Zollitsch: Sexueller Missbrauch

Die streng hierarchische Struktur der katholischen Kirche beeinhaltet, daß die „da oben“ alle Macht haben und alles über die sexualisierte Gewalt derer „da unten“ gewußt und geduldet haben. Wenn der frühere Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch in seinem nach 2018 zweiten „Mea culpa“-Video erklärt, er habe „das große Ausmaß und vor allem die Folgen für die Betroffenen der Verbrechen sexualisierter Gewalt und des Missbrauchs nicht erfasst und der Wahrheit nicht in die Augen geschaut“, dann kann dies nicht stimmen. Schließlich war er 20 Jahre lang „da oben“ Personalchef im Erzbistum und die Priester waren das ihm unterstellte Personal.
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Wenn Robert Zollitsch in seiner Video-Erklärung die Schuld von sich „da oben“ auf seine Untergebenen „da unten“ verteilt bzw. schiebt, dann ist dies ein Widerspruch in sich, den man als Lüge bezeichnen muß.

Es ist traurig, wie tief die katholische Kirche gesunken ist – um die evangelische steht es leider auch nicht besser. Nicht nur im Hinblick auf den sexuellen Mißbrauch von Kindern, sondern aktuell bezüglich der kirchlichen Kriegsrhetorik – erschreckend, wie deutlich sich die christlichen Kirchen von der Friedensbewegung abgesetzt haben.
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Peter Hahne hat in seiner Rede zu seiner Verleihung der Ehrendoktorwürde der Theologischen Hochschule Basel am 1.10.2022 gesagt: „An der Fassade der Freiburger Universität prangt in Gold ausgemalt das Motto seit Gründung im Jahr 1457: Die Wahrheit wird euch frei machen. Ein wörtliches Zitat von Jesus Christus aus dem Johannes-Evangelium. Darauf ruht deutsche Bildung! Wo wir Gott los werden, geht auch Bildung, Erziehung, Kultur und die Freiheit der Wissenschaft flöten. Wo die Wahrheit nicht mehr gesucht wird, findet man nur noch Lüge! Unsere aktuelle Lage spricht Bände!“ Für diese Lügensituation bietet das erbärmliche Entschuldigungs-Video von Robert Zollitsch ein erschreckendes Beispiel.

Peter Hahne weiter: „Vor Jahren noch waren Katholische Kirche und Evangelikale Bewegung Hand in Hand Hüter christlicher Prinzipien auf der politischen Bühne. Heute stürzt sich der Katholizismus in Lichtgeschwindigkeit in den Selbstmord. …
Wir Christen haben aus der Hoffnungsbotschaft des Evangeliums eine Angstreligion gemacht! Erstmals in der Geschichte des Christentums! Früher war es das Markenzeichen der Kirchen und der Christen, Hoffnung in hoffnungsloser Zeit zu spenden, indem man die Leute sammelte, tröstete, mit ihnen gemeinsam Gottesdienst feierte … Stattdessen übertreffen wir heute die gottlose Welt mit panischer Angst….
Christen sind Kreuz- und Querdenker. Keine vom Zeitgeist getriebenen Anpasser. …
Holt Gott zurück in die Politik!

Dazu brauchen wir keine Kirche, die sexualisierte Gewalt verharmlost, dem woken Zeitgeist hinterherläuft und der Migrations-, Corona- wie Nato-Politik der Ampel-Regierung applaudiert. Sondern eine Kirche, die Hoffnung anstelle von Angst bringt durch Verkündigung des Evangeliums und die sich ganz schlicht sexder Seelsorge widmet.
7.10.2022
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Den Text des Videos von Zollitsch finden Sie hier:
https://www.badische-zeitung.de/freiburger-ex-erzbischof-zollitsch-bittet-missbrauchsbetroffene-um-verzeihung
Das Video (in Ausschnitten):
https://www.domradio.de/video/missbrauch-zollitsch-raeumt-fehler-ein
https://www.robert-zollitsch.de

 

