Ulrike Guerot: Diskurs eingeengt

Wir haben immer noch keine Diskussionskultur. Genauso wie Migrationskritiker zu Fremdenfeinden und Coronaskeptiker zu Coronaleugnern wurden, wird seit 24.2.2022 jeder angebliche Putinversteher zum Friedensgegner. Polarisierung in Gut oder Böse anstelle eines Diskurses mit Argument und Gegenargument.
Und wenn in einer Talkshow der/die alibi-andersdenkende Böse nicht von den Guten verbal niedergemacht werden kann, dann hilft der Moderator mit – wie nun bei Lanz im ZDF am 2.6.2022 geschehen, als nach kurzer Begrüßung der Fünfer-Talk zu einem Zwiegespräch zwischen Markus Lanz (Ex-Moderator) und Ulrike Guérot (Gast) mutierte. Mehr dazu hier: Guerot: Vier Kriege toben in der Ukraine.

Im Talk–Format “KlareSicht – Infrarot” bekam Ulrike Guérot in einem Gespräch mit der freien Journalistin Paula P’Cay tags darauf die Zeit, ihre Argumente zum Ukrainekrieg klar und ausführlich darzustellen: https://youtu.be/5yMYJT_pcc4 .
Daraus einige Statements von Frau Guérot:
„Seit Corona ist die öffentliche Diskussion eingeschränkt: Weil so viele Menschen sterben auf Intensivstation (Corona-Diskurs) bzw. auf dem Schlachtfeld (Ukraine-Krieg), deshalb muß kurzfristig auf Basis der Moral gehandelt werden (Lockdown bzw. 100-Mrd-Bundeswehr), deshalb ist keine Zeit, um Vorgeschichten bzw. Ursachen zu diskutieren.“
„Wenn wir die Guten und die Rationalen sind, dann müssen wir doch bereit sein, alle unsere Annahmen in Frage zu stellen.“
„Ob beim ÖR bzw. ZDF wie Markus Lanz oder bei freien Medien wie Apolut: Ich denke und sage zu einer bestimmten Sache immer dasselbe. wenn man mich ausreden läßt.“

„Das Bundesverfassungsgericht hat den Freiheitsbegriff umgedreht. Und plötzlich ist die Freiheit weg. Es geht so schnell, daß einem ein demokratisches System entgleitet – wie ein Fisch. Und man bekommt dann die Freiheit nicht mehr zurück.“
„Wenn man seine Meinung nicht mehr sagen darf und viele dies nicht mehr tun, dann führt dies zur Spaltung der Gesellschaft. Dann ist Bürgerkrieg – geistiger Bürgerkrieg.“

„Mein Angebot an das ZDF: Ich wünsche mir, noch einmal bei Markus Lanz auftreten zu können, um dabei über unsere deutsche Diskussionskultur zu sprechen. Um die Hände auszustrecken. Um Heilung und Versöhnung zu erreichen. Jeder hat seine Ängste und ist verunsichert. Wir müssen miteinander reden und einander zuhören können.“
Wichtig ist das letzte Statement von Ulrike Guérot: Unsere Demokratie braucht (wieder) eine Diskussionskultur. Auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk muß (wieder) möglich sein, daß Kritik, abweichende Meinung bzw. Gegenargument ausgesprochen werden kann, ohne unterbrochen bzw. abgebrochen zu werden.
8.6.2022

 

Wer für den Frieden ist, ist jetzt auch Feind
Die Cancel Culture ist aus dem Kulturbereich über Corona in die Kriegsthematik geschlüpft. Neueste Zielscheibe: die Bonner Politikprofessorin Ulrike Guérot.
Die Sendung von Markus Lanz vom 2. Juni
https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-2-juni-2022-100.html
war ein weiterer Tiefpunkt bei der Erfüllung des Sendeauftrags der Öffentlich-rechtlichen, nämlich ein diverses Meinungsspektrum zu einem Thema abzubilden. Die Bonner Politikprofessorin und Bestsellerautorin (“Wer schweigt stimmt zu”, Westend) Ulrike Guérot war offenbar nur zu einem Zweck eingeladen worden: Nämlich, um ein Exempel an ihr zu statuieren.
….
Es ist seit längerem unübersehbar, dass jede Wortmeldung, die sich auf das «Verstehen» dieses Konflikts bezieht, bekämpft wird. Denn «verstehen wollen» ist schon verdächtig. Zu verstehen gibt es hier nichts, nur zu tun. Es geht schließlich um den Sieg über Russland. Eine Position, wie die des Chicagoer Politikwissenschaftlers John Mearsheimer im «Economist»,
https://www.economist.com/by-invitation/2022/03/11/john-mearsheimer-on-why-the-west-is-principally-responsible-for-the-ukrainian-crisis
dass der Westen womöglich eine Mitschuld an diesem Konflikt hat, darf bei uns keinen Platz haben und wird zum geistigen Sperrgebiet erklärt. Die banale Erkenntnis, dass kein Konflikt vom Himmel fällt, Stichwort Nato-Osterweiterung oder Biowaffenlabore der USA in der Ukraine, https://greenwald.substack.com/p/victoria-nuland-ukraine-has-biological?s=r
ist ketzerisch.
… Alles vom 7.6.2022 von Milosz Matuschek bitte lesen auf
https://www.freischwebende-intelligenz.org/p/ulrike-guerot-lanz?s=r

Einige Kommentare:
Guérot wurde in die Arena geführt und zum Abschuss freigegeben
so dass jeder erkennt was er für eine Meinung zu haben hat. Die FAZ breitet nun die berufliche Disqualifikation vor und diffamiert sie weiter. Diese Dinge haben in der BRD nun System und war schon mehrfach zu beobachten. Es ist wie ein Drehbuch und ich denke es steckt System dahinter!
Aber Danke für einen Artikel
7.6.2022, S.H.

Markus Lanz überfordert?
Festzuhalten ist, dass Herr Lanz der Aufgabe eine Talkshow zu moderieren, offensichtlich nicht mehr gewachsen ist. Wie sonst ist es zu erklären, dass ich es als Zuseherin nicht ertrage die Show zu Ende zu schauen? Warum ist das Dargebotene für mich nicht akzeptabel? Ich will Personen sehen, die etwas berichten können und sich mit anderen Gästen der Show austauschen, natürlich auch kontrovers. Begabte Moderatoren nehmen sich selbst zurück, leiten dezent und elegant durch den Abend und stellen intelligente Fragen.
Ich will nicht einen Moderator sehen, der sich als wichtigste Person vor der Kamera versteht, seine Stirn in Dackelfalten legt und permanent dazwischen quatscht. Ein Moderator, der wie ein halbstarker Anführer einer Clique auf dem Schulhof laut brüllt und sich auf die Brust klopft, um den Feind zu erschrecken, hat seinen Job nicht verstanden. Er appelliert an primitivste Instinkte des Publikums, das er hinter sich versammeln will.
Erschreckt hat mich aber am meisten, dass Herr Lanz und Frau Strack-Zimmermann Frau Guérot intellektuell gar nicht folgen können. Und anstatt Frau Guérot sprechen zu lassen, denn sie ist diejenige, die Kenntnisse hat und Perspektiven aufzeigen kann, die bisher in den Medien fast gar nicht besprochen werden, lag ihr Bestreben darin Frau Guérot zu diskreditieren. Was für ein Armutszeugnis! Damit haben sie sich beide selbst am meisten beschädigt. Fazit: Da Frau Strack-Zimmermann mit intellektueller Auseinandersetzung überfordert ist, sollte sie zukünftig nur noch in Kochshows auftreten und rheinischen Sauerbraten zubereiten und jemandem wie Marcus Lanz ist sowieso nicht zu helfen. Intellektuelle dürfen bei Lanz nicht sprechen, wenn es Lanz nicht gefällt. Also mein Rat an alle Guérots, Wagenknechts.. Lasst es. Gebt ihm einen Korb, ein entschiedenes NEIN. Nicht mit uns Herr Lanz!
7.6.2022, U.W.

Es fehlen Respekt und Achtung vor der abweichenden Meinung
Ich finde, es ist eine äusserst unwürdige und unprofessionelle Art, wenn erwachsene Menschen so niveaulos miteinander umgehen. Es fehlen Respekt und Achtung, wenn GesprächsteilnehmerInnen dauernd unterbrochen werden. Und gerade auch der Moderator, dessen Aufgabe eine achtsame Gesprächskultur ermöglichen sollte, kommt mir hier sehr unkompetent und der Sache nicht gewachsen vor. Vielen täte eine Schulung in gewaltfreier Kommunikation und Kreiskultur gut. Zudem scheint mir, dass es schon länger nicht um gemeinsame Lösungsfindung geht, sondern darum, Recht zu haben und sich in diesem Rechthaben zu positionieren. Schade, denn so kommen wir keinen Schritt weiter und unsere Kultur verkommt immer mehr zu einer Unkultur.
7.6.2022, M.R.

Immer die gleiche perfide Masche
– von hinten bis vorne eigennützig profilierend und profitabel inszenierte und genauestens durchchoreographierte Shit-talk-Shows, die Opfer dafür in gleicher Weise und in dieses Konzept passend ausgewählt.
So easy to be looked through – aber warum geht man/frau diesem Lanzismus, Maischbergerismus, Will-nonsens u.s.w denn immer wieder auf den Leim, nimmt man diesen Köder ?
Vielleicht weil Geistesgegenwart glaubt oder hofft man/frau könnte gerade dort mal öffentlich einen Kontrapunkt setzen ? – Nein, man wird eingeladen um vorgeführt zu werden, part of the show, so stehts im Drehbuch.
Also bitte, Frau Professor Guerot, warum tun sie sich das an ?
7.6.2022, Fre
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Warum wir dringend Putinversteher brauchen
… Für die zahllosen ehemaligen Reitschuster-Fans, die nun von dessen bildzeitungsähnlicher Kriegspropaganda enttäuscht sind, ist es interessant zu wissen, dass Reitschuster bereits 2017 große Probleme mit dem sachlichen und friedensfördernden Ansatz von Krone-Schmalz hatte: „Boris Reitschuster kommt in seiner ausführlichen Analyse in der Huffington Post zu dem Schluss, die Darstellung von Krone-Schmalz stimme mit Mustern der russischen Propaganda überein und sei ein beschönigendes „Weißwaschprogramm für den russischen Präsidenten Wladimir Putin“, dessen Rhetorik, Denkmuster und Argumentationslinien sie weitgehend teile.“
.. Alles vom 7.6.2022 bitte lesen auf
https://philosophia-perennis.com/2022/06/07/warum-wir-dringend-putinversteher-brauchen/

Einig Kommentare:
Reitschusters Kritik an Krone-Schmalz mag zu heftig gewesen sein.
Ich halte es aber für angemessen, sich zum Thema Russland / Ukraine sowohl Krone-Schmalz als auch Reitschuster anzuhören, um sich zur Aufarbeitung des drei Jahrzehnte dauernden Konfliktfeldes seit der Wende von 1989/91 einen eigenen Eindruck zu verschaffen. Er wirft ihr vor, zu sehr von russischen Interessengruppen vereinnahmt zu sein und deren Narrativ anzunehmen. Ihm wird von anderen vorgeworfen, von anti-russischen Interessen vereinnahmt zu sein. Sind wohl beide auf ihre Art nicht völlig unabhängig.
Beiden sollte man aber zugute halten, dass sie durch ihre jahrelange Präsenz in Russland manchen Einblick haben, der uns verborgen bleibt. Im Übrigen vertreten BEIDE nicht die Sicht, dass Russland allein schuld ist und der Westen unschuldig. Krone-Schmalz sieht viele Ursachen durch westliche Schuld im gegenwärtigen Verhalten des Westens. Sie weist aber auch darauf hin, dass die erste Amtszeit Putins eine Chance gewesen wäre, die der Westen durch eigenes Fehlverhalten verpasst hatte. Reitschuster sieht die eigentlichen Fehler des Westens gegenüber Russland in einem übergriffigen Verhalten in den 1990erjahren. So wie ich Reitschuster verstanden habe, hat der Westen mit seinem übergriffigen Verhalten gegenüber Russland in den 1990ern maßgeblich dazu beigetragen, dass die jetzigen Führungskräfte in Russland hoch gekommen sind.
Vielleicht ist es hilfreicher, weder Krone-Schmalz das Etikett einer „Putinversteherin“ noch Reitschuster das Etikett eines „Russlandhassers“ aufzudrücken. Krone-Schmalz hat ja deutlich gemacht, Verstehen sei etwas anderes als Verständnis (also Verstehen von Zusammenhängen in Konflikten etwas anderes als Verständnis im Sinne von Rechtfertigung). Kritik an einer ausländischen Regierung (wie es Reitschuster mit der russischen Regierung tut) ist auch noch kein Hass gegen die Menschen in diesem Land. Vor allem macht ja Journalismus ein kritisches Auge auf das Verhalten von Regierungen aus – gilt für die inländische Regierung wie für ausländische Regierungen.
7.6.2022, D.Sch.

Ich würde den Text ändern in „Warum wir Konfliktversteher brauchen“.
Das Wort Putinversteher deutet auf eine Identifikation mit Putin hin. Es geht darum, den Konflikt zu verstehen – natürlich auch Putin. Aber auch andere Beteiligte!
7.6.2022, H.T.

Zwei autokratische Regime: NATO und Putin
Meine Einschätzung zum Krieg in der Ukraine: Die NATO kämpft für den Frieden, wie Pfizer und Biontech für Ihre Gesundheit.
In der Ukraine stehen sich zwei autokratische Regime gegenüber: Das westliche mit seiner NATO und das russische unter Putin.
Die innere Logik der Politik jeder Autokratie besteht in erster Linie in der Notwendigkeit, die Kontrolle über die Untergebenen auszuweiten. Das geschieht im Innenverhältnis durch steigende Steuern und Abgaben und immer mehr Interventionen, und im Außenverhältnis durch Krieg.
Um die Kontrolle über die Untergebenen auszuweiten, nutzen autokratische Regime die allumfassende Propaganda mit einer breit gefächerte Informationsmanipulation durch die vom Regime monopolisierten Masseninformationsmedien, welche eine flächendeckende Propaganda betreiben, bei gleichzeitiger Ausschaltung alternativer Informationsquellen für den Massenkonsumenten und gewaltsamer Verlagerung dieser Quellen in den Untergrund. Die Bevölkerung kann daher nur sehr schwer verstehen, was Sache ist. Sie wird so mehrheitlich zur manipulierbaren Masse und versteht nicht was Sache ist, bzw. was die Wahrheit ist.
7.6.2022, Ern
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