Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Freiburger Münster
Infos
 

Home >Ferien >Freiburg >Freiburger-Muenster >Freiburger-Muenster0             Kontakt - Ihre Meinung?,   

Blick vom Stadtgarten über die Fußgängerbrücke nach Süden zum Münster am 23.2.2007 um 15.30 Uhr
Blick vom Stadtgarten über die Fußgängerbrücke nach Süden zum Münster am 23.2.2007 um 15.30 Uhr

 

Taubenplage am Freiburger Münster

Tauben gelten als Symbol des Friedens. Doch für historische Bauten sind sie gefährliche Tiere. Erst recht, wenn es sich um Steinplastiken handelt wie im Tympanon über dem Haupteingang des Freiburger Münsters. Nach vier Jahren konservatorischer Feinarbeit sind jetzt die Figuren von Vogelnestern und dicken Schichten Taubenkot befreit sowie von den Schmutzablagerungen, wie sie der Staub einer Stadt mit sich bringt. In ungewohnter Farbigkeit präsentieren sich die Figuren von Verdammnis und Erlösung, von Christi Sterben und Christi Herrlichkeit einem staunenden Publikum.

Die Turmvorhalle ist zur neuen Attraktion geworden. Aber sie ist auch ausgezeichnetes Beispiel für eine Denkmalpflege, die sich der Konservierung, nicht der Restaurierung verschrieben hat. In den 80er-Jahren sind die spätromanischen Malereien im Limburger Dom hervorgeholt worden. Vermutlich wäre das auch in der Freiburger Turmvorhalle möglich gewesen, Untersuchungen an Beschädigungen der äußersten Farbschicht zeigten Farbreste aus der Entstehungszeit der Skulpturen, dem ausgehenden 13. Jahrhundert. Die Funde seien eine "Verlockung" gewesen, berichtet Restauratorin Andrea Zurl, die ursprüngliche Farbigkeit zumindest auf dem Papier zu rekonstruieren. Bei der mikroskopischen Größe der von ihr untersuchten Farbflecken hätte dies aber doch einiger Fantasie bedurft - und größere Freilegungen verbot die Denkmalpflege, denn um 1300 leuchtete das Skulpturenfeld samt Großfiguren und Archivolten in anderen Farben als heute. Denn die Farbigkeit, die jetzt zu sehen ist, stammt aus den Jahren 1888/89, als unter Leitung von Fritz Geiges die Turmvorhalle renoviert wurde. Noch vor wenigen Jahren hätte man solche Überarbeitungen des 19. Jahrhunderts kurzerhand revidiert, weil man deren Originaltreue misstraute. Heute aber erkennen Denkmalpfleger die Leistungen ihrer Vorgänger an, als Teil der Geschichte des Kunstwerks. Im Freiburger Fall kommt die Wertschätzung für die künstlerische Leistung Geiges' hinzu, obwohl bekannt ist, dass dessen Farbfassung nicht der des Mittelalters entspricht.

Denn Geiges hat sich an dem Zustand des Tympanons orientiert, wie er ihn vorfand, und der war nicht 500, sondern nur 400 Jahre alt. Von 1604 bis 1609 war die Vorhalle im Stil der Zeit neu gestaltet worden. Über die spätromanische Malerei ging man freizügig hinweg. Aber auch Geiges wich mitunter von der vorhandenen Farbigkeit ab. Dieser letzte Farbzustand ist erhalten, mit ihm, genauer unter ihm, die beiden früheren. Keine Restaurierung hat stattgefunden, sondern eine Konservierung des durch Dreck und Tauben gefährdeten Kunstwerks. Es wird weiter gefährdet bleiben: Weil die Kirche die Vorhalle als Haupteingang zum Münster nutzen will, bleibt sie offen und die Skulpturen der Vorhalle weiter gefährdet. Die Tauben zumindest will man mit feinen Drähten von den Skulpturen fern halten. Ob es gelingt? Die Denkmalpfleger haben leise Zweifel, dass es gelingt, und versprechen, dass sie das Tympanon daher regelmäßig "warten" wollen.

