Wagenburg am Wiehrebahnhof

Jetzt kommt Sand ins Getriebe, wenn die gleichnamige Wagenburg genau in diesem Umfeld einen neuen Standort sucht. Seit Juli 2013 stehen sie auf dem PH-Parkplatz in Littenweiler, geduldet vom PH-Rektor Ulrich Druwe. Diesen müssen sie bis Ende März 2014 verlassen und favorisieren nun das seit Jahrzehnten brachliegende ehemalige Holzverlade-Areal hinter dem Wiehrebahnhof an der Waldseestrasse.

Das Gelände würde sich eignen, die Fläche wäre groß genug für 15 bis 20 Wagen, und so würde das Kollektiv gerne einen Pachtvertrag mit der Stadt Freiburg abschließen. Selbst Strom ist auf dem Gelände vorhanden, seit dort vor zwei Jahren ein Mobilfunkmast aufgestellt wurde.Eine Lärmsituation, die schon einmal an dieser Stelle eine Half-Pipe aufgrund der Nähe zum Hospiz St. Josef verhindert hatte, würde nicht entstehen, meinen die Wagenburgler.

Man muß nicht gleich an Biedermann und die Brandstifter denken, hat doch ein guter Teil der heutigen Wiehrebewohner seine Wurzeln in den experimentellen Gesellschaftsmodellen der 1970er Jahre. Daran erinnern heute noch nostalgische Elemente wie etwa der Volvo und der jährliche Inselurlaub im Campmobil in friedlicher Koexistenz mit in der Bulthauptküche gegartem Biogemüse.

Benachteiligt fühlen sie sich von der Stadt Freiburg und ihren Ordnungsbehörden, die ihre eigenständige Platz-Suche immer wieder erschweren würden. Was in Freiburg im Gegensatz zu anderen Städten wie Hannover, Darmstadt oder Tübingen fehle, sei der politische Wille, Wagenleben als „normale“ Lebensart anzuerkennen und zu begrüßen, wenn sich Menschen selbständig um ihren Lebensraum kümmern. Schon einmal ließ die Stadt im vergangenen Jahr dieses Areal aufgrund einer „Allgemeinverfügung“ räumen, als es kurzfristig von der Wagenburg „Kommando Treibstoff“ besetzt war.
Ein differenzierter Blick im Einzelfall ist also nötig. Vielleicht hat „Sand im Getriebe“ ja nun mehr Glück und Erfolg in dem Stadtteil, in dem sich manche Bewohner noch an ihre eigenen Aktivitäten beim Dreisameck und beim Schwarzwaldhof erinnern können, als auch dort damals ein reichhaltiges Leben aus Wohnen und Kultur entstand, ganz zu schweigen vom legendären Café Mocambo. Vielleicht gibt es ja auch ein langsames Umdenken bei den Stadtlenkern mit ihrem ansonsten multikulturellen Anspruch  in der „Green-City“
13.2.2014, Constanze Fetzner und Hans Homlicher

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