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Geschichte des
Dreisamtals - von Adolf Schmid
Ebnet ab 1974
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Freiburg-Ebnet ab
1974
Die wiedergegebene Chronologie
ist entnommen aus:
Adolf Schmid, Ebnet im Dreisamtal, Schillinger Verlag 1999, ISBN
3-89155-247-7, DM 30.--.
Kapitel VIII. Freiburg-Ebnet, S. 237-274.
Wir danken Herrn Adolf Schmid für sein Entgegenkommen. (c) by Adolf Schmid
Tip des Webmasters: Erwerben Sie sich dieses vortreffliche Buch - und Sie haben
280 Seiten
Ebneter Geschichte mit zahlreichen Bildern und Dokumenten bei sich zuhause.
1974
1. Juli: Dr. Eugen Keidel ist Freiburgs Oberbürgermeister, nun auch der OB für
Ebnet; der bisherige Ebneter Bürgermeister Willi Ruh amtiert als Ortsvorsteher
an der Spitze eines Ortschaftsrates. Die Post stempelt nun „7800 Freiburg im
Breisgau 41". Eröffnung der Bus-Linie 18 der Freiburger Verkehrs-AG. Hans
Meßner aus Ebnet erringt den Titel des Mittelgewicht-Europa-Juniorenmeisters in
Karate.
1975
Erste Kommunalwahlen nach der Eingemeindung, Ebneter Ergebnisse: CDU mit
53,5 % für den Freiburger Gemeinderat und mit 58,2 % für den Ebneter
Ortschaftsrat.
1976
Ebnet hat 2104 Einwohner, 1452 katholisch, 483 evangelisch; 295 Häuser, 20
landwirtschaftliche Betriebe. – Es stirbt Altbürgermeister Josef Hummel. –
Am Jahresende wird Berta Weber, geb. Haury, auf dem Ebneter Rathaus
Verwaltungsbeamtin in der Amtszeit von 3 Bürgermeistern (seit 1. Dezember
1946), pensioniert.
1977
26. März: Brand in der Lagerhalle der Wachswarenfabrik von Hermann Birmelin.
– Die Feuerwehr (Brandmeister Franz Kotterer) feiert 50jähriges Jubiläum.
– Im Sommer wird der „Ebneter Schloßsteg" über die Dreisam nach
Littenweiler fertiggestellt. Die Welchentalstraße wird ausgebaut und geteert.
Im Unteren Grün wird ein neues Feuerwehrhaus gebaut. Die Fassade des
Schulhauses wird neu gestrichen, mit einer Sonnenuhr (Vater und Sohn Zanger)
geschmückt: TEMPUS FUGIT – HORA RUIT („Die Zeit läuft davon, die Stunde
eilt dahin"). – Zweige Auflage der Ebneter Chronik von K.. J. Rößler,
mit Erzählungen von Rolf Süß und einer Photodokumentation. – Ebnet hat 1750
Einwohner. – Der Musikverein erreicht bei Wertungsspielen in der Höchststufe
den 1. Rang mit Auszeichnung; Dirigent ist Eduard Rossa.
1978
11. 11.: Auf einer Generalversammlung, bei der die Hälfte der 62 Mitglieder
anwesend waren, löst sich der Kranken- und Sterbeverein Ebnet auf; bei nur
einer Gegenstimme waren alle Anwesenden für die Auflösung des am 17. September
1865 gegründeten Vereins. Begründung: das Durchschnittsalter war über 65
Jahre; vor allem aber fand sich für den Vorsitzenden Morstadt, der aus
Altersgründen sein Amt nicht mehr weiterführen wollte, kein Nachfolger. Das
Vermögen des Vereins in Höhe von 4912 DM wurde dem Ebneter Vinzentiusverein
übereignet, „der eine ähnliche soziale Aufgabe innerhalb unseres Stadtteils
erfüllt". Als „letzte Amtshandlung" sandte Robert Morstadt das
Protokoll der Sitzung an das Landesgewerbeamt; nach 113 Jahren löste sich
dieser Verein, bei dem „jeder in Ebnet wohnende männliche Einwohner, sofern
er im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte, mindestens 17 Jahre alt war und das
45. Lebensjahr nicht überschritten hat" Mitglied werden konnte, auf. Das
soziale Netz der gesetzlichen und privaten Versicherungen hatte ihn
überflüssig gemacht.
Lebendiger
Brauch in Ebnet - Rätschebrauch
Ebnet hat es verdient, in diesem Bericht besonders
herausgestellt zu werden. Gut organisiert, im Einvernehmen mit dem jeweiligen
Pfarrherrn, steht jährlich eine Gruppe von Rätschebuben zur Verfügung. Wie
Frau Dr. Künzig-Werner in einer Schriftenreihe für wissenschaftliche Filme
feststellte, geht der Ebneter Brauch bis ins Jahr 1725 zurück, als die Gemeinde
selbständige Pfarrei wurde. Dazu kommt, daß die Ebneter Familie Schirk, mit
dem heute 86 Jahre alten Wagnermeister Josef Schirk, in der dritten Generation,
seit 1850 die großen Rätschen baut. In vielen Häusern zu Ebnet ist so eine
„Holzrätsche vus Schirke" gehütetes Familienstück, das man natürlich
auch für den Dienst in der Karwoche einem Jugendlichen mal ausleiht.
Am Gründonnerstag beginnt der Ruf der Rätschebuben. Zu jedem
Gottesdienst, auch abends zu den sog. Trauer-Metten, teilen sie sich für die
verschiedenen Straßen zu Gruppen von je zwei Mann auf. Mit ihren Rätschen
fangen sie an dem von der Kirche am weitest entfernten Haus an. Sie knien neben
ihr Lärmgerät, an dem sie den Griff anpacken und kräftig herumdrehen. Nach
ein paar Umdrehungen rufen sie den Spruch: „S erstmol in d Kirch!" oder
„S zweitmol in d Mette!" Und am späten Abend des Donnerstag und am
Karfreitag früh wird schon um 6 Uhr morgens „Betzit" (Angelus)
gerätscht. Vor der Kirche, auf dem Platz des hochliegenden Gottesackers,
treffen sich die Einzelgruppen, um dann auf den Stufen beim großen Kreuz
nochmal gemeinsam zu rätschen. Den Höhepunkt des Rätschens in Ebnet bildet
also das „Zsämme-rätsche" auf der Kirchhofmauer. Jeweils etwa zehn
Buben knien hintereinander, die großen Holzrätschen an den Knien, die auf den
Wink des Anführers hierbei besonders kräftig herumgedreht werden, so daß der
gellende Rätschton, über die Dächer hinweg, laut zur Dreisam hinüber
schallt. Meist haben einige Sträucher schon den nahenden Frühling angezeigt,
so daß sich, mit der schmucken Kirche im Hintergrund, ein unvergeßliches Bild
zeigt. Und dies nunmehr seit mehr als 250 Jahren.
