Waldgemeinschaft – Forst Ebnet

Es ist eine alte Tradition in Ebnet, dass Nikolaus von Gayling-Westphal alljährlich seine Mitarbeiter und Pächter zum Rehessen in Buchenbachs Adler, bei der es allerdings nicht immer Reh gibt. Manchmal ist es Hirsch oder Wildschwein, aber es stammt immer aus den Wäldern der Gayling’schen Forstverwaltung. Geladen sind jedes Jahr auch besondere Gäste. Oft sind es Künstler, manchmal Querdenker, immer engagierte Menschen, die sich zusammen mit von Gayling für Kunst und Kultur einsetzen, sei es im Rahmen des Christkindlemarktes in Ebnet oder des Ebenter Kultursommers. Gäste sind auch politische Wegbegleiter oder Förderer des Freundeskreises Tel Aviv oder der Städtepartnerschaft Freiburg-Isfahan.
Ebenfalls Tradition ist, dass Mitarbeiter oder Mitstreiter geehrt werden. In diesem Jahr waren es der Revierleiter und Forstassessor Hubert Stehle für 20-jährige Betriebszugehörigkeit, der 77-jährige Adolf Ernst vom Bläsichristenhof in Kirchzarten-Neuhäuser für 60-jährige ununterbrochene Treue als Waldarbeiter, Kulturpfleger und Aufseher und der Musiker, Bariton, Dirigent und Komponist Rainer Pachner für 40-jährige Treue und Unterstützung der Ebneter Schloss-Konzerte. Zum Rehessen gehört immer auch Bildung dazu. Im vergangenen Jahr hielt der inzwischen verstorbene Hans-Dieter Stürmer, für den eine Gedenkminute eingelegt wurde und der dreißig Jahre lang für von Gayling als Wasserchemiker arbeitete, einen Vortrag über den „Widder“, eine spezielle Wasserpumpe, mit der die alten Wassergräben um das Schloss Ebnet herum wieder aktiviert werden sollten.


Die Geehrten von links nach rechts: Revierleiter und Forstassessor Hubert Stehle, Musiker, Bariton, Dirigent und Komponist Rainer Pachner, und ganz rechts Adolf Ernst vom Bläsichristenhof. Mit auf dem Bild: Nikolaus von Gayling-Westphal (zweiter von rechts)
  
Waldgemeinschaft
In diesem Jahr sprach der der Forstwissenschaftler Professor Dr. Ulrich Schraml über das Thema „Urbane Waldbesitzer“. Zu etwa 50 % befindet sich Deutschlands Wald in öffentlichem Besitz. Staatswaldflächen sind oft großflächig, wie in Nordbaden. Weil dort das Land Baden-Württemberg große, zusammenhängende Flächen besitzt, kann dort auch der Nationalpark eingerichtet werden. Die anderen 50 % des Waldes befinden sich in Privatbesitz. In Deutschland gibt es etwa zwei Millionen Waldbesitzer. Das hat zur Folge, dass die meisten privat bewirtschafteten Waldflächen klein und parzelliert sind. Aus forstwirtschaftlicher Sicht seien eher großflächige Waldflächen, die einheitlich bewirtschaftet werden, anzustreben. Diese Parzellierung habe jedoch auch Charme, so Schraml. Auf engstem Raum könne man ganz unterschiedliche Bewirtschaftungsweisen nebeneinander beobachten, von „Alles-der-Natur-Überlassen“ bis zum aufgeräumten Wald. Und wer wisse schon, so der Wissenschaftler, welche Bewirtschaftungsweise sich dann im Rückblick als die richtige herausstelle. Da es jedoch mehr und mehr urbane Waldbesitzer gebe, die nicht mehr den Bezug zum Wald haben wie beispielsweise Landwirte, sei in Baden-Württemberg die Idee der „Waldgemeinschaft“ geboren worden. Die Eigentümerverhältnisse veränderten sich dadurch nicht, aber der Wald durch solche forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse einheitlich bewirtschaftet werden. So könnten die Nachteile kleinflächigen Waldeigentums vermindert werden.
12.12.2013, Dagmar Engesser, www.dreisamtaeler.de

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Wald abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar