Wuehlmaus – Narrenschwur

Jede Zunft hat ihre Regularien und auch die Littenweiler Narren­zunft der Wühlmäuse hat ihre Gesetze. So muss sich jeder, der eine vollwertige Wühlmaus werden will, einem fest verankerten Aufnahmezeremoniell unter­zieh­en, das aus Aufnahmeprüfung, Narrenschwur und dem Handschlag des Zunftvogtes besteht – und das natürlich nicht in trauter Runde während einer Mitgliederversammlung – sondern, zur Unterhaltung der närrischen Zu­schau­er, öffentlich: Am Schmutzige Dunschdig bei der Fas­nachts­ausgrabung auf dem Dorfplatz! Meist sind es Jugendliche aus dem Narresome, die das 16. Lebensjahr erreicht haben und nun in den erlesenen Kreis der Maskenträger aufgenommen werden. Manchmal auch Er­wachsene, die zur Zunft gestoßen sind und nach einem Jahr Probezeit nun offiziell aufgenommen werden. In die­sem Jahr sind Vivien Hofer und Tamara Maaß die Aus­er­wähl­ten. Beide wurden schon im Kinderwagen als Narre­some zu Umzügen mitgenommen. Beide können sich ein Leben ohne die Narretei nicht vorstellen und freuen sich, nun zu den Großen zu gehören, auch zu den Abendveranstaltungen mit zu dürfen und ihre rote Mütze mit den Wühl­mausöhrchen gegen die Maske tauschen zu dürfen.
„Es macht natürlich mehr Spaß mit einer Maske beim Umzug mitzulaufen“, so Vivien „auch wenn man das erst richtig einüben muss. Es ist gar nicht so einfach, denn das Blickfeld ist erheblich eingeschränkt.“ Die Maske hat ein Holz­bildhauer in Elzach speziell für sie angefertigt, Kfz-Meis­ter Enzo Martorana hat sie fachmännisch lackiert und „Alt­maus“ Gerd Spreemann hat die Barthaare eingesetzt. Das grau-braune Häs, die roten Handschuhe, Strümpfe und der Wedel wurden vom Häswart vor der Fasnetsaison kon­troll­iert, damit Vivien und Tamara an ihrem großen Tag perfekte Wühl­mäuse sind.
Zunftvogt Fredi Eckerle verrät natürlich nicht, welche Auf­ga­ben die beiden Mädchen am Schmutzige Dunschdig er­war­ten: „Natürlich stellen wir niemanden bloß, aber ein biss­chen ärgern darf schon sein.“ Aber bisher hat jeder Kan­didat die Aufnahmeprüfung bestanden. „Bei uns gibt es schließlich keine Prüfungen wie im Dschungel-Camp. Bei den Wühlmäusen muss keiner durch eine Wanne voller Vo­gel­­spinnen schwimmen.“ Einmal musste ein Ju­gend­­licher ein Stückchen Käse aus einer Mausefalle angeln. Doch, was der Anwärter nicht wusste, die Klappe war fest­ge­klebt! Es bestand also keinerlei Gefahr für die Wühl­maus­pfötchen. „Wichtig ist, dass den Jugendlichen auch klar ist, dass mit der aktiven Mitgliedschaft nicht nur Rechte, sondern auch Pflich­ten auf sie zukommen. Die regelmäßige Teilnahme an den Versammlungen, das Mithelfen bei Veranstaltungen oder die Beitragspflicht gehören ab jetzt dazu“, so der Zunftvogt.
Doch das ist den beiden Anwärterinnen eh in die Wiege ge­legt. Seit frühester Kindheit beteiligen sie sich bei den Tän­zen und Aufführungen der Jugendgruppe, sind bei den Ver­an­­staltungen und Umzügen mit Eifer dabei und somit nun auch bereit für den feierlichen Narrenschwur „eine gute Wühl­maus zu sein“. Tamara kann es kaum erwarten: „Das ist immer ein Rie­sen­spaß und ich freue mich total darauf, vom Narresome zu den erwachsenen Wühlmäusen aufzusteigen. Ich habe keine Ahnung, was Fredi mit uns vorhat.“ Mit gemischten Gefühlen erwartet Vivien den Schmutzige Dunschdig „Ich freue mich zwar darauf, mit den anderen Frauen erstmals zum Schnurren mit­gehen zu dürfen. Aber davor kommt ja erst noch die Prü­fung! Ich bin gespannt, was auf mich zukommt. Sich­er­lich wird es lustig. Ich hoffe nur, dass ich nicht singen muss!“   
25.1.2013, Gisela Heizler-Ries, Littenweiler Dorfblatt

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