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Die Holzskulptur von Thomas Rees
in der Annakapelle in Freiburg-Ebnet
 

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Blick ostwärts am 25.7.2010 zur Annakapelle bei den Linden: Ebnet, Dreisamtal, Getreide, Schwarzwaldberge - einfach schön
Blick ostwärts am 25.7.2010 zur Annakapelle bei den Linden: Ebnet, Dreisamtal, Getreide, Schwarzwaldberge - einfach schön

 

Hock zum Jahrestag der Weihe am 24. Juli

Seit einem Jahr steht sie nun da, die neue Anna-Kapelle am Ortsausgang von Ebnet. Aus diesem Anlass gibt es am Sonntag, dem 24. Juli, ab 19.00 Uhr, im Rahmen des Ebneter Kultursommers einen Hock „unter den vier Linden“ mit Rahmenprogramm. Nikolaus v. Gayling wird die Gäste begrüßen, Pfarrer i.R. Prof Franz Enz wird ein Gebet sprechen und Thomas Rees wird seine Holzskulptur in der Annakapelle vorstellen, bei gutem Wetter mit einem Film der Entstehung und Ausblick auf den „Baum der Erkenntnis“ in Kappel.
20.7.2011, www.dreisamtaeler.de

 

Die Holzskulptur von Thomas Rees in der Annakapelle

Die Holzskulptur in der Annakapelle von Thomas Rees ist aus einer ca. 100 Jahre alten Linde herausgearbeitet. Auffallend an dieser Figurengruppe ist die große Christusdarstellung, die zusammen mit dem Kreuz aus Robinienholz den Hintergrund für die hl. Anna und Maria mit Jesus abbildet. Ein auferstehender, sich aufrichtender  Christus der den Querbalken des Kreuzes nach oben wölbt – das  Kreuz ist keine Last mehr, Qualen und Tod sind überwunden. Auf dem Haupt befindet sich keine schmerzende Dornenkrone sondern ein sonnenförmig dargestellter Strahlenkranz. Dieser ist eine ursprüngliche Form der Darstellung des Heiligenscheins und ist in vielen Kulturen ein Symbol für das Mächtige, Erleuchtete oder Heilige. Hier wirkt er gleich der Sonne als das alles Überstrahlende, Quelle allen Lebens. Die Anzahl der Strahlen sind ein Hinweis auf die Symbolik der Zahl 12. Zerrissenheit und Zweifel symbolisiert für Thomas Rees die rechte dunkle und von einem tiefen Riss durchzogene Gesichtshälfte. Der zweifelnde Mensch im Zwiespalt zwischen Glaube, Wissenschaft und Realität. Ein trotzdem lächelndes, milde blickendes Gesicht neigt sich dem Betrachter entgegen. Von der linken Brustseite, dem Herzen ausgehend, öffnet sich die Skulptur gleich einem Mantel;  Anna und Maria mit dem Jesuskind erscheinen darin. Das sich öffnende Herz steht als Ursymbol der Liebe, des Lebens und für das Innerste des Menschen.

Über Augen und Hände stehen die Figuren vielfältig miteinander in Beziehung. Die fragenden Augen des Kindes, der sorgende Blick der Mutter…. Die schützende Hand Jesu über beiden Frauen, die Berührung der Hand des Kindes mit der des Christus, Marias Wange wird von der Hand des Säugling berührt, die Hände Annas erweitern gleichsam die vom Herzen ausgehende Öffnung an deren Ende Marias Fuß heraus tritt. Thomas Rees unterstreicht mit diesen Gesten und Gebärden den inneren Zusammenhang, in dem die Figuren und deren Leben stehen. In der Schlange und dem Apfel wird auf die Erzählung im Buch Genesis hingewiesen, bei der Eva entgegen dem Rat Gottes eine Frucht vom Baum der Erkenntnis nimmt. Maria gilt demgegenüber als die neue Eva, die das Böse überwindet und für die Neuschöpfung steht, deren Beginn in der Geburt Jesu zu sehen ist. Die Verehrung der hl. Anna und deren Darstellung in der sogenannten „Anna selbdritt“ (Anna, Maria und Jesuskind), hat ihren Ursprung in der Frömmigkeit des 13./14.  Jahrhunderts und  wurde im späten Mittelalter ein beliebtes Motiv in der Christlichen Kunst. Die Skulptur schafft somit einen Bezug zu der ursprünglichen Anna-Kapelle und  der damaligen Zeit. („selbdritt“  ist ein altes Wort für „zu dritt“). Das Kreuz durchbricht mit seinem Längsbalken die Außenmauer und ragt aus der Kapelle heraus. Der Querbalken hat gleichzeitig eine tragende und symbolische Funktion zu der himmelwärts gerichteten Dachkonstruktion. Die Fenster in der Kapelle geben den Blick auf die Seiten  der Skulptur frei. So ist auf der Südseite ein Teil der Geschichte des Ortes dargestellt: der Mord an Abt Konrad von St. Märgen (1356), der Bau der ursprüngliche Sühnekapelle (1570)  und  der Abriss  der in Kriegswirren zerstörten Kapelle (1811).  Auf der Nordseite ist David einer der Erzväter Israels zu sehen. Laut Geschichte hat er König Saul mit den Klängen seiner Harfe die bösen Geister vertrieben.

Die  Architektur der Anna-Kapelle und die Skulptur im Inneren stehen in einer besonderen Beziehung: Die drei zum Himmel strebenden Segel als Symbol der Dreifaltigkeit und als beschützende Teile über der kleinen Kapelle zu dem  auferstehenden, schützenden Christus über Anna, Maria und dem Kind. Die Dreifaltigkeit - dargestellt mit dem Symbol der Sonne, die Sonnenscheibe als Gott-Vater, die Strahlen als Gottes Sohn und die strahlende Wärme als heiligen Geist. Die sich öffnenden Mauern zu dem sich öffnenden Herz. Das Kreuz ist Teil der Skulptur, Teil des Bauwerks und schafft gleichzeitig eine Verbindung  von außen nach innen. Und der „Höllentäler“ verfängt sich in den Segeln des Daches und im Innern trifft er auf Maria, die ihm entgegen tritt.
Thomas Rees, August 2010

© by www.freiburg-dreisamtal.de, Kontakt,  Update 20.07.11