Vorbilder statt Hassprediger

Der muslimische Palästinenser und Psychologe Ahmad Mansour ruft in dem im Spiegel veröffentlichten Essay „Reinheit, Ehre und Todesverachtung“ die Muslime zur Reform ihrer Religion auf, denn: „Ihre Gefährlichkeit verdanken die radikalen Strömungen nicht so sehr  der Differenz zum ’normalen‘ Islam als vielmehr der Ähnlichkeit.“ Es darf nicht sein, dass der Islam jungen Muslimen nur Hassprediger als Vorbilder bietet.

(1) Die Distanzierung der Muslime vom IS ist unglaubwürdig
Zu spät, zu undeutlich lehnen „normale“ Mulsime den IS ab. Sie haben zwar nichts mit dem Terror zu tun, aber unbewußt haben sie selber jahrelang den Nährboden für die Ideologien des IS geschaffen, denn ihre Haltung zu Andersgläubigen, Umma und Frauenrolle unterscheidet sich nur graduellund nicht prinzipiell von der IS: „Die Basis ist die gleiche, beide, der Imam von nebenan und der IS-Ideologe, teilen miteinander viele Worte, Änste, Tabus, Abwehrstrategien. Es sind diese veralteten, verkrusteten Inhalte, die mit der aufgeklärten Moderne derart in Kollision geraten, dass aus der Reibung eine Truppe wie der IS entstehen kann“.

(2) Islamisierung liegt nicht an der Diskriminierung oder schlechten Integration der Muslime
Mit diesem Argument will der Islam eigene Verantwortung abgeben und innerkirchliche Diskussion vermeiden.

(3) Flucht in Opferrolle durch Ursachenforschung ersetzen
Auch moderne Imame zelebrieren die Opferrolle von Muslimen, pflegen Feindbilder, lehren Disziplinierungsfurcht, predigen Verbote und verängstigen mit einem „strafenden Gott“, anstatt Aussagen zu hinterfragen und zum kritischen Denken aufzufordern. Zeitgemäße Deutungen des Koran (Khorchide) dürfen nicht glsen werden.

(4) Muslimische Jungen brauchen Alternativen zu Hasspredigern
Das Unterdrücken, Schlechtmachen und Tauisieren von Sexualität führt Jungen oft zu zügelloser Aggresivität. Nicht-muslimische „ungläubige“ Mädchen dienen den Pubertierenden allein als Sex-Erfahrungsobjekte. Reinheit, Ehre und Todesverachtung, diese Parolen der Islamisten kommen bei den Jungs gut an. „Wenn ich als Jugendlicher diese Radikalität annehme und praktiziere, zeige ich in einem Gestus der pubertären Überlegenheit, der eigenen Gruppe, dass ich „der bessere Muslim“ bin – ich überführe die eigene Gruppe der Heuchelei. So lässt sich indirekt Aggression gegen die Eltern, die Familie ausagieren, ohne dass man den mutigen Schritt tun müsste, deren antiquierte Denkweisen kritisch zu sehen.“ Der „normale“ Islam bietet den Jungen nur Hassprediger, nicht aber keine Vorbilder, die nichts mit Radikalen zu tun haben und zu kritischem, autonomen Denken ermutigen.

(5) Muslimische Mädchen brauchen die vollen Frauenrechte
Bereits den muslimischen Kids wird von „unreinen Frauen“ und „sündhaften Ungläubigen“ erzählt. „Sie werden meist in einem Klima von Kontrolle, Angst und Strafe erzogen. Ihr ‚Respekt‘ soll dem Clan, dem Kollektiv und den Autoritäten gelten. Fundamentalisten verstehen sich als purifizierende Verstärker solchen Denkens.“ Ein Islam, der Frauenrechte als Bestandteil der Menschenrechte ablehnt, ist islamistisch.
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(6) Doppelmoral: Muslime sind Opfer, nie Täter
„Erinnert man sich an die Gaza-Proteste, … da war Entsetzen bei muslimischen Demonstranten – aber vor allem für das Leid, das Nichtmuslime verursacht hatten. Geht es aber um Glaubensbrüder als Täter, fällt solche Leidenschaft häufig aus. … Es kann und darf nicht sein, dass das etwas mit ‚uns‘ zu tun hat.“ Einerseits ist IS nicht ‚wir‘, andererseits werden in deutschen Moscheen Bücher von Radikalmuslimen wie Jussuf Al-Karadawi verkauft.
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(7) Verschwörungstheorien statt Selbsterkenntnis
Der IS ist ein Produkt westlicher Geheimdienste, um den Islam zu diskreditieren und die Nahost-Region zu destabilisieren. Alles Böse kommt aus der nicht-islamischen Welt. Solange solche Verschwörungstheorien in Internet, TV, Staatsmedien und Moscheen dominieren, werden die Muslime selbst nichts an ihrem Verständnis des Islam ändern.

