Wie sehen uns die Anderen?

Wie sehen uns in Deutschland die Anderen? Eine persönliche Auswahl: Die Anderen in den USA, das sind unsere dort lebenden Verwandten. Die Anderen in der Schweiz als unsere 60 km nahen, nur vom Rhein getrennten Nachbarn. Und die Anderen hierzulande sind die vielen Migrationshintergrund’ler, gut integriert, die sich als Paß-Deutsche mehr Sorgen machen um unser Land als viele Hiesige.
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USA und Chemnitz
Der größte Teil unserer Verwandtschaft ist (unfreiwillig) vor fünf Generationen in die USA emigriert (Ft-Lauderdale,  Chicago, Cinncinnati, Los Angeles, New York, …). Von ihnen erhielt ich besorgte Mails: „Kannst Du jetzt abends nicht mehr auf die Straße?“, „Beherrschen Nazis die Stadt?“
Sie erfuhren in der US-Presse ausgiebig über Hetzjagden von Nazis in Chemnitz. Ihre (allesamt gebildete US-Amerikaner) zentrale Frage an mich: “Wann kippt Deutschland nun wieder?” Eine Mail gipfelte: “Wie heißt denn Eurer neuer Hitler?”
„Chemnitz Germany – Waving German flags, with some flashing Nazi salutes, the angry mob made its way through the streets, chasing after dark-skinned bystanders …“ 30.8.2018
https://www.nytimes.com/2018/08/30/world/europe/germany-neo-nazi-protests-chemnitz.html
„Deutsche Fahnen schwenkend, einige den Nazi-Gruß zeigend, bahnt sich der wütende Mob seinen Weg durch die Straßen und macht Jagd auf dunkelhäutige Passanten ….“.
Meine Verwandten glauben diesem Hetz-Artikel der »New York Times«, der alle Kennzeichen von 1933-1945 enthält: Deutsche Flagge, Nazi, Hitlergruß, Jagd auf andere Rassen. Schließlich beruft sich die NyTimes ja sogar auf den Regierungssprecher der Kanzlerin: „Solche Zusammenrottungen, Hetzjagden auf Menschen anderen Aussehens, anderer Herkunft, oder den Versuch, Hass auf den Straßen zu verbreiten, das nehmen wir nicht hin“
Vom Anlaß, dass hier der 35-jähriger Deutsche Daniel H. von zwei Migranten aus Syrien und Irak auf offener Strasse und ohne sichtbaren Anlaß mit über 20 Messerstichen zu Tode gemetzelt wurde, wissen sie nichts – und wenn ja, sind viele der Meinung, dass Nazis den Daniel H. erstochen haben. Für US-Bürger ist Chemnitz das wiederauferstandene Nazi-Deutschland. Meine Hinweise, dass Chemnitz eine sichere Stadt sei und dass es keine Hetzjagd gegeben habe, schenken sie keinen Glauben; auch der Verweis auf Schweizer Medien (NZZ, Weltwoche, BAZ) überzeugt sie nicht. Ihrer besorgten Frage “Mußt Du jetzt auch auswandern?” folgen mehrere Einladungen in die USA.
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Was da durch unsere Regierung mit Unterstützung der Medien an deutschem Ansehen binnen einer Woche kaputt gemacht wurde, läßt sich kaum ermessen. Kaum einer weiß etwas vom Messermord durch zwei Migranten als Anlaß.  Nicht Migration ist das Thema, sondern „Kampf gegen Rechts“ und Nazis.

