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Geschichte des Dreisamtals - von Adolf Schmid
Das Dreisamtal von 610 bis 1222
 

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Dreisamtal bis 1222: Die Marcha Zardunensis - Besiedlung und Christianisierung 

Die wiedergegebene Chronologie ist entnommen aus:
Adolf Schmid, Ebnet im Dreisamtal, Schillinger Verlag 1999, ISBN 3-89155-247-7, DM 30.--.
Kapitel II. Die Marcha Zardunensis, S. 21-27
 
Wir danken Herrn Schmid für die Erlaubnis zur Wiedergabe.

Ergänzende Quellenangaben, Skizzen und Photos sowie weitere interessante Kapitel finden Sie in dem 280 Seiten starken Buch.
Dieses Buch gehört in den Bücherschrank eines jeden Dreisamtälers!

 

II. Die Marcha Zarduniensis – Besiedlung und Christianisierung im Dreisamtal:
St. Gallen und Einsiedeln, St. Peter – St. Märgen
1113: Ebinote

610
gründet der Ire Columban in Luxeuil in den Vogesen, in einem verlassenen römischen Badeort, ein Kloster mit strengen asketischen Regeln.

612
gründet Columbans Schüler Gallus südlich des Bodensees eine Zelle, aus der sich das Kloster St. Gallen entwickelte. Es folgt die Bekehrung der Alemannen durch planmäßige Gründungen von Klöstern und Pfarreien. Bei den Patrozinien sind am häufigsten drei fränkische Heilige vertreten:

HILARIUS, geboren ca. 315 in Poitiers, ab 350 Bischof seiner Heimatstadt, Streiter gegen die Arianer; gründet mehrere klösterliche Gemeinschaften, dabei ist auch sein Schüler Martin von Tours; der hlg. Fridolin gilt als besonderer „Propagandist der Verehrung des Hilarius", der in Südbaden mehrfach Kirchenpatron ist (es auch in Ebnet wird!).

MARTIN, geboren ca. 316 in Ungarn, wird auf Wunsch des Vaters Soldat in einer römischen Reiterabteilung Galliens; 18jährig von Hilarius getauft, Schüler des Hilarius, wird 371 Bischof in Tours, bald der bekannteste merovingisch-fränkische Nationalheilige (Martinskult! Legende von der Mantel-Teilung). Die Martin-Patronate weisen hin auf eine fränkische Gründung, in Baden sehr häufig; auch St. Martin, um das sich „Fribourch" entwickelte, existierte „lange" vor der Stadtrechtsverleihung; eine Martinskapelle gibt es auch beim Baldenwegerhof, noch 1765 wird dort diese Kapelle erwähnt (M. Weber, S. 125).

REMIGIUS, geboren ca. 440, war mit 22 Jahren bereits Bischof von Reims, berühmt und bedeutend durch die Taufe des Chlodwig am Weihnachtstag 496 – nach dem Sieg über die Alamannen.

(Zu HILARIUS und REMIGIUS als Fürsprecher der Gemeinde Ebnet vgl. 1730 und das Altarbild von Franz Bernhard Altenburger!).

Das Patrozinium dürfte stammen aus den letzten Jahren des 10. Jahrhunderts, nachdem das Kloster Einsiedeln im Besitz des Gerichts und des Dinghofes in Ebnet war. (Oder hat hier – wie schon behauptet wurde –der hlg. Fridolin, der den Hilarius-Kult verbreitete, eine Kirche gebaut?) Seit dem 8. Jahrhundert gab es große „Besitzumschichtungen", vor allem nach 746 und dem „Gerichtstag" von Cannstadt, als das alte alemannische Herzogtum mit der Konfiskation des herzoglichen Besitzes durch die fränkischen Hausmeier ein Ende fand; die „Königsgüter" wurden zu Stützpunkten des fränkischen Einflusses. Aus dem Jahre 765 stammt die älteste bekannte Urkunde mit der Nennung von ZARDUNA/Zarten und der MARCHA ZARDUNENSIS, womit das ganze Dreisamtal gemeint ist. 816 wird erstmals eine Kirche in KIRCHZARTEN erwähnt, sie gehörte (bis 1827) zum Bistum Konstanz und war Pfarrkirche für das ganze Dreisamtal.

9. Jahrhundert
Durch den Zerfall der karolingischen Königsmacht erlangen die Stämme erneut große Selbständigkeit, auch „Alamannien", das aber nun meist SCHWABEN genannt wird. Das Herzogtum Schwaben entwickelt sich als bedeutende Zwischengestalt zwischen dem Königtum und den Grafschaften. Der erste Schwabenherzog Burchard gründet z.B. St. Margarethen in Waldkirch; bei seinem Tode 926 ist auch das Gebiet des Schwarzwaldes angegliedert. Dieses („jüngere") Herzogtum Schwaben (dabei auch Alamannien und Elsaß) wird zu einer der stärksten Stützen der Ottonen; 948 heiratet Liudolf, Sohn Ottos d. Gr., Ita, die Tochter des Schwabenherzogs Hermann.

934
Der Straßburger Probst Eberhard (aus einer im Elsaß begüterten Grafenfamilie) verläßt seine Heimatstadt und beginnt, ein Kloster zu erbauen – an dem Ort, wo 861 der Reichenauer Mönch Meginrad (Meinrad) nach 25 Einsiedlerjahren erschlagen worden war. Unterstützt wird diese Gründung „Einsiedeln" sowohl vom schwäbischen Herzog wie vom Bischof von Augsburg – es ist also wohl eine Gründung im Interesse schwäbischer Politik.

952
Auf dem Reichstag in Augsburg läßt Otto d. Gr. den Grafen Guntram (genannt „der Reiche") verurteilen wegen „Hochverrats"; über sein „Vergehen" ist uns nichts bekannt. Guntram verliert seinen Besitz im Thurgau, in der Rheinebene, im Elsaß und im Breisgau, er wird zum „Königsgut" erklärt (Keller, 99). Unmittelbar nach Guntrams Verurteilung erhält das Kloster Einsiedeln einen großen Teil des konfiszierten Gutes im Breisgau (Keller, 100). „Einsiedeln wird so innerhalb weniger Jahre einer der mächtigsten Grundbesitzer des damaligen Schwaben" (Keller, 104). In RIEGEL konzentriert Einsiedeln die wirtschaftliche Macht, dort hat das Kloster einen Fronhof mit einer Martinskirche (!), dort wird auch der Besitz in ESCHBACH und EBNET verwaltet (Zotz, 46). Otto d. Gr. wird so zum „Fundator der Abtei Einsiedeln" (Keller, 44): „So blieb Einsiedeln in der Gunst des Königs und wuchs rasch zu Bedeutung, die zu verstehen ist aus der engen Beziehung des Klosters zu den Spitzen des schwäbischen Adels und dieser persönlichen Bindung an das Königshaus", Einsiedeln ist „Königskloster", bekommt 973 u. a. auch den Besitz in der MARCHA ZARDUNENSIS bestätigt; dieser Name bezeichnet – wie schon gesagt – einen viel weiteren Bereich als das heutige „Zarten", ist identisch mit dem ganzen Dreisamtal. 
Einsiedeln übt hier auch die Seelsorge aus, also auch in „Ebnet", obwohl dieser Ort noch nicht genannt wird; es ist dennoch als gesichert anzunehmen, daß hier bereits eine Kapelle/Kirche (aus Holz) existiert. Erst aus dem Einsiedler Urbar von Anfang des 13. Jahrhunderts erfahren wir Näheres über die in der MARK ZARTEN gelegenen Güter des Klosters, über die Dinghöfe von EBNET und ZARTEN. In der Folgezeit wird die MARCHA ZARDUNENSIS immer wieder in Königsurkunden als Besitz des Klosters Einsiedeln genannt. „Einsiedeln gehört zu den von den drei Ottonen am häufigsten privilegierten Klöstern im Reich" (Keller, 10). 
„Die Tatsache, daß dem Kloster (auf dem Hoftag Heinrichs II. in Zürich) anno 1004 nicht der ganze Besitz, sondern nur die Besitzungen im Breisgau bestätigt wurden, läßt sich entnehmen, daß die Verhältnisse im Breisgau damals besonders unsicher waren, daß aber Einsiedeln zu den Kräften gehörte, in welchen Heinrich II. eine Stütze seiner Herrschaft sah" (Keller, 10).

