Umweltpreis an Solarforscher Bett und Lerchenmueller

Der mit 500000 Euro dotierte Deutsche Umweltpreis geht 2012 hälftig an die Freiburger Solar-Experten Dr. Andreas Bett (50) und Hansjörg Lerchenmüller (45) für Forschungen im Bereich der Photovoltaik von der Idee bis hin zum Industrieprodukt. Bett ist stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE und Lerchenmüller Geschäftsführer der Soitec Solar GmbH in Freiburg (früher Concentrix), die die Erfindungen serienreif machte. Mit ihrer Konzentrator-Technologie lassen sich Modul-Wirkungsgrade von 30 Prozent erreichen. „Damit ist die Energieausbeute rund doppelt so groß wie bei herkömmlicher Silizium-Technologie“, so Lerchenmüller.  „Wir sind damit ein Zeugnis dafür, wie der Technologietransfer aus der Forschung in die Industrie gelingen kann und neue qualifizierte Arbeitsplätze entstehen können“, sagte Bett.

Tüftler-Duo Bett/Lerchenmüller schafft Technologietransfer und qualifizierte Arbeitsplätze
Die Entwicklungen der Konzentrator-PV seien vom Fraunhofer ISE, für das Bett seit 1987 an Solarzellen geforscht habe, maßgeblich mitbestimmt worden. Lerchenmüller sei dort für Wirtschaftlichkeits-, Markt- und Technologieanalysen verantwortlich gewesen. Seine Aufgabe sei es gewesen abzuschätzen, wie aussichtsreich die Projekte der Kollegen sein könnten. Überzeugt vom Potenzial der neuen Technologie habe er 2005 die Geschäftsführung des vom Fraunhofer ISE ausgegründeten Start-Up-Unternehmens Concentrix – heute Soitec Solar – angenommen und begonnen, die Konzentrator-PV-Module serienreif zu machen. Brickwedde: „Die Geschichte des Tüftler-Duos ist Zeugnis dafür, wie der Technologietransfer aus der Forschung in die Industrie gelingen kann und neue qualifizierte Arbeitsplätze entstehen können.“
https://www.dbu.de/123artikel33547_335.html , 27.9.2012

„Symbiose von Ökonomie und Ökologie“ mit Spitzen-Umwelttechnik möglich
Brickwedde ging bei der Bekanntgabe der Preisträger auch auf die wirtschaftlichen Probleme der PV-Produktion in Deutschland ein, die durch Dumpingpreise der chinesischen Konkurrenz verursacht worden seien, aber nicht gleichbedeutend seien mit einer generellen Krise der Solarenergie weltweit. Auch die Energiewende sei kein nationales Thema, sondern müsse vielmehr als globales Projekt gesehen werden, für das die südeuropäischen und nordafrikanischen Länder mit ihrer intensiven und kontinuierlichen Sonneneinstrahlung wichtige Partner seien. Um dieses Gemeinschaftsprojekt zu befördern, brauche es aus Deutschland „die Forscher, Ingenieure, Techniker, Tüftler und Erfinder, die bereit sind, in Risiken zu gehen“. Brickwedde: „Wenn wir weltweit stärker auf erneuerbare Energien umsteigen wollen, brauchen wir die modernste, beste, innovativste Umwelttechnik aus Deutschland.“ Dass mit einer deutschen Spitzen-Umwelt-Technologie ein erfolgreiches internationales Vermarkten und eine „Symbiose von Ökologie und Ökonomie“ möglich seien, hätten die Umweltpreisträger 2012 bewiesen.

Deutscher Umweltpreis der DBU: unabhängige Expertenjury empfiehlt Preisträger
Mit dem 2012 zum 20. Mal verliehenen Deutschen Umweltpreis der DBU – dem unabhängigen, mit 500.000 Euro höchstdotierten Umweltpreis Europas – werden Leistungen ausgezeichnet, die vorbildlich zum Schutz und Erhalt der Umwelt beigetragen haben oder in Zukunft zu einer deutlichen Umweltentlastung beitragen werden. Er richtet sich an Personen, Firmen und Organisationen. Es können Projekte, Maßnahmen oder Lebensleistungen einer Person prämiert werden. Kandidaten für den Deutschen Umweltpreis werden der DBU vorgeschlagen. Berechtigt dazu sind etwa Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, Kirchen, Umwelt- und Naturschutzverbände, wissenschaftliche Vereinigungen und Forschungsgemeinschaften, das Handwerk und Wirtschaftsverbände. Selbstvorschläge sind nicht möglich. Eine vom DBU-Kuratorium ernannte Jury, besetzt mit unabhängigen und herausragenden Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und gesellschaftlichen Gruppen, empfiehlt dem DBU-Kuratorium die Preisträger für das jeweilige Jahr. Das DBU-Kuratorium fällt die Entscheidung.
www.dbu.de

