Wandern Hinterzarten-Kirchzarten

Als ich vor über 33 Jahren dem „Nord-Süd-Gefälle“ zum Opfer fiel und sich ein Jugendtraum durch den Umzug von Westfalen nach Kirchzarten im Schwarzwald erfüllte, begann auch die „Besucherwelle“ von Freunden aus dem Norden. Um denen bei einer schönen Wanderung „ganz viel Schwarzwald“ zu zeigen, entdeckte ich die Strecke von Hinterzarten über den Hinterwaldkopf nach Kirchzarten ins Dreisamtal.

Schon die Zugfahrt von Kirchzarten durchs Höllental mit sieben Tunnels, vorbei am Hirschsprung, dem Hofgut Sternen, der Ravennaschlucht und dem Löffeltal ist „Schwarzwald pur“ – und für Urlauber mit der Konus-Karte kostenlos. Wichtig: Fensterplatz in Fahrtrichtung rechts!
Vom Bahnhof Hinterzarten, dem auf 885 Metern „höchstgelegenen Bahnhof der Höllentalbahn“, geht’s halblinks den Adlerweg hoch, an der Evangelischen Kirche und dem noblen Adlerhotel vorbei zur Katholischen Kirche. Die auf das 15. Jahrhundert zurückgehende Kirche „Maria in der Zarten“ besticht durch ihren Turm aus dem Jahre 1722, dem Chorraum mit drei barocken Altären und dem modernen Kirchenraum. Ein Blick ins Innere lohnt allemal. Über die Rathausstraße geht’s kurz bis zum Rathaus zurück, um dann über den Windeckweg Richtung Hinterwaldkopf zu wandern. Der „Umweg“ über den Windeckweg eröffnet bald wunderbare Ausblicke auf Hinterzarten und Breitnau.
Vorbei an schönen Schwarzwaldhäusern wie dem Hercherhof kommt nach einem knappen Kilometer der Ospelehof. Hier lohnt sich ein kurzer Abstecher, ist der Hof doch ein lebendiges Beispiel für die Innovationskraft der Schwarzwälder Bauern. Neben Gästezimmern und Ferienwohnungen gibt es einen Hofladen, eine Hofkäserei sowie die Produktion von Naturkosmetik mit Frischmolke, die „Ospelehof-Schwarzwaldkosmetik“. Mit mehreren Standbeinen ist es möglich, heute noch einen landwirtschaftlichen Betrieb zu halten.

Nach dem Ospelehof geht’s rechts weiter zu den Thoma-Liften am Windeck. Wir folgen kurz der Straße nach Alpersbach und gehen dann bei Bisten rechts ab – immer an der gelben Raute orientiert. Ehrfürchtig wandern wir am Wohnhaus von Olympiasieger Georg Thoma vorbei, nachdem wir kurz zuvor einen Blick auf die Ravennabrücke im Höllental genossen haben. Über einen romantischen Waldweg am Schwarzwaldbach, zum Dr. Ludwig-Thoma-Weg gehörend, kommen wir zur großen Weidelandschaft auf der nordöstlichen Seite von Alpersbach. Hier steigt es mitunter kräftig auf schmalen Wegen durch den Wald oder entlang der Wiese hinauf gen Hinterwaldkopf an. Etwa zur Mitte gibt es von einer der zahlreichen Ruhebänke einen tollen Blick auf Hinterzarten und den bei Titisee liegenden Hochfirst. Nachdem wir die Höhe und einen breiten Waldfahrweg erreicht haben, dem wir nach rechts folgen, kommen wir immer wieder an wunderschöne Aussichtspunkte, von denen aus wir über das Höllental hinüber zur Kaiserwacht, den Pikett- und Posthaldenfelsen, Breitnau sowie zur Nessellachen und bald auch nach Himmelreich und ins Dreisamtal schauen können. Im Norden entdecken wir den Kandel und die Bergwelt rund um St. Peter und St. Märgen.

