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Tunau bei Schönau im Wiesental
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Gemeinde Tunau mit Bischmatt und Michelrütte - seit 1971 im Verwaltungsverband Schönau

Blick nach Westen über die Kirche von Tunau und das Wiesental zum Horn über Hof am 20.3.2006

 

Im Jahr 1936 brannte halb Tunau ab

Vor 70 Jahren wurden 90 Menschen obdachlos / Neun Schwarzwaldhäuser zerstört / Klara Schelshorn erinnert sich

Ein Teil des Sautrogs und ein Stück vom Stubenofen, mehr blieb vom Elternhaus von Klara Schelshorn aus Tunau nicht übrig. Sie war am 26. April 1936, als in Tunau neun von vierzehn alten Schwarzwaldhäusern nebst der Feuerwehrspritze nieder brannten, noch keine sieben Jahre alt. Klara Schelshorn erinnert sich noch an den sonnigen Sonntagnachmittag und daran, dass sie bereits am 1. November 1936 mit ihren fünf Geschwistern und ihren Eltern Emilie und Eugen Strohmeier in ein neu gebautes Haus einziehen konnte. Ein Brandstifter hatte in ihrem Elternhaus, einem Doppelhaus, den Brand gelegt, die Familie war gerade auf einem Sonntagsspaziergang, als Eugen Strohmeier das Haus brennen sah und davon sprang, um wenigstens die Tiere noch aus dem Stall bergen zu können.

Der Ostwind blies brennendes Stroh und Schindeln zu den nächsten Dächern und Häusern. “Sogar auf dem Schönenberg hat man verbrannte Schindeln gefunden” , sagt Klara Schelshorn. Das aus den Ställen getriebene Vieh, sei immer wieder in Richtung des brennenden Dorfes gelaufen. “Kinder, wir hatten nicht viel, aber jetzt haben wir gar nichts mehr”, habe die Mutter nach dem Brand gesagt. Vorübergehend ist die Familie in Utzenfeld untergekommen, und Eugen und Emilie Strohmeier seien täglich von Utzenfeld nach Tunau gelaufen, um sich um das Vieh zu kümmern. Drei Häuser östlich des Brandherdes und ein Haus am südlichen Ortsende sowie die alte Kapelle sind damals nicht nieder gebrannt. In der Zeitung war nach dem Brand zu lesen: “Ungefähr in der Mitte des Dorfes steht das alte Rathaus als einziges Steinhaus, inmitten der ehemaligen schindel- oder strohbedeckten Holzhäuser. Es ist eine ärmliche Hütte, einer kleinen Scheune ähnlicher als einem Rathaus. Unweit davon befindet sich das Schulgebäude, von dem nur noch die Außenmauern stehen” .
Zu sieben Jahren Gefängnis war der Brandstifter verurteilt worden und kam nach fünf Jahren wieder frei. “Wir waren ihm nicht böse, als er wieder rausgekommen ist”, erinnert sich Klara Schelshorn. Nur in Tunau bauen dürfen habe der frühere Bewohner des Doppelhauses Strohmeier/Ruch - in dem sich vor dem Brand zwei Familien eine Küche mit je einem gemauerten Herd pro Familie teilte - nicht mehr.

Der frühere Bürgermeister Walter Seger erklärte BZ-Redakteur Hubert Döbele 1986: “Die Brandgeschädigte sin hüt die, dene s´ Huus anno dazumal it abbrennt isch” . Den Artikel hat Klara Schelshorn aufgehoben. Die Nationalsozialisten nutzten den Wiederaufbau des “Musterdorfs” Tunau innerhalb nur eines halben Jahres für Propagandazwecke. Die Architekten Bühler aus Schönau, Wagner aus Zell und Kern aus Schönenberg haben die Baupläne gemacht und “alle Häuser haben fast gleich ausgesehen” , erklärt Klara Schelshorn. Vorgeschrieben wurde den Tunauern wo und wie sie zu bauen hatten. Drei der neun abgebrannten Häuser waren Doppelhäuser, diese mussten zum Missfallen mancher Bewohner auch wieder als Doppelhäuser aufgebaut werden, Ausnahme: Heinrich Leo Ruch, der damalige Wirt des Gasthauses “Tanne” , durfte alleine bauen. Groß war das Aufgebot bei der offiziellen Einweihung des Musterdorfs am 23. Januar 1938, die älteren Schüler haben zum Schmücken des neuen Rathauses Kränze binden müssen.Und warum kann sich Klara Schelshorn noch so gut an die damalige Zeit erinnern? “Ich war immer eine Neugierige” , sagt sie. Sie habe als Kind immer gut zugehört, wenn ihr Vater Besuch bekommen habe und ihre Neugierde hat sie bis zum heutigen Tage nicht verloren.

Badische Zeitung Freiburg
Karin Maier, 26.4.2006 auf www.badische-zeitung.de

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