 

Ein perfektes Team: Andreas Bett und Hansjörg Lerchenmüller

Die beiden Freiburger Solarforscher Andreas Bett und Hansjörg Lerchenmüller werden mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Zusammen mit Günther Cramer, dem Mitbegründer des Solarwechselrichter-Herstellers SMA in Kassel, teilen sich die beiden den mit 500 000 Euro höchstdotierten Umweltpreis Europas. Dieser wird alljährlich von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) verliehen. Deren Stiftungskapital in Höhe von fast 1,3 Milliarden Euro wurde von der Bundesregierung im Jahr 1990 aus dem Erlös des Verkaufs der bundeseigenen Salzgitter AG bereitgestellt. DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde bezeichnete die beiden Freiburger Preisträger als ein Team aus einem „genialen Solarzellenentwickler“ und einem „erfahrenen Unternehmerkopf“. Beide zusammen hätten mit ihren wegweisenden technischen Entwicklungen und persönlichem Einsatz in der Photovoltaik weltweit Maßstäbe gesetzt.
Der gebürtige Furtwanger Andreas Bett kam nach einem Studium der Physik, Mathematik und Sportwissenschaft in Freiburg im Jahr 1988 ans Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), wo er seit 2009 stellvertretender Institutsleiter ist. Im Jahr 1993 begann der heute 50-Jährige dort mit der Erforschung von hocheffizienten Dünnschichtsolarzellen. Dabei arbeitete Bett bald eng mit seinem Kollegen Lerchenmüller zusammen. Der heute 45-Jährige kam nach einem Studium der Physik in Karlsruhe im Jahr 1995 ans ISE und baute dort das Arbeitsgebiet „Solarthermische Kraftwerke“ auf. Zugleich befasste er sich mit Wirtschaftlichkeits-, Markt- und Technologieanalysen für hochkonzentrierende Photovoltaiksysteme.
Im Jahr 2005 gründeten Bett und Lerchenmüller die Firma Concentrix Solar GmbH in Freiburg (heute: Soitec), die seither die am ISE entwickelte Technik industriell nutzt. Lerchenmüller wurde deren Geschäftsführer. Als die Firma im Dezember 2009 in den französischen Halbleiterkonzern Soitec integriert wurde, übernahm Lerchenmüller den Posten des Geschäftsführers der Tochtergesellschaft Soitec Solar GmbH, die heute in Freiburg eine Fertigungslinie mit einer jährlichen Produktionskapazität von 70 Megawatt betreibt. Mit der Freiburger Concentrix-Technik ist Soitec inzwischen eines der weltweit führenden Unternehmen im Sektor photovoltaische Stromerzeugung mit gebündeltem Sonnenlicht. Der Trick: Man konzentriert das Sonnenlicht 500-fach und braucht deshalb nur eine entsprechend geringere Fläche an Solarzellen. Soitec nutzt Zellen mit einem Durchmesser von gerade drei Millimeter. Da man für diese also sehr wenig Material braucht, kann man teure Zellen höchster Effizienz verwenden. Es handelt sich dabei um sogenannte Mehrfachsolarzellen, auch Stapelzellen genannt, die aus Gallium-Indium-Phosphid, Gallium-Indium-Arsenid und Germanium bestehen. Jede Schicht dieser Zellen nutzt einen speziellen Teil des Sonnenspektrums besonders effizient, das macht die gesamte Zelle so ertragreich. Vor drei Jahren erzielte das Team um Bett damit im Labor einen Wirkungsgrad von 41,1 Prozent – damals Weltrekord. Eingebettet ins Modul erreicht die Concentrix-Technik heute einen Wirkungsgrad von etwa 30 Prozent. Die Anlagen sind vor allem für südlichere Länder geeignet, da sie anders als konventionelle Module nur das direkte, nicht das diffuse Sonnenlicht nutzen können. Außerdem müssen sie stets dem Gang der Sonne nachgeführt werden, womit der klassische Einsatz auf Dächern ausscheidet; die Technik ist geeignet für große Kraftwerkparks.
Mit finanzieller Hilfe der DBU errichteten Bett und Lerchenmüller im Jahr 2006 ihr erstes Pilotkraftwerk im spanischen Lorca. Es folgten Anlagen mit zusammen mehr als zehn Megawatt in 14 weiteren Ländern auf vier Kontinenten, unter anderem in den USA, Italien, Ägypten, Südafrika und China. Derzeit baut die Firma im kalifornischen San Diego eine weitere Fertigung. Die Zusammenarbeit von ISE und Soitec besteht unterdessen fort. Mit einem mehr als 50-köpfigen Team arbeitet Bett weiterhin daran, die Effizienz von Mehrfachsolarzellen zu verbessern.
Bernward Janzing, 28.9.2012

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