Wiedehopf Tuniberg dank Nabu

Seit 1991 engagieren sich Naturschützer des Nabu ehrenamtlich dafür, dass sich der Wiedehopf wieder am Tuniberg ansiedelt. Auch wenn es Erfolge beim Artenschutz gibt, von Entwarnung kann keine Rede sein: Allein in Europa sind nach wie vor 25 Prozent der heimischen Tierarten vom Aussterben bedroht. Dass sich seltene Pflanzen und Tiere halten können oder sogar wieder vermehrt haben, ist dem unablässigen, oft jahrelangen Bemühen von Naturschutzgruppen zu verdanken.
Eine Erfolgsgeschichte ist, was sich seit 2005 am Tuniberg abspielt. Seitdem brütet in dieser intensiv genutzten Kulturlandschaft wieder der Wiedehopf – 15 Jahre nachdem das Regierungspräsidium Freiburg ein Schutzprogramm für den Vogel eingeleitet hat. Mit rund 400 Brutpaaren in ganz Mitteleuropa zählt der Wiedehopf zu den seltensten Vogelarten. Nach Rote-Liste-Kriterien gilt für ihn in Deutschland seit 2009 die Gefährdungsstufe „stark bedroht“, zuvor die höchste Gefährdungsstufe „vom Aussterben bedroht“. Ohne das ehrenamtliche Engagement von Artenschützern wäre ihm das auch passiert. 1990 wurden in ganz Südbaden noch 15 Brutpaare gezählt, fünf davon existierten am Kaiserstuhl. Am Tuniberg aber war der amselgroße, auffällig gefiederte Vogel ganz verschwunden.
Dass er sich am Tuniberg wieder angesiedelt hat, ist in erster Linie Franz Nagel aus Opfingen zu verdanken. Er ist Mitglied des Naturschutzbundes (Nabu) Freiburg und hat von 1991 an Nistkästen angebracht, ersetzt oder repariert und sauber gehalten. Er war es auch, der die erste Brut auf Merdingens Gemarkung nachgewiesen hat. Seit 2005 ist die Population stetig gewachsen, im Vorjahr sind zwischen Gottenheim und Freiburg-Munzingen 66 Küken groß geworden, 2012 sogar 85. Wegen der Frühjahrskälte sieht es in diesem Jahr allerdings nicht so günstig aus. Nach Einschätzung von Christian Stange, der im Auftrag des Regierungspräsidiums das Schutzprogramm leitet, ist die Population aber stabil.
Seit 2010 koordiniert Claus Krieger aus Freiburg-Tiengen die Aktivitäten am Tuniberg, wobei Franz Nagel nach wie vor mithilft und Klaus Dumpert, der auch in Tiengen wohnt, und Werner Wonka aus March-Holzhausen sich ebenfalls engagieren. Das Interesse Kriegers für den Artenschutz kommt nicht von ungefähr: Von 1975 bis zu seinem Ruhestand 2009 unterrichtete der 66-Jährige die Fächer Biologie und Chemie am Freiburger Goethegymnasium. Vielen Schülergenerationen hat er dabei Herausforderungen des Umweltschutzes vermittelt. Seit mehr als 30 Jahren gehört er dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) an, seit diesem Jahr auch dem Nabu. Von 1977 bis 1989 war er im Naturschutzbeirat der Stadt Freiburg engagiert, 2011 hat ihn das städtische Umweltamt zum ehrenamtlichen Naturschutzwart für den Tuniberg bestellt. Der Bereich zählt zu den ökologisch wertvollsten Gebieten im Breisgau. Unter anderem gibt es hier die grünschillernde Smaragdeidechse, aber auch extrem seltene Wildbienen. Es sind Böschungen und Lösswände, die sich zu Refugien seltener Arten entwickelt haben.

2011 hat auch der Bienenfresser, der in Lösswänden seine Brutröhren anlegt, nach hundertjähriger Abwesenheit erstmals wieder am Tuniberg genistet. Weiter ist seit einigen Jahren auch das Schwarzkehlchen wieder anzutreffen. „Die Böschungen sind unverzichtbar als Rückzugsräume“, erklärt Claus Krieger. Es macht ihn zufrieden, daran mitwirken zu können. In dieser Jahreszeit ist er viel draußen, er beobachtet die Brutstätten, macht Aufzeichnungen, gibt der Umweltverwaltung Hinweise, wo sich ein Habitat aufwerten ließe und ist im Gespräch mit den Winzern und Landwirten. Denn sie tragen dazu bei, dass die Vögel wieder da sind. Sie stellen ihre Flächen für Nisthilfen zur Verfügung. Derzeit sind 51 Kästen für Wiedehopfe platziert. Eindringlich appelliert Krieger an Naturfreunde, Nisthilfen zu umgehen, um die Tiere nicht zu beunruhigen.
Der Wiedehopf zählt zu den Höhlenbrütern. Von Natur aus legt er seine Eier vorzugsweise in verlassene, noch weich gepolsterte Spechtlöcher, wie sie an Bäumen auf Streuobstwiesen vorkommen. Solche Bäume aber waren nach den großflächigen Flurneuordnungen am Tuniberg in den 1960er Jahren verschwunden. Abgesehen davon schadete dem Insektenfresser der Einsatz von Insektengiften. Eng wurde das Nahrungsangebot auch durch den Rückgang der Viehhaltung, weil dadurch die Wiesen umgepflügt wurden. Auf Wiesen aber findet der Wiedehopf seine Leibspeise. Das sind unterirdisch lebende Grillen (Werren), Engerlinge von Mai- und Junikäfern sowie die Larven von Nachtfaltern, die er mit seinem langen gebogenen Schnabel aus dem Boden zieht. In den beiden vergangenen Jahrzehnten hat sich die Nahrungsgrundlage jedoch wieder erheblich verbessert, weil die Winzer – der Weinbau dominiert die Nutzung am Tuniberg – die Rebzeilen begrünen und auf Insektizide verzichten.
31.5.2013, Silvia Faller

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