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Geschichte des Dreisamtals - von Adolf Schmid
Ebnet 1945 bis 1974
 

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Ebnet in den 50er Jahren

Ebnet - 1945 bis 1974

Die wiedergegebene Chronologie ist entnommen aus:
Adolf Schmid, Ebnet im Dreisamtal, Schillinger Verlag 1999, ISBN 3-89155-247-7, DM 30.--.
Kapitel VII. Ebnet - 1945 bis 1974, S. 207-236.
 
Wir danken Herrn Adolf Schmid für sein Entgegenkommen.

Ein Kauf dieses wunderbaren Buches lohnt sich - schon allein der zahlreichen, hier nicht 
wiedergegebenen ergänzenden Photos und Dokumente wegen. 

Sonntag, 22. April 1945 
An der Dreisam- und Eschbachbrücke waren Sprengkommandos; mittags werden die Brücken gesprengt, dabei auch 20 Häuser beschädigt. Mittags drei Uhr rücken die ersten französischen Soldaten in Ebnet ein. „Seit Mitternacht schweigen die Waffen": letzter „Wehrmachts"-Bericht am 9. Mai 1945.

8. Mai 1945 
Ende des Zweiten Weltkriegs, bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reichs, Südbaden ist französisch besetzt, es gilt Besatzungsmacht. In Ebnet sind 20 Häuser ganz oder teilweise für die Besatzungstruppen beschlagnahmt, viele Wertgegenstände requiriert. Ausgehverbot von 19 bis 7 Uhr. Ebnet beklagt 55 Gefallene, 25 Vermißte (vgl. Ehrenmal bei der Kirche St. Hilarius). Als Nachfolger von Bürgermeister Josef Schirk wird Josef Hummel als Bürgermeister bestimmt (1948 in allgemeinen Wahlen bestätigt, Bürgermeister bis 1977). – Freiburg wird Sitz der (vorläufigen) Regierung (Süd-)Badens, Regierungssitz ist das Colombi-Schlößchen, das Historische Kaufhaus ist Landtagsgebäude.

15. August 1945
Nachtrag zur Anordnung Nummer 565/S Ka des Gouvernement de Fribourg – campagne
Der Herr Couverneur für den Bezirk Freiburg wünscht in der Nummerierung der Fahrräder eine Regelung in dem Sinne, daß für den Landratsbezirk Freiburg – Land, eine einheitliche Form der Nummernschilder eingeführt wird.
Die von der Firma Koch, Freiburg im Breisgau, Liebigstraße 7, gegossenen Nummern – Plaketten aus Aluminium, mit erhabenen Ziffern und Landkreisangabe, entsprechen den Wünschen des Herrn Gouverneurs.
Die Firma Koch beginnt sofort mit der Fertigung der Plaketten, so daß umgehend mit der Belieferung der Gemeinden begonnen werden kann.
Nach Fertigstellung der Plaketten setzt sich die Firma mit den Bürgermeisterämtern selbst in Verbindung und liefert die jeweilig in Frage kommende geschlossene Nummern-Serie aus.
In der Zwischenzeit ist zu empfehlen, an den Fahrrädern einstweilig eine provisorische Nummer anzubringen.
Ebnet hat die Fahrradnummern 52911 bis 53328.

29. Mai 1945
Letzte Bekanntmachung von Bürgermeister Josef Schirk
„Es haben sich sofort ab heute, den 29. Mai 1945 in der Zeit von vormittags 10 bis 12 Uhr und abends 7 bis 8 Uhr (19 bis 20 Uhr) alle seit dem 1. April 1945 demobilisierten oder aus der Wehrmacht entlassenen männlichen Personen, die zur Zeit sich in der Gemeinde aufhalten – ob sie schon polizeilich gemeldet sind oder nicht – auf dem Rathause anzumelden. Die Meldung muß unbedingt bis zum 30. Mai 1945 abends 7 Uhr 30 (19 Uhr 30) erledigt sein. Der Bürgermeister: Schirk"

Egon Mez, der Bruder des Ebneter Villenbesitzers Adam Mez, der offenbar ganz eigenwillig den Bürgermeister Josef Schirk absetzte und seine Funktionen übernahm, wurde schon nach wenigen Tagen wieder aus dem Rathaus entfernt, als die Besatzungsbehörden Josef Hummel als Ebneter Bürgermeister ernannten.

18. Oktober 1946 
Pfarrer Paul Birkle tritt in Ebnet seinen Dienst an, bleibt hier bis zu seinem Tod 1956. – Peter Dold wird 1. Vorsitzender des wieder gegründeten Musikvereins.

15. September 1947
Erste Kommunalwahlen in (Süd-)Baden.

1948 
18. Mai: Erste Landtagswahlen, Leo Wohleb/CDU wird Staatspräsident.

Währungsreform in den drei Westzonen Deutschlands, die DM-Währung wird als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. – Im Ebneter Gemeinderat sind vertreten: Franz Kotterer, Josef Haury, Adolf Wiesel, Eugen Blümel, Elisabeth von und zur Mühlen, Theodor Hummel, Bürgermeister: Josef Hummel, Gemeinderechner: Theodor Hummel, Ratschreiber: Wili Ruh.

Im August: Gründung der Firma Drescher, Blechnerei und Installationsgeschäft (1962 von Gottfried Drescher weitergeführt). – Josef Tritschler wird 1. Vorsitzender des neu gegründeten VdK, der sich um Kriegsopfer kümmert.

Am 24. 12. gilt die „Entnazifizierung" im französisch besetzten (Süd-)Baden als beendet. K. J. Rößler war sehr einflußreich im „politischen Sanierungsausschuß".

1949
Die 1945 noch sinnlos zerstörte Brücke über den Eschbach ist wieder hergestellt. Elisabeth von zur Mühlen wird Ehrenbürgerin Ebnets. – Bruno Maria Kaufmann aus Ebnet organisiert erstmals die DIDACTA, die „Europäische Lehrmittelmesse". Er bleibt bis 1968 Generalsekretär des europäischen Lehrmittelverbandes EURODIDAC.

8. Mai: Das „Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland" wird durch den „Parlamentarischen Rat" beschlossen, am 23. Mai feierlich verkündet; am 14. August sind Bundestagswahlen, Konrad Adenauer wird Bundeskanzler, Theodor Heuss wird erster Bundespräsident (in Ebnet: CDU 314 Stimmen, SPD 142, FDP 41, KP 9).

1950
Förster Schiele stellt auf dem „Galgenberg" ein Kreuz auf, um so den Dank für das Überleben in schwerer Zeit zu bezeugen. – Am 28. Mai brennt das Sägewerk Guttmann (wieder) ab. – Beginn am Bau der Wachswarenfabrik Birmelin (Kirchenkerzen!), ab 1952 im Betrieb. – Der Bundespräsident übernimmt die Ehrenpatenschaft für Elvira Viktoria Nahrgang, siebtes Kind von Werner und Elisabeth Nahrgang.

1951
9. Dezember: Volksabstimmung in den Ländern Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern über die Bildung eines gemeinsamen „Südweststaates": 69,7 % befürworten ein gemeinsames Bundesland, in (Süd-)Baden sind ?? % dagegen.

1952
Der Gemeinderat Ebnet lehnt das Ansinnen der Stadt Freiburg, Ebnet einzugemeinden, ab. Am 9. März sind Wahlen zur Verfassungsgebenden Landesversammlung des „Südweststaates", am 25. April wird das Land „Baden-Württemberg" gegründet. In Wohlebs (Süd-)Baden gibt es noch manche, die diese staatliche Entwicklung nicht wahr haben wollen. – an der Sammelstelle beim Ebneter Rathaus geben regelmäßig 28 „Milchablieferer" ihre Milch ab. – Der Kirchturm wird repariert, Schloß Ebnet wird unter Denkmalschutz gestellt. – Am 12. Oktober brennt das Sägewerk Wißler ab.

1953
Ehrenmal für die Gefallenen der Weltkriege, gestaltet von J. Dettlinger.

1954
1361 Einwohner, darunter 158 Heimatvertriebene. – Der Ebneter Gemeinderat verabschiedet die Bebauungspläne Scheibenberg und Langmatten. Es werden zwei neue Schulräume ausgebaut. Für die Sicherstellung der Wasserversorgung wird der Hochbehälter auf dem Scheibenberg von 100 cbm um weitere 250 cbm vergrößert.

Die Feurigen Salamander von 1955
In Ebnet sind die Voraussetzungen für ein gutes Vereinsleben optimal gegeben. Nur fehlte lange Zeit das närrische Element – bis 1955, als Metzgermeister Eugen Jautz die Initiative ergriff. Es wurde der erste Ebneter Elferrat gewählt, erster Vorsitzender Eugen Jautz. Josef Brüderle machte den Vorschlag das Zunfthäs – sicher gut gewählt, weil dieses Tier, schwarz mit den auffälligen gelben Flecken, auch in den feuchten Gebieten Ebnets daheim ist, früher besonders auch in der Steinhalde, als der Welchenbach dort noch häufig die Keller unter Wasser setzte.

1954
In Wien stirbt Sophia (1872 – 1954), Enkelin des Reichsgrafen von Sickingen, der 1809 seinen Ebneter Besitz verkaufte, um nicht Badener werden zu müssen, und nach Österreich umzog. Somit ist das geschichtsträchtige Geschlecht der Sickingen ausgestorben. – Bürgermeister Hummel meldet: Der Durchschnittslohn des Ebneters pro Stunde = 1,40 DM.

1955
17. Oktober: Der „Kotterlehof" Dilger der Familie Tröndle brennt ab. – In Ebnet wird die Fasnetzunft der „Salamander" gegründet. – Das Dorf hat inzwischen 1561 Einwohner. – Elektrische Läuteanlage für die Kirche.

1956
In Ebnet stirbt der Geistliche Rat Paul Birkle. Franz Simon, ein heimatvertriebener Priester aus der Erzdiözese Breslau, übernimmt die Pfarrei Ebnet (bis 1970). Bei der Pfarrkirche wird ein Kriegerehrenmal enthüllt, mit Namen der Kriegsopfer der beiden Weltkriege.

1957
Erich Zanger gründet ein Malergeschäft (1979 von seinem Sohn Clemens weitergeführt). – Kommunalpolitische Auseinandersetzungen um die weitere Bebauung; umstritten vor allem die zweireihige Bebauung im Bereich Langmatten. – Verbreiterung der Ortsdurchfahrt und B 31-Kanalisation, die Kanäle werden unter das neu erstellte Trottoir verlegt, dabei das Oberflächenwasser und das Schmutzwasser getrennt. – Die Bürgermeisterwahl ist begleitet von viel Polemik; Josef Hummel, seit 1945 im Amt, erhält 336 Stimmen, Anton Haury 369 (ausführliche Dokumentation im Gemeindearchiv). Es war vor allem auch die umstrittene Baupolitik, die Ausweitung weiterer Bebauungspläne, die zu einer brisanten kommunalpolitischen Krise führte.

1958
Ebneter schreiben Sportgeschichte: Im Winter 1957/58 werden Josef Hecht und Albert Seidenkranz Deutsche Meister im Zweierbob.

Die alte Schloßkapelle von 1732, 1811 zur Küche umgestaltet, wird wieder als „Schloß-Oratorium" hergerichtet und der evangelischen Diaspora-Gemeinde für den Gottesdienst zur Verfügung gestellt; bekommt auch ein neues Glockentürmchen (7. Dezember)

Februar: Wieder stammen die „Deutschen Meister im Zweierbob" aus Ebnet. Josef Hecht und Walter Fischer. Im folgenden Winter sind es Josef Hecht und Franz Kotterer. – Nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichts kann Anton Haury am 1. Juli sein Amt antreten. – Die Wendelin-Kapelle braucht wieder eine Renovation.

1959
Karl Joseph Rößler veröffentlicht „Aus der Geschichte des Dorfes Ebnet". Rößler ist 1878 in Karlsruhe geboren, bei der Eisenbahnverwaltung beschäftigt, seit 1924 im Ruhestand und in Ebnet wohnhaft, freier Mitarbeiter beim Verlag Herder, nach 1946 Kreisrat, 1948 Mitglied des badischen Landtags, ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz (stirbt 1970, 92 Jahre alt).

Am 3. Juli brennt die Möbelfabrik Herte in der Ebneter Kartäuserstraße. – Die Nepomuk-Statue bekommt den neuen Standort an der Dreisambrücke, grüßt nun am Ortseingang Ebnets.

1960

Abriß der alten Zehntscheuer hinter dem „Meierhof", Bau von gemeindeeigenen Wohnungen hinter dem „alten Rathaus". Die Gemeinderätin von und zur Mühlen stimmt der Bebauung zu, nachdem sichergestellt ist, daß man vom Schloß darüber hinweg auf den Otten sehen kann; Anton Volk macht dort ein offenes Feuer zur Kontrolle!

