Waldwandern Heitersheim – Stoll

 

48 Jahre lang war Hans-Peter Stoll im Forst beschäftigt, 35 Jahre davon als Förster und Revierleiter. Sein wohlverdienter Ruhestand war ihm nicht genug. Deshalb gründete er in Heitersheim die Firma „Natur-Kultur-Wein“ und machte sich als Tour-Guide selbstständig. Jetzt führt er Gruppen fachkundig durch Wald und Flur. Sein Credo lautet: „Symbadisch erleben: sehen – hören – schmecken“.
Die Touren sind individuell. Vorzugsweise führt der 66-Jährige durch sein ehemaliges Revier – die Wälder von Ballrechten-Dottingen, Heitersheim und Sulzburg. Dort kann er fachkundige Informationen mit unterhaltsamen Geschichten garnieren. Als Genussmensch kennt er zudem die Geheimtipps der regionalen Weine und badischen Spezialitäten. Ein Grund mehr, unterwegs neben Aus- und Einblicken mit regio-typischen Versucherle zu überraschen und den Ausflug bei einer Weinprobe mit Vesper oder auf einer Veranstaltung ausklingen zu lassen. Diesmal hat ihn die Freiburger „Entdecker-Gruppe“ gebucht, die seit mehr als zehn Jahren vielfältige Freizeitaktivitäten unternimmt. Der Nachmittag startet in einem Café in Sulzburg und wird fortgesetzt mit Erläuterungen bei der Besichtigung der Klosterkirche St. Cyriak. Ab dem Wanderparkplatz am Castellberg in Ballrechten-Dottingen ist Hans-Peter Stoll in seinem Element. Immer wieder bleibt er stehen, macht aufmerksam auf zwitschernde, aber auch stumme Gefährten am Wegesrand. Der Schwarzspecht verdient seine Aufmerksamkeit. Sein Nest hat er in einer dicken Buche in zehn Metern Höhe gebaut. Der Stamm funktioniert wie eine Alarmanlage. Wenn der Marder an der Rinde kratzt, sitzt der Specht in Lauerstellung zur Abwehr. Sein Nachmieter ist der Waldkauz. Er fängt mit seiner Frau in einem Sommer mehrere tausend Mäuse für sich und die Jungen.

Unterwegs verweist Stoll auf einen durchlöcherten Baumstumpf, der bewusst als Totholz stehen gelassen wurde. Es ist ein Vorratsschrank für Spechte. Insekten legen Eier ab, Maden schlüpfen aus, die Spechte bedienen sich und die Insekten beginnen von vorn. Die Douglasien sind ebenfalls eine Info wert. Sie wachsen 120 bis 150 Jahre, bevor sie geerntet werden. Dann umfasst ihr Durchmesser 1,20 Meter. Aus dem Umfang des Baumes errechnet Stoll die Höhe und den Holzertrag. Die Breite und Höhe der Krone steht im direkten Verhältnis zur Wurzel, erklärt er. Die Douglasie wächst auf trockenen, steinigen Südhängen. Sie wurde aus den USA eingeführt. Zu erfahren ist manches aus der Wald- und Forstwirtschaft, von der Forstreform und dem Wegebau für Arbeit und Freizeit, von Baumkrankheiten, Wildverbiss und unterschiedlicher Qualität der Böden mit tausenden von Mikroorganismen. Stoll lässt mitten im Sommer Weißtanne-Weihnacht riechen und zeigt Tümpel für Molche. Die Fragen der „Entdecker“ beantwortet er verständlich. Die Wanderung gestaltet sich kurzweilig und unterhaltsam. Der ehemalige Förster kann begeistern, kennt Histörchen und Episoden, erfreut mit lustigen Gedichten und Einlagen. In einer Rebhütte am Castellberg ist Genuss für Auge und Gaumen angesagt. Fürs Ohr hat er alemannische Prosa vorbereitet. Die Stimmung ist heiter. Am Ende der Tour wird eine Straußi angesteuert. Die Teilnehmer bilanzieren: „Das machen wir irgendwann wieder.“
4.7.2013, Sabine Model

Die nächste Tour ist am Samstag, 6. Juli 2013, um 16 Uhr ab dem Weingut Zotz in Heitersheim geplant. Anmeldung und Infos zu dieser und weiteren Touren gibt’s unter Tel 07633/ 8064474. Nähere Infos gibt’s auch online unter https://www.natur-kultur-wein.de

Dieser Beitrag wurde unter Wandern abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar