätzen.

Den Ersten Weltkrieg, als viele Kirchen „kriegsbedingt" ihres Geläuts beraubt wurden, überstanden die Ebneter Glocken schadlos. Der Kunst- und Altertumswert galt bereits als so unbestritten, daß Ebnet seine drei Glocken behalten durfte. Im Zweiten Weltkrieg war der Respekt gegenüber dem Alter und dem Kunstwert der Glocken nicht mehr vorhanden. Im März 1942 mußten die beiden kleinen Glocken abgeliefert werden; ihr Gewicht von 566 kg hätte ja „kriegsentscheidend" zum Einsatz kommen können. Die Hoffnung, die das Erzbischöfliche Bauamt in einem Rundschreiben verbreitete, daß die Glocken doch vielleicht noch vor dem Einschmelzen gerettet werden könnten, schien den Ebnetern wenig berechtigt. Aber die größte Glocke durfte ja daheim bleiben, sie hatte freilich nur selten Erfreuliches zu künden. Und ab 4. Dezember 1944 mußte auch sie schweigen, wie Pfarrer Weber berichtet.

Für Ebnet war es wie ein Wunder, daß nach 1945 die Spurensuche von August Feyel (Ebneter Schulleiter, Organist, Chorleiter – und 1949 Ehrenbürger!) zum Erfolg führte. Er entdeckte auf einem riesigen Sammelplatz in Frankfurt/Main die zwei aus Ebnet entführten Glocken. Sie zu identifizieren mittels Inschrift und dekorativem Beiwerk fiel ihm leicht; Feyel brachte die Glocken zurück nach Ebnet. Und derselbe Zimmermeister Steinhart aus Kirchzarten, der 1942 die Glocken aus dem Ebneter Kirchturm abnehmen mußte, konnte sie nun wieder am alten Stammplatz einbauen. Und in Ebnet war die Freude groß, St. Hilarius hatte wieder eine volle Stimme. Am 8. Mai 1986 z. B. – es war Donnerstag und Christi Himmelfahrt – kam das „Morgenläuten im SWF" aus Ebnet, und die gute Umrahmung zu den Beiträgen von Musikverein, Männergesangverein und „Dreisamspatzen" besorgten die alten Ebneter Glocken. Sie sind wieder zum Herzschlag der Gemeinde geworden. Wollen wir uns allen wünschen, daß diese Glocken mit ihrer warmen Klangfülle noch viele Generationen in Frieden und Wohlstand erfreuen.

    

 

Ebnet – ein Bauerndorf?
Nur noch fünf Bauernhöfe werden heute in Ebnet bewirtschaftet:

  1. der Dilgerhof („Kotterlehof") in der Bruggastraße, Landwirt Artur Tröndle
  2. der Linderhof in der Schwarzwaldstraße / Ecke Bruggastraße; über der Haustüre liest man: „Dieses Haus hat erbaut Michael Linder Theresia Martin 1800". Michael Linder wurde als Nachfolger seines Vaters Martin, der als letzter Vogt noch der Sickingen-Herrschaft diente, 1809 erster Vogt der jungen badischen Gemeinde Ebnet. Heute wird der Hof bewirtschaftet von Landwirt Erwin Drazek.
  3. der Küferhof in der Schwarzwaldstraße, Landwirt Bernhard Schweizer, vielfach auch Schweizerhof genannt – nach dem Namen der 1668 aus der Schweiz zugewanderten Hofbesitzer mit dem Herkunftsnamen Schweizer. Das Hofwappen zeigt in zwei Feldern das Schweizer Kreuz, den Hammer als Symbol für das Küferhandwerk, Baum und Pflug für Wald- und Forstwirtschaft; 1876 wurde das heutige Wohnhaus erstellt von Johann Schweizer, Küfermeister (1814 – 1891).
  4. der Hättichhof in der Schwarzwaldstraße, Landwirt Konrad Haury, auch Lehrer und Ortschaftsrat, Kommandant der Ebneter Feuerwehr
  5. der Schwärzlehof in der Steinhalde, am Eschbach, Landwirt Martin Haury

In jüngster Zeit wurden die folgenden Höfe aufgegeben: der Butzhansenhof am Eschbachweg, der Schäferburehof in der Schäfergasse, der Hummelhof in der Zartenerstraße, der Ziegelhüttenhof im Welchental, der Fazihof am Fuß des Galgenbergs, der Hof der Familie Steinhart am Ortsausgang nach Osten, der Wälderhof gleich hinter der Tankstelle Blattmann in der Ortsmitte.

    

 

1999: Perspektiven für Ebnet – Zukunftsgestaltung in Einklang mit Natur und Landwirtschaft
Durch einen politischen Kraftakt wurde in Ebnet der Verkehrsinfarkt gerade noch vermieden, der Horror der Straß wird „demnächst" vorbei sein. Es wird nun, es muß nun ein edler Wettstreit einsetzen um die „urbane Gestaltung" und Weiterentwicklung Ebnet, vor allem seines Ortskerns. Daß bereits Identitätsverluste zu beklagen sind, wird noch vielfach bedauert; umso wichtiger wird der politische Willen, einen guten Kompromiß zwischen „dörflichem Charakter" und modernen städtebaulichen Strukturen zu erarbeiten.

