Die wiedergegebene Chronologie
ist entnommen aus:
Adolf Schmid, Ebnet im Dreisamtal, Schillinger Verlag 1999, ISBN
3-89155-247-7, DM 30.--.
Kapitel II. Die Marcha Zardunensis, S. 21-27
Wir danken Herrn Schmid für die Erlaubnis zur Wiedergabe.
Ergänzende Quellenangaben, Skizzen und Photos sowie weitere interessante
Kapitel finden Sie in dem 280 Seiten
starken Buch.
Dieses Buch gehört in den
Bücherschrank eines jeden Dreisamtälers!
II. Die Marcha Zarduniensis – Besiedlung und
Christianisierung im Dreisamtal:
St. Gallen und Einsiedeln, St. Peter – St. Märgen
1113: Ebinote
610
gründet der Ire Columban in Luxeuil in den
Vogesen, in einem verlassenen römischen Badeort, ein Kloster mit strengen
asketischen Regeln.
612
gründet Columbans Schüler Gallus südlich des
Bodensees eine Zelle, aus der sich das Kloster St. Gallen entwickelte. Es folgt
die Bekehrung der Alemannen durch planmäßige Gründungen von Klöstern und
Pfarreien. Bei den Patrozinien sind am häufigsten drei fränkische Heilige
vertreten:
HILARIUS, geboren ca. 315 in Poitiers, ab 350 Bischof
seiner Heimatstadt, Streiter gegen die Arianer; gründet mehrere klösterliche
Gemeinschaften, dabei ist auch sein Schüler Martin von Tours; der hlg. Fridolin
gilt als besonderer „Propagandist der Verehrung des Hilarius", der in
Südbaden mehrfach Kirchenpatron ist (es auch in Ebnet wird!).
MARTIN, geboren ca. 316 in Ungarn, wird auf Wunsch des
Vaters Soldat in einer römischen Reiterabteilung Galliens; 18jährig von
Hilarius getauft, Schüler des Hilarius, wird 371 Bischof in Tours, bald der
bekannteste merovingisch-fränkische Nationalheilige (Martinskult! Legende von
der Mantel-Teilung). Die Martin-Patronate weisen hin auf eine fränkische
Gründung, in Baden sehr häufig; auch St. Martin, um das sich „Fribourch"
entwickelte, existierte „lange" vor der Stadtrechtsverleihung; eine
Martinskapelle gibt es auch beim Baldenwegerhof, noch 1765 wird dort diese
Kapelle erwähnt (M. Weber, S. 125).
REMIGIUS, geboren ca. 440, war mit 22 Jahren bereits
Bischof von Reims, berühmt und bedeutend durch die Taufe des Chlodwig am
Weihnachtstag 496 – nach dem Sieg über die Alamannen.
(Zu HILARIUS und REMIGIUS als Fürsprecher der Gemeinde
Ebnet vgl. 1730 und das Altarbild von Franz Bernhard Altenburger!).
Das Patrozinium dürfte stammen aus den letzten Jahren des
10. Jahrhunderts, nachdem das Kloster Einsiedeln im Besitz des Gerichts und des
Dinghofes in Ebnet war. (Oder hat hier – wie schon behauptet wurde –der hlg.
Fridolin, der den Hilarius-Kult verbreitete, eine Kirche gebaut?) Seit dem 8.
Jahrhundert gab es große „Besitzumschichtungen", vor allem nach 746 und
dem „Gerichtstag" von Cannstadt, als das alte alemannische Herzogtum mit
der Konfiskation des herzoglichen Besitzes durch die fränkischen Hausmeier ein
Ende fand; die „Königsgüter" wurden zu Stützpunkten des fränkischen
Einflusses. Aus dem Jahre 765 stammt die älteste bekannte Urkunde mit der
Nennung von ZARDUNA/Zarten und der MARCHA ZARDUNENSIS, womit das ganze
Dreisamtal gemeint ist. 816 wird erstmals eine Kirche in KIRCHZARTEN erwähnt,
sie gehörte (bis 1827) zum Bistum Konstanz und war Pfarrkirche für das ganze
Dreisamtal.
9. Jahrhundert
Durch den Zerfall der karolingischen Königsmacht
erlangen die Stämme erneut große Selbständigkeit, auch „Alamannien",
das aber nun meist SCHWABEN genannt wird. Das Herzogtum Schwaben entwickelt sich
als bedeutende Zwischengestalt zwischen dem Königtum und den Grafschaften. Der
erste Schwabenherzog Burchard gründet z.B. St. Margarethen in Waldkirch; bei
seinem Tode 926 ist auch das Gebiet des Schwarzwaldes angegliedert. Dieses („jüngere")
Herzogtum Schwaben (dabei auch Alamannien und Elsaß) wird zu einer der
stärksten Stützen der Ottonen; 948 heiratet Liudolf, Sohn Ottos d. Gr., Ita,
die Tochter des Schwabenherzogs Hermann.
934
Der Straßburger Probst Eberhard (aus einer im
Elsaß begüterten Grafenfamilie) verläßt seine Heimatstadt und beginnt, ein
Kloster zu erbauen – an dem Ort, wo 861 der Reichenauer Mönch Meginrad
(Meinrad) nach 25 Einsiedlerjahren erschlagen worden war. Unterstützt wird
diese Gründung „Einsiedeln" sowohl vom schwäbischen Herzog wie vom
Bischof von Augsburg – es ist also wohl eine Gründung im Interesse
schwäbischer Politik.
952
Auf dem Reichstag in Augsburg läßt Otto d. Gr.
den Grafen Guntram (genannt „der Reiche") verurteilen wegen „Hochverrats";
über sein „Vergehen" ist uns nichts bekannt. Guntram verliert seinen
Besitz im Thurgau, in der Rheinebene, im Elsaß und im Breisgau, er wird zum „Königsgut"
erklärt (Keller, 99). Unmittelbar nach Guntrams Verurteilung erhält das
Kloster Einsiedeln einen großen Teil des konfiszierten Gutes im Breisgau
(Keller, 100). „Einsiedeln wird so innerhalb weniger Jahre einer der
mächtigsten Grundbesitzer des damaligen Schwaben" (Keller, 104). In RIEGEL
konzentriert Einsiedeln die wirtschaftliche Macht, dort hat das Kloster einen
Fronhof mit einer Martinskirche (!), dort wird auch der Besitz in ESCHBACH und
EBNET verwaltet (Zotz, 46). Otto d. Gr. wird so zum „Fundator der Abtei
Einsiedeln" (Keller, 44): „So blieb Einsiedeln in der Gunst des Königs
und wuchs rasch zu Bedeutung, die zu verstehen ist aus der engen Beziehung des
Klosters zu den Spitzen des schwäbischen Adels und dieser persönlichen Bindung
an das Königshaus", Einsiedeln ist „Königskloster", bekommt 973 u.
a. auch den Besitz in der MARCHA ZARDUNENSIS bestätigt; dieser Name bezeichnet
– wie schon gesagt – einen viel weiteren Bereich als das heutige „Zarten",
ist identisch mit dem ganzen Dreisamtal.
Einsiedeln übt hier auch die Seelsorge
aus, also auch in „Ebnet", obwohl dieser Ort noch nicht genannt wird; es
ist dennoch als gesichert anzunehmen, daß hier bereits eine Kapelle/Kirche (aus
Holz) existiert. Erst aus dem Einsiedler Urbar von Anfang des 13. Jahrhunderts
erfahren wir Näheres über die in der MARK ZARTEN gelegenen Güter des
Klosters, über die Dinghöfe von EBNET und ZARTEN. In der Folgezeit wird die
MARCHA ZARDUNENSIS immer wieder in Königsurkunden als Besitz des Klosters
Einsiedeln genannt. „Einsiedeln gehört zu den von den drei Ottonen am
häufigsten privilegierten Klöstern im Reich" (Keller, 10).