962
Die „Bertholde" (Zähringer) bekommen die Grafschaft im Breisgau übertragen, gerade hier stoßen viele Interessen aufeinander; Graf Bertold ist mit Heinrich II. befreundet. In Schwaben wechseln mehrfach die Träger der Herzogswürde, seit 1079 ist der Herzog immer ein Mitglied der Familie Hohenstaufen; es entwickelt sich eine Rivalität zwischen Zähringern und Staufern.

1004
Heinrich I. von Baden, Sohn Herzog Bertolds I. von Zähringen, Graf im Breisgau, beschenkt Einsiedeln – und verläßt aus religiösen Gründen seine Familie, wird Mönch in Cluny.

1079
Erste Erwähnung der Burg Wiesneck im Dreisamtal, „der Wiesnecker Graf Adalbert wird aus guten Gründen mit dem Grafen Adalbert von Haigerloch gleichgesetzt" (Schmid, 121).

1091
Bau des „Burghaldenschlosses" durch Bertold II., nach den Marbach Annalen Gründung Freiburgs.

1093
Gründung des Klosters St. Peter durch die Zähringer, ein „alamannisches" Kloster. Bertold II. von Zähringen veranlaßt die Benediktiner von Weilheim ob der Teck, deren Kloster sein Vater 1073 auf Hausbesitz gegründet hat, ihren Sitz nach St. Peter zu verlegen, sichert so das Hauskloster und die Begräbnisstätte der Zähringer.

1098

Bertold II. von Zähringen verzichtet auf seine Ansprüche auf das schwäbische Herzogtum, behält aber den Herzogtitel („leerer" Titel).

1113: Ebnet wird urkundlich erwähnt
30. September: Erste urkundliche Erwähnung des Ortes EBNET: EBINOTE – in einer Schriftrolle von St. Peter (Rotulus Sanpetrinus). Andere, spätere Bezeichnungen: Ebanoti, Ebnöte, Ebnöt, Ebenot – immer landschaftlich zu verstehen: Ort in der Ebene.

1113
Das „Schenkungsverzeichnis" des Klosters St. Peter (Rotulus Sanpetrinus) besteht aus 16 mit Seide zusammengenähten Pergamentstücken, die auf beiden Seiten beschrieben sind; der ganze Rotulus hat eine Länge von 630 cm und eine Breite von 21 cm. Es handelt sich dabei um Einträge, die die wirtschaftliche und politische Entwicklung des Klosters verdeutlichen – bis ins Jahr 1203. Dabei werden natürlich auch immer wieder die Orte in der Region um St. Peter erwähnt – erstmals auch EBNET mit Datum vom 30. September 113 (veröffentlicht ist der Rotulus im „Freiburger Diözesanarchiv" 15. Band, 1882, herausgegeben von Friedrich von Weech, das folgende Photo stammt aus dem Katalog zur Zähringer-Ausstellung 1986). In der Übersetzung heißt der auf Ebnet bezogene Text: „Eben derselbe Herzog Berthold heißt mit uns einen gewissen Tausch; er gab uns ein Gut bei dem Dorf, das Ebnet genannt wird, und nahm dafür ein Grundstück, das wir bei Steinenstadt hatten, wegen seines Ritters Adelbert von Staufen". Das lateinische Original lautet:

Idem Berhtoldus dux concambium quoddam fecit nobiscum mansum unum apud uicum, qui dicitur Ebenôte, et sex beneficia iuxta uillam Iwa nobis tradidit, et predium, quod nos apud Steinunstat habuimus, causa militis sui Adelberti de Stoufen unicissim recepit.

Das Kloster Einsiedeln und sein Ebneter Besitz
Ebenfalls im Breisgau, etwa vier Kilometer östlich von der Stadt Freiburg entfernt, besaß das Stift zu Ebnet und Eschbach Höfe. Sie erschienen schon im älteren Urbar und müssen nicht unbedeutend gewesen sein, da Eschbach 22 Mütt Haber, 4 Schilling, einen Pfennig, 11 Hennen, viele Eier und Käse, Ebnet 28 Schilling und 18 Mütt Haber zinsten. Für diese beiden Höfe galt nun folgendes Recht:
Dies sind die Rechnungen der Höfe auf Ebnöde und zu Eschibach.

Das erste ist, daß ein Abt von Einsiedeln in denselben Höfen alle Gerichte hat, ohne Dieb und Frevel durch das Jahr, ohne (ausgenommen) 14 Tage vor und 14 Tage nach den Gedingen. Dem Vogte gibt man den Drittel der Gerichte (Bußen) und des Jahres nimmer mehr. So soll man Gedinge haben dristunt in dem Jahre zu Ebnöde unter der Linde und zu Eschibach in des Gizen Hofe und soll man es gebieten 14 Tage (zu)vor und soll man allen den da gebieten, die des Gotteshauses oder belehnt sind von dem Gotteshaus in denselben Gütern. Wer aber nicht zu denselben Gedingen käme, der richtet dem Gotteshaus drei Schilling und darnach jeglichem sonderlich drei Schilling, die dazu gehören, die es wen (wollen) klagen. Wer desselben Gutes hat, minder oder mehr, der soll dem Gotteshause gebunden sein zu Gedinge und zu allem Rechte.

Und wer auch sein Lehen empfangt, das Pfennig gilt, der soll davon als viel zu Ehrschatze geben als des Zinses ist.
Und ist, daß jemand bei andern Übergriffe auf seinem Gute tut und es dem Meier kund (wird), der soll gebieten einen Untergang (Grenzbegehung, Augenschein) auf dasselbe Gut und soll das tun zwischen Weihnachten und Fastnacht mit allen den, die dem Hofe Rechtes gebunden sind. Und wen der Untergang angeht, der soll dem Meier geben 6 Pfennig und den Hausgenossen 6 Becher Wein und 4 weiße Brote.

Auch soll dieselben Güter niemand teilen noch verkaufen, noch wechseln ohne des Meiers Hand und Wissen.
Auch gibt man den Zins zu Eschibach an sanct Michaelstag (29. September) oder an sanct Remigientag (1. Oktober). Wer das nicht täte, der gebe ihn morndes mit der Buße, und gibt man den Zinsern allen einen Schilling wieder zu einem Urkunde.
Diese Rechte haben auch die ab Ebnöde, wand (außer) daß man ihnen den Schilling nicht gibt.

Und ist, daß ein Mann da stirbt, der des Gotteshauses ist, der gibt sein bestes Haupt von seinem Leibe zum Falle. Und ist, daß ein Mann da stirbt, der von dem Gotteshaus belehnt ist, der fallet auch …"  (Ringholz, 204)


1118
27 Jahre nach St. Peter wird das Kloster St. Märgen gegründet, eindeutig „fränkisch" geprägt, gestiftet von Bruno „Wisenegi" (Wiesneck): Er ist Propst der Straßburger Domkirche, seit 1112 Kanzler Heinrichs V. Bruno baut auf Grundbesitz seiner Familie im Schwarzwald, er ist der Bruder des 1096 genannten Adalbert von Wiesneck (Schmid, 121). Die Gründung dieses neuen Klosters erklärt sich eindeutig als Akt der Rivalität (zu St. Peter/Zähringen) bzw. als Abgrenzung. Schirmvögte des Augustinerklosters sind die Hohenberger: „Diese hatten sich um die Mitte des 12. Jahrhunderts von den Grafen von Zollern abgespalten und zählten bereits zur Stauferzeit zu den mächtigsten Familien Schwabens. Nach dem Aussterben der Grafen von Haigerloch, ebenfalls eine Seitenlinie der Zollerngrafen, erbten die Hohenberger deren Gebiet" (Eugen Stemmler, in: Vorderösterreich, 121). 1125 stellt Papst Honorius St. Märgen unter seinen Schutz, später sind die Snewlins Schirmvögte.

1120
Die Zähringer verleihen ihrer Siedlung Freiburg Marktrecht und andere Privilegien – durch Bertold III. und dessen Bruder Konrad. Der Konflikt zwischen Zähringern und Staufern wird immer deutlicher.

1217/1222
Das älteste – erhaltene – Urbar des Klosters Einsiedeln verzeichnet Einkünfte aus Ebnet: 28 Schillinge (solidos) und 18 Malter (modios) Hafer.

... weiter in der Dreisamtal-Geschichte bis 1525

 

    

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