Stunde der Gartenvoegel – Nabu

In den nächsten Tagen ist Vogelzählen in den Gärten angesagt: Von Donnerstag, 9.5.2013 bis Sonntag, 12. Mai 2013 lädt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) zur „Stunde der Gartenvögel“ ein. BZ-Mitarbeiter Andreas Braun befragte den Geschäftsführer des Nabu-Bezirksverbands Südbaden, Felix Bergmann, zu dieser Aktion.

Die Stunde der Gartenvögel gibt es nun schon seit acht Jahren. Welche Erkenntnisse hat man in dieser Zeit gewonnen?
Bergmann: Für wissenschaftlich fundierte Aussagen ist es noch zu früh. Gleichwohl stellen wir bei manchen Arten einen ständigen Rückgang fest, etwa bei der Mehlschwalbe. Der Grund dafür liegt höchstwahrscheinlich am geringer werdenden Brutplatzangebot an Gebäuden. Bei der Amsel ist die Bestandsentwicklung ebenfalls negativ, wofür vermutlich das von einem Virus ausgelöste Amselsterben verantwortlich ist. Es gibt aber auch einige wenige Arten, bei denen ein deutlicher Anstieg im Siedlungsraum zu verzeichnen ist – etwa die Ringeltaube und der Eichelhäher.
Warum sind diese beiden Arten in Städten und Dörfern im Kommen?
Bergmann: Darüber kann man im Moment nur spekulieren. Wahrscheinlich hat sich das Nistplatz- oder das Nahrungsangebot, vielleicht auch beides, dort für sie verbessert. Wir sind gespannt, ob sich dieser Trend fortsetzen wird. Auch aus diesem Grund sind die bei der Stunde der Gartenvögel erhobenen Daten so wichtig.
Durch die Kälte im März gab es unlängst ja einen regelrechten Zugstau: Hausrotschwänze, Buchfinken und andere Arten haben auf dem Weg zurück in ihre Brutgebiete längeren Zwischenhalt hier eingelegt und waren teilweise in großer Anzahl zu sehen. Sind deshalb jetzt mehr Vögel bei uns als sonst?
Bergmann: Das ist nicht zu erwarten, weil die genannten Arten durch das schlechte Wetter lediglich für kurze Zeit aufgehalten wurden, ihre Reise inzwischen also fortgesetzt haben. Grund für die Unterbrechung war wohl vor allem eine Nahrungsknappheit, da die Vögel zum Weiterflug Energie benötigen: Gerade insektenfressende Arten wie der Zilpzalp oder auch Schwalben finden bei kaltem Wetter nämlich nicht genügend Nahrung, um ausreichend Energie für den Weiterflug zu tanken.

Felix Bergmann mit einem Steinkauz. Bild: Andreas Braun

Apropos Nahrungsknappheit: Ist Füttern um diese Jahreszeit noch sinnvoll?
Bergmann: Nach Auffassung des Nabu eher nicht. Wichtig ist jetzt vor allem, dass es genügend Brutplätze gibt, die oft knapp sind. Mit der Schaffung eines naturnahen Gartens, der vielfältige Möglichkeiten bietet, lässt sich unseren Vögeln daher deutlich mehr helfen als durch weiteres Füttern.
Der Nabu benennt regelmäßig einen Vogel des Jahres. Geben die Ergebnisse der Zählaktion auch Aufschluss darüber, ob Hilfsmaßnahmen für diese und andere gefährdeten Arten Erfolg gebracht haben?
Bergmann: Der Gartenrotschwanz zum Beispiel war 2011 Vogel des Jahres, dennoch sind seine Bestände in Baden-Württemberg weiter rückläufig. Damit sie sich erholen können, müssen Streuobstwiesen als der wichtigste Lebensraum dieser Art besser gesetzlich geschützt werden.
8.5.2013, Andreas Braun

Vom 10. bis 12. Mai findet dieses Jahr wieder die bundesweite Aktion des Naturschutzbundes „Stunde der Gartenvögel“ statt. In ganz Deutschland beobachten und dokumentieren Naturfreunde an diesem Wochenende heimische Gartenvögel. Vom Vogelkenner bis zum Vogelneuling kann jeder mitmachen. Man muss einfach nur eine Stunde lang die vorbei fliegenden Vögel zählen und notieren. Weitere Informationen unter https://www.nabu.de

 

 

 Vogelzählung Ergebnisse: Haussperling vor Amsel vor Kohlmeise

Vor einem Monat hat die vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) organisierte Zählaktion „Stunde der Gartenvögel“ stattgefunden. Dabei wurden in Freiburg und dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald insgesamt 5163 Vögel aus 76 Arten gemeldet, etwa gleich viele waren es 2012. Das Rennen machte wie schon im Vorjahr der Haussperling. Die Silbermedaille geht an die Amsel, deren Bestände sich nach einem krankheitsbedingten Einbruch wieder stabilisiert haben. Verlierer sind viele Zugvögel, die unter Nahrungsknappheit litten.

