St-Maergen Pferde Sport Kneipe

Bürgermeister Kreutz: St. Märgen ist nach wie vor eine kleine und liebliche Schwarzwaldgemeinde, die sich über Gäste, seien es Tages- oder Übernachtungsgäste freut. St. Märgen hat ein besonderes Flair, das Ulrich Nocke in seinem Buch „Zehn Begegnungen“ beschreibt. Da kommen bekannte Künstler und Philosophen wie Edmund Husserl zu Wort, die St. Märgen ganz bewusst immer wieder besucht haben, um sich für ihre Arbeit inspirieren zu lassen. Genau dieses Flair suchen unsere Gäste. Sie kommen, um die Ruhe und Natur zu genießen, um aufzutanken.

Dreisamtäler: St. Märgen ist ja auch durchaus lebenswert. Im Vergleich zu anderen Schwarzwaldgemeinden existiert hier eine recht gute Infrastruktur mit Arztpraxis und Apotheke, Lebensmittelmarkt, Bäckereien und Metzgereien. Einen Leerstand allerdings gab es längere Zeit in den Räumen des ehemaligen Drogeriemarktes Schlecker.
Kreutz: Inzwischen wird erfreulicherweise wieder ein Teil des Gebäudes genutzt. Die Freiburger Steuerberater-Sozietät Fischer, Kilp und Löffler eröffnete in St. Märgen eine Filiale. Es sind jedoch noch Räume vakant. Dort könnte ich mir sehr gut eine Physiotherapie-Praxis vorstellen. Von der Einwohnerzahl und den Hotelkapazitäten her müsste solch eine Praxis auch wirtschaftlich sein. Ich bin auch froh, dass der Landmarkt gut läuft. Das bedeutet, dass die heimische Bevölkerung das Angebot annimmt und den Markt durch ihr Einkaufsverhalten unterstützt.

Dreisamtäler: Es gibt Schwarzwaldgemeinden, die nicht mal mehr eine Dorfkneipe haben. Wie sieht das in St. Märgen aus?
Kreutz: Wir haben rund zehn Betriebe, die alle qualitativ sehr gut sind. Sie sind wichtig für unsere Bevölkerung und natürlich auch für den Tourismus! Es gab zwei Eigentümerwechsel in den letzten Monaten. Das Hotel Hirschen wurde aus Altersgründen veräußert und zwar an Familie Lausterer, die sich in St. Blasien schon einen Namen gemacht hat, und das Gasthaus Thurner geht an die Thurnerwirtshaus GmbH über. Ich bin froh, dass beide Betriebe nahtlos weitergeführt werden und es zu keinen Leerständen kam. Beide starten mit neuen, positiven Konzepten. „DER HIRSCHEN“ setzt sich zum Ziel, urbanen Lifestyle mit dem entschleunigten ländlichen Leben zu verbinden und seine Gäste mit Produkten aus der Region zu verwöhnen. Die Thurnerwirtshaus GmbH dagegen kooperiert mit Time Out in Breitnau. Die Unternehmens-Philosophie hat zum Ziel, Abeitsmöglichkeiten für Jugendliche zu schaffen, die mit dem regulären Schul- und Ausbildungssystem Schwierigkeiten haben. Diese Pluralität der verschiedenen Geschäftsphilosophien finde ich interessant und bereichernd.

Dreisamtäler: Zur Infrastruktur gehören auch Schule und Kindergarten.
Kreutz: Letztes Jahr haben wir das Konzept der offenen Ganztagesschule mit drei ganzen Tagen eingeführt, das von etwa einem Drittel der Schüler angenommen wird. Das läuft so ab, dass die Schüler an zwei Tagen mit dem Abo-Essen zweier gastronomischer Betriebe versorgt werden und ein Tag „Vesper-Tag“ ist. Darüber hinaus werden die Kindergarten-Öffnungszeiten den Schulöffnungszeiten angepasst. Das ist schlüssig und erleichtert Familien mit Schul- und Kindergartenkinder sicherlich die Organisation. Mit den früheren Öffnungszeiten war eine Halbtagesbeschäftigung beispielsweise in Freiburg nicht möglich.

Dreisamtäler: Das heißt, die Strukturen ändern sich auch im ländlichen Raum. Ist St. Märgen denn attraktiv für Familien mit Kindern?
Kreutz: Auf jeden Fall. Da spielt unsere intakte Infrastruktur eine wichtige Rolle und auch die relativ gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Wir sind aber auch gerade dabei, ein neues Baugebiet zu erschließen: Hirschenhof 2. Nach der Sommerpause werden wir in die Offenlage gehen. Geplant ist ein Baugebiet am nordöstlichen Ortsrand von St. Märgen mit etwa fünfundzwanzig Wohneinheiten in sehr schöner Lage mit Blick auf den Feldberg.

Dreisamtäler: Ist es ein Baugebiet nur für St. Märgener Bürger?

Kreutz: Wir sehen uns als Eigenentwickler, aber nicht ausschließlich. In den Vergaberichtlinien ist ein Sozialmodus vorgesehen. Pro Kind wird es beim Kaufpreis für den Bauplatz einen Nachlass geben. Familien mit Kindern werden also bevorzugt.

