Suetterlin-Schrift erlernen

Die Bürgergemeinschaft „Schwanenhof“ in Eichstetten hatte zum vierten Mal zu einem Kurs eingeladen, bei dem man an drei Abenden die Sütterlin-Schrift schreiben und lesen lernen konnte. Diese Schreibschrift war in ganz Deutschland seit etwa 1930 eingeführt, ab Anfang 1941 auf Weisung des „Führers“ wieder abgeschafft worden.

Der aus Lahr stammende Graphiker Ludwig Sütterlin (1865 – 1917) hatte 1911 diese nach ihm dann benannte, besonders flüssige Schreibschrift entwickelt worden. Man findet sie, so der Eichstetter Kursleiter Andres Fischer, heute oft noch in Omas Kochbuch, in Opas Brief aus dem Krieg, in Lebenserinnerungen von Verwandten, aber auch in amtlichen Heirats- und Taufurkunden von bis vor 70 Jahren. Oft sind die Schreiben aber auch viel jüngeren Datums. Denn manche Leute, die in den 30er Jahren die Schulbank drückten, pflegten die damals gelernte Schrift oft noch jahrzehntelang. Beim jüngsten Kurs kamen vierzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern zusammen, um den Umgang mit der alten Schrift zu erlernen. Schreibblätter, Gedichte, Schulregeln von 1904, Kopien aus Eichstetter Kochbüchern und Ratsprotokolle, die Fischer mitgebracht hatte, dienten als Arbeitsmittel. Schreibübungen nach Vorlagen aus alten Schulfibeln sorgten für Abwechslung.
„Wir haben noch alte Postkarten aus Familienbesitz, die möchte ich gerne lesen können“, nannte ein Kursteilnehmer als seine Motivation, sich mit der alten Schnörkelschrift zu befassen. Die meisten Kursteilnehmer haben daheim selbst noch solche Schriftstücke, die sie alleine bisher nicht ohne fremde Hilfe lesen konnten. Andere Teilnehmer erklärten, dass sie künftig für das Tagebucharchiv in Emmendingen Tagebücher lesen wollen, von denen viele in Sütterlin angelegt wurden. Auch für die Mitarbeit in einem Geschichtsverein, in dem auch alte Briefe, Urkunden und Schriften auf den Tisch kommen, liefert der Kurs wichtiges Rüstzeug..
14.2.2013

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