Stadttunnel – statt Ausleitung beide Fahrtrichtungen in andere Roehre

Der „Kunstgriff“ mit der Autobahn brachte endlich den langersehnten Durchbruch für einen Vollanschluss beim Stadttunnel – und verbessert wohl auch die Chancen auf einen Baubeginn noch in diesem Jahr­­zehnt erheblich. Dieser Erfolg kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Gleichwohl weist die jetzige Konzeption einen veritablen Schönheitsfehler auf, den man möglichst rasch beheben sollte. Die Anwohner von Kappler- und Hansjakobstraße können heute schon ein Lied davon singen: Wenn nämlich eine der Röhr­en von Kappler- oder Schützenalleetunnel (z. B. in­folge von Wartungsarbeiten oder eines schweren Unfalls) ge­sperrt wer­den muss, ergießt sich der komplette Verkehr einer Fahrt­rich­tung – einschließlich der steigenden Flut schwerer Last­wagen – auf die verbliebene oberirdische Um­lei­tungsstrecke. Plan­bare wartungsbedingte Sperrungen be­schrän­ken sich bis­her im Wesentlichen zwar auf die Nacht­stun­den – für die an der Strecke lebenden Menschen dennoch mehr als ein Är­ger­nis, zumal es bisher nicht ein­mal gelungen ist, dort – analog zur innerstädtischen B31 – ein nächtliches 30 km/h-Tempo­limit durchzusetzen. Diesen „Geburtsfehler“ der neuen B31-Ost gilt es beim Stadt­tunnel zu vermeiden. In der Schweiz lässt sich an ver­schie­denen Autobahntunnels studieren, wie so was geht: Wenn dort eine von zwei Tunnelröhren gesperrt werden muss, fließt der Gesamtverkehr in beiden Fahrtrichtungen durch die an­dere Röhre – jeweils einspurig (versteht sich). Der komplette Auto­bahnverkehr bleibt also auf der Auto­bahn – und wird ins­ge­samt wesentlich flüssiger abgewickelt, als wenn eine Fahrt­rich­tung „über die Dörfer“ umgeleitet wird. Gleiches gilt selbstverständlich – und erst recht – auch für den Freiburger Stadt­tunnel, denn Leidtragende wären hier ja nicht ein paar „Dör­fer“, sondern viele tausend Men­schen entlang der ge­sam­ten oberirdischen Strecke zwischen Kronenbrücke und Maria-Hilf – bzw. wie heute schon bis zum Kappler Knoten. Dabei wird ja genau für diesen Teil des Straßennetzes – nach Bau des Stadttunnels – ein drastischer Rückbau an­ge­kün­digt und erwartet. Vor allem die heute zur Verkehrswüste ver­komm­enen innerstädtischen Dreisamufer sollen zu einem Stadt­raum mit hoher Aufenthaltsqualität um­ge­stal­tet werden. Damit dies bestmöglich gelingt – damit also Stadt­tunnel und Voll­anschluss ihre volle Wirkung entfalten können, muss jetzt alles versucht werden, die „schweizer Lö­sung“ als Grundlage für die Stadttunnelplanung durch­zu­setzen. Die Umstellung von Halb- auf Vollanschluss macht ohnehin eine weitgehend neue Planung erforderlich. Und natürlich wäre diese Kon­zep­tion dann für den ganzen Tunnel – also bis zum Kappler Kno­ten – anzuwenden, sodass auch der Stadtteil Littenweiler da­von profitiert. Ein vermutetes Hindernis auf dem Weg zu der beschriebenen Lösung scheint indes bereits ausgeräumt: Die ver­meint­liche schweizer „Spezialität“ ist gar keine; nach Aus­kunft des Gar­ten- und Tiefbauamtes im Verkehrsausschuss gibt es bereits min­destens einen Präzedenzfall in Deutsch­lands Norden. Die zu­gesagte Prüfung des GRÜNEN-Vor­schlags beginnt also mit einer guten Nachricht! 
12.8.2012, Helmut Thoma, Stadtrat Die Grünen

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