Freiburgs Ex-Erzbischof Zollitsch hat Lebenslügen offen gelegt
Der ehemalige Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hat sich zu seiner Schuld im Umgang mit den Opfern im Missbrauchsskandal bekannt. Die Verantwortung verteilt er dabei aber auch auf andere.
Der ehemalige Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hat sein Schweigen gebrochen. In einem Video bekennt er sich zu seiner Schuld, sexualisierte Gewalt durch Kleriker unter Verschluss gehalten zu haben und bittet Menschen, die Missbrauch erlitten haben, um Verzeihung. Es schmerze ihn, dass er Betroffenen nicht mit mehr Empathie begegnet sei, sagt Zollitsch und wirkt dabei durchaus glaubwürdig.
Dass er ohne jede Ankündigung seine mediale Bombe platzen ließ, zeigt aber, dass er heute keine Spur weiter ist. Eine Betroffene aus dem Erzbistum berichtet, dass sie beim Lesen der Nachricht eine Panikattacke erlitt und spricht von Retraumatisierung.
Zollitsch bittet nur für sich selbst um Entschuldigung
Zollitschs Klage, dass das Erzbistum ihm „Einblick in die Unterlagen der laufenden Untersuchung“ verweigert habe, lässt zweifeln, ob er die notwendige Unabhängigkeit von Gutachtern respektiert. Zollitsch versteht seine Erklärung ausdrücklich als Beitrag zur Aufklärung und Aufarbeitung. Das ist sie – aber wohl anders, als er es beabsichtigt hat. Sein Statement ist von dem Bemühen getragen, für sich selbst um Entschuldigung zu bitten, seinen eigenen Beitrag zur Aufklärung zu belegen und die Schuld auf weitere Verantwortliche im Erzbistum zu verteilen. Gerade damit legt er die verhängnisvollen Mechanismen des Katholizismus und die Lebenslügen vieler verantwortlicher Kirchenmänner offen.
… Alles vom 6.10.2022 von Sigrun Rehm bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/freiburgs-ex-erzbischof-zollitsch-hat-lebensluegen-offen-gelegt–218476787.html

Kommentare:
Zollitsch hat 2010 noch jede Verantwortung von sich geschoben
Auch wenn ich Zollitschs Erklärung begrüße, kommt sie über 12 Jahre zu spät. Die Missbrauchsfälle in Oberharmersbach, die nun immer wieder zitiert werden, sind 2010 nach dem Anstoß von Pater Mertes im Canisiuskolleg massiv zutage getreten, durch zahllose Betroffene, die daraufhin ihr Schweigen endlich brechen konnten. Doch der damalige Erzbischof Zollitsch hat 2010 noch jede Verantwortung von sich geschoben und eine Entschuldigung oder auch nur den Dialog vor Ort abgelehnt. Zu dieser Zeit war ich Pfarrgemeinderat in der Seelsorgeeinheit Zell am Harmersbach und habe den Umgang der hauptamtlichen Seelsorger:innen vor Ort und deren Bemühen um eine angemessene Aufarbeitung direkt miterlebt. Von daher kann ich zumindest von der Kirchenbasis her sagen (und das erstreckt sich meiner Wahrnehmung nach auf den allergrößten Teil der katholischen Kirche auch bis hin in die Leitungsebenen): im Erzbistum Freiburg sind wir glücklicherweise schon längst über die Lippenbekenntnisse hinaus. Tragischerweise bleiben jedoch die Prävention, der Umgang mit Fällen, die angemessene Entschädigung der Betroffenen und die Aufarbeitung von Missbrauch und der Strukturen, die ihn begünstigen, von nun feste Aufgabe (keinesfalls ausschließlich) der Kirche und der entsprechenden Behörden.
6.10.2022, A.Sch.

Die eine Hand … und die andere Hand
„Aus diesem Grund habe ich um Einblick in die Unterlagen der laufenden Untersuchung, um eine direkte Auseinandersetzung, sowie ein persönliches Gespräch mit den Verantwortlichen im Erzbistum Freiburg gebeten – leider allzu lange ohne Erfolg.“
Hier liegt der Hund begraben – für die Verschiebung der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens. Die eine Hand des ehemaligen Erzbischofs „entschuldigt“ sich – die andere behindert Aufklärung und Aufarbeitung.
6.10.2022, A.M.
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