Trotz des schlechten Wetters an den Aktionstagen wurden sowohl die Anzahl der gesichteten Vögel als auch die Teilnehmerzahl vom Vorjahr übertroffen: Deutschlandweit haben rund 46 000 Naturfreunde insgesamt 1,1 Millionen Vögel gemeldet. Besonders stark – um rund 22 Prozent – stieg die Beteiligung in Baden-Württemberg, wo mehr als 4600 Menschen zirka 105 000 Vögel beobachtet haben.
Auf dem Siegertreppchen landeten – sowohl beim landesweiten Ergebnis als auch in Freiburg und dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald – Haussperling, Amsel und Kohlmeise. Eine besondere Aussagekraft hat dabei das gute Abschneiden der Amsel, von der in vielen Gärten mehr Exemplare als vor einem Jahr gezählt wurden und die sich in Freiburg um einen Platz verbessern konnte: 2011 und 2012 waren in Südwestdeutschland nämlich hunderttausende Exemplare einem aus Afrika eingeschleppten Virus zum Opfer gefallen, vor allem am nördlichen Oberrhein. „Die neuen Zahlen zeigen nun, dass sich die Amselbestände glücklicherweise wieder gefestigt haben“, sagt Nabu-Vogelexperte Stefan Bosch.
Einige Vogelarten litten unter dem kalten Frühling: Besser als in den Vorjahren schnitten mehrere Finkenarten ab: Der Buchfink zum Beispiel kletterte in der Region gleich um drei Ränge nach oben und taucht landesweit erstmals in den „Top Ten“ auf Platz neun auf. Aber auch der Grünfink legte deutlich zu – und das, obwohl diese Art immer wieder an einer Infektionskrankheit verendet, die an verunreinigten Futterstellen übertragen wird. Woran dieser auffällige Finkenzuwachs liegt, ist letztlich unklar: „Vielleicht sind wegen der langen Kälte mehr Buchfinken als sonst im Siedlungsraum geblieben“, nennt Felix Bergmann vom Nabu-Bezirksverband Südbaden eine Erklärungsmöglichkeit. Außerdem sei im vergangenen Winter vermutlich länger gefüttert worden als sonst, wovon Körnerfresser – zu ihnen zählen die Finken – profitiert haben dürften.
Auf den hinteren Plätzen gibt es ebenfalls Gewinner – etwa den Eichelhäher, der sich abermals verbessern konnte. Aktuell belegt diese vorwiegend in Wäldern lebende Art in Freiburg den 21., im Landkreis sogar den 15. Rang. „Wir stellen schon seit einiger Zeit fest, dass dieser bunt gezeichnete Vogel immer häufiger in Städten und Dörfern auftaucht“, erläutert Biologe Bergmann. Dies gelte auch für die Ringeltaube, die allerdings noch einige Plätze hinter dem Eichelhäher liegt. „Offensichtlich kommen beide Arten mit dem menschlichen Umfeld gut zurecht“, meint Bergmann.
Landesweit rückläufig sind die Zahlen bei insektenfressenden Zugvogelarten wie etwa dem Hausrotschwanz, der im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald um zwei, im Stadtkreis Freiburg sogar um vier Plätze (von sieben auf elf) zurückfiel: „Wegen des kalten Frühlings haben sie zu wenig Nahrung gefunden“, erläutert Stefan Bosch. In der Breisgau-Metropole wurden außerdem deutlich weniger Mauersegler als vor einem Jahr gesichtet: Mit 168 Exemplaren (Vorjahr: 270) fiel diese 2012 in Freiburg noch auf Platz zwei liegende Vogelart dort auf den vierten Rang zurück. Ein Grund dafür könnte sein, dass Mauersegler sogenannte Schlechtwetterfluchten machen, sich bei Kälte und Regen also vorübergehend nach Süden zurückziehen.
Eine weitere Besonderheit des Mauerseglers ist, dass er an Gebäuden brütet – ebenso wie die Mehlschwalbe, deren Bestände sich landesweit gleichfalls minimiert haben. Da sie geschützt ist, dürfen ihre Nester nicht zerstört werden. „Gegen den herunterrieselnden Kot hilft das Anbringen eines Bretts, am besten rund einen halben Meter unter den Nestern“, empfiehlt Felix Bergmann.
Folgende Arten belegten im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und der Stadt Freiburg die ersten zehn Plätze: 1. Haussperling (1054), 2. Amsel (532), 3. Kohlmeise (427), 4. Rabenkrähe (254), 5. Blaumeise (253), 6. Mehlschwalbe (251), 7. Mauersegler (245), 8. Star (232), 9. Elster (217), 10. Buchfink (207). Dazu kommen 66 weitere Vogelarten mit 1491 Exemplaren.  
13.6.2013, Andreas Braun

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