Beim Hinterwaldkopfsattel bietet sich nach rund zwei Stunden in der Hinterwaldkopfhütte die erste Einkehrmöglichkeit. In der gemütlichen Gaststube und der sonnigen Terrasse verwöhnt eine „badisch-alpenländische Küche“.
Jetzt folgen wir kurz der blauen Raute, um dann links auf einen grasigen Weg hinauf zum Hinterwaldkopf, mit 1198 Meter höchsten Punkt unserer Wanderung, abzubiegen. Hier empfängt uns eine Gedenkstätte für die Kriegsgefallenen der „Freiburger Turnerschaft“ – und dank der baumlosen Gipfelkuppe ein grandioser Rundumblick auf den Feldberg, Toter Mann, Schauinsland, Kandel, Kaiserstuhl und die Vogesen. Uns zu Füßen liegt das Dreisamtal und Freiburg – die Münsterturmspitze ragt am Schlossberg hervor. Rund um uns herum ist einfach ganz viel Schwarzwald.
Nachdem wir die Aussicht genossen haben, steigen wir auf der Westseite ab zur „Höfener Hütte“, die von einer Buchenbacher Wald- und Weidegenossenschaft getragen wird, ab. Hier lohnt sich unbedingt eine Rast auf der Terrasse mit der tollen Aussicht. Schließlich gibt es ausschließlich regionale Produkte aus vorwiegend biologischer Erzeugung.
Gestärkt beginnen wir den Abstieg, der uns übers Holzeck und Sonneck der blauen Raute folgend zum Giersberg oberhalb von Kirchzarten bringt. Kapelle und Pilgergaststätte St. Laurentius mit guter badischer Küche machen einen letzten Stopp mit Blick übers Dreisamtal lohnenswert. In gut fünfzehn Minuten ist dann nach rund 17 Kilometern und insgesamt 450 Höhenmetern unser Ziel am Bahnhof in Kirchzarten erreicht.
Den Kommentar meiner hessischen Begleiterin Miriam (35) vor wenigen Tagen beim Abschlussviertele am Giersberg: „Ich gebe es zu, ich wandere nicht gerne. Doch Urlaub im Schwarzwald ohne Wandern geht nicht. Und die Tour hat mich belohnt – mit gigantischen Ausblicken in alle Schwarzwald-Richtungen. Je höher wir kamen, umso großartiger wurde die Aussicht auf Berge, Täler, Schluchten, Brücken. Das war ein fantastisches Erlebnis – auch wenn ich jetzt schon den Muskelkater kommen sehe. Eine extrem empfehlenswerte Wanderung!“
26.9.2013, Gerhard Lück

Zugverbindungen: Anfahrt mit der Höllentalbahn ab Hauptbahnhof Freiburg, immer um zehn nach oder zwanzig vor, bis Hinterzarten. Und immer vier Minuten nach voller und halber Stunde fahren von Kirchzarten die Züge nach Freiburg.

Einkehrmöglichkeiten am Weg:
„Hinterwaldkopfhütte“
Juni bis Oktober: 10 bis 19 Uhr (Dienstag Ruhetag, außer Feiertags). November bis Mai: 10 bis 17 Uhr (Montag und Dienstag Ruhetag, außer Feiertags).
https://www.hinterwaldkopf-huette.de oder Tel 07661/3314

Höfener Hütte“
1. Mai bis 1.November: täglich ab 11 Uhr geöffnet.
https://www.hoefener-huette.de oder Tel 07661/3324

„Pilgergaststätte St. Laurentius Giersberg“ Kirchzarten
Geöffnet täglich ab 11 Uhr, freitags ab 15 Uhr, Ruhetag am Donnerstag.
https://www.giersberg-kirchzarten.de oder Tel 07661/5398

Dieser Beitrag wurde unter Regio, Tourismus, Wald, Wandern, Wandervereine abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar