USA sind kein Weltpolizist mehr

Die USA haben gut 60 Millionen Kinder im Alter von unter 15 Jahren, von denen 20 Millionen übergewichtig sind. Ihnen stehen weltweit eine Milliarde Gleichaltrige gegenüber. Da auf dem Schlachtfeld die Demografie regiert, ist der Führungsanspruch der USA durch Kriege künftig nicht zu verteidigen – die Zeiten der USA als Weltpolizei sind vorbei. Gunnar Heinsohn bezeichnet Trumps Aussenpolitik deshalb als „vorausschauenden Rückzug“

Für den international anerkannten Soziologen und Bürgerkriegsforscher Prof Heinsohn ist die Bevölkerungsexplosion in vornehmlich muslimischen Ländern das zentrale Problem unserer Zeit und Trump ein Realpolitiker. Wenn „Youth Bulges“, also Massen junger Männer ohne Zukunftsperspektiven, groß werden in Afrika, Maghreb und dem arabischen Raum bis Vorderasien, dann bleibt ihnen vier Möglichkeiten:
1) Nix tun.
2) Im eigenen Land in die Opposition gehen – bis hin zu Umsturz und Bürgerkrieg.
3) Den „äußeren Feind“ als Sündenbock attackieren, um von den Problemen im eigenen Land abzulenken.
4) Migration.
0.11.2019
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Wird Amerika nach Trump die von ihm beendeten Kriege wieder hochfahren?
Im Irak stehen 2019 noch 5.000 amerikanische Soldaten – nach 170.000 im November 2007. Während sich alle Augen auf die türkischen Massaker in Syrien richten, sterben im benachbarten Irak Anfang Oktober 2019 über 180 Protestierer im Kugelhagel schiitischer Spezialeinheiten unter Führung iranischer Kommandeure. Weitere 7.000 werden verletzt.
Bloß keine Aufregung, würden versierte Berichterstatter einwerfen. Recht haben sie. Allein zwischen 1961 und 2017 absolviert der Irak – und das ist eine konservative Zählung – zehn Kriege und Bürgerkriege. Etliche gehen einher mit Völkermorden. Es beginnt 1961 mit antikurdischen Gemetzeln durch irakische Araber und endet 2017 mit dem Ende das Kalifats, bei dessen Niederwerfung viele tausend Kurden ihr Leben verlieren. Mindestens 600.000 Menschen kommen im Gesamtzeitraum durch die Kampfhandlungen um.
Und doch gibt es keine Kampfesmüdigkeit. Das kann nur solange verwundern, wie die Demografie ausgeblendet bleibt. 1960 hatte der Irak 900.000 Jünglinge im Kampfalter von 15 bis 29 Jahren. 2019 sind es mit 5,7 Millionen mehr als sechsmal so viele. Was vorne in den Schlachten fällt, wird aus den Entbindungskliniken in der Etappe keineswegs nur ausgeglichen, sondern gleich vielfach übertroffen. Es sind nicht mehr sechs bis sieben Kinder pro Frauenleben wie zwischen 1960 und 1970, aber immer noch vier bis fünf. Durchgehend können die Geburtenraten die Sterberaten haushoch schlagen. 2035 kann der Irak 7,7 Millionen Jünglinge im Alter von 15 bis 29 Jahren ins Feld stellen. Das ist das Achteinhalbfache von 1960 und reicht für alle nur denkbaren Fraktionen, deren Namen selbst in Bagdad niemand mehr überschaut.
Beim Verteidigen seines Syrienrückzugs erwähnt Trump auch die sieben oder acht Billionen Dollar, die seine Steuerzahler bisher in den Irakfeldzügen verloren haben. Das wird ihm als Demagogie ausgelegt. Es bestätigt aber, dass er längst nach einem Zeitpunkt für einen weiteren Kriegsverzicht Ausschau hält. Werden seine Kritiker die heimgeholten amerikanische Jünglinge wieder ins Feuer schicken, wenn sie an der Macht sind?
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Das ist eine Frage für die Zukunft, also für Amerikas Jugend. Sie umfasst im Alter unter 15 Jahren gut 60 Millionen Kinder, von denen 20 Millionen übergewichtig sind. Ihnen stehen allein im arabischen Raum knapp 140 Millionen Gleichaltrige gegenüber. Im benachbarten Südamerika sind es 160 Millionen. Im ferneren Subsahara-Afrika drängen sogar 460 Millionen nach vorne. Viele werden im Zorn heranwachsen und kaum weniger werden nach Amerika übersiedeln wollen. Richtig gefährlich aber wird es nur, wenn man seine einzigen Söhne zu ihnen in den Krieg schickt
.. Eine ernsthafte Konkurrenz hingegen bilden gleichzeitig 250 Millionen junge Chinesen, die von den Hightechindustrien alle übernehmen wollen und das vom Verstand her auch können: Das Reich der Mitte hat „nur“ viermal so viel Menschen wie die USA, aber achtmal so viele MINT-Absolventen.
Alles in allem geht es um eine milliardenstarke Jugend, die den 60 Millionen der Führungsmacht gegenübersteht. Kann da verwundern, dass selbst die etwas Älteren einfach nicht mehr antreten wollen? Gegenwärtig möchte die Hälfte der US-Millennials (Jahrgänge 1981-1994) und der Generation Z (ab 1995) lieber sozialistisch als im Kapitalismus leben. Wer ihre Stimmen gewinnen will, wird Trump zwar lautstark als Verräter schelten, seine Politik aber entschlossen weiterführen.
… Alles von Gunnar Heinsohn vom 12.10.2019 bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/wird-amerika-nach-trump-die-von-ihm-beendeten-kriege-wieder-hochfahren/
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Gunnar Heinsohn (*1943), emeritierer Soziologieprofessor zuletzt an der Universität Bremen, hat von 2011 bis 2019 Kriegsdemographie am NATO Defense College (NDC) in Rom gelehrt. In Stavanger hat er 2018 das Grundsatzreferat zum 15. Geburtstag des Joint Warfare Center (JWC) der NATO gehalten.

Einige Kommentare:
Sozialhilfe statt Krieg
Die 5,7 Millionen irakischen Jünglinge und ihre Altersgenossen in Arabien und Afrika haben aber nicht vor, in Kriegen zu sterben, sondern in Europa möglichst von Sozialhilfe zu leben. Das Desaster ist meines Erachtens nicht mehr aufzuhalten, auch wenn es erst in einigen Jahrzehnten stattfinden wird. Die USA, China, Rußland und Australien haben dies schon erkannt und steuern dagegen, zumindest was den Zustrom von außen betrifft.
12.10.2019, SC, TO
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Solange wir Deutsche nicht als Weltpolizei auftreten…
so wie es jeder von den USA verlangt…solange haben wir die Schnauze zu halten. Wir können nicht einmal unsere deutsche Grenze Schützen ganz zu schweigen von der inneren Sicherheit…aber wollen den USA, Russland, China und den Rest der Welt vorschreiben was zu tun und zu lassen sei.
Das ist erbärmlich…das ist Lachhaft…das ist Arroganz pur!
12.10.2019, M.H.
