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Walter Mossmann
Liedermacher und Dichter aus Freiburg

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Walter Moßmann, Liedermacher aus Freiburg

Der Freiburger hat den Vorteil einer überzeugenden Glaubwürdigkeit auf seiner Seite - weil er erstens Einheimischer ist und zweitens als Liedermacher und Widerständler vor dreißig Jahren dabei war - in Marckolsheim und in Wyhl. Was er heute "eine Platzbesetzung mit zwei Außenstellen" nennt. ....

http://www.geocities.com/Athens/Forum/9962/waltermossmann.html
www.walter-mossmann.de , waltermossmann at aol.com

Walter Moßmann zu 25 Jahre Radio Dreyeckland
http://www.rdl.de/25jahre.html

 


Vielen Dank an Walter Moßmann dafür, dass er uns eine Auswahl seiner Lieder und Texte
als PDF-Datei zum Lesen bereitstellt.
Für alle Texte: (c) Walter Moßmann 2000
10.8.2005

Download jetzt starten >mossmann-lieder.pdf (1.13 MB)

Die komplette Sammlung der Lieder finden Sie in folgendem Buch:
walter mossmann / der nasentrompeter / lieder, poeme
Mit einem Vorwort von Matthias Deutschmann
edition freitag 2007, ISBN 978-3-936252-14-9

 

 

SIEBEN FRAGEN EINES SCHÜLERS
und 7 freiheitlich-demokratisch-grundordentliche Antworten

Sag mal, sag mal, sag mal, Herr Lehrer,
wie war das im Alten Rom?
Cäsars Schlachten und Schlächtereien,
die stehn mir schon bis hier ob’n!
Was lehrt uns die Geschichte von Spartacus?
Wie macht man mit der Knechtschaft Schluss?
Still, mein Junge, sei still!
Wenn ich sowas sagen will,
dann will ich doch schon viel
zu viel.

Sag mal, sag mal, sag mal, Herr Lehrer,
wie war das in den Bauernkriegen?
Warum war der Luther drauf scharf,
dass die Bauernschinder siegen?
Was hat der Thomas Müntzer gedacht?
Wie habn die den bewaffneten Aufstand gemacht?
O wei, mein Junge, o wei!
Ich hab eine Zunge aus Blei
und fühl mich doch dabei
ganz frei...
Sag mal, sag mal, sag mal, Herr Lehrer,
was war Achtzehnachtundvierzig los?
Die schwarz-rot-goldene Trauermesse
in der Paulskirche langweilt mich bloß.
Warn da nicht auch rote Fahnen gewest
und ein Kommunistisches Manifest?
Nee, mein Junge, nee,
ich bin von Kopf bis Zeh
eingestellt als Beee-
amter in spe.

Sag mal, sag mal, sag mal, Herr Lehrer,
Achtzehneinundsiebzig in Paris:
War die deutsche Fahne nicht in Blut getaucht
im Versailler Spiegel-Paradies?
Wir lernen nur die Sprüche von der Kaiser-Tribüne,
was aber lehrt uns die Pariser Commune?
O Schreck, mein Junge, o Schreck! Steck den BÜRGERKRIEG IN FRANKREICH bloß weg!
Ich flieg, wenn man den hier entdeckt,
in Dreck!

Sag mal, sag mal, sag mal, Herr Lehrer,
was kam nach der deutschen Monarchie?
War da nicht eine Revolution,
und wo verblieb denn die?
Du denkst so frei wie Marquis Posa
und sagst kein Wort über Karl und Rosa...
Verdammt, mein Junge, verdammt,
mir sind leider von Amts
wegen die Genannt-
en nicht bekannt.
Sag mal, sag mal, sag mal, Herr Lehrer,
der Hitler, das war doch kein Vampir,
der kam doch nicht aus dem Gulli gekrochen,
der kam doch nicht mir nichts dir ... (nichts)
Wer hat den gebraucht, wer hat den bezahlt?
Die Bourgeoisie oder s’Proletariat?
Mann, Junge, Mann!
Wenn ich dir das sagen, dann
sag du mir auch, wie lang
ich hier noch Lehrer bleiben kann ...

Sag mal, sag mal, sag mal, Herr Lehrer,
das interessiert uns jetzt:
Wie führt man heute den Klassenkampf
trotz Klassenjustiz und –gesetz?
Wie kämpft man gegen das Berufsverbot,
das dich kastriert, weil es dich bedroht?
Na und, mein Junge, na und?
Ich verbrenn mir halt nicht den Mund,
ich schwör dreimal aufs Grund –
gesetz und komm gesund
aufn Hund.
Hör mal, hör mal, hör mal, Herr Lehrer,
wir stecken dir jetzt ein Licht:
Einen Lehrer, der nicht aus der Geschichte lernt,
den brauchen wir nicht!
Wir brauchen einen Lehrer, der «dem Volke nützt»
und trotzdem nicht auf der Straße sitzt,
und wie man das organisiert,
dass sich jeder solidarisiert,
das wird jetzt diskutiert!

 

TAUBE IN GRÜN
Nachsintflutliches Frühlingslied von vergeblicher Liebesmüh

Der Wasserhahn tropft wieder regelmäßig.
Die Eiszapfen am Fenster sind getaut.
Die Sonne leckt den Schnee vom Dach, gefräßig.
Der Märzwind spült die Falten aus der Haut.
Mein Zimmer ist zum Steinerweichen leer.
Sie kommt zurück – sie kommt nicht mehr...
Taube in Grün,
nach des Winters weißer Sintflut ausgeflogen
zu den Weidekätzchen am Kanal –
hat dein Mona-Lisa-Mund gelogen,
der mir vierzig Winternächte stahl ... ?

Ich deklamierte VERDE QUE TE QUIERO.
Du rührtest unablässig im Kaffee.
Ich las aus dem ZIGEUNER ROMANCERO.
Du fülltest meinen Stiefelschaft mit Schnee.
In deinem grünen Kleid lag pure Poesie.
Ich seh sie wieder – seh sie nie...
Taube in Grün,
nach des Winters weißer Sintflut ausgeflogen
zu den Weidekätzchen am Kanal –
hat dein Mona-Lisa-Mund gelogen,
der mir vierzig Winternächte stahl ...
Die Krähe am Kamin schreit melancholisch.
Aus Straßen lärmt das nächtlich High-Life.
Ganz nah übern den Dächern hängt symbolisch
der Sichelmond wie ein gesprungner Reif.
Vielleicht hört sie mein Lied in einem fremden Haus.
Sie weint um mich – sie lacht mich aus...
Taube in Grün,
nach des Winters weißer Sintflut ausgeflogen
zu den Weidekätzchen am Kanal –
hat dein Mona-Lisa-Mund gelogen,
der mir vierzig Winternächte stahl

   


© by freiburg-schwarzwald.de, Kontakt, Update 13.02.09