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Hochschwarzwald: Blick von St.Peter übers Ibental zum Feldberg im Januar 2022

 

  • Paralympics-Gold für Linn Kazmaier und Anna-Lena Forster (13.2.2022)
  • Ganz St. Peter freut sich mit Leonie Walter über Gold (10.3.2022)
  • IPC Weltcup 2010 am Notschrei >IPC-Weltcup2010

 

 

Paralympics-Gold für Linn Kazmaier und Anna-Lena Forster
Grandioser Schlussspurt bei den Paralympics in Peking: Die beiden Freiburgerinnen Linn Kazmaier und Anna-Lena Forster gewinnen Gold im Skilanglauf und im Slalom. Auch am Sonntag gibt’s noch Medaillenchancen.
Am vorletzten Tag des Weltfests für Sportlerinnen und Sportler mit körperlicher Behinderung in China erzielten die Starterinnen aus Südbaden die größten Erfolge. Die 15-jährige Linn Kazmaier vom Freiburger Sportinternat gewann zusammen mit ihrem Vorausläufer Florian Baumann Gold im Skilanglauf. Die alpine Skirennfahrerin Anna-Lena Forster aus Freiburg siegte überlegen mit dem Monoski in ihrer Lieblingsdisziplin Slalom.

Paralympics-Siegerin Leonie Walter vom SC St. Peter darf zusammen mit ihrem Guide Pirmin Strecker vom SV Kirchzarten am Sonntag bei der Abschlussfeier in Peking die Fahne tragen. Auch am Sonntag gibt’s noch Medaillenchancen. Aber schon jetzt steht fest, dass die Starterinnen und Starter aus Südbaden die Paralympics aus deutscher Sicht so souverän dominiert haben wie nie zuvor.
Goldene Krönung für Linn Kazmaier: Nach dreimal Silber und einmal Bronze hat die 15-jährige Freiburgerin bei den Paralympics den Sieg über die Mittelstrecke im Langlauf geholt. Am Samstag hatte der Teenager von der Skizunft Römerstein mit Guide Florian Baumann 39,5 Sekunden Vorsprung auf die Chinesin Yue Wang und hüpfte beim Zieleinlauf mit beiden Skiern in die Luft. Kazmaier ist die zweitjüngste Athletin der gesamten Spiele in Peking. Sie hat eine Sehbehinderung. Im Skilanglauf sagt ihr Florian Baumann die Richtung an. Der 21-Jährige von der Skizunft Uhingen studiert in Freiburg Sport und Politik auf Lehramt.
„Es fühlt sich total krass an. Und ziemlich unwirklich auch“, sagte Kazmaier der Deutschen Presse-Agentur. Dass die fünfte Medaille sogar die goldene war, sei „unglaublich. Das freut mich riesig. Aber ich bin so jung, ich habe noch so viel Zeit. Es wäre kein Beinbruch, wenn ich kein Gold geholt hätte.“ Zudem dachte die 15-Jährige an ihre Eltern, mit denen sie via ARD-Schalte schon kurz nach dem Sieg sprach: „Das wird eine ganz harte Nacht für sie. Sie mussten um vier Uhr aufstehen, um das Rennen zu sehen. Und nun wird sicher noch lange gefeiert.“

