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raps vom Rapsfeld - gut für Pöler

Ein Pöler freut sich über den gelben Raps. Ein Pöler ist jemand, der sein Auto mit Pflanzenöl betreibt und von der Umgebung zumeist (noch) als Spinner abgetan wird.

 

Pflanzenöl mit Diesel-Motoren verbrennen - von Martin Rotzinger

Pflanzenöl kann nur mit DIESEL-Motoren verbrannt werden. Auf KEINEN FALL in Benzinotoren!!!,  wie dies im Radiobericht des DLF vom 8.7.2002 mißverständlich berichtet wurde ("Pflanzenöl statt Benzin").

Das Grundprinzip ist einfach: Pflanzenöl ist hochviskoser als Diesel. Um den Vorgang beim Zerstäuben des Treibstoffs beim Einspritzen in den Brennraum zu ergründen, kann man einmal folgenden Versuch durchführen :
Man nehme einen Zerstäuber zum befeuchten von Zimmerpflanzen und fülle diesen mit Pflanzenöl. Nun probiere man dieses zu zerstäuben. Man wird bemerken, daß man deutlich mehr Kraft benötigt um einen Sprühnebel zu erzeugen, als mit Wasser.
Erwärmt man nun das Pflanzenöl auf ca. 70-80°C, wird man feststellen, daß das Zerstäuben schon deutlich leichter geht als mit kaltem Pflanzenöl. Da die Viskosität von Diesel mit der von Wasser vergleichbar ist, sollte man den Vergleichsversuch mit Wasser durchführen und nicht mit Diesel.(wegen
Sauerei).

Genau dies muß man beim Pkw beachten: Die Viskosität muß vermindert werden. Dies kann auf zwei Arten geschehen: Entweder durch chemische Veränderung des Pflanzenöls (Umsterung mit Methanol), das dann Biodiesel genannt wird, oder durch einfaches erwärmen des reinen naturbelassenen Pflanzenöles. Da die Produktion von Biodiesel sehr viel Energie benötigt und Biodiesel eine aggressive Substanz ist, die Gummidichtungen angreift, ist das reine Pflanzenöl dem Biodiesl vorzuziehen (reines Pflanzenöl ist auch deutlich billiger als Biodiesel).

Um reines Pflanzenöl fahren zu können gibt es zwei Umbaumethoden: Das 1-Tank und das 2-Tank Prinzip.

  • Beim 1-Tank wird der Motor mit Pflanzenöl gestartet und betrieben. Zu empfehlen bei Vorkammermotoren und Motoren mit Reiheneinspritzpumpe. z.B. Mercedes Benz 190D (ohne Umbau mit 100% fahrbar), Mercedes Benz 200D, also alle älteren "Benze", mit W123 oder W124 -Motoren. Golf 3 75PS AAZ-Motor, ebenfalls Golf 2 etc...

  • Beim 2-Tank wird der Motor aus einem zusätzlichen Tank mit Diesel gestartet und bei betriebswarmem Zustand auf Pflanzenöl umgestellt. Muß um Schäden zu vermeiden bei Direkteinspritzern, und allen neueren Dieselmotoren mit empfindlicher Einspritzanlage verwendet werden.

Das 1-Tank System ist das komfortabelste, da nur ein Tank betankt werden muß und man nicht immer zwischen Pflanzenöl und Diesel umschalten muß.
Ein Nachteil des 2-Tank-Systems ist wie schon gesagt, die Umschalterei zwischen Diesel und Pflanzenöl. Allerdings kann man, wenn man einen beheizten Tank für Pflanzenöl einbaut sogar festes Fritierfett verfahren.