(8) Ahmad Mansour beendet sein Essay mit einem flammenden Appell:
„Wir brauchen einen neuen Diskurs jenseits von Opferrolle und Diskriminierungsfurcht. Muslimische Selbsterkenntnis, Selbstkritik sind gefragt. Das kann, das muss gelingen. Wir haben ebenso die Begabung zum Denken und Fühlen wie alle anderen Menschen auf der Welt. Zu verlieren haben wir nichts, außer Furcht. Zu gewinnen gibt es die Zukunft unser Kinder und Jugendlichen.“

Die deutlichste Kritik zum reformbedürftigen Islam kommt von den vielen mutigen muslimischen Intellektuellen (wie hier Ahmad Mansour, Nekla Kelek, Mouhanad Khorchide, …). Gerade sie beklagen auch, dass deutsche Intellektuelle die überfällige islamische Aufklärung aus Angst ignorieren und verschweigen bzw. im imaginären Multi-Kulti-Paradies ertränken wollen.
24,9.2014

Ahmad Mansour, 38, ist Palästinenser, lebt seit 2004 in Berlin, war Mitglied der Deutschen Islam Konferenz und arbeitet als Psychologe in Projekten gegen Extremismus.
Artikel „Reinheit, Ehre, Todesverachtung – Muslime sollen ihre Religion reformieren“, 8.9.2014, Seite 110-111, DER SPIEGEL, www.spiegel.de

 

Das Problem liegt bei den Koran-Gelehrten
Ich weiss beim Teufel nicht was hier die Gelehrten noch diskutieren wollen. Fakt ist, dass die islamische Welt in einer grundlegenden Krise steckt und für die Gläubigen keine gemeinschaftlichen Perspektiven mehr bietet. Die Mehrheit der islamischen Staaten sind in Bürger-, Religions- und Wirtschaftskriege verwickelt und die Ordnung der Staatsmacht ist vielerorts in Auflösung begriffen. Millionen von Muslimen/innen werden durch ihre eigenen Glaubens-Genossen gemordet und geschändet und in die Flucht getrieben. Diese Entwicklung ist eine Folge der plutokratischen, diktatorischen Regierungs-Systeme, welche die freiheitlichen, demokratischen Rechte der islamischen Gemeinschaft boykottieren, die notabene auch der Koran vertritt. Das Problem liegt bei den Koran-Gelehrten, den heuchlerischen Politikern und der arabischen Intelligenzija, welche diese Apokalypse durch ihre Wortgefechte und ihr Schweigen noch anheizen
23.9.2014, Herbert Kneubühl
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Der (reformierte) Islam müsste sich von seiner Gründungsidee distanzieren
Islamistische Terroristen berufen sich zur Rechtfertigung ihrer Untaten auf ihre Religion. Geben Gründungsgeschichte und Gründungsidee des Islam eine Handhabe, um im Namen Allahs begangene Gewalttaten theologisch prinzipiell zu verurteilen? Nein – der Islam müsste sich erst in seiner religiösen Substanz wandeln.  ….
Die modernen Menschenrechte sind eine Frucht der jüdisch-christlichen Zivilisation. Deren Vermächtnis ist die Anerkennung einer allen Menschen, unabhängig von ihrer Religion, gemeinsamen Menschennatur und Würde. Ihr Ethos von Recht und Barmherzigkeit führte, in einem stetig fortschreitenden Lernprozess, zu einer allmählichen Überwindung der Legitimation von Gewalt – auch ihrer theologischen Legitimation. Analoge Aufklärungsprozesse sind im Islam unbekannt oder haben zumindest noch kaum Wirkung entfaltet. Die Barmherzigkeit Allahs gilt nur den Bekehrten, gegen die Ungläubigen befiehlt er, mit dem Schwert vorzugehen. Darin gründet die theologische Not muslimischer Intellektueller: Sie können aufgrund ihrer religiösen Tradition den IS-Terror nicht prinzipiell verurteilen. Die christlichen Kirchen konnten für Prozesse der Selbstreinigung immer auf ihre Ursprünge rekurrieren und, sich an ihre Gründungsidee erinnernd, historischen Ballast abwerfen. Der Islam müsste sich für solche Selbstreinigung – gerade umgekehrt – von seiner Gründungsidee distanzieren, sein politisch-religiöses Doppelwesen aufgeben und sich damit in seiner religiösen Substanz verändern. Solange das nicht geschieht, wird es immer nur eine Frage der konkreten politischen Konstellation sein, ob und in welcher Form er sein gewalttätiges Gesicht zeigt. …..
Alles von Martin Ronheimer vom 6.9.2014 bitte lesen auf
https://www.nzz.ch/feuilleton/toeten-im-namen-allahs-1.18378020

Martin Rhonheimer ist Professor für Ethik und politische Philosophie an der Päpstlichen Hochschule Santa Croce in Rom. Zum Thema vgl. sein in dritter Auflage erschienenes Buch «Christentum und säkularer Staat. Geschichte – Gegenwart – Zukunft» (Herder, Freiburg i. Br. 2012).

 

Koran Bibel und Grundgesetz
Wie jedes über 300 jahre altes Buch kann der Koran nicht mit dem Grundgesetz kompatibel sein, denn die Aufklärung als Grundlage des Grundgesetzes ist erst vor ca. 300 Jahren entwickelt worden. Daher muss der Koran – wie auch die Bibel und andere alte Religionsschriften – dem heutigen Wissen und Verständnis von der Welt gemäß neu interpretiert werden. Der Koran darf nicht einfach Sure für Sure wörtlich genommen werden.  Übrigens verstößt dann auch die Bibel gegen das Grundgesetz. Dieses gebietet nämlich die Gleichberechtigung von Mann und Frau, während in der Bibel steht, dass die Frau dem Manne untertan sei.
23.9.2014,

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