„Die
Tatsache, daß dem Kloster (auf dem Hoftag Heinrichs II. in Zürich) anno 1004
nicht der ganze Besitz, sondern nur die Besitzungen im Breisgau bestätigt
wurden, läßt sich entnehmen, daß die Verhältnisse im Breisgau damals
besonders unsicher waren, daß aber Einsiedeln zu den Kräften gehörte, in
welchen Heinrich II. eine Stütze seiner Herrschaft sah" (Keller, 10).
962
Die „Bertholde" (Zähringer) bekommen die
Grafschaft im Breisgau übertragen, gerade hier stoßen viele Interessen
aufeinander; Graf Bertold ist mit Heinrich II. befreundet. In Schwaben wechseln
mehrfach die Träger der Herzogswürde, seit 1079 ist der Herzog immer ein
Mitglied der Familie Hohenstaufen; es entwickelt sich eine Rivalität zwischen
Zähringern und Staufern.
1004
Heinrich I. von Baden, Sohn Herzog Bertolds I. von
Zähringen, Graf im Breisgau, beschenkt Einsiedeln – und verläßt aus
religiösen Gründen seine Familie, wird Mönch in Cluny.
1079
Erste Erwähnung der Burg Wiesneck im Dreisamtal,
„der Wiesnecker Graf Adalbert wird aus guten Gründen mit dem Grafen Adalbert
von Haigerloch gleichgesetzt" (Schmid, 121).
1091
Bau des „Burghaldenschlosses" durch Bertold
II., nach den Marbach Annalen Gründung Freiburgs.
1093
Gründung des Klosters St. Peter durch die
Zähringer, ein „alamannisches" Kloster. Bertold II. von Zähringen
veranlaßt die Benediktiner von Weilheim ob der Teck, deren Kloster sein Vater
1073 auf Hausbesitz gegründet hat, ihren Sitz nach St. Peter zu verlegen,
sichert so das Hauskloster und die Begräbnisstätte der Zähringer.
1098
Bertold II. von Zähringen verzichtet auf seine Ansprüche
auf das schwäbische Herzogtum, behält aber den Herzogtitel („leerer"
Titel).
1113: Ebnet
wird urkundlich erwähnt
30. September: Erste urkundliche Erwähnung des Ortes EBNET:
EBINOTE – in einer Schriftrolle von St. Peter (Rotulus Sanpetrinus). Andere,
spätere Bezeichnungen: Ebanoti, Ebnöte, Ebnöt, Ebenot – immer
landschaftlich zu verstehen: Ort in der Ebene.
1113
Das „Schenkungsverzeichnis" des Klosters
St. Peter (Rotulus Sanpetrinus) besteht aus 16 mit Seide zusammengenähten
Pergamentstücken, die auf beiden Seiten beschrieben sind; der ganze Rotulus hat
eine Länge von 630 cm und eine Breite von 21 cm. Es handelt sich dabei um
Einträge, die die wirtschaftliche und politische Entwicklung des Klosters
verdeutlichen – bis ins Jahr 1203. Dabei werden natürlich auch immer wieder
die Orte in der Region um St. Peter erwähnt – erstmals auch EBNET mit Datum
vom 30. September 113 (veröffentlicht ist der Rotulus im „Freiburger
Diözesanarchiv" 15. Band, 1882, herausgegeben von Friedrich von Weech, das
folgende Photo stammt aus dem Katalog zur Zähringer-Ausstellung 1986). In der
Übersetzung heißt der auf Ebnet bezogene Text: „Eben derselbe Herzog
Berthold heißt mit uns einen gewissen Tausch; er gab uns ein Gut bei dem Dorf,
das Ebnet genannt wird, und nahm dafür ein Grundstück, das wir bei
Steinenstadt hatten, wegen seines Ritters Adelbert von Staufen". Das
lateinische Original lautet:
Idem Berhtoldus dux concambium quoddam fecit nobiscum
mansum unum apud uicum, qui dicitur Ebenôte, et sex beneficia iuxta uillam Iwa
nobis tradidit, et predium, quod nos apud Steinunstat habuimus, causa militis
sui Adelberti de Stoufen unicissim recepit.