Ob jetzt 1 oder 2-Tank-System, beheizen muß man alle. Dies erfolgt am einfachsten über einen Kühlwasserwärmetauscher, der mit dem Kühlwasser das Pflanzenöl beheizt. Dabei bietet sich neben einem Alpha-Laval oder Swep - Wärmetauscher, die beide ziemlich groß und schwer sind der Audi
A8-Wärmetauscher an. Ein kleiner aber höchst Effektiver Wärmetauscher, der eigentlich zum kühlen des Diesels auf Kühlwassertemperatur bei Hochkomprimierenden Einspritzanlagen benützt wird, da durch die so hohe Kompression des Diesels in der Einspritzpumpe (ca. 1000 bar) der Diesel so heiß wird, daß Kunststoffteile am Tank beschädigt werden würden.. Der Audi A8-WT kostet bei Südwestunion in Freiburg ca 80€, im Internet (www.monopoel.de) ca 60€.
Um das Pflanzenöl aufheizen zu können, wenn das Kühlwasser noch kalt ist, bieten sich elektrische Kraftstoffvorwärmer an.
Ungeschlagen in der Effektivität kann man den Durchlauferhitzer einer 12V-Kaffemaschine benützen - wie ich es tue. Dieses heizt mit einer el. Leistung von 250W und hohem Wirkungsgrad das Pflanzenöl innerhalb von 5 min. um 30K auf. (Ich habe die Kaffeemaschine mit 2 Temperaturschutzschaltern
abgesichert, so daß sie bei Erreichen von 75°C ausschaltet, und in ein Metallgehäuse gesteckt, um maximale Betriebssicherheit zu gewährleisten). Wiederum andere Bastler und auch ein Profiumrüster(Dieseltherm) verwenden eine oder mehrere Glühkerzen, die sie in den Pflanzenölsrom tauchen. (Ich persönlich halte die Glühkerzenheizer für gefährlicher als die Kaffemasdchine, da bei der Glühkerze die gesamte Wärmeenergie an einer kleinen Stelle konzentriert ist. Bei der Kaffemaschine ist die gesamte Energie auf einen ca 30cm langen Bogen verteilt. Bei Glühkerzenheizern wurden im Dieselbetrieb schon Gasblasen(verdampfter Diesel) und im Pflanzenölbetrieb braune Schlieren (zersetztes Pflanzenöl)  beobachtet.) Als weitere el. Heizer sind noch Handelsübliche Dieselheizer z.B. Stanadyne und Purflux zu erwähnen, die eine geringere Leistung bringen, aber eine
TÜV-Zulassung haben.

Magnetventile und Wärmetauscher sind dem Tüv egal, allerdings sind Zweittank und el. Kraftstoffheizer eintragungspflichtig. Normalerweise wird auch Eigenbau akzeptiert (wenn Ordentlich und sicher verbaut). Ich denke, daß ich die Kaffemaschine eingetragen bekommen würde, aber ich will keine
schlafenden Hunde wecken. :-)

Tankstellennetz für Pflanzenöl gibt es eigentlich keines. Getankt werden muß entweder bei ALdi oder anderen Discountern aus 1l-Flaschen für 0,69€/l  oder zu Hause aus eingelagertem Pflanzenöl, das man von einer Ölmühle hat anliefern lassen oder selbst abgehohlt hat. Ich habe vor kurzem bei der Ölmühle Bernhard Schell in Lichtenau (bei Baden-Baden) 600 Liter Pflanzenöl abgeholt zu einen Literpreis von 0,56€/l.

Der Verbrauch bleibt mit Pflanzenöl normalerweise gleich wie mit Diesel. Da Pflanzenöl langsamer und gleichmäßiger Verbrennt als Diesel, wird der Motorlauf ruhiger / runder.

Additive wie im Radiobericht fälschlicherweise Berichtet wurde, werden nicht benötigt. Es gibt einige schwarze Schafe im Pflanzenölbereich, darunter gehört meines Erachtens auch derjenige, der auf dem Pölertreffen in Speyer im Juli 2002 seine Additive zu extrem hohen Preisen anbot und vom Himmel herab erzählte, was die so alles können. AUf nachfragen meinerseits Antwortete die betreffende Person, daß man zu den 5% Additiv, die man dem Pflanzenöl beimischen soll noch 20% Diesel dazu müssen.
Dazu muß ich ihnen sagen, daß die meisten Dieselmotoren ohne Umbauten mit einer Mischung aus 80% Pflanzenöl und 20% Diesel laufen, da die Viskosität dadurch schon ziemlich gesnkt wird (Irgendjemand hat dazu einmal Versuchsreihen durchgeführt, um Viskositätskurven mit unterschiedlichen Mischungen zu erhalten. Ich finde diese aber im Moment leider nicht).  Auf weiteres Nachfragen meinerseits, stellte sich heraus, daß der Additivverkäufer um den heißen Brei herumredete und nicht einmal wußte, was eine Lucaspumpe ist.

Zur Lucaspumpe muß gesagt werden: Der Betrieb eines Dieselmotors mit Pflanzenöl ist nicht ungefährlich. Es können Schäden entstehen, die gerade bei neuen, anfälligen MOtoren schnell teuer werden. Daher ist Vorsicht geboten. Beim Betrieb mit Pflanzenöl erlicht ebenfalls der Garantieanspruch
auf  Motor und Einspritzanlage.