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Werter Herr Prof Heinsohn,
Generell schätze ich Ihre Ausführungen sehr, aber alles mit dem Kriegsindex erklären zu wollen, halte ich doch für ein wenig zu kurz gedacht. Die USA sind (noch) das führende Hochtechnologieland und, zumindest aus meiner Sicht, werden die US Streitkräfte in der Zukunft noch mehr von Drohnen, unbemannten Panzer, etc. dominiert werden. Durch deren kontinuierlich steigenden Einsatz wird der klassische, direkte Kampf Mann gegen Mann für die USA immer weniger wichtig und weniger wahrscheinlich werden. Ich könnte mir gut vorstellt, das auf menschliche Seite vor allem hochausgebildete Kommandoeinheiten (Navy Seals, etc.) dominieren werden, die von hochspezialisierten, autonomen Waffensystemen unterstützt werden. Als Nebengedanke: im zivilen Sektor kann ma scho gut erkennen, das ich Zukunft auf Grund der kontinuierlich wachsend Automatisierung immer weniger Menschen gebraucht werden, um die Produktivi
12.10.2019, Pm, TO
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Gunnar Heinsohn ist links wie rechts wahlweise ein Tabu,
wird ignoriert oder abgelehnt, obwohl seine Analysen weder „links“ noch „rechts“ sind – aber schon das reicht 2019 aus, ihn in allen Lagern zu diskreditieren, weil ihm eben die richtige „Haltung“ fehlt. Das liegt nicht an dem, was er sagt, das sind ja bloß nüchterne demographische Analysen, sondern der Ablehnung der Konsequenzen, die daraus erwüchsen, würde man ihnen zustimmen. Denn wer impliziert, daß wir zu wenig Kinder in Deutschland haben, muß ja nicht nur danach trachten, die Geburtenrate zu erhöhen, sondern auch eingestehen, daß unsere Gesellschaft zu Kinderlosigkeit, Überalterung und …
12.10.2019,Th.H.,TO
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Remigration
Kommt es in Europa nicht zu einer Remigration der Bevölkerungsüberschüsse anderer Staaten, sehe ich eine Teilung Europas in Staaten, welche die Remigration durchführen oder nicht. Trump ist der Klügere.
12.10.2019, R.P.
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„Aufklärung“ contra „große Zahl“?
Immerhin hat Aufklärung dem weißen Mann zunächst(!) die Weltherrschaft gebracht. Ob die „große Zahl“ der weniger bis nicht Aufgeklärten siegen wird weiß ich selbstverständlich nicht. Immerhin ist zumindest in Asien zunehmende Bildung zu beobachten. Wie Kantsches „kritisches Denken“ sich mit dem Konfuzianismus verträgt ist nicht leicht zu beurteilen. Ich halte für immerhin gut vorstellbar, dass der Konfuzianismus den weißen Mann von seiner lange inne gehabten Spitzenposition verdrängt.
12.10.2019, Ho
Ich finde diesen Artikel sehr interessant. So etwas sollte man in allen Medien viel öfter lesen und hören. Ich denke, den meisten Menschen in den sog. westlichen Ländern ist überhaupt nicht klar, dass sie in einer aussterbenden Kultur leben. Man ereifert sich über Klimaschutz und übersieht dabei, dass es weltweit große Umbrüche gibt, gegen die der Klimawandel- den man mit Intelligenz und Technik ganz leicht meistern (nicht verhindern!) könnte- ein Dreck ist. Gegen das Bevölkerungswachstum können wir hier sowieso nichts tun, zumindest nichts etisch vertretbares. Die Chinesen werden sich ihre Vormachtstellung nicht von tribalistischen Arabern und Afrikanern nehmen lassen. Früher oder später wird China schon aus purem Eigennutz und Selbstschutz der neue Weltpolizist werden müssen. Die haben ja auch dafür die nötigen Menschen und die Bildung. Außerdem sind sie ja schon dabei, Afrika neu zu kolonialisieren, der erste Schritt ist also längst getan.
Aus amerikanischer und europäischer Sicht macht es daher Sinn, sich aus allem rauszuhalten und sich der neuen Weltlage zu ergeben, und zu versuchen, das beste daraus zu machen. Dafür noch die letzten paar jungen Leute zu opfern, wäre höchst unsinnig.
12.10.2019, Mon
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Wenn man sich die Zahlen zorniger, weil unterpriveligierter junger Menschen im arabischen und afrikanischen Raum anschaut, muss doch endlich mal sogar dem letzten Grün-Linken Träumer klar werden, dass das Asylrecht, dieses Landes (und der gesamten EU) auf keinen Fall so wie bisher weiter praktiziert werden darf, will man nicht den eigenen gesellschaftlichen Untergang endgültig besiegeln.
Die dafür sinnlos verbrannten Steuermilliarden müssen dafür genutzt werden, um sie für die eigene Überlebensfähigkeit in die hier bereits lebende Jugend zu investieren, anstatt Jahrzehnte lang (größtenteils nicht integrierbare) Kultur-und Religionsfremde zu alimentieren. Das Geld wird jetzt benötigt u.a. für eine große Bildungsoffensive inklusive der dafür benötigten Infrastruktur und HW. Ein Blick nach Japan und China könnte dabei helfen. Bildung und damit die Beherrschung von Zukunftstechnologien sind doch die einzigen „Rohstoffe“, wenn Europa auch zukünftig noch eine ernsthafte Rolle auf der Weltbühne spielen will (Genderlehrstühle und Studiengänge der Sozialwissenschaften sind hier ausdrücklich nicht gemeint). Aber all das ist im politischen Berlin kein Thema. Dort glauben die Irren immer noch, das Weltklima retten zu müssen und zu können und das ganze bei weiter anhaltender Massenzuwanderung! Es ist zum Verzweifeln!!
12.10.2019, Liz
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Dabei ist die geo-strategische Lage der USA im Vergleich zu Europa sehr gut. Die USA müssen nur die Südwestgrenze gegenüber der politisch ausgerichteten „Einwanderung“ im Auge behalten, was mit dem Bau der Trump-Mauer auch geschieht. Ansonsten wird es im Westen und Osten durch zwei riesige Meere und im Norden durch das Eismeer geschützt.
Europa dagegen hat drei breite, völlig ungeschützte Einfallstore: Das Tor im Süden wird der Kontinent durch die Bevölkerungsexplosion in Afrikas bedroht. Im Südosten drängt die türkisch-arabische Welt in Richtung Europa. Aus dem Osten drohen nur dann Gefahren, wenn dort politische Destabilisierungen Fluchtwellen auslösen.
Auf diesem Hintergrund ist die aktuelle Sicherheits-und Verteidigungspolitik Europas geradezu selbstmörderisch. Der Schutz der Außengrenzen, insbesondere in Süden und Südosten, wird sträflich vernachlässigt. Nationale Grenzen seien nicht zu schützen, sagt Frau Merkel. Dann sind die weiten Außengrenzen Europas erst recht nicht zu schützen.
Alleine diese wenigen Aspekte europäischer Sicherheitspolitik zeigen, wie weit sich unsere nationalen „Eliten“ von strategischem Denken entfernt haben. Ihre Bezugsgrößen sind auf kurzzeitigen Machterhalt ausgerichtet. Dabei nehmen sie durch unkontrollierte Masseneinwanderung gesellschaftliche Veränderungen in Kauf, die selbstzerstörerisch wirken.
12.10.2019, H.N.
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Unbewaffnet – die beste Bewaffnung derzeit
Der Historiker weiss, dass man aus der Vergangenheit nur sehr bedingt lernen kann, schon gar nicht kann man extrapolieren, da die Bedingungen eben fast nie gleich bleiben. Künftige Kriege werden vollkommen anders aussehen. So wie die Geheimdienste kaun noch auf HUMINT angewiesen sind, werden es auch die künftigen Kriegsherren nicht sein. Soldaten brauchen sie, um ein Land zu besetzen, aber nicht, um die überzähligen jungen Männer in der arabischen oder afrikanischen Welt zu „beschäftigen“. Zudem kommen diese Soldaten ja, wohl wissend, dass es z.Z. (!) ihre beste Waffe ist, unbewaffnet. Entscheidend wird der Kampfeswille in der Technologie sein, die mathematischen Fähigkeiten der Jungen. Und da sind China und Südostasien nicht mehr zu schlagen. Wenn es bei uns bergab geht, werden auch die unbewaffneten „Krieger“ nicht mehr zu uns wollen. Die kommen nicht hierher, weil sie faul sein wollen, sondern weil sie soviel wie möglich für ihr Leben herausholen wollen, wie auch immer. Das versuchen sie dann wo anders.
12.10.2019, Dr.M.K.

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