Dabei kann Ebnet in großem Selbstbewußtsein davon ausgehen, daß es auch als Freiburger Stadtteil alle Voraussetzungen und alle Chancen hat, die Zukunft mit eigenem Sinn und eigenem Willen zu gestalten; die Geschichte bezeugt dies zur Genüge. Das Verhältnis der Stadt Freiburg kann nicht bestimmt sein durch Abgrenzung, aber Ebnet wird immer mehr sein können als städtische Randzone. Ebnet braucht sich nicht zu verstecken, eine skeptische Grundhaltung gegenüber der tradierten kommunalen Kultur ist nicht angebracht. Es soll so viel wie möglich an Ursprünglichkeit erhalten werden, die Kontinuität der dörflichen Lebensumwelt bestehen bleiben.

Aber das kann nicht Stillstand bedeuten, die Entwicklungsmöglichkeiten Ebnet dürfen nicht vernachlässigt werden, der Ort muß seine Lebenschancen nutzen. Nicht zuletzt im Interesse seiner Jugend muß sich das soziale Miteinander erweitern, vor allem im möglichst viel selbstgenutzten Wohneigentum. Dies hat eine maßvolle Expansion zur Voraussetzung, in Verbindung mit geringem Verlust an alter Bausubstanz und bewußt „erhaltender Dorferneuerung". Alte Hofgebäude sind in jüngster Zeit wieder verschwunden, unersetzlich; die Bebauung wird von der Bevölkerung teilweise als maßlos, ohne das nötige Gespür für landschaftsgerechte Architektur empfunden. Konstruktive Vielfalt, ja; Architektur muß nicht monton und langweilig sein. Aber warum sprechen uns so viele Neubauten so gar nicht an? Können sich da Menschen zuhause fühlen? Wir wünschen uns „urbane Atmosphäre", nicht nur wirtschaftliche Nutzungsbilanzen.

Ebnet hat markante Bauwerke, ortsbildprägende Denkmäler, noch immer eine natürliche Eigenart, ist sicher nicht industriell geprägt. Aber der „Wertwandel" im ländlichen Raum, zumal in der Nachbarschaft der Großstadt, ist gewaltig, Bauernland und Erholungsraum werden rasch zu Bauland und zu Produktionsflächen, und dies führt zu schleichender Ablösung aller Lebensqualität. Ebnet muß unverwechselbar bleiben bzw. wieder werden, in guter Balance von Wohnungsbau, Gewerbe und Landwirtschaft; die Politik muß für die kreative Konkurrenz der Ideen Raum schaffen, Phantasie hat immer Konjunktur. In der Gesamtheit des kommunalen Lebens und Handelns entwickelt sich in großer Vielfalt „Ebneter Kultur", ein Nebeneinander vieler Elemente, traditionsverpflichtet und zukunftsorientiert in guter Mischung. Die größte Gefahr wäre es zu sehen in der Gleichgültigkeit oder in einem ausschließlich rückwärtsgewandten Pessimismus. Aber diese Gefahr scheint gering zu sein, das Brauchtum und das Vereinsleben garantieren auf überzeugende Weise einen sicheren Erlebnisraum und dokumentieren die überkommene Tätigkeit von Generationen.

Die Landschaft ist unser kostbares Gut, die Aufgabe jeder Zeit ist der kultivierte, verantwortungsbewußte Umgang mit der Natur. Die Sorge treibt uns um, daß es vor allem die Mittel der Ökonomie und der Technik sind, die die Zukunft dominieren. Und hier nun die Straße nach Osten, vom Verkehr befreit: eine dankbare Aufgabe, Landschaft zu gestalten und alle Verbindungen ins Dreisamtal zu pflegen! Der Rückbau der alten B 31 ist ein unerhofftes Geschenk – auch im Hinblick auf den dramatischen Strukturwandel in der Erhaltung der historischen Kulturlandschaft im Schatten der Großstadt: 1930 waren es noch 117 bäuerliche Betriebe in Ebnet, es sind heue noch fünf! Die Landwirte sind in ihrer harten Arbeit nicht zu beneiden, noch sind sie nicht den Verlockungen der Golfwiesen und Pferdepensionen usw. verfallen. Noch sind sie vor allem auch der Rücksicht auf das Wasser verpflichtet, also auf den Verzicht auf Gewinnmaximierung und bedingungslose ökonomische Effizienz. Hier sind Ungleichgewichts, wie sie seit 60 Jahren durch den Moloch Verkehr entstanden sind, wieder zurückzurücken, es ist eine natürliche Wiedergutmachung. Das Zusammenspiel von Landwirtschaft und Siedlung muß die Planung und die Entwicklung Ebnets bestimmen und einen von der Natur vorgegebenen Mittelweg im Bauordnungsrecht aufzeigen. In Geld und Bilanzen läßt sich dies nicht immer messen. Aber Heimat ist ein Wert, der auch in künftigen Generationen nicht unterschätzt werden dürfte. Mit der Intention, das „Zuhause-Gefühl" in Ebnet zu erhalten, wieder zu stärken, dürfte die große Mehrheit wohl einverstanden sein. Vielleicht erleben die Ebneter wieder ein Stück weit das Geschenk natürlicher Ruhe des ländlichen Raums.

    

©  by www.freiburg-ost.de,  eMail info@freiburg-ost.de, Last Update 06.03.07