Schweiz und deutsche Medien
Schweizer Bürger sind gut über ihren großen Nachbarn informiert – auch darüber, dass in den Blättern der Mainstream-Presse (FAZ, Focus, Handelsblatt, Spiegel, Stern, Süddeutsche, taz, Welt, …) überall dasselbe steht – die Medien als willfähriges Sprachrohr der Regierung. Die Zeiten, in denen sich die Medien als „4. Macht“ der Demokratie der Kontrolle von Exekutive, Legislative und Juresdiktion verpflichtet fühlten, sind längst passé. Jüngstes Beispiel: Während in der Schweiz seit dem Frühjahr heftig über den UN-Migrationspakt diskutiert wird, kam der „Global Compact for Migration GCM“ bis Ende Oktober in der deutschen Presse so gut wie nicht vor. Nun ist es zu spät und die Mainstream-ler haben es geschafft: Am 10.12.2018 wird Kanzlerin Merkel den GCM in Marokko unterschreiben.
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Roger Köppel, Chefredakteur der Züricher Weltwoche https://www.weltwoche.ch/) bringt es auf den Punkt, wenn er – fast mitleidvoll – die deutschen Medien  als „seltsam verklemmt“ bezeichnet. Die deutschen Journalisten sind arm dran, sie sind „verklemmt“ zwischen der Realität einerseits (über die man eigentlich objektiv zu berichten hätte) und den Vorgaben ihrer mächtigen Redaktionschefs (die der guten Gesinnung und der GroKo und der Kanzlerin treu ergeben sind). Mit Köppel wundern sich die Schweizer, dass man sich in Deutschland derart untertänig und geduldig mit „Medien als Claqueuren“ zufrieden gibt: Beifallsklatscher zu Willkommenskultur, EU-Haftung, Euro-Sparerenteignung, Energiewende … und nun zum GCM.
Die NZZ hatte zunächst auch von Hetzjagden in Chemnitz berichtet, dann aber am 3.9. den Fehler eingestanden, korrigiert und sich bei der Leserschaft entschuldigt: „auch die NZZ hat hierüber zunächst in unzutreffender Weise berichtet …“ (s.u.)
Guter ehrlicher Schweizer Journalismus – hier wird zwischen Fakten und Meinung getrennt. Und wenn über Fakten falsch informiert wurde, entschuldigt man sich. Anders in D: In keiner Zeitung der Mainstream-Presse war je eine Entschuldigung für die Hetzjagd-Lüge (am 16.11.2018 wurden die Autoren des gefälschten Videos festgestellt) zu lesen. Warum auch – wenn noch nicht einmal der Regierungssprecher der GroKo zur Entschuldigung bereit ist.
https://www.nzz.ch/international/das-deutsche-staatsoberhaupt-wirbt-fuer-die-band-feine-sahne-fischfilet-eine-instinktlosigkeit-ld.1416765

Migrationshintergrund’ler und Sozialstaat
Ich schätze die Meinung von Deutschen mit Migrationshintergrund, die aus ihrer eigenen Erfahrung von Diktatur, Korruption, Patriarchat, Unsicherheit und Gewalt heraus unseren demokratischen Rechtsstaat besonders vehement verteidigen. Und ich bewundere den Mut dieser Migrationshintergrund’ler (viele können sich in Deutschland nur unter Personenschutz bewegen), mit dem sie positive Kritik üben an Mißständen in unserem Rechtsstaat. Autoren wie Hamed Abdel-Samad, Katajun Amirpur, Seran Ates, Ayaan Hirsi Ali, Kazem El Ghazzali, Sineb El Masrar, Theo van Gogh, Sabatina James, Imad Karim (Hambacher Rede), Necla Kelek, Muhanad Khorchide, Ahmad Mansour, Yassin Nasri, Safeta Obhodjas, Abdel-Hakim Ourghi, Abdolkarim Sorush, Bassam Tibi, Malala Yousafzai und Marcel Zhu bieten und garantieren fundierte Information.
Migrationshintegrund’ler beurteilen das Problem Nr. 1 der Deutschen, die Flüchtlingspolitik seit Budapest 9/2015 mit den drei Bereichen „Immigration über unkontrollierte Grenzen oder Sozialstaat?“ (Milton Friedman), Islam und Integration besonders kritisch. Aber leider werden sie dabei von deutschen Medienkaum unterstützt – ein Beispiel:

Der aus Syrien stammende Bassam Tibi war früher sogar in Talkshows des ÖR gern gesehener Gast, publiziert heute nur noch in Schweizer Medien.
Bassam Tibi hat sein langjähriges Bemühen um einen Euro-Islam resigniert aufgegeben in der Einsicht, dass ein ‚aufgeklärter‘ bzw. Reform-Islam von Kairo, Mekka oder Ghom/Iran ausgehen muß. Im Cicero (Juni-Ausgabe) schreibt er, dass der „Kopftuch-Islam“ von Sunniten wie Schiiten über den „Euro-Islam“ gesiegt habe: „Den Euro-Islam wird es nicht geben. Ich kapituliere.
Tibi geht auch der Frage nach, was unsere Gesellschaft zusammenhält – auch im Hinblick auf die Massenmigration seit 2015. Tibi beschreibt eine europäische Leitkultur mit Demokratie, Laizismus, Aufklärung, Menschenrechte oder auch dem Primat der Vernunft, Humanismus, Primat der Wissenschaft vor der Religion, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Liberalismus, Arbeiterbewegung, … als Kennzeichen..

Die gebürtige Armenierin Jaklin Chatschadorian beklagt vehement die Naivität der deutschen Außenpolitik
Die in der Türkei geborene Necla Kelek warnt vor der heute bereits verbreiteten Unterdrückung der Frau durch den Islam in Deutschland.
Imad Karim prangert in seiner Rede auf dem Hambacher Fest die Verbreitung des Patriarchats unter den hiesigen Muslimen an.
Seran Ates wird fast verrückt, wenn die GroKo mit der Ditib als Islam-Vertragspartner verhandelt.
Hamed Abdel-Samad sieht die derzeit praktizierte „Integration als Bringschuld“ als gescheitert an.

Die Meinung von Deutschen mit Migrationshintergrund ist besonders wertvoll für uns ‘verwöhnte’ (West-)Deutsche, da sie Unrechtsstaaten selbst durchlebt haben – gerade deshalb sollten wir sie ernst nehmen und unterstützen. Warum ‚West‘? bei der Diskussion um Chemnitz hatte man den Eindruck, dass viele Deutsche aus der ehemaligen DDR die aktuelle Bedrohung des Rechtsstaats klarer sehen als Westdeutsche, da sie eine sozialistische Diktatur mit der Abwesenheit von Demokratie selbst schmerzlich erfahren haben.
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Fazit: Wie sehen uns die Anderen?
Genau so, wie die Mainstream-Medien über uns berichten.  Spätestens seit Budapest 9/2015 wird in Presse und ÖR ein „Kampf gegen Rechts“-Bild gezeichnet, als ob  alle Deutschen miese ewiggestrige Rechtsextreme und braune Dumpfbacken seien. Mit Erfolg: Unsere in den USA lebenden Verwandten (allesamt  brave US-Bürger) sind der Überzeugung, dass die Mehrheit der Deutschen Nazis, Fremdenfeinde, Rassisten, Populisten und Neo-Nationalisten sind.
Die Schweizer zeigen sich eher verwundert, auch amüsiert.
Die Deutschen mit Migrationshintergrund sind besorgt und traurig: „Was macht ihr nur mit Eurem schönen Land?“.

Nach so vier Gesellschaftspolitik ein Trost: Wirtschafts-/Handelspartner, Touristen und Migranten sehen Deutschland als „beliebtestes Land“  ganz oben im internationalen Ranking.
17.11.2018

 

afrika-D--US-CN-IND
Gegenüber dem kleinen, aber größenwahnsinnigen Deutschland (oben blau) ist Afrika groß:
Die USA (grün), Indien (orange) und China (gelb) passen rein und auch dann bleibt noch viel Platz
übrig.
Dies ist kein Fake, sondern wahr: Schauen Sie nach unter https://www.thetruesize.com

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