Nach mehrmaliger Funktion am Donnerstag und Freitag wird es am
Karsamstag etwas weniger, mit dem zur Messe und zum Beten Rätschen. Beim Gloria
dürfen an diesem Tage ja die Glocken wieder läuten.
Und nach dem Gottesdienst gehen die Rätschebuben auf den Heische-Brauch.
Besonders vor den Türen der Bauernhöfe drehen sie ihre Rätschen noch einmal
unüberhörbar, um mit alten Heische-Sprüchen einen Ehrenlohn für ihren
Einsatz zu erbitten. Im Wandel der Zeit mögen sich die Worte zum Teil geändert
haben. Aber heute, wie früher, bewirken sie, daß die Ebneter Bürger „ihren
Buben" gerne etwas geben, sei es Brot, Speck, Eier oder Geld.
Mit ein paar Beispielen von Heische-Sprüchen wollen wir die
Erinnerung an den Brauch von Rätschen – Därren – Klappern beschließen, in
der Zuversicht, daß eine Neubelebung da und dort wieder Einzug halten möge.
Ich hab e Körbli, des schreit gottserbärmli.
Gen mer e Dutzed Eier, dno halt i mi Leier.
Gen mer e Sester Nuss, dno blib i s ganz Johr duss.
Gen mer e Stuck Speck, dno blib i s ganz Johr weg.
Im benachbarten Kappel ist der Rätschebrauch eingegangen.
Dort sind alt und jung aber dabei, die alten Kappler-Palmen am Palmsonntag
wieder zur Kirche zu tragen.
Karl Kurrus, in: Badische Heimat 1/1980
Acht Rätscherbuben in Ebnet am Karfreitag um 12 Uhr >Ebnet3 (14.4.2006)
1978
Kammermusiker Frieder Stoll wird -Dirigent des Musikvereins Ebnet, stellt
hohe Ansprüche an seine Musiker. – Die Sparkasse Freiburg eröffnet die neue
Zweigstelle in Ebnet
1979
Es stirbt Wilhelm Klodt, geb. 1896, in Ebnet ansässig seit 1929; er
erstellte hier am Ortsausgang nach Osten eine Tankstelle und Reparaturwerkstatt
(heute ELF). – Zum 1. Januar werden 2103 Ebneter statistisch erfaßt; in den
folgenden Jahren nimmt die Einwohnerzahl trotz beachtlicher Bautätigkeit wieder
leicht ab.
1980
Die Kirchenrenovation von St. Hilarius ist abgeschlossen, die „erste
barocke Dorfkirche des Breisgaus", das Wahrzeichen Ebnets, erstrahlt wieder
in altem Glanz. – Johannes Dasch, Direktor des Freiburger Arbeitsamtes, wird
1. Vorsitzender des Musikvereins.
1981
Die „Notgemeinschaft Schwarzwaldstraße" lehnt einen „Roßkopf-Tunnel-Bau",
der die B 31-Misere beenden soll, ab. – Im Verlag Schnell erscheint ein kurzer
Kirchenführer zu St. Hilarius von Hermann Brommer.
1982
Am 20. Januar informieren Fachleute des Regierungspräsidiums über den Stand
der Planung zu „B 31 Ost neu". In Ebnet kommt Hoffnung auf. – Bei der
Freiburger Oberbürgermeisterwahl siegt Dr. Rolf Böhme/SPD mit 577 Stimmen
Mehrheit vor Dr. Sven von Ungern-Sternberg/CDU. – Thomae & Partner
(Vermögensberatung) verlegen ihren Firmensitz in den Wildbachweg 11 (früher
„Villa MEZ", von 1949 bis 1979 Filiale der Musikhochschule Freiburg);
durch die Umsetzung des Portikus und einen Anbau, durch die Anlage eines „Biogärtchens"
und die Gestaltung des Parks wird ein sehr harmonisches Ensemble geschaffen, das
auch die Anerkennung der Denkmalschützer enthält. – Am 2. Weihnachtsfeiertag
stirbt in Kirchzarten Franz Simon, von 1956 bis 1970 Pfarrer in Ebnet St.
Hilarius.
1983
Nachfolger von Franz Reichenbach in der Berufsvertretung der Landwirte wird
Bernhard Reichenbach, sein Stellvertreter ist Konrad Haury; der Verein versteht
sich u. a. als Interessenvertretung, bei der im Rahmen des erhofften Neubaus der
B 31 anstehenden Flurbereinigung. Allgemein wird bei dieser Übergabe der
Einsatz von Franz Reichenbach in der Zeit des für die Landwirtschaft im Umland
der Großstadt gravierenden Strukturwandels gelobt, seine vielfältige Arbeit,
u. a. auch im Ortschaftsrat gewürdigt. Er wird Ehrenvorsitzender des BLHV
Ortsvereins, den er 25 Jahre lang geführt hat. (Franz Reichenbach ist 1927 in
St. Peter geboren, heiratet 1954 Maria Schweizer und wird Bauer auf dem
traditionsreichen Küferhof, kommunalpolitisch tätig und in den
Auseinandersetzungen um die B 31 ein stimmgewaltiger Wortführer.)
Der Bildhauer und Steinmetz Peter Gutmann schafft Kopien
der „Vier Jahreszeiten" von Christian Wentzinger, die nun im Ebneter
Schloßpark stehen. Umfassende Restaurierung des Schloßensembles unter Leitung
von Dr. Schärf/Worms (1989 abgeschlossen). Erster „Ebneter
Weihnachtsmarkt" im Schloßhof, er findet in den folgenden Jahren immer
größeres Interesse.
Der Bildhauer Ulrich Kottenrodt (1906 – 1984)
12 Jahre war der Junge alt, als die Familie von
Brandenburg nach Neuhäuser umzog, 1921 war ihr Haus an der Steinhalde
bezugsfertig; dort wuchs der kleine Ulrich auf. Nach der Schule machte er eine
Steinmetzlehre in der Münsterbauhütte, 1925 schuf er die sechs Märchengruppen
in Guss-Muschelkalkstein für den Park der Villa MEZ im Wildbachweg in Ebnet:
Gans, Wolf, Schwan, Lamm, Rehkitz und Bär. Das Honorar ermunterte ihn zu
studieren. 1935 kam er zurück, hatte zunächst sein Atelier in Freiburg, dann
schuf ein Anbau am Steinhaldenhaus gute Möglichkeiten für eine reiche
künstlerische Produktion. 1971 wurde das Haus am Hang verkauft, machte Platz
für eine ganz andere Bebauung – und Ulrich Kottenrodt zog mit seiner Familie
nach St. Märgen; dort starb der angesehene Künstler 1984.
1984
Gedächtnisausstellung für den Ebneter Maler August Feyel (1881 – 1963)
im Ebneter Schloß.
1985
Die Wendelin-Kapelle muß schon wieder instandgesetzt werden.
1988
Der Bildhauer C. W. Loth zieht nach Ebnet. – Hier stirbt am 22. 9. Hans Geiges,
Oberbaudirektor der Stadt Freiburg als Nachfolger von J. Schlippe von 1951 bis
1967 und verantwortlich für den Wiederaufbau; in Ebnet seit 1934 wohnhaft. –
Das Freiburger Verwaltungsgericht erklärt den Planfeststellungsbeschluß des
Regierungspräsidiums für die neue „B 31 Ost" für rechtswidrig; es war
am 4. November.
1989
Ebnet hat 2048 Einwohner, sie leben in 345 Wohngebäuden (d. g. 35 m pro Kopf).
Es gibt 500 Auspendler vor allem im Dienstleistungsbereich. – Gerhard
Sütterlin wird Vorsitzender des Musikvereins.
1990
Der letzte Bürgermeister der noch selbständigen Gemeinde Ebnet und (seit
1974) erste Ortsvorsteher, Willi Ruh, wird in den Ruhestand verabschiedet. Ruhs
Nachfolger als Ortsvorsteher wird Diplomvolkswirt Hermann-Josef Wolf.
Am 5. November stirbt Robert Morstadt: Er ist geboren 1903
in Karlsruhe, wird Lehrer, kam 1950 nach Ebnet, ist hier auch politisch sehr
aktiv für die CDU als Gemeinderat und Kreisvorsitzender, Schulamtsdirektor in
Emmendingen, ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz, 1973 Ehrenbürger von
Ebnet.
5. Juli: Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim hebt die
Entscheidung des Freiburger Verwaltungsgerichts vom 4. November 1988 bzgl. „B
31 Ost neu" auf.
1991
Die „historische" Reithalle, von 1925 bis 1929 in Littenweiler
erbaut, wird dort abgebrochen (Neunbebauung!) und im Ebneter Schloßpark wieder
erstellt.
B 31 – oder der Ärger und die Angst in Ebnet
Im Sommer 1987 ab es in Deutschland einige Tanklastwagenkatastrophen in
dichtbesiedelten Wohngebieten. Die Diskussion um die B 31-Durchfahrt durch Ebnet
wird dadurch zusätzlich angeheizt.
Willi Ruh - letzter Bürgermeister von Ebnet
Er ist 920 in Ebnet geboren, kam nach Krieg und Gefangenschaft verwundet
nach Hause, wurde 1948 Ebneter Ratschreiber. 1966 löste er Bürgermeister Anton
Haury im Amt ab, blieb im Amt bis zur Eingemeindung Ebnet nach Freiburg 1974;
war also der letzte Bürgermeister der selbständigen Gemeinde. Es wurde
vielfach bestätigt, daß Ebnet als finanziell sehr gesunde Gemeinde nach
Freiburg eingegliedert worden sei. Willi Ruh blieb in der Verwaltung, nun als
Ebneter Ortsvorsteher. Er hat sich vor allem auch um die Ebneter Vereine,
besonders den Musikverein, verdient gemacht. 1990 wurde er als Ortsvorsteher in
den Ruhestand verabschiedet.
Ebneter
Schloß - Revitalisierung eines Baudenkmals
Blick nach Nordwesten zum Ebneter Schloss an Pfingsten 2005
„Der Eigentümer des Schlosses, Nikolaus von Gayling, stellt den
Künstlern den Gartensaal (oder die anderen Gebäude des Schloßareals) für
kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung. Wegen der großen Nachfrage nach
einer Auftrittsmöglichkeit können freilich nicht alle Wünsche erfüllt
werden. Die auftretenden Künstler sind zugleich die Veranstalter, das heißt:
sie werden nicht engagiert, sondern treten in eigener Verantwortung und auf
eigenes finanzielles Risiko auf. Ein Honorar („Gage") wird für die
Veranstaltung nicht gezahlt, es entstehen den auftretenden Künstlern aber auch
keine Kosten, für die sie andernorts in der Regel aufzukommen hätten,
beispielsweise für Saalmiete, Heizung, Plakatierung, Drucken von
Eintrittskarten und Programmzettel, Personal für Kartenverkauf, Reinigung des
Saales, Stimmen des Flügels usw. Diese Kosten werden vollständig vom
Schloßherrn getragen, und der aus dem Verkauf der Eintrittskarten erzielte
Erlös wird ohne Abzüge den Künstlern überlassen. Die Höhe des
Eintrittspreises bestimmen die Künstler selbst, und sie entscheiden auch
darüber, ob bestimmten Besuchergruppen (Rentnern, Schülern, Studenten u.a.)
Preisermäßigungen zu gewähren sind. Bei der Preiskalkulation ist zu bedenken,
daß der Gartensaal maximal 50 Sitzplätze aufweist.
Zusammenfassend ist zu sagen: So, wie jeder Raum mit der
geistigen Substanz der Zwecke beseelt ist, denen er dient, so ist es umgekehrt
erst die entsprechende Aura eines Raumes, die den Künsten das zu ihrer
Entfaltung notwendige ästhetische Fluidum verleiht. Dank der durch Nikolaus und
Karen von Gayling bewirkten Revitalisierung des Ebneter Schlosses haben die
Musik, die Literatur und die weiteren Künste hier in Ebnet seit Jahren einen
solchen Raum gefunden. Dafür danken wir ihnen. Möge dem Ebneter Schloßgeist
auch weiterhin ein gutes Geschick beschieden sein." (Wohlfarth, 80/81)
1991
22. Dezember: Das „Jahrhunderthochwasser" bringt die Überflutung
für weite Gebiete der Gemarkung. Das „Amt für Wasserwirtschaft und
Bodenschutz Freiburg" versucht neue Methoden, die „schnell
fließende" Dreisam zu bändigen. Am rechten Dreisamdamm gleich hinter
Ebnet findet der Wanderer diese Informationstafel:
Ebneter Sohlrampe
"Länge: 50 m, Breite: 22 m, Höhenunterschied: 2,25 m.
Bemessungshochwasser: HO 100 = 190 m 3/8.