Platz fünf für die Freiburgerin Recktenwald
Ihre drei Jahre ältere Zimmergenossin Leonie Walter aus St. Peter, die in China Gold über die Biathlon-Mittelstrecke und dreimal Bronze gewonnen hatte, war am Samstag nicht am Start. Die dritte Deutsche, Johanna Recktenwald, belegte Rang fünf. Auch die 20-jährige Recktenwald lebt in Freiburg und wird im Skilanglauf gelotst von Valentin Haag aus Kirchzarten.
Auch wenn Recktenwald im Gegensatz zu ihren beiden noch jüngeren Kolleginnen zweimal als Vierte und dreimal als Fünfte knapp Medaillen verpasste, war sie zufrieden. „Es war ein krasses Erlebnis, coole Spiele. Es waren die ersten, da kommen ja hoffentlich noch viele“, sagte die gebürtige Saarländerin, die erst vor sechs Jahren erstmals auf Langlauf-Skiern stand. „Ich habe ab und zu schon gehofft, vielleicht geht da was“, sagte sie über ihre Medaillen-Hoffnungen: „Aber nach so kurzer Zeit, die ich den Sport mache, bin ich sehr zufrieden.“
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Anna-Lena Forster hat eindrucksvoll die zweite Goldmedaille bei den Paralympics gewonnen. Die 26 Jahre alte Monoskifahrerin aus Freiburg kam am Samstag im Slalom in der sitzenden Klasse vor Wenjing Zhang und Liu Sitong aus China ins Ziel und schrie danach ihre Freude deutlich hörbar heraus. „Ich bin einfach nur super happy“, sagte sie. Forster holte zuvor bei den Paralympics im Reich der Mitte Gold in der Super-Kombination und zweimal Silber in der Abfahrt und im Super-G. Im Riesenslalom wurde sie Vierte.
Bereits nach dem ersten Durchgang führte die Athletin souverän die Konkurrenz an. Auch im zweiten Lauf dominierte sie und jubelte bei einem Vorsprung von 2,32 Sekunden verdient über ihren insgesamt vierten Paralympicssieg. „Jetzt will ich erstmal runterkommen und entspannen“, erklärte Forster der Deutschen Presse-Agentur in China. In vier Jahren in Italien soll es weitere Medaillen geben. „Es gibt noch Steigerungsmöglichkeiten“, merkte sie an.

Forster nutzt im Alltag einen Rollstuhl zur Fortbewegung. Ihr fehlen von Geburt an das rechte Bein und ein Teil des linken Unterschenkels. Auf Schnee saust sie in einer eigens für sie konstruierten Sitzschale zu Tal. An dieser Schale ist ein Ski, ein sogenannter Monoski, befestigt. Mit den Skistöcken lenkt Forster und wahrt das Gleichgewicht.
Die 18 Jahre alte Paralympicssiegerin Leonie Walter und ihr Guide Pirmin Strecker vom SV Kirchzarten werden bei der Schlussfeier der Winter-Paralympics von Peking am Sonntag (20 Uhr Ortszeit/13 Uhr MEZ, ARD) die deutsche Fahne tragen. Das gab der Deutsche Behindertensportverband (DBS) am Samstag bekannt.

Die sehbehinderte Walter aus St. Peter im Schwarzwald hatte bei ihrem Paralympics-Debüt in Peking im Langlauf und Biathlon insgesamt vier Medaillen gewonnen: Dreimal Bronze und Gold über die Biathlon-Mittelstrecke. Immer mit Strecker an ihrer Seite. Deshalb entschied sich der DBS auch für diese ungewöhnliche Besetzung

„Sie ist gerade mal 18 Jahre alt und glänzt hier mit solch herausragenden Leistungen“, sagte Deutschlands Chef de Mission Karl Quade: „Ihre Goldmedaille war das I-Tüpfelchen – und sie hat die Zukunft noch vor sich. Deswegen freue ich mich, dass Leonie am Sonntag unsere Fahne ins Stadion trägt.“ Walter selbst empfand die Ehre als „schön. Es haben hier schließlich auch andere tolle Leistungen gezeigt“.

Ihr auch erst ein Jahr älterer Guide Strecker wertete die Auswahl als „besondere Ehre“ und „unglaubliche Belohnung. Die Hauptaufgabe hat Leonie“, sagte der Schwarzwälder: „Ich muss sie nur führen. Das kriegen wir auch diesmal zusammen hin.“ Auch Walter ist sich sicher: „Es wird alles klappen.“
Der DBS wird am Abschlusstag der Paralympics in Peking mit zwei Langlauf-Staffeln an den Start gehen. Damit sind alle acht Athletinnen und Athleten wenige Stunden vor der Schlussfeier noch einmal im Einsatz. Die Meisten sind Südbadener. Fahnenträgerin Leonie Walter (St. Peter), Anja Wicker (Stuttgart), Marco Maier (Kirchzarten) und Nico Messinger (Freiburg) starten in der Mixed-Staffel. In der offenen Staffel gehen Martin Fleig (Gundelfingen), Alexander Ehler (Kirchzarten), Johanna Recktenwald (Freiburg) und Linn Kazmaier (Freiburg) an den Start.
In der Mixed-Staffel muss mindestens eine Frau dabei sein, zudem sind nach einem komplizierten Schlüssel Athleten mit tendenziell höherem Behinderungsgrad aktiv.
… Alles vom 12.3.2022 von Andreas Stepenick bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/paralympics-gold-fuer-linn-kazmaier-und-anna-lena-forster

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Ganz St. Peter freut sich mit Leonie Walter über Gold
Die 18-jährige Leonie Walter aus St. Peter hat sich bei den Paralympics in Peking im Biathlon die Goldmedaille geholt. Über den Erfolg freuen sich nicht nur die Eltern.
Es ist ja nicht so, dass St. Peter nichts zu bieten hätte. Der staatlich anerkannte Luftkurort bietet herrliche Ausblicke in den Naturpark Südschwarzwald. Dazu kommt das von Baumeister Peter Thumb gestaltete frühere Kloster mit Barockkirche, Rokoko-Bibliothek und Fürstensaal. Jetzt hat der Ort mit seinen 2500 Bewohnern eine weitere Attraktion zu bieten: eine leibhaftige Olympiasiegerin. Die 18-jährige Leonie Walter hat bei den Paralympics in Peking im Biathlon über zehn Kilometer die Goldmedaille gewonnen, zweimal Bronze im Biathlon-Sprint und im Langlauf über 15 Kilometer dazu.
Ganz klar, das muss gefeiert werden. Am Sonntag, 20. März, wird – schönes Wetter vorausgesetzt – im Klosterhof die Musik aufspielen. Und nicht nur das. Für Bürgermeister Rudolf Schuler steht bereits fest, dass der Ort auf den Beinen sein wird. Weil: „Eine Goldmedaille, das ist natürlich ein schönes Stück Werbung für die ganze Gemeinde.“ Die beiden vorangegangenen Bronze-Medaillen hat Schuler schon als „großartigen sportlichen Erfolg“ verbucht, dass dann noch Gold dazu kam, hat ihn total überrascht und „richtig happy“ gemacht. Der Bürgermeister dürfte also bereits an seiner Rede feilen.

In dieser werden mit Sicherheit der Skiclub St. Peter, die sportliche Heimat der Olympiasiegerin, als auch Renate und Franz Walter Beachtung finden. Letztere sind die Eltern von Leonie, die den vorläufigen sportlichen Höhepunkt ihrer Tochter auf ganz eigene Art erlebt haben. „Ich war am Morgen im Stall“, erzählt Vater Walter am Telefon, „als plötzlich die Tür aufspringt und meine Frau im Schlafanzug reinkommt und nur noch ’Gold, Gold, Gold’ schreit.“ Unfassbares war geschehen im fernen China, jetzt darf sich der Hof der Walters Heimat einer Olympiasiegerin nennen. Und in der Erinnerung ist bei ihm noch verhaftet, „dass irgendwann alle in der Familie vor Freude geheult haben“. Franz Walters Fazit des nicht alltäglichen Morgens: „Leonie ist halt ein cooles Ding.“

Die sportliche Abgeklärtheit der Tochter bringt es mit sich, dass jetzt der Postbote beim Anblick von Vater oder Mutter laut hupend aus dem Fahrzeug herauswinkt, der Seniorchef des örtlichen Supermarkts auf dem Hof seine Aufwartung macht, die Trachtenschneiderin und die ehemalige Grundschullehrerin per Telefonanruf gratulieren und sich überhaupt „ganz viele unserer Feriengäste bei uns melden“. Kurzum: Das Leben der Walters hat eine Volte geschlagen, zumindest kurzfristig ist es ein anderes geworden.
Vater Walter will ja „so eine Ahnung“ gehabt haben. Normalerweise, so sagt er, seien die russischen Para-Athleten in aller Regel im nordischen Skisport ganz vorne dabei. Jetzt aber, nach den kriegerischen Tollheiten des Präsidenten Putin in der Ukraine und dem daraus resultierenden Ausschluss russischer Athleten von den Wettkämpfen, seien ihm schon mal Gedanken an einen vermeintlich sportlichen Coup von Leonie durch den Kopf gegangen. Und er habe auch gewusst, dass – wenn man überhaupt davon sprechen kann – die Schwäche von Leonies ukrainischer Konkurrentin Oxana Schischkowa das Schießen ist. So kam es dann auch.

Schischkowa patzte am Schießstand, Leonie Walter blieb fehlerfrei und lief auch noch 3,4 Sekunden schneller als die Konkurrentin. Gold war ihr nicht mehr zu nehmen. Franz Walter wusste auch sofort, wem seine Tochter das alles zu verdanken hat: Albert Kürner, ihrem Trainer aus St. Peter. Das, so sagt er, „war die Hauptperson in ihrem Leben“.

