„Es wundert mich nicht, dass viele Menschen an Burnout erkranken, wenn man sich anschaut, wie wir heute leben. Immer hängen wir an den Smartphones, haben sie überall dabei. Wir sind über die Smartphones nie mehr unerreichbar, nie mehr außer Dienst. Wir stehen per Mail quasi minütlich in Kontakt zu unserer Arbeit, zu unserer Familie. Diese Dauerbelastung führt zu chronischem Stress, der den Menschen und sein Gehirn verändert.“ So der deutsche Medizin-Nobelpreisträger und Gehirnforcher Thomas Südhof. Was tun? Anstelle von teuren Verhaltenstherapien und Stressbewältigungskursen ganz einfach auf unseren gesunden Menschenverstand hören, der sagt, „dass wir uns Pausen, Auszeiten gönnen müssen.“ Das kann Sport sein, Yoga, ein gutes Buch, wandern, Musik. „Konzentriere ich mich auf den Ball oder die Noten, kann ich meine Aufmerksamkeit nicht auf etwas anderes lenken. Das ist eine Art erzwungene Meditation. Ich kopple mich vom Tagesgeschehen ab, komme aus dem krank machenden kommunikativen Kontet heraus.“ Südhof selbst hat keinen Fernseher und schaltet das Smartphone zwischen 20 Uhr und 9 Uhr ab.
Gerade für Kinder ist das dauernde Online-Sein übers Handy – neben mangelnder Bewegung und falscher Ernährung – ein Problem, dessen Auswirkungen leider total unterschätzt werden. Bereits 20% der Jugendlichen sollen internetsüchtig sein.
Thomas Südhof: Dauerstress schädigt das Gehirn, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 4.10.2015, S. 25