Tag der Altenvielfalt Oekostation

Ein beeindruckendes Bild davon, wie viele Pflanzen und Tiere mitten in der Stadt leben, konnten sich am Sonntag die rund 350 Besucher des diesjährigen Freiburger Geo-Tags der Artenvielfalt machen: In einem Umkreis von nur wenigen hundert Metern rund um die Ökostation im Seepark fanden und bestimmten sie unter Anleitung von Experten einer ersten Schätzung zufolge rund 320 Arten. Einige davon gelten als gefährdet – zum Beispiel die Braunschuppige Sandbiene, die auch Glockenblumen-Sandbiene heißt.

sandbiene140611  Braunschuppige Sandbiene auf der roten Liste  – Bild: Andreas Braun

Los ging’s am Vormittag mit einer Bestandsaufnahme der Gewächse auf dem Dach der Ökostation: Peter Fräßdorf von der Uni Freiburg zeigte, wie vielfältig die Flora auf solch einem vom Menschen geschaffenen, nur wenigen Quadratmeter großen Lebensraum sein kann. „Mindestens 50 bis 70 höhere Pflanzenarten gibt es hier“, erläuterte der Botaniker und stellte zugleich einige markante Exemplare vor: Etwa die Kaukasus-Fetthenne, die ihre Spaltöffnungen tagsüber bei Hitze geschlossen hält und daher gut an trockene Standorte angepasst ist. Insgesamt wurden schließlich 91 Arten bestimmt, darunter auch die Rapunzel-Glockenblume, an welcher der Biologe Klaus Rennwald vom Entomologischen (insektenkundlichen) Arbeitskreis eine Wildbiene fand. Um sie zu bestimmen, nahm er die Biene vorübergehend vorsichtig zwischen seine Finger und betrachtete ihre Brustoberseite. Da diese auffällig braun beschuppt ist, konnte das nur wenige Millimeter große Insekt als Braunschuppige Sandbiene (wissenschaftlich: Andrena curvungula) identifiziert werden – eine eher seltene Art, die auf der Roten Liste steht. „Beim Pollensammeln ist sie auf Glockenblumen spezialisiert“, erklärte Rennwald. Insekten spielten auch bei der anschließenden Untersuchung des Teichs im Garten der Ökostation eine große Rolle, einem Projekt, an dem sich über 40 Personen beteiligten, darunter etliche Kinder. Einer von ihnen war der achtjährige Joshua Barban aus Merzhausen, der sich mit seiner Mutter Sandra fast den ganzen Tag über beteiligte. Kerstin Geigenbauer von der Schutzgemeinschaft Libellen erklärte ihm, dass es sich bei den vielen „blauen Nadeln“, die über dem Wasser schwirrten, um Schlanklibellen handelte: „Sogar um zwei Arten, nämlich die Hufeisen-Azurjungfer und die Große Pechlibelle“, erläuterte die Biologin. Während man diese beiden Arten noch häufig antreffen könne, seien viele andere Libellen durch die Zerstörung ihrer Lebensräume bedroht. Larvenhäute dieser Flugkünstler konnten die Teilnehmer anschließend im Ökomobil des Regierungspräsidiums unter dem Mikroskop betrachten.

Eigens zum Tag der Artenvielfalt gekommen war die Lehramtsstudentin Raphaela Brenke. Sie interessierte sich vor allem für die vielen Heilkräuter im Garten der Ökostation: „Als Ergänzung zum Unterrichtsfach Alltagskultur und Gesundheit“, erläuterte sie. Mehr oder weniger zufällig dort gelandet war indes Familie Brekalo aus Zähringen: „Wir haben einen Ausflug gemacht und sind so zum Aktionstag gestoßen“, erläuterte Mutter Daniela, die von den vielen Angeboten begeistert war: „Das ist ganz toll, weil Kinder hier die Natur sinnlich erfahren können“, meinte die Tagesmutter. Ihren Töchtern Elea (2) und Alma (8) machte es dann auch viel Spaß, am Stand der Jägervereinigung Freiburg über ein Fuchsfell zu streichen oder sich von Jugendreferent Ralph Hauser die in der Stadt lebenden Wildtiere erklären zu lassen. Insgesamt waren es mehr als 200 Passanten, die den ganzen Tag über am Stand der Jäger vorbeischauten.
Auswertung der Ergebnisse braucht noch etwas Zeit. Laufpublikum machte dann auch den größten Teil – schätzungsweise drei Viertel – der rund 350 Besucher des Freiburger Geo-Tags der Artenvielfalt aus. „Vor diesem Hintergrund war es ein Erfolg, ihn erstmals auf einen Sonntag zu legen, denn da sind mehr Leute unterwegs als samstags“, sagt Ralf Hufnagel vom „Netzwerk Artenvielfalt“, dem Organisatoren-Team des seit 2004 jährlich auch in Freiburg stattfindenden und vom Naturmagazin „Geo“ deutschlandweit ins Leben gerufenen Aktionstags. Die genaue Auswertung brauche zwar noch einige Zeit, aber ein paar Eckdaten gebe es bereits: „Etwa 320 Arten wurden gefunden, darunter auch einige Besonderheiten wie zum Beispiel die Glockenblumen-Sandbiene oder die Glänzende Faulholz-Schwebfliege“, erläuterte Hufnagel vom Leitungsteam der Ökostation.
17.6.2014, Andreas Braun

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