26. Juni: Hochwasser, vor allem der Welchentalbach zeigt noch einmal seine natürliche Urgewalt.

Engelbert Rotzinger/Steinhalde gründet ein Polstergeschäft, Raumausstattung. – Blechnermeister Franz Drescher stürzt von einem Gerüst, verletzt sich tödlich. – Die Höllentalbahn wird elektrifiziert.

Perspektiven 1961
Ein Augenmerk ist darauf zu richten, das Ausmaß der Wohnbevölkerung der Dreisamtalgemeinden mit den hier vorhandenen Arbeitsplätzen in Einklang zu bringen. Nimmt die Bevölkerung weiter zu, ohne daß gleichzeitig Arbeitsgelegenheiten im Zartener Becken entstehen, so wird die wirtschaftliche Struktur in verstärktem Maße unausgeglichen. Dadurch wird zwangsläufig das Verkehrsnetz stärker belastet, und es werden alle Versorgungseinrichtungen, wie besonders Trinkwasser- und Energieversorgung, Vollkanalisation und andere überfordert. Außerdem verlangen Schulbau und andere Einrichtungen des öffentlichen Bedarfs höhere Aufwendungen, für die aber den Gemeinden keine entsprechenden Mehreinnahmen aus ihren Steuereinkommen zur Verfügung stehen. Da das gesamte Abwasser durch Freiburg abgeführt werden muß und auch ein verstärkter Verkehr kostspielige Probleme aufwirft, dürfte eine stärkere Besiedlung des Zartener Beckens weder im Interesse der betroffenen Gemeinden noch der Stadt Freiburg liegen. Zweifellos sind südlich, nördlich und westlich der Stadtgemarkung genügend und bessere Wohnbauflächen für den städtischen Bedarf zu finden. BZ, 13. 10. 61

    

1961
In Ebnet stirbt Elisabeth von zur Mühlen, 1879 geboren als Tochter des Heinrich von Gayling, verheiratet von zur Mühlen, kinderlos, von 1953 bis zu ihrem Tode Gemeinderätin von Ebnet. Viele Ebneter erinnern sich gerne an eine leutselige, hilfsbereite, sozial eingestellte Frau.

Olga Westphal, Tochter des 1931 verstorbenen Bruders von Elisabeth von zur Mühlen, Karl, wird Schloßbesitzerin; sie ist verheiratet mit Prof. Westphal, hat einen Sohn Nikolaus Westphal.

Ebnet zählt inzwischen 1480 Einwohner, darunter 207 Vertriebene/Flüchtlinge. 9 % der Ebneter Wohngebäude werden bei einer Bestandsaufnahme als „Bauernhäuser" eingestuft.

1962
Altbürgermeister Josef Hummel wird an seinem 75. Geburtstag Ehrenbürger Ebnets. – Der Gemeinderat beschließt nach einigem Streit die Bebauungspläne Etter und Hurstbrunnen. Der Friedhof wird erweitert. – Jenseits der Dreisam ist eine enorme Bautätigkeit festzustellen, Littenweiler hat inzwischen fast 7000 Einwohner. – Orgelneubau (Späth).

1963
Am 21. März stirbt August Feyel, 81 Jahre alt. In vielen Zeichnungen und Gemälden lebt die Erinnerung an den Ehrenbürger weiter. – Brand in der Wachswarenfabrik Birmelin, es sind auch drei Tote zu beklagen. – Gottfried Drescher, Blechnermeister, übernimmt den elterlichen Betrieb. – Die Möbelfirma Pochardt und Höhne zieht in die neuen Räume in Ebnet ein. – Am 22. November ist das alte Sickingen-Palais in der Freiburger Salzstraße wieder hergestellt, die spätbarocke Fassade in den Neubau sehr gekonnt integriert; das Wappen der Sickingen, die „Fünf Schneeballen", sprechen am neuen Landgericht von einer alten Geschichte.

1964
Lebhafte Diskussion in Ebnet um den Bau einer neuen Pfarrkirche; man entschließt sich für die sinnvolle Alternative: eine prinzipielle Restauration (sie beginnt 1968 und ist 1980 abgeschlossen). – Die Gemeinde baut ein 9-Familienhaus für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene (hinter dem Rathaus). – Anlage eines neuen Tiefbrunnens im Langmattenbereich. Die bisher privaten Klärgruben werden durch Anschluß an die Freiburger Kanalisation 1968 aufgegeben; der Ausbau des Kanalnetzes ist 1968 abgeschlossen. Der Welchenbach, der bisher der Steinhalde entlang nach Westen lief, wird südwärts umgeleitet und in einen Betonkanal gezwungen.

1965
Eberhard Schröder, geb. 1931, macht sich in Ebnet selbständig als Orgelbaumeister. – Die Volksbank eröffnet ihre Zweigstelle in Ebnet.

1966
1. Mai: Serafine Weber erhält das Bundesverdienstkreuz; sie ist seit 50 Jahren ununterbrochen tätig auf dem „Schwärzlehof". – Im Bericht zum „Verschönerungswettbewerb" meldet Landrat Oswald dem Ebneter Bürgermeister u. a.: „Es mißfällt der Kommission, daß die Schloßverwaltung sich dagegen sperrt, die Bäume im Park in das Denkmalbuch eintragen zu lassen und daß der Park nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. – Bürgermeister Haury wird im August abgelöst durch den bisherigen Ratschreiber Willi Ruh, geb. 1920. Ruh bleibt im Amt bis zur Eingemeindung Ebnets nach Freiburg, ist also Ebnets letzter Bürgermeister. – Gründung des Ortsvereins des Deutschen Roten Kreuzes (DRK):

1967
Himmelfahrtstag: Einweihung des neuen Kreuzes auf dem Scheibenberg, ein Mahnmal für den Volkerfrieden (Ersatz für das 1950 gestiftete Holzkreuz, das morsch geworden war). Renovierung der Rathausräume. – 10. August: Brand im Dilgerhof.

1968
Der Musikverein Ebnet ist nach allgemeiner Auffassung an einem Tiefpunkt angelangt, es droht sogar die Auflösung des Vereins. Bürgermeister Willi Ruh setzt sich persönlich für den Fortbestand ein – bald zeigen sich auch wieder erste Erfolge der Vereinsarbeit.

Am 5. Juni wird P. Bonaventura Schweizer in Meran-Untermais beerdigt: Er war in Ebnet 1893 geboren, war von 1953 bis 1965 Generalsuperior der Salvatorianer, auch Konzilsvater des Zweiten Vatikanums – und Ehrenbürger von Ebnet; er starb am 2.Juni 1968.

"OMNIA SALVATORI
Am Hohen Pfingstfest, 2. Juni 1968, gegen 7 Uhr rief der Göttliche Heiland unseren geliebten Mitbruder
PATER BONAVENTURA JOSEF SCHWEIZER S.D.S.
zu sich in die Ewigkeit.

Geboren am 5. Juli 1893 als Sohn einer kinderreichen Familie in Ebnet bei Freiburg im Breisgau, trat er am 17. November 1911 im Kolleg Hamberg (Oberösterreich) in unsere Ordensgesellschaft ein. Hier weihte er sich am Weihnachtsfest des Jahres 1912 durch die erste Heilige Ordensprofess dem Heiland. Nach dem Studium der Philosophie an der Päpstlichen Universität Gregoriana/Rom nahm er als Soldat an den Kriegskämpfen in Frankreich teil, geriet in Gefangenschaft und wurde in der Schweiz interniert. Die theologischen Studien machte er in Freiburg (Schweiz) und Passau. Am Feste der Apostelfürsten Petrus und Paulus des Jahres 1921 wurde er im Hohen Dom zu Passau zum Priester geweiht.

Die ersten Jahre seiner priesterlichen Tätigkeit gehörten ganz der Jugend. Er wirkte von 1921 bis 1927 als Erzieher und Verwalter im Salvatorkolleg Klausheide bei Paderborn, dann bis 1931 als Lehrer und Superior im Hermann-Josef-Kolleg Steinfeld (Eifel). In den folgenden zehn Jahren führte er als Novizenmeister und Superior im Salvatorkolleg Heinzendorf (Schlesien) – Bagno Hunderte von jungen Mitbrüdern in das Ordensleben ein.

In der schweren Kriegs- und Nachkriegszeit (1940 – 1947) leitete er von Berlin-Schmargendorf aus die Norddeutsche Ordensprovinz und dann bis 1951 als erster Provinzsuperior die Schweizer Provinz. Gleichzeitig und weiterhin bis 1953 war er Direktor des Erziehungshauses Drognens bei Freiburg. Im Jahre 1953 wählte ihn das achte Generalkapitel zum vierten Generalsuperior der Gesellschaft des Göttlichen Heilandes. Zwölf Jahre lang verwaltete er dieses verantwortungsvolle Amt.

Die letzten Jahre versah er den Dienst eines Hauptgeistlichen und Spirituals bei den Salvatorianerinnen in Meran (Bozen). Währen der Pfingsthomilie, die er beim Heilige Messeopfer hielt, erlitt er eine Herzschwäche und sank am Altare tot zusammen. Seine letzten Worte waren: „Wir wollen im Glauben erstarken!" Als Konzilsvater des Vaticanum II nahm er an drei Sitzungsperioden teil. In Anerkennung seiner und der Gesellschaft Verdiente auf dem Gebiet der Jugenderziehung verlieh ihm die Bundesrepublik Deutschland das Große Verdienstkreuz.
Wir wollen sein Andenken in Ehren halten und des teuren Verstorbenen am Gebete gedenken.
Die Totenmesse findet am Mittwoch, den 5. Juni um 16.30 Uhr in Meran statt. Die Beisetzung erfolgt gemäß dem Wunsch des Verstorbenen in der dortigen Grabstätte der Salvatorianer.

Rom, Via della Concilianzione 51, Pfingsten 1968
Im Namen der Salvatorischen Ordensfamilie und aller Angehörigen
Das Generalat der Gesellschaft des Göttlichen Heilandes"

    


1968
In Ebnet werden 237 Wohngebäude gezählt, noch 6 % werden als „Bauernhäuser" eingestuft. – Das Gewann „Gänderle" (Gänsewiese) wird Bebauungsgebiet. – Die Ortsdurchfahrt der B 31 bekommt einen neuen Belag, statt des Kopfsteinpflasters. – Siegfried Schmid, geb. 1939, wird Schulleiter in Ebnet. – Werner Thomae gründet ein Unternehmen zur Beratung bei Kapitalanlagen und zur Betreuung von Immobilien

11. März: In seinem Wohnort Ebnet stirbt Sepp Allgeier, der große Kamera-Pionier, in dessen Werk die ganze Entwicklung vom Stummfilm zu Ton- und Farbfilm erfaßt wird (bestattet in Günterstal, im Familiengrab der Ebenhos, der Familie seiner Frau Bertl). Allgeier, 1895 in Freiburg geboren, beginnt mit 17 Jahren, das neue Medium Film zu nutzen, dreht Ski- und Bergfilme („Das Wunder des Schneeschuhs", „Die weiße Hölle vom Piz Palü u.a.). Die legendäre Kamera Sepp Allgeiers steht im Skimuseum Hinterzarten.

1969
Gemeinderat Adolf Biechele stiftet einen neuen Dorfbrunnen; es ist der alte Viehtrog seines Hofes („Schniederburehof" an der Hauptstraße), der durch einen Steinmetzen sehr gekonnt bearbeitet wird und nun repräsentativ den Dorfplatz bei Kirche, Pfarrhaus und Schule schmückt. – Am 27. 10. beschließt der Gemeinderat den Bau einer Mehrzweckhalle. – Der Runzkanal wird endgültig aufgegeben.

    

1970
„Volksentscheid im Gebietsteil Baden des Landes Baden-Würtemberg": Ebnet zählt 1207 Wähler, 831 gehen zur Wahl, 210 stimmen für die Wiederherstellung „Badens", für den Verbleib beim neuen Bundesland 619 Ebneter. – Ebnet hat nur noch eine Grundschule, die Klassen 5/6 werden in Eschbach unterrichtet, 7 – 9 in Stegen. – Die Gemeinde erwirbt 7000 qm Gelände um Preis von je 38 DM, Gelände für einen Sportplatz und eine Mehrzweckhalle. Ebnet hat inzwischen 1800 Einwohner, 75 % sind katholisch, 21 % evangelisch. Neuer katholischer Pfarrer ist Rudolf Reiser (bis 1974). Der Haushaltsplan der Gemeinde Ebnet hat ein Volumen von 919.427 DM im ordentlichen Haushalt und von 415.000 DM im a. o. Haushalt. Beschlossen wird der Bebauungsplan Unteres Grün. – am 20. 11. stirbt Altbürgermeister Anton Haury (1958 – 1966).

1971
Der Gemeinderat Ebnet (Anton Zähringer, Robert Morstadt, Fritz Kaiser, Gundolf Fleischer, Adolf Biechele, Adolf Wiesel, Willi Saam, Gottfried Drescher, Franz Wiedensohler, Heiner Menner) lehnt eine Fusion mit der Stadt Freiburg ab.

1972
Das Haus Kottenrodt/Steinhalde wird abgerissen, Bau einer Terrassenanlage. – Beschluß des Ebneter Gemeinderats, Ebnet in eine neu zu gründende „Verwaltungsgemeinschaft Dreisamtal" einzubringen. – Die Sparkasse Freiburg kommt zweimal wöchentlich mit „fahrbarer Zweigstelle" nach Ebnet. – 22. 12.: Richtfest der Mehrzweckhalle.

1973
Die Ebneter Station der Hegne-Schwestern wird aufgegeben: Oberin Hippolyta, Krankenschwester Ulfriede und Kinderschwester Roberta verlassen Ebnet. – Der Zwiebelturm der St. Hilarius-Kirche wird mit Kupferblech verkleidet. – 29. 5.: Bürgerversammlung zum Thema „Fusion mit Freiburg?" Die ablehnende Haltung der Mehrheit ist eindeutig. – 3. 6.: Offizielle Bürgeranhörung und Abstimmung: Bei einer Wahlbeteiligung von 74,5 % gibt es 127 Stimmen für die Eingemeindung, dagegen sind 752 Ebneter. – Die „Zielplanung" der Landesregierung bleibt auch nach dem negativen Votum der Ebneter unverändert, die Gemeinde bemüht sich nun um die Verwaltungsgemeinschaft mit Stegen.

 

Aufruf zur Bürgeranhörung am 3. Juni 1973

Bürgerinnen und Bürger von Ebnet!
Bürgermeister und Gemeinderat haben einmütig die in der Zielplanung vorgesehene Zuordnung Ebnet nach Freiburg abgelehnt und sich einstimmig für einen Anschluß an die geplante Verwaltungsgemeinschaft Dreisamtal ausgesprochen. 834 Wahlberechtigte haben unterschriftlich diese Stellungnahme untermauert.

Nun findet am Sonntag, dem 3. Juni, eine offizielle Bürgeranhörung statt.
Die spontan ins Leben gerufene Bürgerinitiative einschließlich der Freien Wählergemeinschaft erklärten hiermit gemeinsam: Wir lehnen eine zwangsweise Eingemeindung nach Freiburg ab. Es geht uns nicht darum, die Stadt Freiburg in ihrer Entwicklung zu stören oder einzuengen.

Der Raumbedarf der Stadt zur Sicherung einer funktions- und strukturgerechten Entwicklung kann, nachdem sich diese durch Eingemeindungen im vergangenen Jahr ihre Gemarkungsfäche um 3421 ha, das sind 43 %, vergrößert hat, nicht mehr ins Feld geführt werden.
Ganz abwegig halten wir, gegenseitig aufzurechnen, welche Leistungen der eine für den anderen erbringt. Die Verflechtung mit der Stadt ist nicht anders als bei anderen Gemeinden.
Die Gemeinde Ebnet hat ihre Probleme weitgehend aus eigener Kraft gelöst. Die Straßen und Wege sind in Ordnung, die Wasserversorgung gesichert, die Kanalisation durchgeführt. Der Bau der in Bälde zur Verfügung stehenden Mehrzweckhalle und die Erweiterung des Kindergartens zeugen davon, daß die Gemeinde auch auf diesen Gebieten ihre Aufgabe erfüllt. Sie wird auch weiterhin in der Lage sein, die Anforderungen, die die Bürger an sie stellen, zu erfüllen. Darüber hinaus wollen wir tatkräftig bei der Lösung überörtlicher Probleme mithelfen.

Aber wir wollen im Rahmen einer Verwaltungsgemeinschaft weitgehend Herr im eigenen Dorfe bleiben. Dann nur ist eine bürgernahe Verwaltung gewährleistet. Wir fordern, daß der Wille der Bürger wie in anderen Umlandgemeinden auch hier respektiert wird.
Es darf nicht mit zweierlei Maß gemessen werden.
Ebneter! Es geht um die Zukunft unserer Gemeinde!
Beteiligt Euch alle an der Bürgeranhörung am 3. Juni!
Unsere Parole: Eingemeindung nach Freiburg: Nein!
gez. Robert Morstadt gez. Willi Saam gez. Robert Moser


