Trennung von Kirche und Staat

Der Münchener Kardinal Marx hat sich die Forderung von Papst Franziskus zu Demut, Bescheidenheit und Neuordnung in der Kirche zu eigen gemacht und erklärt: „Die katholische Kirche setzt sich dafür ein, in Deutschland die strikte Trennung von Staat und Kirche in öffentlichen Schulen und sonstigen staatlichen Körperschaften nach dem Vorbild Frankreichs (Laiizismus) einzuführen. Damit ist der Weg geebnet, über das Parlament die bisherige komplizierte Regelung durch Konkordate und Staatskirchenverträge neu zu gestalten. Landesbischof Bedford-Strohm von der EKD schließt sich dem an.“
Diese sensationelle Meldung ist leider fiktiv – allzu menschlich, denn noch niemand hat seine Privilegien freiwillig abgegeben (außer etwa der hl. Franziskus von Assisi oder Buddha alias Sidharta). Dennoch: Würde man den Laizismus unseres Nachbarn Frankreich (immerhin ein zu 80% katholisches Land) auf Deutschland übertragen, dann ergeben sich nur Vorteile:
1. Die Konfessonslosen als kirchlich nicht Gebundene stellen die größte Konfession in Deutschland dar: 30% ev, 30% rk, 1,9% orthodox, 3% Islam, 34% konfessionslos. Die sich aus der Verwobenheit der ev. und kath. Kirche mit dem Staat ergebenden Probleme (Staat zieht Kirchensteuer ein, Mischfinanzierung, Publikationspflicht, Parallelrecht, …) würden abgebaut.
2. Religionsunterricht als Bekenntnisunterricht findet nicht mehr an staatlichen Schulen statt und wird ersetzt durch Ethik als für alle verpflichtendes Unterrichtsfach.
3. Die Gläubigen finanzieren ihre eigene Kirche, Moschee, Synagoge, Gebetseinrichtung… vorort selbst, anstelle anonymer Geldtransferzahlungen an eine undurchsichtige Organisation. Dieser direkte Bezug der Unterstützung kommt der kirchlichen Seelsorge zugute.
4. Die großen kirchlichen Hilfsorganisationen wie Caritas und Diakonie werden nach wie vor vom Staat unterstützt, nur gehen die Transfers jetzt direkt.
5. Religiöser Pluralismus (Weltethos von Küng) gedeiht vornehmlich im laiizistischen Staat, der sich allen Religionen bzw. Glaubensgemeinschaften gegenüber neutral und wertungsfrei verhält.

Das bislang im Grundgesetz verankerte partnerschaftliche Verhältnis von Kirche und Staat hat funktioniert, solange die beiden Konfessionen „evangelisch“ und „römisch-katholisch“ dominierten. Mit der Zunahme von kirchlich Ungebundenen, Muslimen und anderen Glaubensgemeinschaften geht dies nicht mehr. So werden alevitische Muslime, sunnitische Muslime, schiitische Muslime, … ihren eigenen Religionsunterricht ab der Grundschule vor Gericht einfordern und Recht bekommen. Agnostiker und Atheisten werden ihre eigene „Humanismuskunde“ gerichtlich durchsetzen.

Unsere Gesellschaft ist im Wandel begriffen – auch bezüglich der Konfessionen. Zum Erhalt des Religionsfriedens genügt es nicht, sich an historische Konkordate zu klammern. Zudem haben Demografie und Industriestruktur Deutschland längst zu einem Einwanderungsland gemacht, das auf Jahre hinaus dringend Migranten anwerben muß, die nun mal kaum evangelisch oder katholisch sind. Deren Integration gelingt eher in einem laiizistischen Staat, der das Ausüben der jeweiligen religösen Überzeugung garantiert, aber zur Privatsache des einzelnen Neubürgers wie Bürgers  macht.

Papst Franziskus kämpft unermüdlich gegen Klüngel, Prunk, Undurchsichtigkeit in seiner Kirche. So hat er bei seiner Weihnachtsbotschaft 2014 an Kardinäle, Bischöfe und Priester in 15 Kritikpunkten gravierende Mängel aufgezählt und diese sehr anschaulich mit Krankheiten gleichgesetzt – darunter das Streben nach weltlichen Profiten: „Das ist die Krankheit jener, die unersättlich sind in ihren Versuchen, ihre Macht zu vervielfachen“ und die Gier, immer mehr zu wollen: „Wenn ein Jünger versucht, eine existenzielle Leere in seinem Herz mit der Ansammlung materieller Güter zu füllen, nicht weil er sie braucht, sondern weil er sich dadurch sicherer fühlt.“
Vielleicht überlegt sich Kardinal Marx in München mal, wie der Papst Franziskus handeln würde, wenn er Kardinal zu München und Freising wäre? Ganz sicher würde Franziskus die o.a.sensationelle Meldung verkünden und Deutschland in Zukunft viele Neid und Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen und religiösen Ausrichtungen ersparen.
15.1.2015

 

Mehr Laizismus wagen – alle Religionen gleichstellen
Ein weiteres Mittel, um den Weihnachtslieder singenden Verteidigern des Abendlandes und den Kämpfern für islamische Feiertage, islamischen Religionsunterricht und geschlechtergetrennten Sportunterricht gleichermaßen den Wind aus den Segeln zu nehmen: die strikte Verbannung jedweder Religion ins Privatleben und die überfällige Etablierung eines rigorosen Laizismus, der alle Glaubensgemeinschaften in Deutschland gleichstellt. Und zwar indem er Katholiken, Protestanten und Muslimen gleichermaßen jede finanzielle Zuwendung von Seiten des Staates, jede Übernahme staatlicher Aufgaben sowie sämtliche rechtlichen Sonderstellungen verweigert. …. Die anachronistischen Vorrechte der Christen nun Jahr um Jahr mit immer mehr muslimischer Gleichstellung aufzuwiegen, folgt einer vollkommen unzeitgemäßen Logik zwangsläufiger Sakralisierung.“ …
Alles von Simon Urban vom 19.1.2015 bitte lesen auf
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-01/laizismus-pegida-religioese-gleichberechtigung

FLORIDA – fremdenfreundliche Laizisten organisieren die Intensivsäkularisierung des Abendlandes.

 

 

 

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