Transfer-Euro durch Frankreich

Seit 2010 steigen die Lohnstückkosten in der EU mehr als in D. Frankreich als zweitgrößtes Land der EU ist nicht mehr konkurrenzfähig: Exporte nehmen ab und Importe zu. Der Importüberschuß kann nicht mehr bezahlt werden, Auslandskredite sollen die Lücke schließen. Nun zweifeln die Kreditgeber an der Fähigkeit der Franzosen zur Euro-Rückzahlung. Im Juni 2015 haben Hollande und Merkel deshalb ein Positionspapier vorgelegt, das Deutschland zum dreifachen Rückzug verpflichtet:
1) EU macht Schluss mit lästigen Reformvorschlägen: Seit 2010 werden Reformdefizite in F angemahnt, aber ignoriert. Auf diese ständigen und lästigen Aufforderungen zu Reformen wird verzichtet.
2) EU wird Sozialunion: Mit der Einführung einheitlicher Sozialstandards werden deutsche Wettbewerbsvorteile abgeschafft. „Wenn die Franzosen nicht zu den Deutschen aufschließen können, müssen die Deutschen eben ihre Wettbewerbsfähigkeit wieder senken.“, so Lüder Gerken deutlich.
3) EU erhält Fiskalkapazität: Eine eigene EU-Steuer sowie spezielle EU-Kredite lassen Milliarden von Transfer-Euros von den wettbewerbsstarken (sprich D) zu den wettbewerbsschwachen Staaten fließen. D gibt Wohlstand ab, um den Euro in der EU zu erhalten. Nur ein französisch geprägter Euro kann überleben in der EU- der Transfer-Euro.
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„Diese Entwicklung macht die Tragik der europäischen Integration unmittelbar deutlich: Die Integration ist auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dass Deutschland und Frankreich an einem Strang ziehen. Gerade in Deutschland und Frankreich sind jedoch die Konzepte, Traditionen und Selbstverständnis vonWirtschaftspolitik wie Feuer und Wasser – unvereinbar. Einer musste den Kürzeren ziehen. Das ist Deutschland.“
Mehr von Lüder Gerken vom 20.6.2015 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/kommentare-1/nur-ein-franzoesisch-gepraegter-euro-kann-ueberleben–106472237.html
Französisches Rentensystem bleibt außen vor
Eines hat Gerken aber vergessen. Das Rentensystem wird in dem von Merkel und Hollande geplanten Transfer-Euro nicht einbezogen. So blöde sind die Franzosen nämlich nicht, dass sie einem Transfersystem zustimmen würden, in dem sie bezahlen müssen statt kassieren zu können. Dafür muss man schon Merkel heißen oder in deutschen Weltverbesserermilieus sozialisiert worden sein, um solch einen Unfug gut zu finden. Bei den Renten steht Frankreich durch seine hohen Geburtenzahlen schließlich weitaus besser da, als das kinderlose Deutschland, und müsste unsere Rentner demnächst alimentieren, wenn es dort einen Ausgleich geben sollte. Wer würde diesen Vorteil freiwillig mit anderen Ländern teilen? Europa bedeutet in den Augen von Hollande und Merkel, dass Deutschland bezahlt. Daran wird sich auch mit dem neuen Euro nichts ändern.
20.7.2015, Rainer Brombach
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Lohnstückkosten
Ich habe das Gefühl das Herr Lüder Gerken das Buch von Herrn Heiner Flassbeck gelesen hat – „Nur Deutschland kann den Euro retten“. Im Zentrum ihrer Analyse steht die Entwicklung der Lohnstückkosten in der Eurozone. Diese sind nämlich nicht nur ein Gradmesser für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, sondern auch der „entscheidende Faktor für die Preisbewegungen in einer Volkswirtschaft“. Wichtig in einer Währungsunion ist nun, dass sich die Staaten auf ein Inflationsziel einigen und ihre Lohnpolitik daran ausrichten, indem sie die Löhne an die nationale Produktivität anpassen. Verkürzt heißt dies: In einer Währungsunion sollten Länder mit hoher Produktivität hohe Löhne zahlen, Länder mit niedriger Produktivität niedrige Löhne. Die Einführung des Euro fiel damals mit einer Neuausrichtung der deutschen Arbeitsmarktpolitik zusammen. Die Bundesregierung begann gemeinsam mit den Arbeitgebern Druck auf die Gewerkschaften auszuüben, um die hohe Arbeitslosigkeit mit niedrigeren Lohnzuwächsen zu bekämpfen. Die Gewerkschaften knickten schließlich ein. Sich einen Vorteil innerhalb der Währungsunion zu verschaffen, stand damals noch nicht im Vordergrund.
https://www.eu-info.de/deutsche-europapolitik/umfragen-statistiken-deutschland/reallohn/
20.6.2015, Bodo Weis

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