Home >Kultur >Kunst >Dreisam >Steinturm Steintürme in der Dreisam und anderswo
Steinmännchen an der Dreisam - Landart Wo
Steine im Bett stehen Wie
fremdartige Skulpturen ragen sie aus dem Dreisamwasser: Junge Künstler und Künstlerinnen
errichten auch in diesem Sommer wieder stabile oder auch wacklige Steintürme
und -türmchen im Freiburger Flussbett. „Nach unten
müssen flache, möglichst breite Steine, die oben nicht so abgerundet sind“,
erklärt der elfjährige Schüler Philipp Schwendemann, der mit einigen
Nachbarskindern nahe des Hirzbergsteges badet. Schon neun „Steinmännchen“
haben sie errichtet. „Letzten Sommer hab’ ich es auch schon probiert, das
hat da aber noch nicht so geklappt“, erinnert sich Philipp. Für heute aber
kann er mit seinen zierlichen Bauten zufrieden sein. Auch
Anna Rauh (21) interessiert sich für „Land-Art“. Zum Steinturmbauen
inspirierte die Ergotherapie-Schülerin der britische Künstler AndyGoldsworthy.
„Ich habe aber woanders schon Steine getürmt“, erzählt sie – etwa bei
einem Kunstprojekt im Bayerischen Wald. Die Dreisamtürme sind für Anna „eine
freie Kunst, die man selbst mitgestalten kann“. In der Sommerhitze die bloßen
Füße im Wasser zu kühlen und mit Konzentration einer kreativen Tätigkeit
nachzugehen, sei schon „ganz arg schön“. Gerade hat sie aus Flusssteinen
eine Brücke aufgebaut, die zwei kleinere Türmchen trägt. Ringsum glitzert die
Sonne im flachen Wasser. Vorsichtig befestigt Anna noch ein kleines Blatt auf
dem rechten Turmhelm – fertig.
Wer weiter nach Westen vorbei an der Ochsenbrücke wandert, sieht das imposante
Opus des Steinkünstlers Corin Fischer (21) aus dem Fluss ragen. Eine Woche hat
der gebürtige Freiburger an seinen rund 30 Türmen gearbeitet. Da er abends als
Koch jobbt, kann sich Corin nachmittags kontinuierlich seinen Kunstwerken
widmen. Bei den zum Teil kürbisgroßen Steinen mit etlichen Kilo Gewicht, die
er bis zu Höhen von 1,60 Meter auftürmt, ist die Gefahr einer Fußverletzung
oder Oberarmzerrung nicht zu unterschätzen: „Man darf dann einfach nicht
loslassen“, sagt Corin. Die Steine müssen so zusammengesetzt werden, dass sie
auch einer stärkeren Strömung trotzen können. Aber gerade das findet Corin
reizvoll: eine Kunst zu schaffen, die ganz den Umwelteinflüssen und damit der
Vergänglichkeit ausgeliefert ist. Allerdings stellt auch die menschliche Zerstörungswut
eine ständige Bedrohung dar: „Erst letztens haben Kinder mit Steinen
geworfen.“
Um Stabilität zu erreichen, legt Corin im Flussbett Fundamente aus kleinen
Steinen an, die auch Schwankungen ausgleichen können. Auf ihnen baut er dann
steil in die Höhe. Wichtig sei vor allem, den Druck zu nutzen – denn
„Gewicht von oben schafft Stabilität“, erklärt Corin. Die fertigen Türme
bekommen Namen, „Waterleg“ oder „Elfenbeinturm“ zum Beispiel.
Er kam im vergangenen Jahr eher spontan auf die Idee mit den Türmen: „Komm,
jetzt bauen wir was“, beschloss er mit Freunden. Von Passanten habe er schon
viele positive Reaktionen erhalten, und einige kämen sogar extra zum
Fotografieren vorbei. Das ist auch Corins Traum: ein eigener Fotoband nur mit
seinen Steintürmen. Bis dahin will er weiterbauen, auch nächstes Jahr. Immer
in der Hoffnung, dass nicht morgen schon alles zerstört ist. Links © by www.freiburg-dreisamtal.de, Update 26.07.10 |