Stolberger Zink in FR-Kappel – groesste Altlast in BW wird nicht entsorgt

Es geht, wie Anwohnern und Interessenten einer öffentlichen Anhörung mitgeteilt wurde, um die „Weiterentwicklung“ und „qualitative Lebensverbesserung“ des Ortsteils Kappel. Um eine im Grunde genommen begrüßenswerte Maßnahme also. Bis zu 150 Wohneinheiten sollen im Ortsteil Neuhäuser gebaut werden, die Stadt Freiburg hat entsprechenden Bedarf, ein Investor ist gefunden – und in Kappel gibt es genügend Baugrund. Also los, ist man geneigt zu sagen. Doch um was für einen Baugrund handelt es sich? Es ist, unwidersprochen von den planenden Behörden, die größte Altlast, die im Land Baden-Württemberg derzeit noch anzutreffen ist! Der frühere Bergbau hat Cadmium, Blei, Zink und andere Schwermetalle in den Boden geschwemmt, dieser ist, samt Grundwasser, belastet. Und um bauen zu können, muss dieses Areal nun saniert werden. Vorgesehen ist nicht, wie man als Laie vielleicht annehmen könnte, das Abtragen der kontaminierten Flächen und das Verbringen auf dafür geeignete Deponien. Nein, das belastete Erdreich soll einfach auf Lkw geladen und ein paar hundert Meter Hang aufwärts – auf dort ebenfalls schon belasteten Boden – aufgeschüttet werden. Ein Gebiet, das unmittelbar an ein Wohngebiet grenzt. Dazu muss ein Wald gerodet werden. Alles frei nach dem Motto: Wo schon Schadstoffe sind, können noch mehr dazu. Die Rahmenbedingungen, so wird versichert, seien gesetzlich abgedeckt. Alles in Ordnung also! Die Anwohner und Bürger aus der Umgebung finden das aber nicht. Und zwar aus ethisch-moralischen, politischen Gründen. Wie kann so etwas in einer Stadt möglich sein, die sich großspurig „Green City“ nennt, die von den Grünen mitregiert wird und deren (grüner!) Oberbürgermeister sich auf dem G -20-Umweltgipfel in Rio umgesehen hat? Die ebenfalls grüne Gerda Stuchlik, in der Stadt als Bürgermeisterin für Umweltschutz zuständig, hat denn in Kappel den Schleier (unfreiwillig?) etwas gelüftet. Man mache das aus Kostengründen so. Will heißen: Wirtschaftlichkeit reagiert, der von den Grünen propagierte Umweltschutz verkommt zu einem irrelevanten, gleichwohl populären Feigenblatt. Nur: Bürgernähe hat man sich anders vorgestellt. Die anderen Parteien werden sich die Hände reiben – endlich sind die Grünen bei ihnen angekommen. Weiterhin gutes Gelingen, kann man da nur sagen. Und ab mit dem Dreck aufs Haupt der dort lebenden Menschen.
Marita Schocker, Kirchzarten , 10.7.2012

Dieser Beitrag wurde unter Architekt, Umwelt abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar