Kampf der zwei Mittelschichten

In “Der Kampf der zwei Mittelschichten” unterscheidet Joel Kotkin neben der klassischen Mittelschicht (Bürgertum, Bourgeoisie, Handwerker, Unternehmer, Kleingrundbesitzer, Privatwirtschaft) – er spricht von „Freisassen“ – eine zweite Mittelschicht (Angestellte von quasi-öffentlichen Institutionen, Universitäten, Medien, NGOs, Parteien, obere Bürokratie, Geistlichkeit, Wissenschaft) – er spricht von „Klerus“ -, deren Lebensunterhalt vom Staat bezahlt wird. Dies kann abhängig machen: Wes Brot ich eß‘, des Lied ich sing“. Der „Klerus“ gewinnt stetig an Bedeutung innerhalb der Mittelschicht. Einige Stichworte:
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– Der „Klerus“ ist eher links orientiert. Die Geistlichkeit der christlichen Kirchen schließen sich diesem Trend an.
– Mittelständler des „Klerus“ sind überwiegend Anywheres.
NGO’s gewinnen an Einfluß. Dabei sind die „Kleriker“ der sog. „Non-Goverment Organizations“ von der Regierung abhängig, da vom Staat bezahlt.
Parteienstaat: Im Gegensatz zur direkten fördert die repräsentative Demokratie die Macht von Parteien (Listen-Vorschlag von Kandidaten, Fraktionszwang, …)
Gelbwesten als „Freisassen“ in Frankreich: Protest gegen eine Erhöhung des Preises von Diesel, der in Paris vom „Klerus“ beschlossen wurde.
– Ein Unternehmer als „Freisasse“ trägt persönliche Verantwortung und Haftung, ein Angestellter des mittleren Managements als „Klerus“ nicht.
Energiepolitik: Es ist weltweit keine Energiesicherheit erreichbar nur mit erneuerbaren Energien (Sonne, Wasser, Wind, Biomasse, Wasserstoff, …) und ohne Atomkraft. Darauf verweisen „Freisassen“ und Wissenschaft immer und immer wieder.
Klimapolitik: Der „Klerus“ verfolgt eine gesinnungsethisch und damit ideologiegeprägte Politik, die strenger Wissenschaftlichkeit zuwiderläuft. Beispiel: Hockeyschläger-Diagramm, das seit 2018/19 falsifiziert ist.
– Der „Klerus“ hat ein gutes Verhältnis zur Oligarchie, die über 50% des Weltvermögens besitzt.
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„Keine Bourgeoisie, keine Demokratie“ – auf diese Kurzformel fasst Joel Kotkin zusammen: „Der Kampf zwischen den beiden Mittelschichten ist nicht nur eine Frage von Reichtum und Macht, sondern auch des Erhalts der sozialen Basis der Demokratie selbst. Ohne eine starke, unabhängige Mittelschicht, die außerhalb der Kontrolle großer Institutionen agiert, seien es nun Technikgiganten oder Regierungen, könnten wir einer technokratischen Zukunft entgegengehen, die einem „Feudalismus mit besserem Marketing“ ähnelt, wie ein Spaßvogel aus dem Silicon-Valley es ausdrückte.

Trotz Corona bestimmt der „Kampf gegen Rechts“ weiterhin einen Großteil der Politik. Verbirgt sich im „Kampf gegen Rechts“ nicht – um mit Joel Kotkin zu sprechen – ein Kampf gegen die „Freisassen“ der klassischen Mittelschicht, also ein Kampf gegen die bürgerlichen Freiheiten? Ein Angriff der linken Ideologie der „Klerus“-Mittelschicht gegen die an der freien Marktwirtschaft orientierten „Freisassen“-Mittelschicht? Das Paradoxe daran ist, daß Wohlstand und Einfluß des „Klerus“ erst durch Fleiß und Erfindergeist der „Freisassen“ möglich gemacht wurden.
„Keine Bourgeoisie, keine Demokratie“ gilt: Was passiert, wenn der “Kampf gegen Rechts” erfolgreich durchgeführt worden ist, d.h. wenn alle sog. Nazis umerzogen bzw. ich weiß nicht wo gelandet sind? Wenn also Liberalismus und freiheitlich-demokratische Grundordnung passé sind? Dann geht der „Klerus“-Mittelschicht das Geld der anderen „Freisassen“-Mittelschicht aus und es wird ernst.

Den lesenswerten Beitrag von Joel Kotkin finden Sie hier.
19.3.2020

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Joel Kotkin ist President Fellow für Urban Futures an der Chapman University und Executive Director des Center for Opportunity Urbanism. Sein letztes Buch „The Human City: Urbanism fort he Rest of us“ erschien 2017 im Agate Verlag.
Kotkin auf Twitter folgen: @joelkotkin

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