Es gibt zwei Firmen, die Einspritzpumpen herstellen: Bosch und Lucas. Boschpumpen sind teurer, aber sehr robust. Lucaspumpen sind billiger, und anfälliger als Boschpumpen. Bei Verteilereinspritzpumpen kann es zu einem Verteilerkolbenfresser kommen, der den Tod einer Einspritzpumpe zur folge hat. (Die häufigkeit daß dies passiert ist bei Lucaspumpen deutlich höher als bei Boschpumpen)  Dies tritt
häufig bei extrem hohen Drehzahlen, zu kaltem Pflanzenöl und zu kalter Einspritzpumpe auf. Die genaue Ursache ist noch ungeklärt. Dies geschieht ebnfalls, wenn viel Luft oder Schmutzpartikel in die Einspritzpumpe gelangt und diese trockenläuft. Die Ursache der bis jetzt durch einen Verteilerkolbenfresser gestorbenen Boschpumpen war bis jetzt immer eine Folge von Schmutzpartikeln oder Luft.
Meine Familie hat neben einem Mercedes 190D (Bosch Reiheneinspritzpumpe,100% Pöltauglich ohne Umbau), meinem Golf 3 (100% Pöl ,Boschverteilerpumpe, A8-Wt,Kaffemaschine) noch einen Polo mit Lucasverteilerpumpe umgerüstet nur mit einem A8-WT. Der Polo wurde mit einer Mischung zwischen 50% Pflanzenöl : 50% Diesel und 75% Pflanzenöl:25% Diesel gefahren (20 Tkm), ohne daß bis jetzt Schäden an der Einspritzpumpe auftraten.

Bei Direkteinspritzern kann in der Warmlaufphase unzerstäubtes Pflanzenöl in das Motorenöl gelangen und dort im Motorenöl eine Polymerisation auslösen. Das Motorenöl wird dabei extrem zäh, bis es nicht mehr durch die Schierspalte im Motor geht und ein Kolbenfresser ("Motorentod") im schlimmsten Fall und ein Ausfall des Turboladers im weniger Schlimmen Fall auftreten kann. Dies kann allerdings durch sehr warmes Pflanzenöl, häufige Kontrolle des Ölstandes und verkürzte Ölwechselintervalle verhindert werden.

Um das Risiko eines Schadens durch Pflanzenöl zu vermeiden sollte man folgende Regeln beachten:

  • Keine hohen Umdrehungen bei kaltem Motor, kaltem Pflanzenöl und kalter Einspritzpumpe. (Thermometer im Rücklauf der Einspritzpumpe anbringen)

  • Das Pflanzenöl solle 60-80°C haben, unterhalb von 50°C ist als kalt
    anzusehen.

  • Alle Heizer/Wärmetauscher vor den Dieselfilter!!! Zwischen Einspritzpume und Dieselfilter darf nur ein Vernindungsschlauch sein, um zu vermeiden, daß z.B. eventuelle Metallspäne aus einem Wärmetauscher in der Einspritzpumpe zum Fresser führen

  • Vorsichtig anfangen, wenn nötig Diesel zum Pflanzenöl beimischen oder 2-Tank

  • Bei Zweitanksystem Temperaturschocks an der Einspritzpumpe vermeiden (z.B. Umschalten von kaltem Diesel auf heißes Pflanzenöl), indem man den Diesel ebenfalls durch den Wärmetauscher schickt.

Standheizungen können auf keinen Fall mit Pflanzenöl betrieben werden. Pflanzenöl kann in einer Standheizung nicht Rückstandsfrei verbrennen und verklebt das Verdampfungsvlies, was den Ausfall der Standheizung zur Folge hat. Wenn eine Standheizung vorhanden ist, muß diese aus einem Dieseltank
(bei 2_tank einfach realisierbar) betrieben werden.
Im Winter sollten 10-20% Diesel (je nach Außentemperatur) beigetankt werden, um das Pflanzenöl vor dem Festwerden zu bewahren.

Den Umweltaspekt des Pflanzenöles ist wichtig:

  • Pflanzenöl ist CO2-neutral und ein nachwachsender Rohstoff. Beim verbrennen wird genauso viel CO2 freigesetzt, wie während dem Wachstum aufgenommen wurde

  • Emissionen anderer Schadstoffe (z.B. NOx) werden durch die kontinuierlicherere Verbrennung ebenfalls gesenkt.

  • Pflanzenöl ist vollkommen Biologisch abbaubar. Verschüttetes oder
    ausgelaufenes Pflanzenöl stellt keine Umweltgefahr dar.

Pölige Grüße
Martin (alias Salatschüssel), martin.rotzinger@gmx.de, 11.7.2002

  

 

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