Erbaut: September/Oktober 1993.
Beim Jahrhunderthochwasser am 22. Dezember 1991 wurde das Wehr der ehemaligen
Runzgenossenschaft Ebnet weitgehend zerstört. Da die Wehrfunktion seit langem
aufgegeben war, konnte ein neues Bauwerk in Form einer „Rauhen Rampe" in
das Flußbett der Dreisam eingebaut werden. – Nach dem Vorbild einer
natürlichen Wildbach-Gefäll-Strecke wird der Höhenunterschied im Flußbett
durch einen Rampenaufbau aus Schwarzwaldgranitblöcken ausgeglichen.
Es wurden insgesamt 6000 to Steine eingebaut. Durch diese Bauweise werden die
ökologischen Nachteile eines Wehrbauwerkes beseitigt. Fische und Kleinlebewesen
können die Dreisam an dieser Stelle wieder frei durchwandern."
1991
Prof. Dr. Franz Enz feiert seinen 60. Geburtstag mit seiner Ebneter
Pfarrgemeinde St. Hilarius: Er ist in Radolfzell geboren, 1955 zum Priester
geweiht worden, wurde Rektor des Knabenheims „Mariahof" in Hüfingen,
Professor an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg – zog ein ins Pfarrhaus
Ebnet, übernahm dort auch die Seelsorge, nachdem der Gemeinde kein Pfarrer mehr
zugewiesen werden konnte. Nach seiner Emeritierung an der PH ist Dr. Enz „hauptamtlich"
Pfarrer in Ebnet.
1992
Lyonel Feininger und der Ebneter Kirchturm
1991 veranstaltete das Museum für Neue Kunst in Freiburg eine viele
beachtete Ausstellung mit Werken von Lyonel Feininger (1871 – 1956). Ein Jahr
später bekam das Museum von verschiedenen Firmen gesponsert ein Werk Feiningers
geschenkt: „Kirchturm hinter Bäumen" aus dem Jahr 1907 (Inv. Nr. MNK
92/29), ein Ölbild auf Leinwand. Das Museum informiert hierzu: „Das Bild
Kirchturm hinter Bäumen zählt zu dem Frühwerk des später in beruhigten
tektonischen Flächen gestaltenden Künstlers. Mit kräftigen breiten
Pinselstrichen gibt Feininger eine auf wenige Motive reduzierte Landschaft
wieder. Pastoser Farbauftrag wechselt mit freiem Blick auf den Grund. Der
schnelle, heftige Malvorgang und die Auflösung der Form in durch die Breite des
Pinsels bestimmte Farbflächen verleihen dem Gemälde Dynamik. Der Versuch, die
Brechungen des Lichts in farbigen Werten wiederzugeben, erinnert an den
französischen Impressionismus". Steht hier die Ebneter Barockkirche im
Mittelpunkt des Interesses? Es spricht vieles dafür. Oder das Ensemble um die
Kirche in Schluchsee? Dort hat Feininger 1907 seinen Urlaub verbracht. – Es
lohnt ein Besuch im Museum für Neue Kunst; der Ebnet-Freund wird sich leicht
„überzeugen" lassen.
19. Februar: TV-Live-Sendung aus Freiburg-Ebnet: „B 31
– Straße der Leiden". – am 14. September bekommen die „Vier
Jahreszeiten" von J. Chr. Wentzinger ihren neuen Standort im „Wentzingerhaus"
in Freiburg. – Die „Dreisamspatzen" Doris Bauer-Rombach und Gottfried
Menner, die seit 1962 – von Lehrer Beha veranlaßt und ermuntert, gemeinsam
auftreten, veröffentlichen ihre erste Kassette.
1993
14. Mai: Der SC Freiburg hat den Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga
geschafft, was in und um das SC-Stadion (das zu einem kleinen Teil noch auf
altem Ebneter Gelände liegt) herum passiert, belebt auch die Diskussion in
Ebnet.
1994
„Renaturierung": Der Welchenbach, der seit
Mitte der 60er Jahre nicht mehr entlang der Steinhalde nach Westen fließen
durfte, sondern beim „Welchentalkreuz" in ein südwärts orientiertes
Betonbett gezwungen wurde (vgl. folgendes Photo), mußte weiterhin nach Süden
fließen, aber wurde befreit von seinem Betonkorsett, bekam wieder einen
einigermaßen natürlichen Lauf.
September 1995
Josef Schirk/Ebnet 102 Jahre alt
(vgl. Adolf Schmid, Josef Schirk/Ebnet 102 Jahre alt. In: Freiburger
Almanach 1996. Und: Josef Schirk: Ein vitaler Hochbetagter, In: Mitteilungsblatt
der Ortsverwaltung Freiburg-Ebnet. Sonderausgabe September 1995).
1995
Unter großer Anteilnahme vieler Ebneter feiert Anton Volk seinen 80.
Geburtstag. Als jüngster von neun Geschwistern wird Anton Volk geboren. Seine
Biographie ist beispielhaft: Schon als Schüler ist er Hirtenbub „im Schloß",
erlebt dort u. a. den 80. Geburtstag des Familienchefs (1927), wundert sich,
daß als militärische Gratulanten Dragoner aus dem schwäbischen Ludwigsburg
kommen („entmilitarisierte" Zone entlang des Rheins!). Anton Volk wird
Soldat, erlebt Weihnachten 1941 in Rußland, schmückt dort eine Föhre als
Weihnachtsbaum (behält später diese Tradition bewußt bei), kommt zum Einsatz
an der Westfront und in Gefangenschaft in Nordfrankreich mit der Nummer 726 (sept
vingt six – prägt sich für immer ein!), arbeitet in einer Zeche im Pas de
Calais; nach etlichen Jahren wird er wieder tätig für die „gnädige
Frau" im Schloß, die ihrerseits für Volks Kinder Strümpfe strickt.
Die alte „Papiermühle" im Schloßpark wird
restauriert und von Musikfirmen belegt; die Freiburger Musikforum GmbH bietet in
ihrer „Musikwerkstatt" Musikproduktionen aller Art, ediert
Fachzeitschriften (Orgel international, Zeitschrift für Orgelbau und
Orgelmusik).
1995
Anton Zähringer wird ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz: Geboren
1916 in Ebnet, Lehre als Blechner und Installateur, ausgezeichnet für sein
Gesellenstück. 1936 Umschulung bei Dornier/Friedrichshafen als
Flugzeugflaschner; Kriegsteilnehmer. Anschließend Prüfung als Meister und
Werkstattlehrer, „technischer Lehrer" zunächst neben der praktischen
Berufstätigkeit her, dann hauptberuflich bis zum Ruhestand 1980. Seit 1959 im
Gemeinderat Ebnet, ab 1974 bis 1994 im Ortschaftsrat, auch stellvertretender
Ortsvorsteher.
1996
8. Juni: In Ebnet stirbt der älteste Einwohner (geb. am 15. September
1893), Altbürgermeister Anton Schirk. – Es stirbt Robert Moser, u. a. war er
40 Jahre lang VdK-Vorsitzender. – Der Freiburger Bachchor erhält in Ebnet
einen eigenen Probesaal, ein reiner Holzbau – benannt nach Theodor Egel, dem
Gründer des Freiburger Chores. Architekt: Manfred Schärf. – Helmut Nenner
übernimmt von Gerhard Sütterlin den Vorsitz im Musikverein.
1997
5. November: Bürgermeister Hansjörg Seeh übergibt symbolisch die
Schlüssel für das neue Feuerwehrgerätehaus an Oberbrandmeister Franz Kotterer,
zugleich auch stellvertretender Ortsvorsteher in Ebnet. – Ein großzügig
ausgebautes Pfarrheim ermöglicht viele neue Aktivitäten. – Baubeginn an der
neuen Trasse der B 31 Ost, von der Ebneter Bevölkerung und in der
Schwarzwaldstraße an der alten B 31-Strecke mit Genugtuung aufgenommen, in
Littenweiler mit vielfältigem Protest begleitet.
Die Mitglieder des Ebneter Ortschaftsrates spenden 6000 DM
für eine Kanone, um das alte Brauchtum des „Salutschießens" an
Feiertagen und besonderen Anlässen nicht aussterben zu lassen. – Im Verlag
Schnell erscheint „Das Barockschloß Ebnet" von Paul René Zander.
1997
Am 27. Juni feiert die Firma Thomae & Partner in Ebnet das 30jährige
Firmenjubiläum. – „Der Traum von der Freiheit – Die Revolution von
1848/49": In diesem von Jürgen Stumpfhaus gedrehten Film wirken auch
Darsteller aus Ebnet mit.
1998
11. Januar: Diamantene Hochzeit von Maria und Wilhelm Bauer, bis 1954
Betreiber der „Schloßgärtnerei" und allgemein geachtete Ebneter
Mitbürger.
Einstimmig ist der Beschluß im Ortschaftsrat, daran
festzuhalten, daß der „Roßplatz" nicht bebaut werden darf.
9. April: Gründonnerstag: Im „Kalenderblatt" des
ARD-Fernsehens treten die Ebneter „Rätschebuben" auf.
Im Mai eröffnet Hermann Blattmann in der Ortsmitte die
neue „Sickingen-Stube", um mit dem Namen auch wieder die alte Ebneter
Tradition bewußt zu machen.
Werner Fahrner, seit 1971 verantwortlicher Wassermeister
im Wasserwerk Ebnet, tritt in den Ruhestand. Seine Aufgabe war die Kontrolle von
11 Brunnen und Sammlern, von Pumpen und Meßanlagen und die Überwachung des
Wasserschutzgebietes. Das Ebneter Rathaus wird saniert, auch im Innenbereich
modernisiert (Leitung: Gerhard Roth, Hochbauamt); ebenfalls
Bauunterhaltungsarbeiten am Schulgebäude und an der Dreisamhalle.
11. Mai: Joachim Hagl vom Radsportverein Ebnet wird
Mountainbike-Landesmeister – einer der vielen Erfolge der Ebneter Radsportler.
Der VdK Ebnet feiert den 50. Geburtstag; Adolf Biechele
ist Vorsitzender dieses Sozialverbandes, der in Ebnet 50 Mitglieder zählt.
Die Möbelfirma „Pochardt und Höhne" feiert
40jähriges Firmenjubiläum.
Im Alter von 77 Jahren stirbt Josef Hecht, großer Meister
im Bobsport mit vielen Titeln.
13. Oktober: Am „Tag des offenen Denkmals" strömen
wieder Tausende nach Ebnet ins Sickingen-Schloß und in die Gesamtanlage, wo die
einstige „Papiermühle" inzwischen zu einem hochmodernen Musikstudio
umgebaut, auch die „historische" Reithalle wieder hergerichtet ist, der
Bachchor sein Probenhaus hat und die „Vier Jahreszeiten" von Christian
Wentzinger in gelungenen Kopien von Peter Guttmann zu bewundern sind. Eine
besondere Überraschung bot sich an der „Papiermühle", wo die
Außenanlagen und vor allem das Wasserrad wieder in gutem Denkmalstil
restauriert wurden, fachmännisch beraten durch Dr. H. M. Schärf/Worms. Und ein
besonderer Clou: Der Film „Schwarzwälder Kirsch" wurde vorgeführt –
ein „Heimatfilm" aus den 50er Jahren, gedreht in Schloß Ebnet und im
Schwarzwald – mit Willy Fritsch als Seigneur im Sickingen-Schloß.
Bebauungsplan Sägemühle. Intensive Bebauung auf dem
Gelände der früheren Wachskerzenfabrik Birmelin.
18. Oktober: OB Dr. Rolf Böhme wird wiedergewählt; in
Ebnet erhält der SPD-Kandidat 59,2 % der Stimmen; sein Einsatz für die neue B
31 zeigt Wirkung.
Viel diskutierte Bebauung am Steinhalden-Hang
Bis Anfang der 60er Jahre standen nur wenige Häuser am Hang der hinteren
Steinhalde (Gewann „hinterer Rebberg"): Nach Kottenrodt (1921) hatten die
Familien Prof. Baumgarten, Schröder und Schwing ihre Einfamilienhäuser an der
sonnenreichen Hanglage gebaut.
1957 begann Dipl.-Ing. Klaus Humpert, der spätere
Stadtbaumeister Freiburgs, „sehr weit oben" am Hang zu roden und zu
sprengen, um so einen geeigneten Bauplatz zu schaffen; 1960 konnte die Familie
einziehen. 1963 baute auch Dipl.-Ing. Heinrich Liedtke, weiter westwärts, nach
oberhalb des Hauses Kottenrodt. 1972 plante eine renommierte Architektengruppe
das Terrassenhaus (Dorgerloh u. a.) unterhalb Haus Humpert; im selben Jahr wurde
das alte Haus Kottenrodt abgerissen und der Bauplatz für einen weiteren
Terrassenkomplex freigemacht (1974).
Inzwischen erfolgte auch die weitere Bebauung auf der
ebenen Talseite entlang der Steinhalde; die Straße wurde asphaltiert,
kanalisiert, der Welchentalbach umgeleitet. Die weitere „Verdichtung" der
Hang-Bebauung in der Steinhalde führte dann 1997/98 zu großen Diskussionen, ob
hier noch „landschaftsgerecht" gebaut wird. Es ging dabei u. a. um den
„Solarbau" gegenüber der Blechnerei Gottfried Drescher (wo zunächst ein
altes Haus abgerissen wurde), um die wuchtigen Erweiterungen ostwärts und
unterhalb der alten Villa Baumgarten, um die mächtige Bebauung auf dem letzten
Hangstück vor dem Welchentalkreuz, wo zuvor das idyllische „Märchenhäuschen"
(Witkop) abgeräumt wurde.
1999
1. Januar: 11 europäische Staaten vereinheitlichen ihre Währung, künftig
Euro statt DM. – 18. Januar: In der Steinhalde 131 wird die Arbeit im neuen
Betriebsgebäude der „Thomae & Partner KG" aufgenommen. – Der
Ortschaftsrat befaßt sich im Januar mit einem in der ganzen Region heiß
diskutierten Thema: Weiterer Ausbau des Stadions des Bundesligavereins SC
Freiburg – oder Neubau im Westen Freiburgs, wo die Verkehrsprobleme sicher
viel einfacher zu bewältigen wären. Über das Für und Wider des Ausbaus für
das SC Stadion soll hier nicht berichtet werden (eine Mehrheit stimmte zu, „wenn
die Verkehrssituation entscheidend entschärft wird"); es war aber auch
bedeutsam zu erfahren, weshalb hier eigentlich Ebneter Interessen tangiert sind:
weil nämlich ein Teil des Dreisamstadions auf alter Ebneter Gemarkung liegt, so
wie auch ein Großteil des 1934 am 9. August eröffneten Strandbads an der
Schwarzwaldstraße; Ebnet erstreckte sich westwärts bis auf die Höhe der
Jugendherberge (sh. Grenzstein am Dreisamweg!)
19. Januar: Die Moslems aus Ebnet und feiern im
katholischen Pfarrheim in Ebnet das „Fest des Fastenbrechens" am Ende des
heiligen Monats Ramadan; die Mondsichel war am Abendhimmel erstmals nach Neumond
wieder mit bloßem Auge sichtbar. Bei dieser Feier werden Glückwünsche und
Geschenke ausgetauscht. (Dieses Treffen findet in Ebnet bereits im dritten Jahr
statt.)
22. Januar: Die „BZ" meldet die neuesten
Meßergebnisse für Ruß, Benzol und Stickoxide in der Freiburger Luft: Die
Meßstelle Ebnet liefert die Rekordbilanz von 16,5 Mikrogramm beim „Rußwert"
(Ganter-Knoten: 1,8; Siegesdenkmal: 8,8 Mikrogramm). Für Stickstoffoxide wird
in Ebnet der Spitzenwert von 173 Mikrogramm ermittelt. Das Regierungspräsidium
stellt fest, die Meßstelle in Freiburg-Ebnet „gehört zu den am stärksten
belasteten Punkten im Lande".
1. Februar: Ortschaftsratssitzung unter Vorsitz von
Ortsvorsteher Hermann-Josef Wolf. Es entwickelt sich eine angeregte Diskussion,
wie Ebnet das „Gedenken" an den 1. Juli 1974 mit der Eingemeindung nach
Freiburg gestalten solle. Zwei Ortschaftsräte sind dabei, die vor 25 Jahren
noch die damaligen Vorgänge erlebt und mitverantwortet haben: Gottfried
Drescher und Fritz Kaiser. Von allen, die das Wort ergriffen, wird betont, daß
„damals" gegen den eindeutigen Willen der Ebneter entschieden wurde. Der
Gemeinderat habe letztlich zugestimmt, weil so doch noch einige Vergünstigungen
zu erwarten waren: Dreisamsteg,. Feuerwehrgarage, Busanschluß – vor allem
eine weitgehende Ortschaftsverwaltung. Keine Übereinstimmung gab es im Gremium
in der Frage, ob in einer Kooperation mit den Dreisamtalgemeinden Ebnets Chancen
in den vergangenen Jahren besser gewahrt worden wären; die klare Mehrheit
bestätigte, daß Ebnet in der Regie des Freiburger Rathauses eine gute
Entwicklung genommen habe – vor allem in der Lösung des Problems Nr. 1 durch
den Neubau der B 31-Trasse. Vom Oberbürgermeister werden zum 1. Februar 1999
Gedanken zur Entwicklung Ebnet nach dem historischen Straßenbau erwartet.
2. Februar: Bertl E. Humpert wurde für ihr Engagement
für die Pädagogische Hochschule in FR-Littenweiler zur Ehrensenatorin ernannt.
11. Februar: Am „Schmutzige Dunschdig" feiert die
Narrenzunft der Feurigen Salamander ein kleines Jubiläum: 4 x 11 Jahre! Der
Beitrag der Zunft (seit 18 Jahren unter Walter Hätti) bestimmt die „Fasent"
in Ebnet in der Tradition guten Brauchtums. – Mitte Februar erlebt ganz Europa
große Kälte und Schnee, die Langläufer haben auch in Ebnet wieder ihre Loipe.
Dann folgt wieder nach raschem Wetterumschwung Hochwassergefahr; der Ebneter
Dreisampegel erreicht aber „nur" 1,87 Meter.
1. März: Aussprache im Ortschaftsrat zum Thema „Rückbau
der B 31 zwischen Zarten und Ebnet" und die damit verbundenen Probleme der
Flurbereinigung und der Grundstückszuteilung und Nutzung durch die
landwirtschaftlichen Betriebe. 5 der 12 Ortschaftsräte waren wegen Befangenheit
ausgeschlossen; mit 6 zu 1 wurde einer Vorlage von Flurbereinigung und dem
städtischen Planungsamt zugestimmt. Die Priorität der Landwirtschaft im Osten
Ebnets mit den Aufgaben der Landschaftspflege und der Rücksicht auf das
kostbare Gut des Wasserreservoirs wird deutlich gemacht.
18. März: Offizielle Würdigung der Verdienste von Franz
Kotterer als Kommandant der Ebneter Feuerwehr (aktiv seit 1943). Als neuen
Abteilungskommandanten wählte die Generalversammlung den 48jährigen Konrad
Haury, Hättichhof.
Die Ebneter Glocken – 300 Jahre alt!
Zu den kostbaren Besonderheiten Ebnets zählen sich
die drei Glocken der Hilarius-Kirche:
– sie sind gleichaltrig, stammen nämlich alle drei aus dem Jahre 1699,
– sie sind einheitlich, weil der Glockengießer sie in einem Akord sehr gut
harmonisiert hat,
ihr Zusammenspiel ganz stimmig ist und in einem charaktervollen
Wohlklang eine feine Ausgewogenheit vermittelt,
– sie sind noch immer am angestammten Standort, im Ebneter Glockenstuhl, für
den sie gegossen wurden.
Diese drei Glocken sind Stiftungen der Familie Sickingen, von
Ferdinand Hartmann Sickingen, den wir auch kennen als den Förderer des Ebneter
Kirchenbaus von 1720 – 25, und seiner Frau Maria Gräfin von Pappenheim; zwei
Jahre nach ihrer Hochzeit (1697) haben sie den Ebnetern dieses einmalige
Präsent gemacht.
Das Material für den Glockenguß besorgte der Glockengießer
Ignaz Joseph Thouvenet, ein Lothringer, aus Breisach. Gegossen wurden die drei
Glocken in Ebnet, gleich neben dem Pfarrhof, auf dem Gut des Mathias Hettich (Brommer,
14). Der Meister hat es verdient, daß er seinen Namen mit einer Umschrift für
alle Zeiten festhalten durfte: „Diese drei Glocken
sind gegossen worden durch mich Ignatium Josephum Thouvenel aus Lothringen in
dem Jahre 1699 – Ebnet".
Die Dekoration der größten der drei Glocken (in As’, 91 cm
Durchmesser) ist sehr reichhaltig. Sie trägt die Namen der Stifter in einem
schönen Blattornamentrahmen und mit dem Hymnentext „Sit nomen Domini
benedictum" (Der Name des Herrn sei gepriesen) und dem Sickingischen
Allianzwappen. Die weiteren plastischen Figurenbilder lassen sich deuten als
Gottesmutter im Strahlenkranz, die Bischöfe Hilarius und Remigius als Ebneter
Kirchenpatrone, die Märtyrerin Aurelia, eine Anna Selbdritt und der hl.
Sebastian. Das Salbeiornament, wie es als Barockmotiv üblich ist, zeigt die
Bedeutung und Qualität der dekorativen Kunst auch als Glockenzier. – Die
mittlere Glocke (b’, 82 cm Durchmesser) und die kleinste (c’, 74 cm) sind
nicht so reich geschmückt.
Als Ende des 19. Jahrhunderts die Ebneter noch eine vierte und
natürlich größere Glocke haben wollten, winkte die erzbischöfliche
Baubehörde energisch ab; die Tragfähigkeit von Turm und Glockenstuhl sollte
man eben doch nicht überschätzen.
Den Ersten Weltkrieg, als viele Kirchen „kriegsbedingt"
ihres Geläuts beraubt wurden, überstanden die Ebneter Glocken schadlos. Der
Kunst- und Altertumswert galt bereits als so unbestritten, daß Ebnet seine drei
Glocken behalten durfte. Im Zweiten Weltkrieg war der Respekt gegenüber dem
Alter und dem Kunstwert der Glocken nicht mehr vorhanden. Im März 1942 mußten
die beiden kleinen Glocken abgeliefert werden; ihr Gewicht von 566 kg hätte ja
„kriegsentscheidend" zum Einsatz kommen können. Die Hoffnung, die das
Erzbischöfliche Bauamt in einem Rundschreiben verbreitete, daß die Glocken
doch vielleicht noch vor dem Einschmelzen gerettet werden könnten, schien den
Ebnetern wenig berechtigt. Aber die größte Glocke durfte ja daheim bleiben,
sie hatte freilich nur selten Erfreuliches zu künden. Und ab 4. Dezember 1944
mußte auch sie schweigen, wie Pfarrer Weber berichtet.
Für Ebnet war es wie ein Wunder, daß nach 1945 die
Spurensuche von August Feyel (Ebneter Schulleiter, Organist, Chorleiter – und
1949 Ehrenbürger!) zum Erfolg führte. Er entdeckte auf einem riesigen
Sammelplatz in Frankfurt/Main die zwei aus Ebnet entführten Glocken. Sie zu
identifizieren mittels Inschrift und dekorativem Beiwerk fiel ihm leicht; Feyel
brachte die Glocken zurück nach Ebnet. Und derselbe Zimmermeister Steinhart aus
Kirchzarten, der 1942 die Glocken aus dem Ebneter Kirchturm abnehmen mußte,
konnte sie nun wieder am alten Stammplatz einbauen. Und in Ebnet war die Freude
groß, St. Hilarius hatte wieder eine volle Stimme. Am 8. Mai 1986 z. B. – es
war Donnerstag und Christi Himmelfahrt – kam das „Morgenläuten im SWF"
aus Ebnet, und die gute Umrahmung zu den Beiträgen von Musikverein,
Männergesangverein und „Dreisamspatzen" besorgten die alten Ebneter
Glocken. Sie sind wieder zum Herzschlag der Gemeinde geworden. Wollen wir uns
allen wünschen, daß diese Glocken mit ihrer warmen Klangfülle noch viele
Generationen in Frieden und Wohlstand erfreuen.
Ebnet – ein
Bauerndorf?
Nur noch fünf Bauernhöfe werden heute in Ebnet bewirtschaftet:
- der Dilgerhof („Kotterlehof") in der
Bruggastraße, Landwirt Artur Tröndle
- der Linderhof in der Schwarzwaldstraße / Ecke
Bruggastraße; über der Haustüre liest man: „Dieses Haus hat erbaut
Michael Linder Theresia Martin 1800". Michael Linder wurde als
Nachfolger seines Vaters Martin, der als letzter Vogt noch der
Sickingen-Herrschaft diente, 1809 erster Vogt der jungen badischen Gemeinde
Ebnet. Heute wird der Hof bewirtschaftet von Landwirt Erwin Drazek.
- der Küferhof in der Schwarzwaldstraße, Landwirt
Bernhard Schweizer, vielfach auch Schweizerhof genannt – nach dem Namen
der 1668 aus der Schweiz zugewanderten Hofbesitzer mit dem Herkunftsnamen
Schweizer. Das Hofwappen zeigt in zwei Feldern das Schweizer Kreuz, den
Hammer als Symbol für das Küferhandwerk, Baum und Pflug für Wald- und
Forstwirtschaft; 1876 wurde das heutige Wohnhaus erstellt von Johann
Schweizer, Küfermeister (1814 – 1891).
- der Hättichhof in der Schwarzwaldstraße, Landwirt
Konrad Haury, auch Lehrer und Ortschaftsrat, Kommandant der Ebneter
Feuerwehr
- der Schwärzlehof in der Steinhalde, am Eschbach,
Landwirt Martin Haury
In jüngster Zeit wurden die folgenden Höfe aufgegeben:
der Butzhansenhof am Eschbachweg, der Schäferburehof in der Schäfergasse, der
Hummelhof in der Zartenerstraße, der Ziegelhüttenhof im Welchental, der
Fazihof am Fuß des Galgenbergs, der Hof der Familie Steinhart am Ortsausgang
nach Osten, der Wälderhof gleich hinter der Tankstelle Blattmann in der
Ortsmitte.
1999: Perspektiven für Ebnet – Zukunftsgestaltung in
Einklang mit Natur und Landwirtschaft
Durch einen politischen Kraftakt wurde in Ebnet der Verkehrsinfarkt gerade
noch vermieden, der Horror der Straß wird „demnächst" vorbei sein. Es
wird nun, es muß nun ein edler Wettstreit einsetzen um die „urbane
Gestaltung" und Weiterentwicklung Ebnet, vor allem seines Ortskerns. Daß
bereits Identitätsverluste zu beklagen sind, wird noch vielfach bedauert; umso
wichtiger wird der politische Willen, einen guten Kompromiß zwischen „dörflichem
Charakter" und modernen städtebaulichen Strukturen zu erarbeiten.
Dabei kann Ebnet in großem Selbstbewußtsein davon
ausgehen, daß es auch als Freiburger Stadtteil alle Voraussetzungen und alle
Chancen hat, die Zukunft mit eigenem Sinn und eigenem Willen zu gestalten; die
Geschichte bezeugt dies zur Genüge. Das Verhältnis der Stadt Freiburg kann
nicht bestimmt sein durch Abgrenzung, aber Ebnet wird immer mehr sein können
als städtische Randzone. Ebnet braucht sich nicht zu verstecken, eine
skeptische Grundhaltung gegenüber der tradierten kommunalen Kultur ist nicht
angebracht. Es soll so viel wie möglich an Ursprünglichkeit erhalten werden,
die Kontinuität der dörflichen Lebensumwelt bestehen bleiben.
Aber das kann nicht Stillstand bedeuten, die
Entwicklungsmöglichkeiten Ebnet dürfen nicht vernachlässigt werden, der Ort
muß seine Lebenschancen nutzen. Nicht zuletzt im Interesse seiner Jugend muß
sich das soziale Miteinander erweitern, vor allem im möglichst viel
selbstgenutzten Wohneigentum. Dies hat eine maßvolle Expansion zur
Voraussetzung, in Verbindung mit geringem Verlust an alter Bausubstanz und
bewußt „erhaltender Dorferneuerung". Alte Hofgebäude sind in jüngster
Zeit wieder verschwunden, unersetzlich; die Bebauung wird von der Bevölkerung
teilweise als maßlos, ohne das nötige Gespür für landschaftsgerechte
Architektur empfunden. Konstruktive Vielfalt, ja; Architektur muß nicht monton
und langweilig sein. Aber warum sprechen uns so viele Neubauten so gar nicht an?
Können sich da Menschen zuhause fühlen? Wir wünschen uns „urbane
Atmosphäre", nicht nur wirtschaftliche Nutzungsbilanzen.
Ebnet hat markante Bauwerke, ortsbildprägende Denkmäler,
noch immer eine natürliche Eigenart, ist sicher nicht industriell geprägt.
Aber der „Wertwandel" im ländlichen Raum, zumal in der Nachbarschaft der
Großstadt, ist gewaltig, Bauernland und Erholungsraum werden rasch zu Bauland
und zu Produktionsflächen, und dies führt zu schleichender Ablösung aller
Lebensqualität. Ebnet muß unverwechselbar bleiben bzw. wieder werden, in guter
Balance von Wohnungsbau, Gewerbe und Landwirtschaft; die Politik muß für die
kreative Konkurrenz der Ideen Raum schaffen, Phantasie hat immer Konjunktur. In
der Gesamtheit des kommunalen Lebens und Handelns entwickelt sich in großer
Vielfalt „Ebneter Kultur", ein Nebeneinander vieler Elemente,
traditionsverpflichtet und zukunftsorientiert in guter Mischung. Die größte
Gefahr wäre es zu sehen in der Gleichgültigkeit oder in einem ausschließlich
rückwärtsgewandten Pessimismus. Aber diese Gefahr scheint gering zu sein, das
Brauchtum und das Vereinsleben garantieren auf überzeugende Weise einen
sicheren Erlebnisraum und dokumentieren die überkommene Tätigkeit von
Generationen.
Die Landschaft ist unser kostbares Gut, die Aufgabe jeder
Zeit ist der kultivierte, verantwortungsbewußte Umgang mit der Natur. Die Sorge
treibt uns um, daß es vor allem die Mittel der Ökonomie und der Technik sind,
die die Zukunft dominieren. Und hier nun die Straße nach Osten, vom Verkehr
befreit: eine dankbare Aufgabe, Landschaft zu gestalten und alle Verbindungen
ins Dreisamtal zu pflegen! Der Rückbau der alten B 31 ist ein unerhofftes
Geschenk – auch im Hinblick auf den dramatischen Strukturwandel in der
Erhaltung der historischen Kulturlandschaft im Schatten der Großstadt: 1930
waren es noch 117 bäuerliche Betriebe in Ebnet, es sind heue noch fünf! Die
Landwirte sind in ihrer harten Arbeit nicht zu beneiden, noch sind sie nicht den
Verlockungen der Golfwiesen und Pferdepensionen usw. verfallen. Noch sind sie
vor allem auch der Rücksicht auf das Wasser verpflichtet, also auf den Verzicht
auf Gewinnmaximierung und bedingungslose ökonomische Effizienz. Hier sind
Ungleichgewichts, wie sie seit 60 Jahren durch den Moloch Verkehr entstanden
sind, wieder zurückzurücken, es ist eine natürliche Wiedergutmachung. Das
Zusammenspiel von Landwirtschaft und Siedlung muß die Planung und die
Entwicklung Ebnets bestimmen und einen von der Natur vorgegebenen Mittelweg im
Bauordnungsrecht aufzeigen. In Geld und Bilanzen läßt sich dies nicht immer
messen. Aber Heimat ist ein Wert, der auch in künftigen Generationen nicht
unterschätzt werden dürfte. Mit der Intention, das „Zuhause-Gefühl" in
Ebnet zu erhalten, wieder zu stärken, dürfte die große Mehrheit wohl
einverstanden sein. Vielleicht erleben die Ebneter wieder ein Stück weit das
Geschenk natürlicher Ruhe des ländlichen Raums.
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Last Update 06.03.07
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