Zaunammer am Schönberg

Vor wenigen Tagen wurde am Schönberg eine neue Vogelschutzhecke samt Info-Tafel fertiggestellt. Initiator des privat finanzierten Projekts ist der Lehrer Martin Finsterwalder aus dem Stadtteil Vauban, weitere Helfer und Sponsoren haben ihn unterstützt. Die jungen Gehölze sollen künftig Vögeln Nahrung und Unterschlupf bieten – vor allem der geschützten Zaunammer. Aber auch andere Tiere wie Eidechsen und Insekten profitieren von der Hecke.

„Schon länger waren wir auf der Suche nach einem Garten für unsere Familie“, erklärt Martin Finsterwalder. 2011 war es dann soweit: Damals pachtete er ein 480 Quadratmeter großes Grundstück, das hinter der Seniorenwohnanlage Augustinum am Buckweg liegt. Da die Parzelle an eine Hecke angrenzt, die 2008 von der Stadt als Fördermaßnahme für die Zaunammer angepflanzt wurde, entstand der Wunsch, diesem besonderen Vogel ebenfalls etwas Gutes zu tun: „Schließlich haben wir ihm zu Verdanken, dass nicht der ganze Schönberg bebaut ist“, meint der Lehrer. So kam es zur Idee, die bereits vorhandene Schutzhecke um einen rund 40 Meter langen Gehölzstreifen auf dem gepachteten Gartengrundstück zu verlängern. Das Vorhaben fand auch die Zustimmung des Umweltschutzamtes: „Einheimische Sträucher, die Beeren tragen, stellen für die Vogelwelt eine willkommene Nahrung dar“, erklärt Stadtsprecher Toni Klein. Verschiedene Details – etwa die Auswahl der Sorten – wurden vorab mit der Stadt abgestimmt. Durch die Hilfe mehrerer Förderer aus dem Bekanntenkreis des Initiators konnte das Projekt in die Tat umgesetzt werden: Familie Finsterwalder steuerte 330 Euro bei, weitere Geld- und Sachmittel für das Pflanzenmaterial kamen von einer Baumschule aus Ettenheim und einer Schreinerei bei Karlsruhe. Die Planung der Anlage, das Pflanzen der Jungsträucher und die Gestaltung der Hinweistafel kosteten nichts: Die Landschaftsgärtner Benjamin Daferner (Opfingen) und Christian Jörg (Rieselfeld) stellten ihre Arbeitszeit zur Verfügung, ebenso ein befreundeter Grafiker und weitere Helfer.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Eine große Hecke, die aus rund 120 Einzelsträuchern besteht und nun noch wachsen muss. Beim Aufstellen der dazugehörigen Schautafel am vergangenen Samstag lobte auch Udo Hegar vom Verein für den Erhalt der Schönbergwiesen und Naturschutzbund (Nabu) die nicht alltägliche Maßnahme: „Das ist schon eine tolle Sache“, betonte er. Mit Blick auf die seltene Zaunammer wurden außer Schlehen, Vogelbeeren und anderen Sorten auch Eiben gepflanzt: Sie wachsen nämlich sehr dicht und bieten dem Vogel daher gute Nistmöglichkeiten. Über die besondere Vogelart gibt’s in Freiburg seit längerem einen Streit: Zwar hat das Land Baden-Württemberg der Europäischen Union (EU) im Jahr 2008 ein 69 Hektar großes Vogelschutzgebiet am nördlichen Schönberg gemeldet. Allerdings waren zuvor zwei insgesamt 0,7 Hektar große und als Wohnbauflächen vorgesehene Parzellen, die als mögliche Lebensräume des Vogels galten, auf Bitten der Stadt Freiburg aus dem Erstentwurf genommen worden. Dagegen hat der Nabu bei der zuständigen Brüsseler EU-Behörde Beschwerde eingelegt. „Wie die Sache ausgeht, ist noch offen“, erläutert Felix Bergmann vom Nabu-Bezirksverband Südbaden auf BZ-Anfrage.
29.12.2012, Andreas Braun

 

Die Zaunammer
Die geschützte Zaunammer kommt vor allem im Mittelmeerraum vor. In Baden-Württemberg, wo sich der sperlingsgroße Singvogel am nördlichen Rand seines natürlichen Verbreitungsgebiets befindet, ist sie selten. Als wärmeliebende Art, die kleinräumig strukturierte Landschaften mit freien Flächen, Büschen und Bäumen benötigt, profitiert die Zaunammer vom Klimawandel: 2006 waren in Südbaden lediglich rund 30 Brutpaare bekannt, inzwischen sind es um die 70. Vorkommen gibt es entlang der Vorbergzone zwischen Weil am Rhein und Freiburg, außerdem am Hochrhein und im Kaiserstuhl. Am Schönberg existieren etwa 10 bis 15 Reviere. Die dort lebenden Exemplare verbringen den Winter in wärmeren Regionen, etwa im Burgund. Zaunammern brüten in dichten Hecken. Sie ernähren sich von tierischer und pflanzlicher Kost. Vielerorts sind ihre Bestände bedroht, insbesondere durch Lebensraumverlust infolge veränderter Landschaftsnutzung und Bebauung. 
 
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