Vogelzaehlung: weniger Meisen

Ein besorgniserregender Rückgang bei den Meisen, erfreulich viele Amseln, der kurzfristige Besuch von Saatkrähen und Staren: So lauten wichtige Ergebnisse der ZählaktionStunde der Wintervögel„, zu welcher der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) vom 6. bis 8. Januar 2017 aufgerufen hatte. Abgesehen von wenigen Nachmeldungen ist die Auswertung inzwischen abgeschlossen.
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Demnach folgten in Freiburg mehr als 330 Naturfreunde dieser Einladung – etwa 100 mehr als im Vorjahr, was vor allem dem guten Wetter geschuldet sein dürfte.
An der Spitze bleibt alles beim Alten: Der Haussperling landet erneut auf dem ersten Platz, zwischen ihm und der restlichen Vogelwelt klafft zahlenmäßig eine deutliche Lücke. Danach kommt es auf dem Siegertreppchen jedoch zu einer Verschiebung: Die Amsel (Vorjahr Rang 4) konnte der Kohlmeise die Silbermedaille abluchsen und sie auf den dritten Platz verdrängen. Das Top-Trio entspricht exakt dem bundesweiten Ergebnis der Aktion (siehe BZ von gestern). Zusammen stellen diese drei Arten in Freiburg fast die Hälfte aller beobachteten Vögel. Amseln haben also merklich zugelegt:
Pro Garten wurden durchschnittlich 3,77 Exemplare dieser beliebten Drosselart beobachtet, im Vorjahr waren es nur 2,07. Zu tun haben dürfte dies damit, dass sich der Amselbestand von den Einbrüchen, für die noch vor wenigen Jahren ein Virus gesorgt hatte, mittlerweile erholen konnte.
Bei der Kohlmeise ist der Trend hingegen stark rückläufig: Mit im Mittel 2,57 Exemplaren pro Garten fällt dieser Wert bei ihr nämlich deutlich schlechter aus als im Vorjahr (4,77). Zugleich ist es der niedrigste Wert seit sieben Jahren und somit seit Bestehen der Aktion.
Auch bei der Blaumeise – sie verlor drei Plätze und belegt nur noch Rang sechs – zeigt die Trendkurve stark nach unten, ebenso bei weniger häufigeren Meisenarten wie zum Beispiel der Schwanzmeise (Platz 15). Und zwar nicht nur in Freiburg, sondern in ganz Baden-Württemberg und darüber hinaus. Welche Ursachen dieser Entwicklung zugrunde liegen, ist letztlich unklar. Es gibt aber eine plausible Vermutung: „Vermutlich haben die Meisen besonders stark unter dem nasskalten Frühjahr 2016 gelitten“, meint Felix Bergmann vom Nabu-Bezirksverband Südbaden.
Meisen würden nämlich früher als andere insektenfressende Vogelarten mit dem Brutgeschäft beginnen und nahezu ausschließlich Raupen zur Jungenaufzucht verwenden, die witterungsbedingt im März und April vergangenen Jahres aber Mangelware gewesen seien. „Demnach dürften die Brutausfälle bei diesen Höhlenbrütern höher als bei anderen Vogelarten gelegen haben, überprüfen lässt sich das aber nicht“, erklärt der Biologe. Rückläufig ist der Trend auch nach wie vor beim Grünfink (Rang 12, Vorjahr 9): Ihm macht seit einiger Zeit ein einzelliges Geißeltierchen zu schaffen, das seinen Verdauungstrakt befällt.
Deutlich zugelegt haben indes Saatkrähe (Platz 5, Vorjahr 12) und Star (Rang 11, Vorjahr 25), was wohl der mehr oder weniger zufälligen Anwesenheit einzelner Schwärme geschuldet sein dürfte: Dafür spricht, dass beide Arten nur an vergleichsweise wenigen Stellen, dort dann aber gleich in recht hoher Anzahl gesichtet wurden. „Das gute Abschneiden der Saatkrähe lässt sich demnach sicher nicht allein darauf zurückführen, dass sie in den letzten Jahren in Freiburg neue Brutkolonien gegründet hat“, erläutert Bergmann.
Die hohe Zahl an Staren (150 Exemplare) ist noch in anderer Hinsicht interessant: Bei ihnen handelt es sich nämlich eigentlich um Zugvögel, das gleiche gilt für den Hausrotschwanz (9 Exemplare, Rang 36). „Man kann dies als Indiz dafür werten, dass manche Zugvögel vor dem Hintergrund des Klimawandels ihr Verhalten ändern“, sagt der Nabu-Geschäftsführer. Dafür würde auch sprechen, dass beide Arten schon bei den Vorjahresaktionen immer wieder gesichtet wurden, mittlerweile also eine gewisse Regelmäßigkeit erkennbar sei.
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Die Rangliste
Bei der „Stunde der Wintervögel“ vom 6. bis 8. Januar haben in Freiburg 334 Naturfreunde 6362 Vögel aus 59 Arten gezählt (Auswertungsstand vom 29. Januar). Folgende Arten landeten auf den ersten zehn Plätzen, in Klammer die Anzahl der gemeldeten Exemplare:
1. Haussperling („Spatz“, 1594)
2. Amsel (898)
3. Kohlmeise (612)
4. Buchfink (536)
5. Saatkrähe (413)
6. Blaumeise (404)
7. Rabenkrähe (274)
8. Rotkehlchen (235)
9. Feldsperling (222)
10. Elster (154)
Dazu kommen 49 weitere Vogelarten mit zusammen 1020 Exemplaren.
2.2.2017, Andreas Braun

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