Womit wir bei der Familie Kürner angekommen wären. Deren Name zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Ski-Clubs St. Peter. Vater von Albert Kürner war Benedikt Kürner, der einst die Geschicke des Clubs über rund 20 Jahre leitete. Heute steht dem Ski-Club Matthias Kristiansen-Kürner vor, dessen Vater Emil ebenfalls schon in vorrangiger Position im Verein tätig war. Kristiansen-Kürner hatte corona-bedingt viel Zeit, sich das Rennen von Leonie Walter live im Fernsehen anzuschauen. „Das war für mich ein starkes Stück, geradezu absurd“, sagt er rückblickend. „Wahnsinnig“ habe er sich über den Olympiasieg gefreut. Als „zielbewusst und sehr, sehr ehrgeizig“, schildert er die 18-Jährige aus seiner Sicht, und dazu „sehr fokussiert“. Leonie setze sich keine Grenzen und sei ein wahres Konditionstalent; „man kriegt sie in der Loipe nicht kaputt“. Und dann sagt er den vielsagenden Satz über das jetzt zusammen mit den Ehemaligen Franz Kürner (mehrfacher Deutscher Meister und zweimaliger Para-Olympics Teilnehmer in Albertville und Lillehammer) sowie Sepp Maier (neunfacher Deutscher Meister im Langlauf und Olympiateilnehmer in Squaw Valley) berühmteste sportliche Mitglied des Skiclubs: „Der Skilanglauf lässt sie ihre Behinderung vergessen.“

Man muss sich das vorstellen: Geboren mit einer Sehstärke von nur etwa fünf Prozent stellte sich Leonie Walter schon früh auf Alpinskier. „Da hat sie das Gefühl für die Latten entwickelt“, erinnert sich Vater Walter. Doch rasend schnell den Berg herunter schwingen, das war auf Dauer keine gute Idee und zudem viel zu gefährlich. So ist Leonie zum Gleiten in der Loipe und zu Albert Kürner gekommen. Dieser fungierte lange auch als ihr Vorläufer und Guide. Da Kürner dabei altersbedingt an die Grenzen gekommen ist, hat man in Pirmin Strecker einen idealen Nachfolger gefunden. Der Langläufer vom SV Kirchzarten begleitete Leonie Walter auch in Peking zu ihren Medaillen und durfte sich das Edelmetall ebenfalls umhängen. Er sei ein idealer Partner, heißt es aus Fachkreisen. In St. Peter ist Leonie Walter das Jahr über meistens nur noch zu Besuch. Sie lebt auf dem Gelände des Olympiastützpunktes Freiburg-Schwarzwald (OSP), wo sie nicht nur trainiert, sondern auch pädagogisch betreut wird. Ihre Topp-Leistungen in der Loipe haben sie dorthin gebracht. Über die Expertise von Bundestrainer Ralf Rombach ist Leonie Walter dort auch zum Biathlon gekommen. Der OSP hält dort eigene Schießübungsanlagen für Para-Sportler bereit. Geschossen wird aber nicht mit Munition. Sehbehinderte haben spezielle Laserwaffen und schießen nach Gehör. Mithilfe eines Infrarotsystems, das ihnen per Akustiksignal anzeigt, wie nahe sie dem Ziel sind. Je höher der Ton, je näher die Scheibenmitte.

Anerkennung vom Leiter des Olympiastützpunkts
Aus der Stimme von Thomas Redhaber, dem Leiter des Olympiastützpunkts, klingt viel Anerkennung über die Leistung von Leonie Walter und ihrer ebenfalls in Freiburg lebenden Kollegin Linn Kazmaier (zwei Silbermedaillen): „Leonie hat einen freien Kopf, sie genießt ihren Sport und dabei ist jetzt viel rausgekommen.“
Am kommenden Montag oder Dienstag wird Leonie Walter in Freiburg und St. Peter zurückerwartet. Aus Telefonaten ist ihr mittlerweile klar geworden, was sie erwartet. „Sie freut sich so“, sagt Vater Walter. Vermutlich wird bis dahin auch die örtliche Trachtenkapelle probehalber noch mal ordentlich in die Hörner blasen.
… Alles vom 10.3.2022 von Michael Dörfler bitte lesen auf
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