7. Juni 1973: Ebnets Bürger lehnen die Eingemeindung ab
Mit einer Mehrheit von 85 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen entschied sich am vergangenen Sonntag die Bevölkerung von Ebnet gegen eine Eingemeindung ihres Ortes nach Freiburg.
Von 1191 wahlberechtigten Einwohnern waren 885 /74,5 Prozent) zur Urne gegangen. Die Frage: „Sind Sie für eine Eingemeindung Ebnets nach Freiburg?" beantworteten 127 (14,3 Prozent) mit Ja und 752 (85 Prozent) mit Nein. Sechs Stimmen waren ungültig. Die Auszählung war schon vor 19 Uhr beendet.
Bürgermeister Willi Ruh gab noch am Abend eine erste Stellungnahme zum Ergebnis der Bürgeranhörung ab. Er meinte: „Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden und sehe darin eine Bestätigung der Haltung des Gemeinderats und unserer Gemeindepolitik. Dieses eindeutige Votum gibt uns den Auftrag, nach wie vor dafür einzutreten, daß Ebnet der Verwaltungsgemeinschaft Dreisamtal zugeordnet wird". Es sei einfach absurd, so Ruh, schulisch die Gemeinden Ebnet und Kappel dem Bildungszentrum Kirchzarten zuzuweisen, politisch aber diese Gemeinden gegen den Willen der großen Mehrheit der Bevölkerung zwangsweise der Stadt Freiburg einzugliedern.
Bürgermeister Ruh legte bei dieser Gelegenheit Wert auf die Feststellung, daß zu der der Anhörung vorausgegangenen Bürgerversammlung neben Landrat Dr. Schill auch die Vertreter der Stadt schriftlich eingeladen worden seien. Das sei zuletzt auch von Bürgermeister Zens fernmündlich bestätigt worden, nachdem zuvor behauptet worden war, die Vertreter der Stadt hätten erst durch die Presseankündigung von dieser Veranstaltung erfahren. Bürgermeister Ruh kündete ferner an, daß er gegenüber dem Landratsamt, dem Regierungspräsidium und dem Innenministerium nochmals die Haltung der Gemeinde begründen werde.
„Lokalnachrichten"

1973
24. 11.: Mit großem Stolz weiht die Gemeinde Ebnet die neue Mehrzweckhalle – die „Dreisamhalle" – ein, geplant von Dipl.-Ing. Architekt Alfred Ruch. Gesamtkosten: 2,6 Millionen DM. – Revierforstwart Alfons Schüle geht am Jahresende in Pension: Er hatte ein 485 Hektar großes Revier zu betreuen, Staats- und Gemeindewald, Stiftungs- und Privatwald.

1974: Ebnet wird Freiburger Stadtteil
Die Landesregierung bleibt bei ihrer Planung – und derGemeinderat Ebnet beschließt, mit der Stadt Freiburg zu verhandeln – „angesichts der bevorstehenden gesetzlichen Regelung" unter Druck. Am 20. Januar war ein zweites Mal in Ebnet abgestimmt worden, die Beteiligung betrug nur noch 50,2 %; für die Eingliederung gab es 104 Stimmen, dagegen 513 Stimmen = 83,15 %. – 6. Juni: Einstimmiger Beschluß des Ebneter Gemeindeparlaments: Zustimmung zu einem Eingliederungsvertrag mit der Stadt Freiburg, um einer „gesetzlichen Regelung" zuvorzukommen, aber eine weitgehende „Ortschaftsverwaltung" zu sichern. – 12. Juni: In der „Dreisamhalle" wird die „Eingliederungsvereinbarung" unterzeichnet, am Tag zuvor war sie schon in Freiburg ratifiziert worden. Ebnet wird Freiburger Stadtteil am 1. Juli 1974. In Gemeindebesitz u.a. 85 ha Wald und 1,5 ha Wiesen und Äcker, 97 ha Gelände. – Die Ebneter Schule wird im selben Jahr benannt nach dem 1949 pensionierten Schulleiter August Feyel (1881 – 1963), gebürtig aus Überlingen: Lehrer in Ebnet von 1922 bis 1949, zuletzt als Schulleiter; er war auch Chorleiter, Organist und Kunstmaler und wurde 1949 bei seiner Pensionierung auch Ehrenbürger. Er starb am 20. März 1963.

Freiburg hat am Jahresende 179.196 Einwohner, davon wohnten am 1. Juli 1974 1793 in Ebnet.

 

    

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