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Information zu Jerusalem und Abraham's House in Beit Jala
 

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Der ehemalige Probst der evangelischen Gemeinde in Jerusalem trauert

Er vermag seine Trauer nicht zu verbergen. Gerade jetzt, da Karl-Heinz Ronecker wieder im idyllischen Dreisamtal lebt, fügen ihm die alltäglichen Nachrichten über Gewalt und Terror im Heiligen Land Schmerz zu. Und er ist in Gedanken immer wieder bei denen, die er ein Jahrzehnt lang - vom Herbst 1991 bis zum Herbst 2001 - begleitet hat. Als Propst der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Jerusalem.
Als Seelsorger ist er vielen Freiburgern vertraut. Karl-Heinz Ronecker war hier von 1967 bis 1973 Studentenpfarrer, bevor er zum Dekan gewählt wurde, und als Dekan wirkte er bis 1989 auch noch als Gemeindepfarrer an der Ludwigskirche. 1991 aber - mitten im Golfkrieg - betraute die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) den Freiburger Dekan mit dem Amt des Propstes in Jerusalem.
Damit wurde er - im Rang eines Bischofs - Repräsentant der EKD in Israel, wobei seine Kirchengemeinde den Raum zwischen Tel-Aviv und Amman umfasste. Und sein "Bischofssitz" war die Erlöserkirche. Eine Kirche, die Kaiser Wilhelm II. anno 1898 hatte errichten lassen. In unmittelbarer Nachbarschaft zu jenen Stätten, an denen Jesus gestorben und auferstanden sein soll.
Kurz nach seinem Amtsantritt im Herbst 1991, während eine Nahost-Konferenz in Madrid nach Wegen zum Frieden zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn suchte, berichtete die BZ über das Klima von Hass und Angst; über Palästinenser, die Messerattentate verübten und über die israelische Soldaten, die willkürlich Araber verhafteten. Heute nun erlebt Israel selbstmörderische Bombenattentate, und die Staatsmacht schlägt noch härter zurück als damals. Und der nun 65-jährige Karl-Heinz-Ronecker erlebt nun als Ruheständler in Kirchzarten mit seiner Frau die eigene Ohnmacht doppelt schmerzlich. "Weil wir inzwischen ja viele der Betroffenen kennen und von hier aus nicht in der Lage sind, etwas zu tun."

Hat er als Propst in Jerusalem etwas gegen die Gewaltspirale tun können? "Ich glaube, dass es im politischen Bereich nicht meine Sache ist, Israel Vorschriften zu machen", hatte er vor zehn Jahren betont. Er wollte "auch der Freund der Araber sein, aber keinesfalls der Feind ihrer Feinde". Doch wiewohl ihm klar war, dass die schwere historische Schuld Deutschlands und die Mitschuld der Kirche zu besonderer Solidarität mit den Juden verpflichte, habe er - um der Menschenrechte willen - auch ein Stück Solidarität mit den Palästinensern empfunden. Und er habe gegenüber Israels Regierung nicht geschwiegen, als Soldaten nächtens das Internat der arabischen evangelisch-lutherischen Kirche in Beit Jala besetzten, 40 Buben in den Keller sperrten und die Kirche als militärischen Stützpunkt missbrauchten. "Ich weiß, wie wichtig die Selbstverteidigung Israels ist. Man muss aber auch den Mut haben, zu sagen, dass Scharons Politik dem eigenen Volk schadet und das Ethos Israels korrumpiert." Gerade das jüdische Volk habe doch einst den Begriff der Gerechtigkeit in die Geschichte des Denkens eingebracht. Davon ist er überzeugt: "Der Konflikt kann nicht dadurch gelöst werden, dass man die Palästinenser hinausekelt. Aber auch nicht dadurch, dass man - wie sich's radikale Araber noch immer erhoffen - die Israelis ins Meer schmeißt."

Die Evangelische Landeskirche ruft nun ihre Gemeinden dazu auf, in den Ostergottesdiensten ein Fürbittengebet zu sprechen, das Ronecker und sein Nachfolger Reyer formuliert haben. Darin wird erbeten, dass die Israelis und Juden "in Sicherheit wohnen und alle Angst um ihren Staat. . .fahren lassen können". Und dass die Palästinenser - Christen wie Muslime - "auf erlittenes Unrecht und blutige Gewalt nicht mit neuer Gewalt antworten, sondern Wege finden, ihren Staat auf friedliche Weise zu gründen". Zugleich werden die evangelischen Christen in Baden um Spenden für den Diakoniefonds in Jerusalem gebeten. Denn, so weiß Ronecker, "in den abgeriegelten Dörfern fehlen Lebensmittel und Medikamente. Es gibt inzwischen hungernde Familien in Palästina. Leider."

Reinhard Leßner, BZ vom 30.3.2002, ganzer Artikel: www.bzol.de

  

 

Beit jala: bullets against the demo

von IMC Italy - 01.04.2002 20:35
The activists and pacifists demonstration who wanted to visit houses occupied by israeli army has been charged with rifle shots from IDF tanks.
At 3:00 p.m. italian activists from the National Committee in support of Intifada and from Indymedia Italia, french and swiss from GIPP, and internationals from International Solidarity Movement gathered in front of the Star Hotel to start a small demo directed to Beit Jala to visit houses occupied by israeli army and to bring solidarity to the palestinian people.
Around 100 people headed for Beit Jala; the athmosphere in Bethelem was ominous.
Two bus from Action for Peace activists with a MP reaching us were stopped and this was a bad sign from IDF. Following the sound of a Clarinet and of hands clapping we moved on a steep to Beit Jala village. "Stop the Occupation", "Sharon you will see palestina will be free" the slogan chanted while climbing up.
We arrived at the point where two days ago we met the tanks and the road was empty. We continued toward the houses with the snipers, in front of which we know the tanks are parked, to try to bring solidarity to the palestinians isolated there. At this point arrived a tank in front of us. In the gun-turret a soldier about 20-25 years old looked at us coldly......
 
more http://germany.indymedia.org/2002/04/19201.shtml

  

 

Israeli Military Take-over of the Lutheran Church and Orphanage in Beit Jala

AN ENCOUNTER IN BEIT JALA
The sign by the gate of the Lutheran Church of the Reformation in Beit Jala, West Bank, yesterday afternoon, August 28 2001, was badly damaged. "Abraham's House" it said in German. The sign pointed the way to an unfinished guesthouse begun two years ago by this Palestinian Lutheran congregation. It was to be a site for encounter among "the children of Abraham"--Jew, Christian, and Muslim--from this land and abroad.
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After hours of effort for our church delegation to be allowed into this closed, curfewed portion of Beit Jala, we stood together in the courtyard of the church premises. We were Jews, Christians, and Muslims who were indeed "having an encounter." But the Jews standing with us were Israeli peace activists, the Muslims were local press and half of the children from the congregation's orphanage, the Christians were the other half of the boys and the staff from the boarding home along with the Lutheran Bishop Munib Younan, the pastor of Reformation church, Jadallah Shehada, international clergy including ourselves, Gustaf Ödquist from the Church of Sweden and Propst Karl-Heinz Ronecker of the EKD (Germany), the Lutheran World Federation Jerusalem representative Craig Kippels and his wife Lois, and Alain Epp Weaver, the country director of the Mennonite Central Committee. 
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The encounter that we were having was with Israeli Jewish soldiers who had entered the church compound in the early hours of the morning as part of the action of the Israeli military occupation of Palestinian-controlled Beit Jala. They had taken position in "Abraham's House" and were using it as a site for their sharpshooters, since it overlooks the village center. It may even have been from here, from the building that Pastor Shehada had planned for increasing interfaith understanding in this land, that Israeli sharpshooters earlier that morning shot when he tried to come near the church.
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We, however, still do not know how we will be able to run the orphanage and resume our ordinary activities in Beit Jala. We are also deeply concerned about the possibilities for the children to  continue their schooling as long as the town of Beit Jala is divided into two by the incursion of the Israeli army.  As long as curfew is in place the children remain isolated in the building and the uncertainty remains  how food and necessities are to be brought to them on a regular basis.
We therefore urge all those who have already supported in removing the soldiers from our church, to continue to put pressure on the Israelis to withdraw from Beit Jala and other Palestinian areas, and to end the occupation of the West Bank and Gaza, in accordance with the international legitimacy. Only when this happens can the future of the children in Palestine as well as in  Israel can be secured.
Bishop Munib A. Younan The Lutheran Bishop in Jerusalem

