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Tunau bei Schönau im Wiesental
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Gemeinde Tunau mit Bischmatt und
Michelrütte - seit 1971 im Verwaltungsverband Schönau
Im Jahr 1936 brannte halb Tunau ab
Vor 70 Jahren wurden 90 Menschen
obdachlos / Neun Schwarzwaldhäuser zerstört / Klara Schelshorn erinnert sich
Ein Teil des Sautrogs und ein
Stück vom Stubenofen, mehr blieb vom Elternhaus von Klara Schelshorn aus Tunau
nicht übrig. Sie war am 26. April 1936, als in Tunau neun von vierzehn alten
Schwarzwaldhäusern nebst der Feuerwehrspritze nieder brannten, noch keine sieben
Jahre alt. Klara Schelshorn erinnert sich noch an den sonnigen
Sonntagnachmittag und daran, dass sie bereits am 1. November 1936 mit ihren fünf
Geschwistern und ihren Eltern Emilie und Eugen Strohmeier in ein neu gebautes
Haus einziehen konnte. Ein Brandstifter hatte in ihrem Elternhaus, einem
Doppelhaus, den Brand gelegt, die Familie war gerade auf einem
Sonntagsspaziergang, als Eugen Strohmeier das Haus brennen sah und davon sprang,
um wenigstens die Tiere noch aus dem Stall bergen zu können.
Der Ostwind blies brennendes Stroh und Schindeln zu den nächsten Dächern und
Häusern. “Sogar auf dem Schönenberg hat man verbrannte Schindeln gefunden” ,
sagt Klara Schelshorn. Das aus den Ställen getriebene Vieh, sei immer wieder in
Richtung des brennenden Dorfes gelaufen. “Kinder, wir hatten nicht viel, aber
jetzt haben wir gar nichts mehr”, habe die Mutter nach dem Brand gesagt.
Vorübergehend ist die Familie in Utzenfeld untergekommen, und Eugen und Emilie
Strohmeier seien täglich von Utzenfeld nach Tunau gelaufen, um sich um das Vieh
zu kümmern. Drei Häuser östlich des Brandherdes und ein Haus am südlichen
Ortsende sowie die alte Kapelle sind damals nicht nieder gebrannt. In der
Zeitung war nach dem Brand zu lesen: “Ungefähr in der Mitte des Dorfes steht das
alte Rathaus als einziges Steinhaus, inmitten der ehemaligen schindel- oder
strohbedeckten Holzhäuser. Es ist eine ärmliche Hütte, einer kleinen Scheune
ähnlicher als einem Rathaus. Unweit davon befindet sich das Schulgebäude, von
dem nur noch die Außenmauern stehen” .
Zu sieben Jahren Gefängnis war der Brandstifter verurteilt worden und kam nach
fünf Jahren wieder frei. “Wir waren ihm nicht böse, als er wieder rausgekommen
ist”, erinnert sich Klara Schelshorn. Nur in Tunau bauen dürfen habe der frühere
Bewohner des Doppelhauses Strohmeier/Ruch - in dem sich vor dem Brand zwei
Familien eine Küche mit je einem gemauerten Herd pro Familie teilte - nicht
mehr.
Der frühere Bürgermeister Walter Seger erklärte BZ-Redakteur Hubert Döbele 1986:
“Die Brandgeschädigte sin hüt die, dene s´ Huus anno dazumal it abbrennt isch” .
Den Artikel hat Klara Schelshorn aufgehoben. Die Nationalsozialisten nutzten den
Wiederaufbau des “Musterdorfs” Tunau innerhalb nur eines halben Jahres für
Propagandazwecke. Die Architekten Bühler aus Schönau, Wagner aus Zell und Kern
aus Schönenberg haben die Baupläne gemacht und “alle Häuser haben fast gleich
ausgesehen” , erklärt Klara Schelshorn. Vorgeschrieben wurde den Tunauern wo und
wie sie zu bauen hatten. Drei der neun abgebrannten Häuser waren Doppelhäuser,
diese mussten zum Missfallen mancher Bewohner auch wieder als Doppelhäuser
aufgebaut werden, Ausnahme: Heinrich Leo Ruch, der damalige Wirt des Gasthauses
“Tanne” , durfte alleine bauen. Groß war das Aufgebot bei der offiziellen
Einweihung des Musterdorfs am 23. Januar 1938, die älteren Schüler haben zum
Schmücken des neuen Rathauses Kränze binden müssen.Und warum kann sich Klara
Schelshorn noch so gut an die damalige Zeit erinnern? “Ich war immer eine
Neugierige” , sagt sie. Sie habe als Kind immer gut zugehört, wenn ihr Vater
Besuch bekommen habe und ihre Neugierde hat sie bis zum heutigen Tage nicht
verloren.
Karin Maier, 26.4.2006
auf
www.badische-zeitung.de
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26.04.06
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