Dreisamtäler: Der Plan der Stadt Freiburg, die B 31 als Umweltzone zu klassifizieren sorgt bei einigen Schwarzwaldgemeinden für Wirbel.
Kreutz: Wir haben natürlich Verständnis, wenn die B 31 durch einen Unfall zeitweilig gesperrt werden muss. Da bleibt gar keine andere Möglichkeit, als den Verkehr über den Spirzen oder St. Märgen zu leiten. Das trifft auch für Straßenbaumaßnahmen zu, die eine Sperrung der B 31 nötig machen. Die Pläne der Stadt Freiburg, die Umweltzone auf die B 31 auszuweiten beruhigt uns jedoch. Sollte sie kommen, dann würde der Verkehr mit sämtlichen Emissionen – Lärm und Abgasen – auf die Landstraßen und den ländlichen Raum verteilt. Damit wird keine Einsparung von CO2, sondern nur eine Umverteilung des Verkehrs erreicht. Betroffen sind touristisch ausgerichtete Gemeinden wir Glottertal, St. Peter und eben auch St. Märgen.
Problematisch in St. Märgen ist die Kreuzungssituation im Ortskern, die zu einer erhöhten Lärmbelastung durch ständiges abbremsen und anfahren und zu Stausituationen führt. Zu befürchten ist eine massive Zunahme des Schwerlastverkehrs, der die Umweltnormen nicht einhalten kann. Unsere Straßen sind für diese Art des Verkehrs nicht ausgelegt, weder vom Unterbau noch vom Ausbaustandard und der Straßenführung her. Die Straßenschäden werden zunehmen und Gefahrensituationen sind vorhersehbar. Lkw-Begegnungsverkehr im Winter auf den durch hohe Schneeborde eingeengte Straßen will ich mir gar nicht ausmalen. Wir würden uns natürlich den Stadttunnel in Verbindung mit dem Falkensteigtunnel wünschen, das sehen wir als die richtige Lösung an. Umland und Stadtkreis müssen hier gemeinsam an einem Strang ziehen.

Dreisamtäler: Das Pferd spielt in St. Märgen eine wichtige Rolle, da gab es kürzlich auch eine Auszeichnung für den Ort.
Kreutz: Wir sind 2014 als pferdefreundliche Gemeinde in Baden-Württemberg ausgezeichnet worden und in diesem Jahr waren wir beim Bundesentscheid in Balve im Sauerland erfolgreich. Ausgezeichnet wurden fünf Gemeinden und drei Regionen und wir dürfen uns jetzt mit dem Titel „Bundessieger“ schmücken. Darüber freuen wir uns natürlich sehr! Das ist eine tolle Belohnung für die pferdehaltenden Betriebe und für all diejenigen, die mit dem Pferd hier arbeiten und oftmals ihre Freizeit dafür opfern. All denen gebührt der Preis! Die Gemeinde versucht die Infrastruktur dafür möglichst gut zu gestalten, so haben wir die Pferdezuchtgenossenschaft unterstützt, die bei der Servicestation Marbach vier weitere Boxen gebaut hat. Es geht dabei um den Erhalt der Schwarzwälder Kaltblutpferde, auch St. Märgener Fuchs genannt, mit der typischen weißen Mähne und dem dunklen Fell.

Dreisamtäler: Wie sieht denn die finanzielle Situation St. Märgens aus?
Kreutz: Wir sind natürlich eng aufgestellt und versuchen uns bescheiden, aber zielgerichtet weiter zu entwickeln. Große Sprünge können wir nicht machen. Mit kleinen Aktionen, mit den Vereinen und ehrenamtlich engagierten Bürgern lässt sich aber doch einiges umsetzten.

Dreisamtäler: Sie sind nicht damit konfrontiert, viel Geld für Brandschutzmaßnahmen ausgeben zu müssen?
Kreutz: Was den Brandschutz in Hallen und Schule angeht, da sind wir auf dem Laufenden. Es ist wichtig an regelmäßigen Sanierungsarbeiten dran zu bleiben und es ist natürlich eine Herausforderung angesichts der vorhandenen finanziellen Möglichkeiten, die Infrastruktur wie Straßen in einem ordentlichen Zustand zu halten.

Dreisamtäler: Und sie haben keine kostenintensiven Einrichtungen wie Frei- oder Hallenbad.
Kreutz: Wir haben ein tolles Naturschwimmbad, das auch in diesem Jahr wieder offen ist. Aber ganz ohne Kosten geht das auch nicht. Von der unteren Wasserrechtsbehörde wird eine Standfestigkeitsprüfung des Dammes gefordert. Außerdem suchen wir händeringend einen Bademeister oder eine Bademeisterin. Die letzten Jahre übernahm das eine Sportstudentin, die in den Semesterferien damit etwas Geld verdienen konnte. Wer Lust auf diese Arbeit hat, kann sich gerne bei uns im Rathaus melden!

Dreisamtäler: Herr Kreutz, noch ein Schlusswort?
Kreutz: Wir sind stolz auf unsere beiden Olympioniken Fabian Riesle und Adelheid Morath. Wir freuen uns über ihren Erfolg und dass sie Bürger St. Märgens sind und sich mit ihrem Heimatort identifizieren. Sie trotz ihres Erfolgs bodenständige Sportler geblieben und in St. Märgen präsent und verwurzelt.

Der Dreisamtäler im Gespräch mit dem Bürgermeister St. Märgens, Manfred Kreutz
3.7.2015, Dagmar Engesser, www.dreisamtaeler.de

 

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