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Inhabergeführter Laden
 - Einzelhandel im Breisgau und Hochschwarzwald

 

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Blick nach Südwesten vom Kanonenplatz zum Schönberg am 23.8.2006 - Siesta auf der Mauer
Blick nach Südwesten vom Kanonenplatz auf dem Freiburger Schloßberg zum Schönberg am 23.8.2006
 

 

Wollgeschäft Ernst Rapp in Freiburg seit 101 Jahren

Anders lautenden Gerüchten zum Trotz: Kleine, inhabergeführte Geschäfte behaupten sich in der Freiburger Innenstadt – auch wenn die Kaiser-Joseph- Straße für die meisten zu teuer geworden ist. „Der Sonntag" stellt einige von ihnen vor.

In Selbst Gestricktem: die Geschäftsinhaberinnen Barbara und Friederike Strauß und Mitarbeiterin Monika Graf (von links).

In Selbst Gestricktem: die Geschäftsinhaberinnen Barbara und Friederike Strauß und Mitarbeiterin Monika Graf (von links). FOTO: SIR

Winzig ist der Laden im Haus „Zum Tutenkolben" an der Buttergasse mit der Adresse Münsterplatz 28, und voller Wollknäuel in allen Farben, die sich in den Holzregalen drängen, daneben Schachteln voller Wäsche, Rundnadeln, Nadelspiele, Häkelnadeln und zwischendrin zwei Frauen in buntem Strick: Barbara und Friederike Strauß führen das Wolle- und Wäschegeschäft „Ernst Rapp" in vierter Generation. Genau101 Jahre ist es her, seit  ihre Urgroßmutter Friederike Merklin beschloss, sich mit einem Laden für Weiß- und Miederwaren in Freiburg selbstständig zumachen. „Wir lagen eigentlich immer im Trend", sagt Friederike Strauß (53) und erzählt, wie Mode und  Not das Angebot des Ladens bestimmten. War zunächst die edle Schweizer Stickerei en vogue, so kam nach dem Ersten Weltkrieg farbige Wäsche und bald darauf der Trikotstoff auf. Jahrzehntelang nutzten junge Frauen die geschäftseigene Näherei, um vor ihrer Heirat eine „Aussteuer" aus Tisch- und Bettwäsche zu fertigen. Bis in die 60er Jahre tauschten sparsame Hausfrauen abgewetzte Hemdkragen und -manschetten sorgfältig aus und nähten aus alten Röcken neue Blusen. „In der 80ern gab es dann einen echten Strickboom", berichtet Barbara Strauß. In der Straßenbahn und im Hörsaal, im Parlament und im Wartezimmer saßen Frauen und Männer und  strickten. Das alles ist längst vorbei, denn so günstig wie H&M und C&A kann selbst Gemachtes niemals sein. Wohl aber schicker, schräger, individueller. Stricken baut Stress ab und  entspannt, Selbermachen ist seit einigen Jahren schwer angesagt. Und so sind es nicht mehr nur Socken strickende Großmütter, die bei „Ernst Rapp" einkaufen, sondern viele Frauen, die mit Mitte 30 erstmals Nadel und Wolle in der Hand halten, wie die Strauß-Schwestern berichten. Zwar kommt das Strickmuster aus dem Netz, doch wer nicht weiterweiß, bringt sein Strickzeug wie eh und je mit in den Laden. „Wir rechnen dann aus, wie viele Maschen angeschlagen werden und erklären, wie die Mütze oben schön rund wird oder das Filzen funktioniert", sagt Friederike Strauß. Eindeutig sei der Trend zu dicker Wolle und zu kleinen Stücken wie Schals, Stulpen und Mützen: „Die Leute wollen eben schnell fertig sein." Wirtschaftlich sind die beiden Schwestern zufrieden, ein Krisenjahr war das zurückliegende für sie nicht. Sicher: Die eine oder andere Wolle sei im Internet vielleicht billiger zu haben, doch eine Beratung wie die ihre gebe es dort nicht, sagt Barbara Strauß gelassen. Die 49-Jährige ist Agrarbiologin, ihre Schwester hat Biologie und Erdkunde auf Lehramt studiert. Dass sie, die bereits als Mädchen ihrer Mutter Erika Strauß im Laden halfen, hier gelandet sind, empfinde sie als Glück: „Wir mochten es einfach und wussten ja, wie es geht." Zwischen 13 und 14.30 Uhr ist die Tür bei „Ernst Rapp" geschlossen – Mittagspause. Auch eine Modernisierung der Einrichtung steht nicht an. „Dann wären wir nicht mehr wir selbst", sagt Friederike Strauß und berichtet von Gästeführern, die vor draußen stehen bleiben, um den Touristen ein echtes altes Freiburger Geschäft zu zeigen. Oft sage eine Kundin: „Es ist schön, dass es Sie gibt." Und: „Bleiben sie noch lange am Leben." Bisher spreche ganz und gar nichts dagegen.
Sigrun Rehm, 16.12.2009, www.der-sonntag.de

 

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