Quelle: http://www.elca.org/dgm/story/jerusalem17.html

  

 

Ratsvorsitzender der EKD protestiert gegen Abriegelung von Beit Jala

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, protestiert gegen die Einschließung von 50 Kindern mit ihren Erziehern in einem kirchlichen Heim aufgrund einer Besetzungsaktion durch israelisches Militär in Beit Jala bei Bethlehem.  „Die Eskalation der Gewalt macht vor den Schwächsten nicht Halt. Die eingeschlossenen Kinder haben nichts mehr zu essen.“, sagte der Ratsvorsitzende. „Unsere christlichen Partner, die sich für die Versöhnung zwischen Palästinensern und Israelis einsetzen, sind zwischen die Fronten geraten. Durch solche Aktionen werden die Aussichten auf eine friedliche Lösung zerstört“.

Die israelische Armee war in der letzten Nacht in das Zentrum von Beit Jala im Autonomiegebiet eingerückt und hatte dort u.a. das Kirchengrundstück der lutherischen Gemeinde besetzt, in dem nun die Kinder mit ihren Erziehern eingeschlossen sind. Der Gemeindepfarrer von Beit Jala, Shehadeh, darf weder zu den Kindern, noch in sein Büro oder die Kirche. Da schon seit Tagen die Situation unsicher war, sind die Nahrungsmittel erschöpft. Einem Hilfskonvoi des evangelischen Propstes von Jerusalem, Karl-Heinz Ronecker, wurde bis Dienstag Nachmittag die Durchfahrt zu den Eingeschlossenen verwehrt.
Pfarrer Shehadeh und seine Gemeinde sowie andere Einwohner des mehrheitlich von Christen bewohnten Ortes haben seit vielen Monaten versucht, die von radikalen Palästinensern ausgehenden Beschießungen des Jerusalemer Vorortes Gilo zu verhindern. Die palästinensischen Christen setzen sich für ein friedliches Miteinander von Israel und Palästina ein.
Der EKD-Ratsvorsitzende appelliert an Israel und die palästinensische Autonomiebehörde, auf der Grundlage des Mitchell-Berichts einen neuen Anfang zu machen und mit Hilfe internationaler Vermittler an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Hannover den 28. August 2001, Pressestelle der EKD
http://www.ekd.de/menschenrechte/844_5664.html

  

International Christian Support Network Succeeds In Forcing Israeli Occupiers From Beit Jala Church

“I want your soldiers out of my church!” demanded Bishop Munib Younan on Aug. 28.2001. “You are mistaken,” replied the deputy commander of that day’s IDF military incursion into the Palestinian town of Beit Jala. “There are no soldiers stationed in any churches.”.
“I have seen them with my own eyes,” replied the Lutheran bishop from Jerusalem.
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Thus a delegation of Palestinian and international pastors and church officials accompanied the bishop to inspect the Beit Jala church. They included Pastors Michael and Susan Thomas of the ELCA, Pastor Jadallah Shihadah of Reformation Church, Gustaf Ödquist from the Church of Sweden, Propst Karl-Heinz Ronecker of the German Lutheran Church, Lutheran World Federation Jerusalem representative Craig Kippels, and Alain Epp Weaver, the country director of the Mennonite Central Committee.
When they arrived in Beit Jala, the delegates found Israeli tanks stationed in front of Reformation Lutheran Church and eight soldiers hiding within its buildings. “We peered through the decorative openings in the locked metal doors,” reported the American pastors, “and could occasionally see soldiers ascending and descending the stairs.”
According to an ELCA news release, the delegates themselves had to take cover when several volleys of heavy gunfire threatened their safety, even as the bishop communicated their findings by phone to the IDF deputy commander.
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Eldar noted that this is an ominous sign for the Sharon government. “The last thing Sharon needs,” he wrote, “is for American Christians to stop believing that Sharon is really so good for the Christians.”
As an American church leader later remarked, however, many American Christians already have reached that point.
Fred Strickert is professor of religion at Wartburg College in Waverly, Iowa.

http://www.wrmea.com/archives/november01/0111067.html

  

 

Israel besetzt christliche Kleinstadt Beit Jala (5.5.2001)

In der christlichen Kleinstadt Beit Jala sind seit Dienstag 45 Kinder in einem Waisenheim der evangelisch-lutherischen Kirche eingeschlossen. In der Nacht auf Dienstag hat das israelische Militär die von palästinensischen Kämpfern als Ausgangspunkt für Angriffe benutzte christliche Kleinstadt Beit Jala okkupiert. Dabei wurden auch mehrere Gebäude der evangelisch-lutherischen Kirche, darunter ein Waisenhaus mit 45 Kindern, besetzt. Die von israelischen Behörden über Beit Jala verhängte Ausgangssperre macht es kirchlichen Mitarbeitern unmöglich, die Kinder mit Essen zu versorgen. Der lutherische Bischof Munib A. Younan beschuldigte die Soldaten, Schüsse von ihren Stellungen auf dem Dach des kirchlichen Gebäudes abzugeben und damit das Leben der Kinder in Gefahr zu bringen.
Er versicherte, dass von kirchlichen Gebäuden niemals Angriffe auf den nahegelegenen Jerusalemer Stadtteil Gilo ausgegangen seien, und verlangte den sofortigen Rückzug der Armee.
Trotz internationaler Kritik lehnt die israelische Regierung einen Abzug aus dem unter palästinensischer Verwaltung stehenden christlichen Ort ab.
5.5.2001, http://religion.orf.at/tv/news/ne010829_beit_jala_fr.htm

  

 

 

 

Beit Jala - Feuergefechte nach zwei Monaten Intifada

Mitteilungen der Vereinigung der Freunde Palästinas in Berlin-Brandenburg e.V.
Nr. 26 / 29. November 2000

Zur Erinnerung: Am 29. November 1947 - vor nunmehr 53 Jahren - beschloß die UNO-Vollversammlung die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat sowie die Internationalisierung Jerusalems. Der jüdische Staat sollte 56,47 Prozent Palästinas umfassen. Der israelisch-arabische Krieg von 1948/49 bewirkte: Der Staat Israel (in den Grenzen von 1967) umfaßte 77 Prozent Palästinas. 900 000 Palästinenser wurden vertrieben oder flüchteten. Dies zur Erinnerung.
1979 beschlossen die Vereinten Nationen, den 29. November zum Internationalen Tag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk zu erklären.

Nun dauert die Intifada schon zwei Monaten an. Es scheint als hätte sich die Öffentlichkeit inzwischen daran gewöhnt.
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Zwischen Gilo und der rund 400 Meter entfernten Ortschaft Beit Jala brechen seit dem Beginn der Aqsa-Intifada immer wieder sporadische Feuergefechte aus. Gilo ist nach israelischer Auffassung ein Vorort von Jerusalem, obwohl es im 1967 besetzten Cisjordanien liegt. Es ist somit der einzige Teil Jerusalems, den bewaffnete Palästinenser aus ihren Autonomiegebieten beschießen können, ein symbolisches Ziel für den Kampf gegen die jüdische Besiedlung in der Nähe der Heiligen Stadt. In Beit Jala sind keine militärischen Anlagen zu sehen, sondern palästinensische Kämpfer verstecken sich nach Angaben der Armee zwischen oder in den Wohnhäusern, um das Feuer zu eröffnen. Am Südende des höher gelegenen Gilo liegt die vorderste Häuserzeile in der Schußlinie von Beit Jala. Die Armee hat zum Schutz auf einer Länge von einigen Dutzend Metern eine knapp mannshohe Betonwand aufgestellt. Etwas weiter unten sind Scharfschützen der Armee mit ihren Beobachtungsinstrumenten und Präzisionsgewehren in Schützengräben eingerichtet. Schon mehrfach forderten sie in der Nacht Verstärkung durch Panzerartillerie oder Kampfhelikopter an, um die Verstecke der Palästinenserkämpfer anzugreifen. Seit der Verhängung der totalen Blockade sind die Ausfallstraßen Beit Jalas am oberen, westlichen Ende durch Erdwälle oder Betonblöcke gesperrt; die Anwohner müssen zu Fuß weitergehen oder sich nebenan querfeldein mit ihrem Wagen durchquälen .....

Ganzer Artikel: http://www.freunde-palaestinas.de/page/nachrichten/pn26.htm

  

 

Miteinander und aneinander lernen

Rabbi Levi Jitzhak trifft eines Tages einen Bauern, dessen Wagen umgefallen ist und der sich müht, ihn aufzurichten. Ohne den Rabbi zu erkennen, bittet er ihn um Hilfe. Sie strengen sich weidlich an, aber es klappt nicht. "Laß es sein", sagt der Rabbi, "ich kann nicht." Der Bauer schaut ihn jedoch streng an und sagt: "Du willst nicht, du willst wohl nicht!" Das trifft den Rabbi hart. Sie mühen sich wieder und wieder, und es gelingt. "Siehst Du Bruder", meint der Bauer, "du konntest es doch!" Der Rabbi staunt. "Wie konntest du so fest daran glauben?", will er wissen. Und er bekommt zur Antwort: "Würde Dich Gott mir in den Weg geschickt haben, wenn er keine Absicht damit verbände!" So lernen sie beide miteinander und aneinander. Dem Einen bestätigt sich seine Überzeugung, dem Anderen tut sich eine ganz neue Tür auf. Er kommt auf einen Weg und zu einem Glauben, mit dem er so nicht gerechnet hätte.
Seit ich in Jerusalem lebe, ist mir immer wieder ein Mensch in den Weg getreten, der mir Vertrautes neu beigebracht hat, der mir manches Mal aber auch einen Pfad zeigte, den ich sonst nicht beschritten hätte.
Ein zunächst sehr irritierendes Beispiel ist der Rabbi aus dem jüdischen Viertel aus Jerusalem. Wir hatten ihn zum wöchentlichen Gemeindeabend eingeladen. Da schockte er uns mit der Bemerkung, er habe kein Interesse am christlich-jüdischen Gespräch. "Oder", so fügte er hinzu, "würdet ihr einen Dialog mit den Zeugen Jehovas führen wollen?" Für ihn, das war klar, sind Christen eine jüdische Sekte. Noch dazu von der unangenehmen Sorte. Als der Eingeladene freilich unsere betroffenen Gesichter sah, fügte er hinzu, die Juden hätten mit Religionsgesprächen keine guten Erfahrungen gemacht. Im Regelfall seien dies ja verkappte Bekehrungsversuche gewesen. Brachten sie das gewünschte Ergebnis nicht, folgte die Verfolgung. Wenn wir jedoch lernen wollten, meinte der Rabbi, dann käme er sofort wieder. Es war ein steiniges Gespräch. Im Grunde aber leuchtete es mir ein, denn dazu sind wir da.
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Wer gegenwärtig aus Israel kommt, wird sehr oft nach seiner Einschätzung der politischen Lage und nicht zuletzt nach seiner Meinung über den gegenwärtigen Ministerpräsidenten und seine Regierung gefragt. Ich will mich nicht drücken, weil die Frage eine der immer wieder gestellten Fragen ist. Aber ich möchte gleich sagen, wer damals Zedekia zur Zeit des Propheten Jeremia kritisierte, hat darum nicht zugleich auch Kritik geübt an den Menschen, die unter ihm litten, ja noch nicht einmal an denen, die ihm möglicherweise zugejubelt haben. Wichtiger als meine persönliche Einschätzung von Personen und Politik der israelischen Regierung ist die Bitte, die ich an uns alle habe: sehr genau zu fragen, aus welchen Gründen wir das überhaupt wissen wollen. Es gibt eine Art politischen Voyeurismus, der sich an Pannen und Spannungen ergötzt, ja, der sie sich sogar möglicherweise wünscht zur eigenen Entlastung. "Höchst fatal, bemerkte Schlich, aber endlich nicht für mich."
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Der Bauer und Rabbi Levi Jitzhak, so haben wir ganz zu Beginn gehört, haben voneinander und miteinander gelernt. Mein Lehrmeister in Israel war ein 16jähriger Junge. Von dem muß ich jetzt noch reden. Gerade zum Propst ernannt besuchten meine Frau und ich ein Pfingstfest 1991 in Jerusalem, genauer gesagt den ökumenischen Kirchentag: Vormittag. Wir standen im strahlenden Sonnenschein hinter dem Gitter der Dormitio, der Benediktiner-Abtei, und löffelten unsere Suppe. Eine Gruppe israelischer Jugendlicher kam vorbei. Einer, etwa 16 Jahre alt, und in einer undefinierbaren Kluft, blieb stehen. Auf die Frage "Wo kommst du denn her?" mußte ich wahrheitsgemäß antworten: "Aus Deutschland!". Da zogen sich seine Mundwinkel nach unten. Der Golfkrieg war noch in aller Erinnerung, und er ging davon. Deutsche, so hatte man damals ja gesagt, hätten bei der Herstellung des irakischen Giftgases mitgeholfen. Doch dann hielt der Junge plötzlich inne. Offenbar arbeitete die Frage in ihm, wieso ich als einer von diesen schrecklichen Deutschen dennoch nach Jerusalem gekommen sei. Er hatte auch eine Lösung parat und so fragte er mich: "Bist du Jude?" Leider mußte ich wieder verneinen, und erneut überzog die Enttäuschung sein Gesicht. Er ging davon, und da beobachtete ich, daß ein kleiner Sieben- oder Achtjähriger hinter ihm hertrippelte und ihn umkreiste wie der Mond die Sonne. Doch ein weiteres Mal hielt der Junge inne. Er kam erneut zurück und wollte nun wissen: "Do you like Israel? - Magst Du Israel?" Und als ich ihm sagte: "Yes, I do - Ja!", da kamen seine beiden Hände durch das Gitter auf mich zu und drückten - was für eine Symbolik! - meine Hand! Und der kleine Mond stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Hände meiner Frau drücken zu können!
Mich hat dieses Erlebnis nachhaltig beeindruckt. Es hat mir in manchen schwierigen Augenblicken Mut gemacht. Denn da hat einer seine Feindseligkeit und seine Enttäuschung nicht verborgen, er hat jedoch nach einem guten Ausgang gesucht. Und er hat nicht nachgelassen, bis er ihn hatte und sein Beispiel hat angesteckt.
Aus: Laudatio auf die Preisträger der Gengenbacher Hermann-Maas-Medaille 1998
Propst Karl-Heinz Ronecker, Jerusalem
Ganzer Artikel: www.evangengenbach.de/03maas_ronecker.html

  

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