Kompletten Text von Wulf Rüskamp vom 10.12.2004 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen


 

Restaurierung der Münstervorhalle

Stahlgerüste und Plastikplanen versperren den Blick auf eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Freiburgs. Seit dreieinhalb Jahren schon wird der gotische Skulpturenzyklus vor dem Hauptportal des Münsters sorgsam gereinigt und restauriert. Wie gestern zu erfahren war, rechnen die Experten nun damit, ihre Arbeiten im Frühjahr 2004 abschließen zu können.

Als vor gut 700 Jahren der berühmte hochgotische Turm emporwuchs, schufen unbekannte Bildhauer in der 14 Meter hohen Portalhalle eine steinerne Bilderbibel, die den Gläubigen das Heilsgeschehen plastisch und farbig vor Augen führen sollte. 209 Figuren schildern die Geschichte von Gott und der Welt. 36 fast lebensgroße Skulpturen, 64 kleinere Steinplastiken und 109 einzelne Figürchen über dem Portal. In den Augen von Kunsthistorikern bilden die zwischen 1280 und 1300 entstandenen Reliefs und Skulpturen im Schutz der Vorhalle einen der großartigsten und besterhaltenen Figurenzyklen der Gotik in Deutschland.

"Besterhalten" Solche Begriffe sind relativ. Auch hier war nicht durchwegs alles Gold, was glänzt. Schon anno 1604 war's den Bewahrern des Schatzes notwendig erschienen, neue Farbe aufzutragen. Und 1889 hatte Fritz Geiges die nur noch schwach erkennbaren Farbspuren auf Aquarellen dokumentiert, um dafür Sorge zu tragen, dass sich die Freiburger Firma Schilling nun bei einer neuerlichen Restaurierung soweit wie möglich an der mittelalterlichen Originalfassung orientieren konnte.

Seither freilich haben sich wiederum schwarzgraue Krusten über die Figuren gelegt. Straßenstaub hat die Kunstwerke aschfahl werden lassen. Schlimmer noch Taubenkot und Luftschadstoffe waren so ätzend, dass die aus dem Stein austretenden Salze die Farbfassungen abstießen. Vor allem die Blautöne waren zerbröselt. Mit kosmetischer Kleinarbeit war es offenkundig nicht länger getan. Es ging um die Erhaltung der Substanz. Und so entschied sich das Erzbischöfliche Ordinariat für eine Generalsanierung, die - so erklärte gestern Bauleiter Walter Daumer - rund 1,6 Millionen Euro kostet. Kosten, zu denen das Landesdenkmalamt ein knappes Drittel beisteuert.

Das Landesdenkmalamt hat indes neben zwei seiner Restauratoren ein Team von freiberuflichen, fast ausschließlich weiblichen Profis mit den Arbeiten in der Portalhalle betraut. Dabei gilt das Prinzip "Erhalten statt erneuern". "Aus Respekt vor der Leistung der mittelalterlichen Bildhauer und Maler" soll möglichst der Originalzustand konserviert werden. Abgebrochene Hände oder Engelsflügel erhalten nur dort steinernen Ersatz, wo die Ergänzung unerlässlich erscheint, und auch mit farblichen Retuschen will man geizen.

Obgleich die sachte Reinigung einiger Farbreste an den Details kleinflächiger Skulpturen "unerwartet schwierig und langwierig" war, liegen nun die Restaurator(inn)en laut Teamleiter Eberhard Grether "gut im Zeitplan". Die großen Skulpturen an den Seiten der Halle sind gereinigt und konserviert, auch die Arbeiten an den Archivolten - den fein gegliederten Umfassungen des Portals - sind weitgehend abgeschlossen. Nun rücken die Profis mit Mikrostrahlgerät und Pinselbürste Dutzenden von kleineren Figuren im Tympanon - dem Giebelfeld überm Portal - zu Leibe. Gerade hier steckt der Teufel im Detail. Buchstäblich. Hier nämlich steht auch die populäre Figur jenes "betenden Teufels", der keineswegs betet, sondern grämlich die Hände ringt, da sich beim Jüngsten Gericht die Seelenwaage nicht zum Bösen neigen will.

Badische Zeitung Freiburg
Reinhard Leßner - Badische Zeitung, 25.09.2002

 



 

©  by freiburg-schwarzwald.de, Kontakt, Update 23.02.07